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[S. 1] increment_line_height_2decrement_line_height_2
    
No 1.
   Data
Zur Biographie des Ver=
storbenen Tonn-Künstlers
   Wolfgang Mozart.




Im Anfang des Jahrs
1762 wurde der Vatter
Vicecapellmeister.
am
Hof des Fürst-Erzbischoffen
zu Salzburg.




1. Johannes Chrisostomus
Wolfgang Gottlieb Mozart

ist den 27ten Jenner 1756
in Salzburg gebohren.
2. Sein Vatter, Leopold Mozart
Buchbinder Sohn von Augs=
purg wurde alda den 14ten
November 1719 gebohren.
so viel mir bewust ist,
so kam er
zum studieren
in die hochen Schullen nach
Salzburg, wurde dann
Kamerdiener beÿ Herrn
Grafen Thurn, DomHerr
zu Salzburg. kam dann
als Hofmusicus in die
Hochfürstliche Dienste in
Jahr 1743. Er verehlichte
sich im Jahr 1743 den 21ten
November mit Maria Anna
Pertlin
, des in Leben ge=
westen Hochfürstlich Pflegs=
Comissarj
zu Hüttenstein
hinterlassenen Tochter, welche
in Jahr 1720 den 25ten december
in St. gilgen gebohren war.
Er beschäfftigte sich imer neben
seinen Dienst beÿ Hof und






[S. 2] increment_line_height_2decrement_line_height_2
in dem Dom mit Unterweisung
auf der Violin, und mit
componiren. Er gab 1756
ein Buch in Druck heraus,
Versuch einer gründlichen
Violin Schulle,
welche in
Jahr 1770 das zweÿtemahl
aufgelegt wurde.
Da ihm von sieben Kindern
nur eine Tochter, und dieser
Sohn beÿ leben blieben, so
gab er so wohl die Unter=
weisungen auf der Violin
als auch das componiren
ganz auf, um ausser
seinen Hochfürstliche Dienste
die übrige Zeit auf die
Erziehung seiner zweÿ
Kinder zu wenden.
Der Sohn war damahls
dreÿ Jahr alt, als der Vatter
seine siebenjährige Tochter
anfieng auf dem Clavier
zu unterweisen.
Der Knab zeügte gleich
sein von Gott ihm zuge=
worfenes ausserordentliches






[S. 3] increment_line_height_2decrement_line_height_2
Talent, Er unterhielte
sich oft lange Zeit beÿ
dem Clavier mit zusamen
suchen der Terzen, welche
er imer anstimte, und
sein Wohlgefahlen verrieth
daß es wohl klang.
In vierten Jahr seines
Alters, fieng sein Vatter
so zu sagen spielend an
ihm auf dem Clavier einige
Menuet und Stücke zu
lehren. Es kostete so
wohl seinem Vatter als
diesen Kinde so wenig
Mühe, daß es in einer
Stunde ein Stuck, und in
einer halben Stunde einς
Menuet so leicht lernte,
daß es solches dann ohne
Fehler, mit der vollkomsten
Nettigkeit, und auf das
genaueste auf dem Tact
spielte. Es machte solche
Vorschritte daß es mit
fünf Jahren schon kleine
Stückchen componirte,
[S. 4] increment_line_height_2decrement_line_height_2


Die Mozartische Familie
bestand in dem Vatter,
Mutter, Sohn und
Tochter.







