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                                                                       No 2
                                                                                                  Wien 21. Febr. 1800.
          Mein liber herr André,

     ich seze mich nieder, um Ihre Briefe nach der Reihe zu beantworten.
Auf den Brief vom 21. Januar note. Sie schreiben darin, daß Sie die Exemplare des Concerts note
aus Berlin nicht für 45x. das Stük annehmen wollen. Da nun dieses die einzige Bedingung
war, unter welcher ich sie Ihnen anbot, so hätten Sie sie nicht kommen lassen sollen, und
ich darf wohl erwarten, daß Sie mir sie also sobald möglich auf Ihre Rechnung (bey
erster gelegentlichen Versendung) hieher schikken. Ich kann sie gar wohl brauchen. Aendern
Sie aber Ihre Meinung, so erbitte ich mir das Geld dafür bey Ihrer nächsten Zahlung in
der Mitte des Märzs. – Breitkopf und Härtel habe ich schon ersucht, die von mir
in händen habenden wenigen Originalien Ihnen directe zu schikken; einen Theil
von denen, die sie hatten, haben Sie schon durch mich erhalten. Das, was Sie am
eifrigsten von ihnen wünschten, ist Ihnen nun weniger werth, denn das bewußte Clavier-
concert
wird izt gestochen oder ists vielleicht schon in diesem Augenblik. An den Baron
Jacobi
schreiben Sie immerhin: ich habe Ihnen mein Recht cedirt, nun ists an Ihnen
es einzutreiben. Ich sehe, daß Sie unsre Transaction schon in den hamburger und
Frankfurter zeitungen angekündigt haben. note Die Ankündigung ist recht gut, und damit
wäre es genug, dächte ich, denn wo kömt die hamburger Zeitung nicht hin? Wollen Sie sie
noch in die Literaturzeitung, oder wo immer, einrükken, steht es Ihnen ja frey: mir
macht das, besonders aus Mangel an Connexion note, unnöthige Kosten. Ihre Ankündigung ist
ja allein über allen wiederspruch hinaus und also authentisch genug. Ich hoffe aber
immer, daß Sie mehr Werke herausgeben werden als die Ankündigung verspricht. Und hiebey
fällts mir ein, Ihnen unter andern die Idee zu geben, aus den ältern werken, z. B.
aus Bastien und Bastienne und den vielen andern, wenn Sie sie nicht gänzlich produciren
wollen, die vielen leichten und gefälligen Arien, die darin sind, im Clavierauszug
als eine nochmalige Liedersammlung herauszugeben. Ich danke Ihnen für das
Versprechen kürzerer Sicht: aber damit bin ich nicht mit Ihnen einer Meinung, daß es
auf ein Paar Wochen nicht ankommt. Wann man darauf rechnet sein Geld zu erhalten,
ist es einem sehr wichtig es zu erhalten. Es ist mir übrigens recht lieb, daß Sie durch
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den Cours ansehnlich gewinnen.
     Auf den Brief vom 27. Jan. note Ich danke Ihnen verbindlichst für die gehabte vergebliche Mühe,
und empfehle Ihnen diese Angelegenheit auf ein ander Mal. Könnten Sie vielleicht selbst
einmal meinem Sohne bei Ihnen gute Bedingungen machen? Vielleicht wäre Ihnen
mit ihm gedient, da er namentlich in der Musik nicht leer ist.
