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                                                                                                          No 4

         Fernere nüzliche Notizen für Hς. André!

Aus der musicalischen Zeitung N. 18. für 1800. sehe ich unter dem Artikel:
Anecdote, pag. 316. daß in vorhergehenden Blättern die Ächtheit
eines Mozart beygelegten Violinconcerts bestritten worden ist. note Ich
weiß nicht, von welchem die Rede ist, und kann also gar nicht entscheiden.
Es kann von Mozart seyn, wenn auch hς. André es nicht hat. Aber
wenn es etwa 15 Jahre alt ist, wie pag. 316. steht, so muß es sich in
Mozarts thematischem Catalog note, der von 1784; im Anfang, anfängt,
angezeigt befinden. Also über das Datum wenigstens, über das
Alter läßt sich mit Gewißheit entscheiden, denn
     und diese Anmerkung ist für alle andern Fälle auch gut,
erwähnter Catalog ist seit seinem Anfang so vollständig von M.
geführt worden, daß er selbst die kleinen Sachen, die er auf Reisen
gemacht hat, darin sorgfältig angeführt hat, z. b. die kleine 
Gigue in Leipzig, 1789. glaube ich.
     Ich bin neugierig zu wissen, was das für
noch unbekannte Quartetten sind, die hς. Breitkopf
in seiner Anzeige vom Februar 1800. ankündigt. note Hς. André wird
aus dem Catalog wenigstens urtheilen können, ob sie nach 1784.
gemacht sind. Freilich können sie auch älter und doch ächt seyn.
Indeß ists allerdings unwahrscheinlich – aber kann doch wahr seyn – daß
er vor 1784. Quartetten gemacht hat, die das Tageslicht nicht gesehen haben,
und es doch verdienen. Denn verdienen sie es nicht, so sollte hς. Breitkopf
sie ja nicht herausgeben.
NB. NB. NB. NB. hς. André hat alle meine Verzeichnisse bekommen, und mir
dagegen ein ganz vollständiges thematisches Verzeichniß aller Werke Mozarts
versprochen. note Ich könnte dieses, je eher je lieber, brauchen. – Indessen wollte ich schon
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     froh seyn, wenn hς. André mir izt gleich entweder meine (gewesenen) the-
matischen Verzeichnisse alle oder auch eine bloße specielle Anzeige einer
jeden Composition mit der Tonart, welche er im Original
von mir bekommen hat, nach den Fächern eingerichtet, senden wollte, worin
auch alle großen Werke namentlich mit der Anzahl ihrer Acte und der
Bogenzahl angeführt wäre. Ich werde vielleicht darüber in einem sehr
geschäzten und gelesenen Journale eine detaillirte Anzeige
machen, die seiner Ausgabe Ehre, Respect und Vorzug verschaffen
kann.
     Selbst hς. André könnte bey irgend einer guten und unter die Augen des
Publicums häufig fallenden Gelegenheit zur Ehre seines Vorraths die
Anzahl der Numern eines jeden Fachs von Originalien, die er von mir
bekommen hat, bekantmachen, wobey aber ja nicht die großen Werke,
Opern, Oratorien, vergessen werden müßten. hiedurch wird am
kräftigsten der Vorwurf von der Unbeträchtlichkeit seines Vorraths
vernichtet.
     Ich sehe izt aus einer ältern musicalischen Zeitung note, daß das Violincon-
cert
, von welchem im Anfang dieses Papiers die Rede ist, von Hς. André
selbst herausgegeben ist: folglich ist er selbst interessirt, nach zu sehen,
ob es unter den Originalien ist.
     In dem 6tn Hefte der Breitkopfschen Ausgabe note sind nicht weniger
als zwey ganze Stükke für Mozartsche Arbeit dem Publicum
verkauft, die es gewiß nicht sind
N. 9. Thema pag 59. ist von Hς. Förster, der, wie ich sicher weiß, sich
     darüber selbst schriftlich bey Br. & Härtel beschwert hat; und
N. 11. Thema pag 74. ist von Hς. Eberle, der mir es selbst gesagt
     und zugleich die Beylage zu N. 118 des hamburgischen Correspondenten
vom 25. Jul. 1798. gezeigt hat, in welchem er dem Publicum
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bekanntgemacht hat, daß verschiedene Sachen als Mozarts Arbeit
herausgegeben wären, die seine Arbeit wären, namentlich diese
Variationen für das Pianoforte über das Thema: Freundinn sanfter
Herzenstriebe (aus dem Gutsherrn) von Dittersdorf. Uebel
ists nun freilich, daß Hς. André selbst wenigstens diese Variationen vorher
als Mozartisch herausgegeben hat. note Und Br. & Härtel können sich
immer oberflächlich entschuldigen, daß beyde diese Arbeiten als
Mozartische bekannt waren. Indessen hätten sie doch bey ihrer
Prachtausgabe ausdrükliche Erkundigung einziehen sollen, hätten
obiges Avertissement in der Zeitung kennen sollen, um so viel mehr
da wenigstens eins dieser beyden Stükke Compositionsfehler hat
und Mozarts überhaupt nicht würdig ist.      Ueberhaupt ists revoltirend note,
diese herren von den großen Kosten reden zu hören, die sie nicht
scheuen, um Mozart in seinem Grabe zu ehren, da ihre meisten
bisher herausgegebenen Sachen, und zwar nicht nach dem Original,
nur nachgedrukt sind, ohne ihnen die geringsten Kosten zu machen,
die andern wenigen ihnen nur sehr wenig gekostet haben, ja
sie sogar die Mühe der Nachfrage wegen der Authenti-
cität erspart haben.      Solche Sachen, wie
diese beyden, fehlten freilich in der Samlung, die Sie gekauft haben, und
in Ansehung derer ist sie freilich sehr mangelhaft.
Ich erwarte von Ihnen Nachricht, an wen ich hier abliefern
kann, wenn ich etwas für Sie habe, um das
Postgeld zu ersparen.
     Wien 29 Mz note 1800.
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Wien
An
den Herrn Johann André,
Musikverleger
zu
Offenbach am Mayn