Es dauerte über dreÿ Stunden
daß sie sich beÿ beÿden Kaisser=
lichen Maystäten
aufhielten
wo sich nur die grossen Erz=
herzogen, und Erzherzoginnς
befanden.
Der Kaisser Franz sagte
unterandern zu dem Sohn
es wäre keine Kunst mit allς
Fingern zu spiellen, uber dieß
wäre es erst künstlich, wenn man
das Clavier bedekte. darauf
spielte das kind gleich mit einem
Finger mit der grösten Fertigkeit.
ließ sich auch die claves bedeken
und spielte darauf, als wenn er
es schon oft genug geübet hätte.
welche es seinem Vatter
vor spielte, der es dann
zu Papier setzte.
3. In sechsten Jahre seines
Alters machte der Vatter
mit ihm die erste Reise
4. nach München. wo sich
beÿde Kinder beÿm Khur=
fürsten
hören liesen.
nachdeme sie sich dreÿ
Wochen alda aufgehalten
kamen sie wieder in
Salzburg zurück.
Da sich die Kinder imer
mehr auf dem Clavier
perfectionir
ten, so machte
die Mozartische Familie
den 18ten September 1762
eine Reise über Pasau
Linz nach Wien. wo die
Kinder sich in wenig tägen
nach ihrer Ankunft beÿ
dem Kaisserlichen Hof
producirten. machten auch
eine kleine Reise nach
Prespurg und kamen in
Jenner 1763 in Salzburg
zurück.
[S. 5] increment_line_height_2decrement_line_height_2
In München liessen sich die
Kinder wieder beÿm Churfürstς
hören, der Knab spielte auch
da ein concert auf dem Violin.
und preambolirte schon aus
den Kopf. auch beÿ Herzog
Clement
spielten Sie.
In Augspurg gaben sie zweÿ
academien.
In Heidlberg spielte der Sohn die
orgel in der Hl: Geist Kirche.
Manheim, liessen sie sich beÿm
Kurfürsten von der Pfalz hören.
Frankfurt gaben sie 4 academien.
Maÿnz gaben sie 2 academien.
der Khurfürst war krank konnten
sie sich also beÿ ihm nicht hören lassς.
Coblenz, spielten sie beÿm Khurfürsten
Kölln. Der Khurfürst war in
Westphallen, konnten sich also nicht
hören lassen.
Achen gaben sie eine academie.
Bruxelles, gaben sie eine academie
In den ibrigen Orten hielten sie
sich nur so lange auf bis sie alle
Merkwürdigkeiten gesehen
hatten.
Paris. der Sohn machte hier
seine zweÿ ersten Werke auf
das Clavier. Das erste dedicirte er
der Madame Victoire, der zweÿten
tochter des Königs, das zweÿte
dedicirte er der Md: La Comtesse de
tessé
. er hatte damahls sieben
Jahre. beÿde Werke sind in paris
gestochen.
Gleich nach ihrer Ankunft in
paris wurden die kinder, und
der Vatter in Kupfer gestochen.
Den 9ten Juni 1763. machte
die Mozartische Familie
eine Reise nach München,
Augspurg, Ulm, Lud=
wigstburg, Bruchsal,
Schwezingen, heidlberg,
Manheim, Worms,
Mainz, Frankfurt an
Maÿn, Maÿnz, Coblenz,
Bonn, Brühl, Kölln, Achen,
Lüttig, Tillemonde, Löwen,
Brussel. Mons, Paris.
wo sie den 18ten November
1763 ankamen.
Sie liessen sich in Versailles
beÿ der königlichen Familie
hören. auch spielte der
Sohn in der HofKapell
in Versailles vor dem
ganzen Hof mit allem
Beÿfahl die orgel.
Sie gaben auch zweÿ grosse
academien in einem privat
Saal. nachdem sie sich in
Paris 21 Wochen aufhielten
[S. 6] increment_line_height_2decrement_line_height_2
Sowohl in Paris als in
London, legte man dem
Sohn verschiedene schwere
Stücke vom Bach,
Hendl, Paradies, und
andern Meistern vor, und
alles spielte er nicht nur
allein von Blat wek,
sondern mit dem ange=
messenen tempo, und
Nettigkeit.
London. Da er beÿm König
spielte, so nahme er einen
glaten Baß stim, und
spielte die schönste Melodie
darüber:
Der Sohn sang auch Arien
mit der grösten Empfindung


