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     Zwischen Endesunterzeichneten, der Frau Witwe Mozart
und dem Herrn Johann André aus Offenbach am Mayn ist heute
folgender Contract für sie und ihre Erben geschlossen worden, daß
nämlich
1. die Frau Witwe Mozart die Werke ihres seligen Mannes, die in
ihrer Verwahrung mit meinem, André's, Siegel versehen sind und
in 15. Päkken bestehen, nebst den sub littera A. in der Beylage specificirten
Musicalien dem Herrn André um den Preis von Drey Tausend EinHundert
und Funfzig Gulden Wiener Courant zu seinem Eigenthum überläßt.
2. Verbindet sich der Herr André von obiger Summe zu Anfang des Monats
Februar 1800. die Hälfte, und den Rest in 6. Wochen später hier in Wien
baar bezahlen zu lassen;
wogegen die erwähnten versiegelten Musicalien vor dem 9. Januar 1800.
dem herrn Paul Wranizky allhier gegen seinen, Wranizky's, Empfangschein
und gegen die Ablieferung eines von mir, André, ausgestellten verbindlichen
Zahlungsscheins nach obigem Inhalt und in der Form, wie die Beylage sub
Lit. B.
ausgestellt ist, einzuhändigen sind.
3. Verspricht die Frau Witwe Mozart, sämtliche Partituren ihres Mannes, deren
Anschaffung von ihr abhängt, ohne ihr Kosten zu machen, einzig und allein
dem Herrn André, als eine Folge dieses Contracts, unentgeldlich, aber
auf seine Kosten, nachzuliefern.
4. Verspricht Herr André der Frau Witwe Mozart oder ihren Erben von
jedem dieser Werke, so bald es in seiner Handlung erscheint, Vier
Exemplare franco Wien, Berlin oder Hamburg unentgeldlich zu
liefern; sollte aber der Herr André ein oder das andere Werk irgend
einem andern Musicalienverleger zur Herausgabe überlassen, so
ist er gehalten von diesen in fremdem Verlag herauskommenden
Mozartschen Werken der Frau Witwe Zwey Exemplarien
unentgeldlich franco wie oben zu verschaffen.
                                                                        5.
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5. Doch stehet es der Frau Witwe Mozart frey, von den im Vorhergehenden
verabredeten Puncten spätestens bis zum 9. Januar 1800. noch abzugehen,
aber mit der ausdrüklichen Verpflichtung, daß sie spätestens am
gedachten 9tn Januar ein Schreiben an mich, André, über Festhaltung oder
Nichtfesthaltung dieses Contracts von ihrer Seite dem herrn Paul
Wranizky
gegen dessen Schein, zur Beförderung, einhändigen solle;
im Unterlassungsfalle dieser ihrer Erklärung wird der Contract
auch ihrer Seits für genehmigt gehalten.
6. So viel hingegen insbesondere die sub lit. A specificirten Musicalien
anbelangt, ist auf den Fall, daß die sämtlichen übrigen dem herrn
André von der Frau Witwe Mozart nicht überlassen werden
sollten, verabredet worden, wie folgt:
7. Sämtliche in lit. A. verzeichneten Musicalien überläßt von heute an
die Frau Witwe Mozart dem Herrn André um den Preis von
Sechs Hundert Gulden Wiener Courant, wovon die Hälfte sogleich
bey der Auswechselung dieses Contracts und der Rest in 6. Wochen von
heute an hier in Wien an sie oder ihre Erben bezahlt wird.
8. In dem Fall, daß nur dieser leztere Punct zwischen den beyden Contrahenten
verhandelt werden sollte, ist der Herr André verbunden, die sub
lit. A.
verzeichneten geschriebenen Musicalien vor dem 1stn September 1800.
der Frau Witwe Mozart auf seine Kosten franco Wien, Berlin
oder Hamburg zurükzuliefern; bis zu welcher Zeit er jeden Gebrauch
davon machen darf.
9. Auch verspricht der Herr André von diesen leztern sub lit. A. verzeichneten
Musicalien gleich bey ihrer öffentlichen Erscheinung der Frau Witwe Mozart
oder ihren Erben Fünf Exemplare von jedem Werke frey nach WienBerlin
oder Hamburg zu liefern
10. Sollte der Herr André ausser Stand gesezt seyn, die sub lit. A.
verzeichneten Originalmanuscripte zum 1stn September 1800. der
                                                                               Frau
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Frau Witwe Mozart oder ihren Erben zurükliefern zu können, welcher
Termin auch allenfalls bis in die Mitte des Septembers erstrekt werden kann,
so verspricht er als eine verabredete Vergütung derselben Sechs Hundert
Gulden Wiener Courant sogleich zu bezahlen.
     Dessen zu Urkund sind von vorstehendem Contract zwey gleich-
lautende Exemplare von beyden Theilen in Gegenwart der hiezu erbetenen
Herrn Zeugen unterschrieben und besiegelt worden.
     So geschehen Wien den 8tn November 1799.

                                      Joh: André note.
                                             [Siegel]
Constance Mozart note
    [Siegel]
                        [Siegel]  DHG von Pilgramm note
                                    k. k. HRaths Agent
                                            als Zeuge
                                          Nissen note
                [Siegel]       Königl. dänischer Gesandtschaftssecretär,
                                        als Zeuge
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[vacat]
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           Beylage zum Contract zwischen der Frau Witwe
              Mozart
und dem Herrn Johann André vom
                          8 Nov. 1799.
                                Litt. A.
                           Originalmanuskripte.
Clavierconcert N. 3. A dur.
für 2 Claviere N. 21. Es dur.
N. 5. Es dur.
N. 2. C mol.
N. 6. C dur.
N. 29 C. dur.
N. 17. b dur.
Violin Rondeau N. 44. C dur.
Quintett N. 24. C. mol.
N. 27. Es dur.
N. 26. D dur.
N. 25. C dur.
Quartett N. 6. D mol. nebst beygebundenem Quintett b dur.
N. 36 b dur.
N. 35. F dur.
N. 34. D dur
N. 17. C. dur
N. 33. C dur.
N. 32. A dur.
N. 31. Es dur.
N. 30. b dur.
N. 29 D mol.
N. 28 G dur.
N. 37. D dur.
N. 38 C mol
Claviersonate (nicht ganz original) C dur
ferner 211. gestochne Exemplare des Mozartschen Clavierconcerts N. 1. aus
C. Dur
, welche von Breitkopf und Härtel zu beziehen sind. note
                                                            Verte
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                     Lit. B.
             Formular des contractmäßigen Zahlungsscheins.

     Gegen Ablieferung der von mir in 15. Päkken ver-
siegelten Mozartischen Musicalien an Herrn Paul Wranizky,
welcher den Empfang zu bescheinigen hat, verbinde ich mich
an die Frau Witwe Mozart oder ihre Erben ZweyTausend
Fünf Hundert Funfzig Gulden Wiener Währung der-
gestalt zu bezahlen, daß daran zu Anfang Februars
1800. die Summe von Ein Tausend Fünf Hundert Gulden,
der Rest aber in der Mitte des Monat Märzs 1800.
baar hier in Wien abgeführt werden sollen.