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Wien 5. dec. 1798.
hochgeehrteste
herren,
hiemit habe ich die Ehre
Ihren Brief vom 10. November 
zu beant-
worten.
1. Was den Preis des
Concerts opus 1. betrift, so ermangle ich nicht zu
erklären,
daß Sie mir izt hinlängliche Erläuterung gegeben haben.
2. 3. Ich bedaure, daß Ihre Antwort auf diese beyden Puncte nicht gleichfals
befriedigend ist. Wie können Sie im Ernst behaupten, daß Niemand
Quitungen aus den händen lassen kann? In dem Fall, da man eine
Rechnung schliessen will, extradirt

man ja wohl die Interimsquitungen,
und ertheilt sich eine generale. Geld ist wenigstens so viel als eine
Quitung für Geld, und doch trugen Sie natürlich kein Bedenken mir zu
überschikken, was ich nach Ihrer Rechnung an Geld zu Gute hatte. Was ich
nicht baar erhalte, und wovon ich den Werth zu Gute hatte, dafür
muß man mir ja äquivalente Beweise geben, ich mag es notirt
haben oder nicht. Sie sagen, daß ich mich an
Hς. Rau deshalb halten muß.
dh
ς. Rau und Schmidt haben mit mir keine Rechnung abgeschlossen;
Sie, meine herren, haben von ihnen die handlung übernommen, und die
Connexion

, in der diese beyden mit mir standen

, Sich so sehr zu eigen
gemacht, daß Sie in Ihren Rechnungen vom 13 Sept. 1797. und 6. Oct. 1798

.
alles, was diese beyden betrift, und auch die beyden Posten, wofür ich
Beweise wünsche, als Ihnen beykommend, ohne weitern Vorbehalt selbst
angeführt und berechnet haben; also ists von Ihnen, daß ich die Richtigkeit
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verlangen kann. Auch zu allem Ueberfluß gesagt, wenn ich Sie ersuche,
mir die Scheine zu schikken, so haben Sie dadurch Authorisirung genug sie
aus der hand zu lassen, und ich melde Ihnen gleich, daß ich sie erhalten
habe.
Sie risquiren ja eben so wenig, diese, als z. B. die Anweisung auf
Hς. Wapler,
der Post anzuvertrauen. Ich wünsche natürlich, daß keine Beweise von
mir existiren, die nicht mehr gültig sind, die ganz abgemacht sind, als nur
die Generalquitung, die ich am Schluß eines jeden Geschäfts ausstelle.
Andre Papiere können nach Sterbefällen, wenn die Nachlebenden nicht
mehr Bescheid wissen, vielen Verdruß machen.
Ich wiederhole also meine bitte ad 2. und 3.
4. Ich erwarte nach Ihrem gütigen Versprechen die Auskunft, damit ich
mich mit
hς. Sievers aus einandersezen kann. Gesezt ich hätte diesen,
oder welchen andern Punct es auch sey, nicht notirt – wer wird sich nicht
ein Vergnügen daraus machen, einer Person meines Geschlechts bey
Rechnungssachen zu helfen?
5. Da Sie der Commission mit dem
Concert opus 1.

entledigt zu seyn
wünschen, so werde ich ehestens eine Anweisung an Jemand auf Sie
ausstellen, wornach dieser die 216 Ex. von Ihnen in Empfang nimmt.
Sie werden also dafür sorgen, die ausständigen 10. Exemplare oder
das Geld dafür einzuziehen.
6. die 111 fl. 22
x habe ich nach Ihrer Anweisung von
hς. wapler erhalten
und Ihrer Rechnung gutgeschrieben.
Was das
bandlterzett betrift, so habe ich davon so viel Verdruß
gehabt, daß ich mich bemühen will, es zu vergessen, und nichts mehr davon sage.
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Wiewohl Sie keine Sylbe auf meinen Vorschlag antworten, den ich Ihnen
wegen der Kupferplatte vom Porträt meines
Mannes 
machte, so soll
mich das doch nicht abhalten, Ihnen hierin einen Abdruk davon zu
senden; ich hoffe, Sie werden dieses für ein Zeichen meiner Gefälligkeit ansehen.
Dagegen erwarte ich von Ihnen, daß Sie mir
so bald als möglich
melden, ob Sie die Kupferplatte zum
Concert opus 1. abkaufen,
und was Sie mir dafür geben wollen. Ich beziehe mich desfals auf
meinen lezten
Brief vom 16 Nov. 
und
auf seinen übrigen Inhalt.
Auf das, was Sie, meine höchstgeehrte herren, von meinem
Mistrauen in Sie erwähnen, darauf habe ich nicht viel zu
erwiedern. Ist das Mistrauen, wenn man ein Geschäft von einiger
Wichtigkeit nicht ohne alle Vorsicht unternimmt? Man
erspart sich dadurch beyderseits künftigen Verdruß, man
sichert sich beyderseits auf Sterbefälle. Ihr Gewinn ist groß;
ich darf also auch für mich, die Eigenthümerinn der noch nicht
herausgegebenen Sachen,
gut stipuliren

. Als rechtmäßige Verleger,
wenn Sie die Werke von der Eigenthümerinn, von
der Witwe, erhalten, hat Ihre Unternehmung viel mehr Ansehen,
viel mehr werth, viel mehr Anspruch auf
glaubwürdigkeit in Korrektheit und Voll-
ständigkeit, viel mehr Zutrauen, bey Werken, die länger,
als von heute bis morgen dauern; dieses alles giebt auch mir
größere Ansprüche.
was Anecdoten und beyträge zur lebensgeschichte

betrift, so
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arbeite ich daran mit einem Freunde

, und Sie können Sich sichere
hofnung machen. Eben so arbeite ich am
Catalog der nicht
herausgegebenen Sachen, und es freut mich, daß es nicht so sehr
damit eilt, weil Sie, wie Sie sagen, noch Materialien genug
haben.
Ich erbitte mir eine gütige Antwort auf die nicht
abgethanen Puncte und habe die Ehre mit vollkommener
Achtung zu seyn
meine hochgeehrtesten herren
ergebenste dienerinn
Constance Mozart
Mit dem Porträt meines
Mannes, das Sie dem
ersten Heft

vorgesezt haben, bin ich nicht ganz
zufrieden. – wenn Sie es nicht übel nehmen wollen,
so will ich Ihnen sagen, daß Ihre schöne Auflage noch
schöner wäre, wenn die Auflösungszeichen und die
Kreuze etwas deutlicher wären. Ich bin gebeten
worden, es Ihnen zu sagen.
1798 Wien
Decbr. Wwe Mozart
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