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Wien 11. Nov. 1799.
Höchstgeehrte
herren,
wiewohl ich mit der Beantwortung Ihres
Schreibens vom 26. Oct.

billig anstehen
sollte und könnte, bis ich von Ihnen eine
Antwort auf mein
Schreiben vom 9tn
dieses Monats 
erhalten hätte, so
ermangle ich doch nicht, aber mit der
Reservation

, daß es mir nicht zum
Präjudiz gereichen soll, Ihnen hiemit
von den verlangten Sachen so viele
als ich habe zu senden. Ich thue es,
um Ihnen ein Vergnügen zu machen,
und weil ich diese Sachen noch besize,
Ihnen so viel als möglich zu
dienen. Ich erwarte mit der Zeit so-
bald es seyn kann diese Sachen zurük
nebst der Vergütung eines Guldens
für jeden gedrukten Bogen von
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denen Sachen dieser Gattung, die
ich Ihnen leihe.
Es sind 4. Numern, die Sie hiemit
erhalten, und ich schikke sie, wo
möglich, (welches ich noch nicht weiß)
mit der Briefpost, damit sie Ihnen
desto eher zugestellt werden, weil
ich Sie für pressirt

halte, Ihr 6
tes
Heft

herauszugeben. Es sind folgende,
und ich behalte das Themenverzeichniß,
worauf ich ihre wirkliche Absendung
notirt habe:
1. Ihr
N. 6., welches bey mir
N. 8. hat und
aus 2. Seiten besteht.
2. die
Gigue, die bey mir
N. 7. hat, von
einer Seite.
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3. das 3
te von den von Ihnen angemerkten
Rondeaux, bey mir N. 4., von
5. Seiten; und
4. die
Phantasie mit dem was dazu
gehörig ist, von 14. Seiten.
Bey dieser leztern Phantasie muß ich
bitten, Sich genau nach meiner Paginirung
zu richten, weil die Partitur nicht, so wie
sie liegt, in Ordnung ist.
Erwähnter Ihr lezter Brief ist mir
ein neuer Beweis, daß Sie nicht Zeit oder
Lust haben, die Correspondenz mit mir
zu unterhalten: Sie antworten mir darin
abermal nach Ihrer Willkühr auf eine
Kleinigkeit, und auf die hauptfrage

, die
ich Ihnen in dem Briefe, von dem ich aus dem
Ihrigen sehe daß Sie ihn erhalten haben, vorlegte,
auch nicht ein Wort. Sie können Sich der ganzen
weitläuftigkeit nach Ihrem Geschmak in Folge
meines
Briefs vom 9. Nov. gänzlich entheben.
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Daß Sie mich
schon gebeten hätten,
mitfolgende
Sachen Ihnen zu senden, ist eine kleine Unrichtigkeit.
Alles was passirt ist, war daß Sie mir einmal
schrieben,
Sie wollten mir anzeigen, was in den folgenden Heften her-
auskommen sollte und es von mir verlangen,
wenn ichs besäße. Das ist denn nun
dies Mal hiemit auf
beiden Seiten wirklich erfüllt worden.
Ich danke Ihnen, daß Sie mir schikken wollen,
was Ihnen für meine Order expedirt

wird,
so wie für die gütigen Ausdrükke in Ansehung
der dedication des
harmonicaquintetts, die Sie
mir gönnen wollten. Wiewohl ich keinen Gebrauch
von diesem freundschaftlichen Anerbieten mache, so
bleibe ich doch dafür sehr dankbar. Es ist aber in
der That zu viele Güte, daß Sie
meinetwegen allein
die Titelplatte cassirt

haben.
die 27 fl., die Sie mir in 3
Carls d'or schikten,
habe ich Ihnen gutgeschrieben, und dagegen für
Ihren Brief vom 26 Oct. 22.
x andrer Seits notirt.
In baldiger Erwartung Ihres Entschlusses auf
meinen vorigen Brief habe ich die Ehre zu seyn
Ihre ergebenste Dienerinn
Constance Mozart