Die Kinder spielten nun
auch überall Concert auf
zweÿ Clavier.
beÿ dieser academie, wurden
alle Simpfonien von der
composition des Sohns ge=
macht.
Den 29ten Junÿ war das
Benefit zum Nutzen des
hospitals de femes en Couche.
der Vatter ließ seinen Sohn
da ein Concert auf der
Orgel gratis spielen.
reiste die Mozartische
Familie den 10ten April
1764. über Calais nach
Englland wo sie den
22ten April in London
ankamen. den 27ten april
liessen sich die Kinder beÿ
Beÿden Königlichen Maystättς
hören. den 19ten Maÿ,
waren sie wieder beÿ dem
König und der Königinn,
der Sohn spielte auch auf
der orgel des Königs,
und alle schätzten sein
orgel spiellen weit höcher
als sein clavier spiellen.
Sie gaben den 5ten Junÿ
ein Benefit, oder grosse
academie zu ihrem Vor=
theil. den 5ten August
musten sie ausser der Stadt
London in chelsea ein land
Haus miethen, damit sich
der Vatter von einem ge=
fährlichen Halswehe erhollen
konnte, welcher ihm fast
an Rande des todes brachte.
[S. 7] increment_line_height_2decrement_line_height_2
Wäre der Vatter nicht
Krank geworden, würden
sie nach tunbridge ge=
reist seÿn, wo die gröste
Noblesse sich da im bade
versamelte.
Der Sohn componirte
hier 6 Sonaten auf das
Clavier
, ließ solche stechen
und dedicirte sie der
Königinn, er war 8
Jahr alt.
Herr Johann Christian Bach lehrmei=
ster der Königin. nahm den Sohn
zwischen die Füsse, jener spielte
etwelche tact, dann fuhr der
andre fort, und so spielten
sie eine ganze Sonaten, und
wer solches nicht sahe, glaubte
es wäre solche allein von einem
                                gespielt.
dunckirchen. sahen sie
alles Merkwürdige.
Lille. musten sie sich wegen
einer Unpässlichkeit des
Vatter und Sohns aufhalten.
Gent. spielte der Sohn die
orgel beÿm Bernardinern.
Antwerpen spielte der Sohn
die grosse orgel in der
Cathetral Kirche.
Da sich der Vatter endlich
in zweÿ Monaten voll=
komen erhollte, kehrten
sie wieder nach London
zurück.
Den 25ten October spielten
sie wieder beÿm König
und der Königinn.
dς 21ten fevruary 1765. gaben
sie wieder zu Ihrem Vor=
theil ein Benefit. nach=
dem sie sich nun beÿ der
Grösten Noblesse haben
hören lassen, reisten sie
den 24ten Juli 1765, von
London ab, nach Canterbury
dover. wo sie einen so guten
Wind hatten, daß sie die
Uberfahrt nach Calais in
3 12 Stunde machten.
Von da giengen sie nach
Dünkirchen, Lille,
Gent, antwerpen.
Mordik. liessen sich da
über einen kleinen Arm
des Meer überführen.
[S. 8] increment_line_height_2decrement_line_height_2
Wie sich der Sohn von seiner
Krankheit gebessert hatte
componirte er 6 Sonaten
auf das clavier
liesse sie
stechen, und dedicirte solche
der Prinzesinn von Nassau
Weilburg
, er war damahls
9 Jahr alt.


















Von der andern Seite
fuhren sie in der kutsche
nach Rotterdam von da
auf einem Schiff nach
Haag wo sie den 15ten
September 1765 beÿläufig
ankamen. da die tochter
gleich nach ihrer Ankunft
erkrankte so war der
Vatter mit seinem Sohn
zweÿmahl allein beÿ den
Prinzen von oranien.
und einmahl beÿ der
Prinzesinn seiner
Schwester. da sich die
tochter endlich wieder
von einer gefährlichen
TodsKrankheit ein
wenig erhollte, so über=
fiehle den 15ten November
den Sohn ein gefährliche
Krankheit welche ihn
vier Wochen in Bette
hielte. nachdem sich die
Kinder erst nach 4 Monat
wieder vollkomen erhollten,
[S. 9] increment_line_height_2decrement_line_height_2

Haag. componirte der
Sohn zu dieser Festivität
ein Quotlibet auf alle
Instrumenten. zweÿerleÿ
Variationes
für das Clavier
einige Arien für die
Prinzessinn.



Harlem. spielte der Sohn
die grosse Orgel.


Seit ihrem Aufenthalt
in paris waren sie
zweÿmahl in Versailles.


Dijon blieben sie 14 tag.

Lion. 4 Wochen.
geneve 3 wochen.
Lusane hielten sie sich
wegen den Prinz louis von
Wirtenberg
8 Täge auf.
reisten sie zu Ende des
Monats Jenner 1766 nach
Amsterdam, blieben da
ein Monat, reisten
wieder nach Haag zu
dem InstalationsFest
des Prinzen von Oranien,
den 11ten März gehalten
wurde. spielten öfters
beÿ dem Prinzen.
nachdem sie sich wieder
5 wochen in Haag auf=
hielten, reisten sie wieder
über harlem nach Amster=
dam, utrecht, Rotterdam,
Mordeck, Antwerpen.
Mecheln, Brüssel,
Valencienes nach paris
wo sie zu Ende April
wo 1766. ankamen.
Sie hielten sich in Paris
zweÿ Monat auf. den
9ten Jully 1766 verliessen
sie Paris, begaben sich
nach dijon, Lion, geneve,
Lusanne, Bern,
[S. 10] increment_line_height_2decrement_line_height_2
Zürch blieben sie 14
täge.
donauöschingen machten
14 Täge, täglich Musick
beÿm Fürst von Fürsten=
berg
.
dillingen. liessen sich
die Kinder beÿm Fürsten
hören.

