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pr. d. 15. July.
Wien 8 Jul. 1799
Die noch einige Wochen anhaltende Abwesenheit der
Mozart auf dem Lande
hindert mich Ew. Hochedelgebohrnen ganzen Brief vom 22 Jun.
heute zu
beantworten. Indeß hat sie mich bey dem neulichen Besuch, den ich
vor ihr ablegte,
in den Stand gesezt folgendes zu erwiedern, und zu besorgen.
Ich habe Ihnen mit der fahrenden Post gesandt
1. das
Requiem (für 10. Exemplarien und)
25 fl.
2. die Canons
und das Quartett. diese läßt sie nicht anders als 7 ducaten
31. 30
x
3. das
harmonicaquintett gleichfals
31. 30
4. N. 28
des 10
tn Pakkens, wenn Sie nicht anzeigen können, wo
es gestochen ist. Sie weiß nichts davon. Es ist auch noch ein
Anfang einer andern Sonate dabey
9.–
und 5. N. 3.
des zweyten Pakkens mit gleicher Bedingung
9.–
106 fl.
Sie dankt Ihnen für die Revision der 2. Catalogen, und wünschte, daß Sie sie
auch bey dem 3
tn übernommen hätten.
Sie hatten N. 1. des zweyten Pakkens verlangt: es war aber nicht richtig
classificirt und gehört in ein andres Fach.
Ferner hatten Sie N. 24. des 10
tn Pakkens verlangt, und in Ihrem Brief
geschrieben: Wir finden nicht, wo es gestochen ist: aber das Thema ist bekannt
und die Sache alt. Auch ist in Ihren dabey gefolgten Notizen angemerkt:
Sehr alt und wahrscheinlich auch gestochen. Ihr Revisor hat aber dabey eine
Menschlichkeit begangen, denn es ist das –
harmonicaquintett, wie es
auch selbst im Catalog der
Mozart, den Sie den 22. Jun. zurükgesandt haben,
überschrieben ist, und es ist den 23 Mai 1791., also im lezten Lebensjahr, compo-
nirt, und weit entfernt alt zu seyn. Es ist ein einziges Mal aufgeführt
und in keines Menschen Händen. Weil nun also hiebey offenbar eine große
Irrung
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Irrung vorgefallen ist, so kann das auch der Fall mit obigen N. 4. (28) und N.
5 . (3.) seyn, die ich aber doch kein Bedenken trage, Ihnen zu schikken.
Wenn es Ihnen angenehm ist, so will ich auf den ersten Wink Ihnen ein
vollständiges thematisches Verzeichniß über alle von
Mozart von 1784. an
componirte Sonaten
schikken, welches Sie in den Stand sezen wird, die Vollständigkeit
Ihres Vorraths mit Sicherheit zu beurtheilen. hiebey ist kein Vortheil auf
Seiten meiner
Principalinn; der Vorschlag geschieht blos aus Rüksicht für Sie.
Wollen Sie mir ein Verzeichniß von Ihren
Mozartschen Clavierconcerten, an
die wohl bald die Reihe kommen wird, senden, und dabey die Bedingung eingehen,
daß solche, die seit Anfangs 1784. an componirt sind, Sie aber nicht haben, von
Ihnen gekauft werden, so steht es Ihnen frey und ich kann Ihnen dann melden,
welche ich mehr habe, welches ich sonst nicht thun
kann. Die älteren will ich von einem
Kenner beurtheilen lassen, und Ihnen auch einmal davon Nachricht geben.
Am Ende dieser Verhandlung bekommen Sie auch ein vollständiges themat
Verzeichniß, aus seiner eignen Handschrift
extrahirt
.
obige Preise können Sie unmöglich unbillig finden. Von 12. Ducaten schlagen
Sie gleich 6. ab, und
die M. legt nur einen hinzu.
Noch will ich Ihnen sagen, daß Sie einen Canon mehr finden als Ihnen gemeldet
war, nämlich:
Alleluja, so daß uns nur ein einziger aus dem Originalthema-
tischen
Catalog fehlt, nämlich:
Nasco. Den schönen bekannten Canon:
Im
– – – (Grab, singt man decenter Weise) ists finster p haben Sie wohl lange:
er muß vor 1784. gemacht seyn. Wir haben ihn nicht.
Was lieder betrifft, so weiß sie kein andres mehr als noch das, welches
anfängt:
meine weise Mutter spricht: Küssen, küssen, Kind, ist Sünde. Es
muß aber vor 1784. componirt seyn und ist sehr schön; wir habens nicht. Man
versichert mir, daß das:
bey dem Auszug ins Feld, hier existire: ich kann es aber
nicht erfragen. Eben so ists mit dem:
Wer unter eines Mädchens hand p. welches
auch älter als 1784 seyn muß. Vielleicht haben Andre es auch componirt.
warum
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Warum haben Sie nicht auch das Verzeichniß der Canons, so wie die
übrigen, zurükgeschikt? Sie erbat sich alle Verzeichnisse zurük, und sie erwartet
jenes noch. Und noch eine Frage erlauben Sie mir: Warum haben Sie das
unvollständige lied:
Mi lagnerò, zurükbehalten, da Sie es, wie Sie sagen,
nicht brauchen wollen?
Ich für meine Person bin sehr erkenntlich für das Schmeichelhafte, was
Sie in Betref meiner zu äussern beliebt haben, und behalte mir vor,
Ihnen ein ander Mal darauf zu antworten.
Nun schreite ich zur Rechnung:
Sie waren der
M. schuldig
6 fl. 23.
x
für die 5. verkauften Clavierconcerte
13. 20.
obige
106. —
der M. Brief vom 15 Jun.
1. 36.
Ihr Pakken den 5 Jun.
1. 1.
Ihr Brief vom 22 Jun
1. 36.
Der Pakken mit dem
Requiem etc.
1. 19.
Dieser Brief
— 12.
131. fl. 27
x
wofür
die M. sobald möglich eine Anweisung erwartet.
Ich habe die Ehre mit vieler Achtung zu seyn
Ew. Hochedlgebohrnen
gehorsamer Diener,
Der bevollmächtigte.
6. 23
2.
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Wien
1799 M Mozart.
8 July
– .
24
Wien
An
die herren Breitkopf und Härtel.
Leipzig