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Wienn den 20. april
1768.
Wir hoffen, daß sie alle gesund sind.
das letzte Schreiben von herrn Joseph
zeigte mir an, daß Sie einige Zeit keine
Briefe von mir erhalten haben. Al=
lein, da ich eben vorher geschrieben hatte,
so vermuthete ich, daß entzwischen, so=
wohl der Einschluss, als auch derienige
Brief zu handen gekommen seÿen, wo
ich wegen der weitern Veranstaltung der
Capellhaus
Instruction Meldung getha
n.
Wir hatten die Ehre und das Ver=
gnügen, die
Salzburgς: Hochzeits Festi=
vitäten hier anzufangen. Ich erboth
mich dazu, und wir machten ein
Con=
cert, und unterhielten die hochzeitlichen
Gäste einen ganzen Abend zu allge=
meinem Vergnügen und Zufriedenheit.
Wir nennen es den Anfang
der Salz=
burgς: Hochzeits Festivitäten: weil
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wir Salzburger sind; und es gewiß der
ganzen Hochzeit-
Compagnie hier ange=
nehmer war, weil sie hier nichts hatten,
und die Hochzeit nur in der Stille war,
folglich es eben eine erwünschte Unter=
haltung war. Vielleicht wissen sie
es schon; dann der Wolfgang
ς: muste
S:
r Excellenz dem Landshauptmann, und
der Gräfin Braut Briefe mit geben.
Einen an
S:e Hochfürstlichen Gnaden,
einen an die
Gräfin von Herberstein
und einen an die
Jolÿ Salerl. S:
e
Excellenz forderte auch einen für den
herrn Joseph Hagenauer: allein er
konnte nicht alle schreiben, es war zu
späth. S
e: Excellenz der herr Graf
Schrattenbach weis aber um alle seine
Correspondenz schon von Mähren aus.
Zu Ende dieses Monat wird die
Salzburg
ς: Gesandschaft auch wieder nach
Hause gehen. Sie haben von S:
r Maÿ
ς:
der Kaÿserinn ausnehmende Gnaden em=
pfangen, und herr von Moll hat
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wieder Vermuthen 2. Kinder, so zu sa=
gen, versorget. Er hielt für einen
an, um ihn auf Kaÿserl: Kösten nach
Cremsmünster zu bringen: und die
Kaÿserin sagte ihm, er solle ihr auch
einen in das Theresianum schicken.
S:
e Hochfürstlichen Gnaden haben den
Guten Gedancken gehabt der Jungfer
Lisel eine 20. fache
Medaille zum
Angedencken durch den gnädigen
Herrn Beichtvatter zu schicken, weil sel=
be
aus Patriotischem Eÿfer der Salz=
burg
ς: Gesandtschaft sowohl an die hand
gegangen, und denen Salzburg
ς: eine
so gute kajserliche
Audienz verschafft
hat. S:
e Maÿestätt der Kaÿser
sind nun nach Ungarn, oder viel=
mehr an die türckischen Gränzen ab=
gereiset. die
opera wird demnach
beÿ dessen Zurückkunft im
Junio auf=
geführet werden.
Ich erinnere mich, daß sie mir gleich
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Anfangs geschrieben haben, daß 2. Pa=
quet an mich gekommen sind.
Mr Grim
schrieb mir von Paris, daß er mir die
Kupferstiche der Wägen, und Geschirr ein=
geschickt habe. Diese hat
herr Graf
Leopold d'Arco Obriststallmeister in
Passau mich ersucht kommen zu lassen.
Nun vermuthe, daß eins dieser
Paquet
es seÿn wird. machen sie beÿde auf! und
sind es diese Kupferstich; so machen sie
solche wieder zusamm, und überliefferen
sie es an das gräflich
arcoische Haus.
Die Jungfrau
Salerl wird es schon be=
zahlen, und sorgen, daß es tit
ς: Herrn
herrn Graf
Leopold zukommet. Herr
Grimm schreibt mir, er habe
6. Livres und
12. Sols dafür bezahlt und mir
notiert.
6. Livres ist ein Laub oder Federthaller.
die 12.
Sols mögen sie gleichwohl ausrech=
nen, und das
porto, so sie ausgelegt
auch dazu zusetzen nicht vergessen.
Das
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Das zweÿte
Paquet werden vermuth=
lich die
Arien seÿn, die ich der
Mademoi=
selle Waditska in München geliechen,
und die sie mir auf dieselbe Zeit zu=
rück zusenden versprochen hatte. Sind
es nun diese Arien, so geben sie solche
dem Herrn Spitzeder, damit er und die
Madamoiselle Fesemayrin etwas zu
singen haben.
Hat herr
Burgh das kleine Büchel
le petit Prophete de Boemischbroda: und
Herr
Schachtner den ersten Theil
des
Kinder Magazins schon zurückgegeben?
Diesen Augenblick bin ich verhinderet
worden mehrers zu schreiben. Ich schlüsse,
wir empfehlen uns alle der liebsten Frau
Hagenauerin den ganzen Hause.
Allen unsern Freunden und Freundinen,
und bin der Alte.
Wie ist es dann in Innsprug abgelaufς?
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