München. Der Sohn muste
beÿm Churfürsten ein
Thema zu papier setzen
und solches ausführen,
welches ihm der Chur=
fürst vorsang. er that
solches in Gegenwart
des Khurfürsten ohne ein
Clavier, oder violin zu
gebrauchen. wie er da=
mit fertig war, spielte
er es, so wohl der Khur=
fürst, als die andern
so solches hörten waren
voll erstaunen.

Zürch. über Winterthur
nach Schaffhaussen.
donauöschingen. Meßkirch,
Ulm, dillingen.
Augspurg, München,
wo sich die Kinder
wieder beÿm Churfürsten
hören liessen. Kamen
nach einer vierthalb
Jährigen Reise zu
Ende des Monats
November 1766.
Glücklich in Salzburg
an.
den 11ten September 1767
reiste die Mozartische
Familie nach Wienn
zu dennen Festivitätς
welche in Wien wegen
der Vermählung der
Erzherzogin Josepha
mit dem König von
Neapel
veranstaltet
wurden. Sie waren
kaum angekomen,
so starb die Erzherzogin.
da alles wegen diesem
[S. 11] increment_line_height_2decrement_line_height_2
Der Vatter eilte dessenwegen
von Wien fort, da die
Blattern in Wien so stark
grasirten, und seine
Kinder solche noch nicht
hatten.











Da der Graf Podstatsky von
dem Vatter erfuhr, daß er
förchtete der Sohn möchte die
Blattern bekomen, gab er
der ganzen Familie in
der domdechanteÿ, wo er
selbst wohnte eine schöne
Wohnung und Tafel. Wo die
Kinder glücklich die Blatterς
überstanden haben.
Todfall in trauer war,
wollten sie gleich wieder
fortreisen, aber da
der Kaisser öfters von
ihnen sprach, so liesse
man sie nicht fortreisen
weil man nicht sicher
war, ob er sie nicht rufen
läst. Da aber auch die
Erzherzogin Elisabeht
krank wurde, liessen
sie sich nicht mehr auf=
halten, und reisten
sie nach Brün, und
Ollmütz. da sich der Sohn
beÿ ihrer Ankunft in
ollmütz nicht wohl befand
so machte der Vatter allein
einen Besuch beÿ dem
Grafen von Podstatsky.
Domdechant alda, welcher
auch zugleich Domherr
in Salzburg war.
Nun bekam der Sohn die
Blattern, und auch hernach
bekam sie die tochter.
nachdem sie vollkomen
[S. 12] increment_line_height_2decrement_line_height_2
Wien. Der Vatter liesse beÿm
Capellmeister Bono, capellmeister
Hassepoeten Metestasio, duc
du Braganza
, und Fürsten
Kaunitz
. in jedem Ort die
nächste beste Welsche Arien
aufschlagen, und der Sohn
componirte, in gegenwart
dieser Personnen, die Musick
mit allen instrumenten dazu.

Wien. der Kaisser sagte
dem Sohn, er möchte eine
opera Buffa schreiben.
der Kaisser liesse es auch
dem Impresario, welcher
das theater in Verpacht
hatte wissen. der impre=
sario
machte auch mit
dem Vatter alles richtig.
der Sohn componirte die
opera. Sie wurde aber
nicht aufgeführt – – –
obwollen, der Capellmeister
Hasse. der Poet Metastasio
solche ungemein lobten.
Die opera hiesse La finta
Semplice
.

Der Sohn componirte
Das Amt, das Offertorium
und ein tropetten Concert
dazu.


hergestellt waren, reisten
sie den 23ten december
1767. nach Brün. und dann
wieder nach Wien. wo sie
den 10ten Jenner 1768.
ankamen.





dς 19ten Jenner liessen
sich die Kinder Beÿm
Kaisser Joseph hören.
es ware niemand
dabeÿ als die Kaisserinn
Maria theresia
, Prinz
Albert von Sachsen
, und
die Erzherzoginen.
Es wurde auch wegen den
Kindern eine grosse
academie beÿm
Prinz Gallitzin
Russischen gesandten
gegeben.