     Auf den brief vom 13. febr. 1800. note hierin habe ich die Anweisung auf Ihre dritte Zahlung
erhalten, und lasse diesen Brief noch liegen, bis ich Ihnen melden kann, daß das Geld
bezahlt ist. Wie können Sie glauben, daß es mir eingefallen wäre zu denken, daß ich
mich über die Zahlung oder sonst etwas von Ihrer Seite zu beklagen haben würde? weit
entfernt! Doch macht mein Geschäftsführer, der sich Ihnen beßtens empfiehlt, die
Anmerkung, daß Sie das Wort pünctlich zu brauchen nicht nöthig gehabt hatten.
Denn da Dellazia erst den 27 febr. bezahlen soll, so erhalte ich diesen Termin wirklich
vier Wochen, weniger einen Tag, später als ich nach dem Contract sollte. Aber Sie
kennen ja seine Pedanteri, der ich dieses Mal das Maul damit stopfe, daß Sie gewiß
den lezten Termin pünctlich halten werden.      Ich wundre mich nicht, daß Sie das
Requiem nicht so theuer kaufen wollen: es wundert mich aber doch, daß Sie gar
kein Bot note darauf gelegt haben. Mir macht es keinen Unterschied: ich habe
nichts davon: aus Freundschaft für Sie und Ihre Sammlung nur hätte ichs in
Ihren händen gewünscht.      Und hiermit gebe ich Ihnen noch einen Rath.
Davide penitente ist, so viel ich weiß, nur in schriftlichen Copien heraus, davon
Sie eine von mir haben, wenn ich nicht sehr irre. Suchen Sie nun in den Arien
und in den Messen, woraus dieses Oratorium zusammengesezt ist note, die dazu
gehörigen Stükke im Original zusammen, und geben Sie das werk als ein
Pendant zum Requiem heraus: es wird eben so wohl Glük machen, denn
es ist schön.      Ich bekomme die musicalische Zeitung note erschreklich unordentlich,
bin aber recht begierig auf den Artikel note, auf den Sie mich aufmerksam gemacht
haben. Vorläufig weiß ich Ihnen nichts über diesen Gegenstand zu sagen. Sie
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wissen, was Sie im Original haben, folglich auch was Andre nicht haben, und
was Andre wirklich haben können.
     Ich freue mich unendlich auf das vollständige thematische Verzeichniß note,
welches ich Ihrer Güte zu danken haben werde nach Abrede.
     Den 8. Jan. schrieb ich Ihnen ausdrüklich: wenn Sie mir nicht eine
nach dem Preis der 211 Exemplarien note verhältnißmäßige Vergütung
für die Exemplare in Berlin thun wollen, erbitte ich mir meine
Anweisung zurük.
./.     hierin finden Sie einige Notizen über Sachen von Mozart, die
Sie nicht haben: Sie werden noch mehrere bekommen. Zeigen Sie mir
doch gefälligst an, mit wem Sie hier am meisten in
Correspondenz sind, damit ich ihm die Sachen, die mir
in die Hände kommen, zustellen und also die Kosten
der Versendung ersparen kann.
     Ich bringe izt die fragmentarischen Ueberbleibsel
in Ordnung, und dazu wäre es mir sehr wichtig, eine
Nachricht von Ihnen über diejenigen Sachen von dieser
Gattung, die Sie von mir zugleich kauften, zu haben.
Haben Sie also die Güte, sobald als möglichSie verbinden
mich dadurch über die Maaßen
– mir anzugeben
die Tonart oder und was sonst characteristisch ist, an
     dem angefangenen Oboeconcert 
K 293?

     dem unvollendeten Harmoniestük
     Scena b dur
     Aria d dur
     Aria b dur
und der Vierhändigen Sonate g dur   
K 357?

von der Sonate mit Violin, die von einem Musikfreunde   
K 372?
 
vollendet ist, habe ich schon diese Nachricht. Ferner mögte ich auch gerne wissen,
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wie viele Scenen und Acte fertig sind von der teutschen Oper
ohne Namen, in welchem, statt Recitativ, Melodram ist;
ferner
wie viele Scenen bearbeitet sind
in den 2. unvollendeten italiänischen Opern
     L'oca del Cairo und   dieses glaube ich, sind die Namen
     Lo sposo deluso
und was sonst characteristisch
daran ist.

./. Ich schicke Ihnen hierin ein Formular, wie ich die andern
Fragmente aufschreibe und bemerke.

                                                                                     Wien 27 Febr. 1800.
Izt kann ich die Ehre haben Ihnen zu melden, daß hς. Dellazia bezahlt
hat. Bis ich Ihnen nach endlicher Bezahlung, Ihrer Seits, eine förmliche
Quitung für das Ganze ausstelle, dient Ihnen Gegenwärtiges, worin
ich hiemit erkläre, dass Sie an den in unserem Contract stipulirten note Drey Tausend
Ein Hundert und Funfzig Gulden bisher Zwey Tausend und Ein Hundert Gulden
in den 3. stipulirten Zahlungen abgetragen haben.
     Sie erinnern, daß Sie an meinem Clavier einen Chor: Dir Sele des Weltalls p.
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und eine Arie: Dir danken wir die Freude, spielten und sangen. Diese beyden Sachen,
Fragmente einer angefangenen Cantate, waren von einem Musikfreunde auf das Clavier
gesezt. Sie bekamen die Originale, woran aber die lezten Tacte der Arie fehlten. Diese
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habe ich nun gefunden, und schikke sie Ihnen ein Mal nebst dem Anfang der Arie, die darauf hat folgen sollen,
zugleich mit einer mangelhaften Partitur zu dem Violinquintett in G mol und einigen andern
Bruchstükken, die Sie vielleicht hin und her zur Ergänzung brauchen können.
     So wie aus der Zauberflöte, Don Juan, Cosi fan tutte und Figaro vieles für Quintette
arrangirt ist, wünscht das hiesige Publicum eine ähnliche Bearbeitung des Idomeneo.
     Ich habe die Ehre mit vieler hochachtung zu seyn Ihre ergebenste Dienerinn

                                                                              Constance Mozart

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          N. 1.
Finta giardiniera, erster Theil, wäre vielleicht
in Original oder Copie zu bekommen von hς. Drexler
(Gewürzkrämer oder dergl.) in Wels in Oberoesterreich,
der einmal ein Liebhabertheater entreprenirt hatte.
    Wegen des Singspiels ohne Titel mit Melodram wäre
sich in den Zeitungen zu erkundigen, um es, wo möglich,
zu ergänzen und dem Kinde einen Namen zu geben.
Ich weiß nicht, ob es je vollendet worden ist.
    In Don Juan fehlt einige Musik für Blasinstrumente. note
Es soll eine Fantasie für das Fortepiano in F mol note
in den händen eines herrn Leitl in Prag seyn.
wegen Scena N. 34 im them. Catalog note sich an
Graf Hazfeld im Maynzischen zu wenden.
Più non si trovano, ein Notturno, schikke ich gelegentlich.
Das Rondo im Clavierconcert N. 26. kann
vielleicht der Abbé Stadler durch seine
Correspondenz mit der Ployen ergänzen.
Abbé Ghelinek bey Fürst Kinsky hieselbst
soll einige noch ganz unbekannte Clavier stükke
haben, als 2. Fantasien und ein Concert in C., die
er von der verstorbenen Tratner bekommen hat.
Leitl hat 4. Concerte in C., eins in A. sagt man.
Das Original des Clavierconcerts N. 47. hat wahrscheinlich
der Buchhändler Herrl in Prag.
     Man sagt mir, daß das bruchstük einer vierhändigen Sonate,
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welches, glaube ich, die lezte Numer in hς. Andrés Verzeichniß
war, nicht zu brauchen ist, weil die ganze Sonate bey
Hofmeister herausgekomen seyn soll; ein Andrer hat
aber dieses geläugnet.
Traeg hat im Original die Baßarie N. 132: per
questa bella mano
; ferner ein divertimento.
              – – – – –
     N. 2. Formular oder Exempel. siehe meinen Brief.
Eine deutsche Cantate: Dir, Sele des Weltalls, o Sonne p mit
2 Tenoren und 1. Baßstimme. Der erste Chor aus Es dur
ist ganz vollendet. Er fängt mit einem prächtigen Unisono
an, und es herscht darin durchaus eine edle, simple,
angenehme Melodie. In den Worten: Von dir kömt
Fruchtbarkeit, Wärme, Licht p.
wird besonders der Name
Licht durch ein überraschendes Forte in dem Septimen-
accord herausgehoben, und würde zweifelsohne stark auf
Zuhörer wirken, wofern die Begleitung durch die ange-
merkten Instrumente der Flauten, Oboe, Clarinetten,
Fagotten u.s.w. dazu gesezt würde. Nach dem Chor kömt eine
Tenor-Arie in B. dur voll der zartesten Melodie und mit
einer herlichen begleitung des Contrabasses. Aber auch hier
mangelt die begleitung der übrigen Instrumente. Endlich
folgt eine zweyte Tenorarie in F. dur, wovon sich aber nur
17. Tacte vorfinden.