Beÿ der Benidicirung
der Waisenhaus Kirche
auf der Landstrasse
Tactirte dieser zwölf=
jarige Knab das
Amt in gegenwart des
[S. 13] increment_line_height_2decrement_line_height_2
Inspruck. beÿm graf Königl
wurde eine academie gegeben
wo der Sohn ein concert prima
vista
spielte.
Rovoredo spielte der Sohn die
Orgel in der HauptKirche, wo
eine erstaunliche Menge Volks
Versamelt war.
Verona. wurde eine academie
veranstaltet. der Sohn spielte
auch auf der Orgel in der
Kirche st: tomaso.
wo vor menge des volks sie
nicht durch die Kirche auf
die orgel komen könnten,
sie mussten durch das Kloster
gehen.
Mantua. wurden sie zu dem
Wöchentlichen Concert in dem Saal
der Academie filarmonica einge[=]
laden.
Maÿland. machte er zweÿ 
Lateinische Motteten für
zweÿ castraten. er com=
ponir
te auch verschiedene
Italienische Arien. und
Simpfonien.
Ehe sie die Reise nach
Italien 1769 machten,
wurde der Sohn Concert[=]
meister
beÿ dem Hoch-
Fürstl: Salzburgiς Hof-
Orchester.

Kaisserlichen Hofes.
in december 1768. kamen
sie wieder zurück
nach Salzburg
.
den 12ten december 1769
reiste der Vatter mit dem
Sohne allein nach Italien,
über Inspruck, Bozen,
Roveredo, Verona, Mantua,
Mayland. wo sie den
25ten Jenner 1770. an=
langten.
Der Sohn zeichnete sich be=
sonders hier in gegenwart
des Maestro Sam Martino
und einer menge der
geschicktesten Leute
in verschidenen Proben
seiner Wissenschafft aus.
Es waren mehrere Academien
in dem gräfl: firmianischς
Haus wo sich der Herzog
und die Prinzessin von
Modena
auch einfanden.
Nachdeme der Sohn die
scrittura zu der ersten
opera für dem Carnaval
1771. bekomen hatte, reisten
sie den 15ten März 1770.
[S. 14] increment_line_height_2decrement_line_height_2
Bologna. war der Lerm am
grösten, den der Pater Maestro
Martini
, jener starke Contra=
punctist
, war samt allen
übrigen Capellmeistern ganz
ausser sich, als ihm der
Sohn über jedes Fugen-
thema
daß ihm der Padre
Martini
hinschrieb, die dazu
gehörige risposta nach dem
Rigore Modi angab, und
die fuga augenblicklich auf
dem Clavier ausführte.
Florenz. wurden sie gleich
zum Großherzog gerufen
beÿ dem sie sich 5 Stunden
zubrachten.
Die Verwunderung war
hier um so grösser da der
Marchese Ligneville Musick
director ein starker contra=
punctist
. dem Sohn die
schweresten Fugen vorlegte,
und die schwersten themata auf[=]
gab, welche er gleich von blat
wegspielte, und ausführte.
Fiorenza. machte der Sohn
Bekanntschafft mit einem
Englländer Tomaso Linley.
Ein Knab von 14 Jahren in
nehmlichen Alter wie der
Junge Mozart. ein Schüller
des berühmten Violin=
spieller Nardini. dieser
Knab spielte recht be=
zauberd das Violin.
nach parma, Bologna.
Florenz nach Rom.
wo sie in der Charwoche
ankamen. Mittwoch
nachmittag verfiegten sie
sich also gleich in die Capellam
Sixtinam
, um das so
berufene Miserere zu
hören. und da der Sage
nach, solches abcopieren zu
lassen unter der exom=
munication
der Päbstl:
Musick solle verbotten
seÿn, so nahm sich der
der Sohn vor, solches wohl
zu hören, und dann
aufzuschreiben. daß
geschahe auch, wie er nach
Hause kam, schrieb er es
auf, den folgenden tag
gieng er wieder hin, hielt
seinen aufsatz in hut, um
zu bemerken, ob er es ge=
trofen oder nicht. Allein es
wurde ein anderes Miserere
gesungen. Am Charfrëytag
[S. 15] increment_line_height_2decrement_line_height_2
Dieser Englländer und der
Junge Mozart producierten
sich abwechselnd nicht wie
Knaben, sondern als Mäner.
Linley kam noch den tag
ihrer Abreise zu ihnen,
gab den Jungen Mozart
unter vielen Umarmungen
und thränen eine Poesie
welche er von der sgra Corilla
hat verfertigen lassen. und
begleitete ihren Wagen bis
zum Stadtthor:

Neapelin conservatorio
alla pieta
, da der Sohn
spielte, verfielen alle auf
den gedanken in seinem
Ring stekete die Zaubereÿ,
er zog den Ring ab, und
dann war erst alles voll ver=
wunderung.

Neapel, eine grosse academie beÿ
dem Kaisserlichς Gesandten Gr: Kaunitz.

Bologna. den 9ten october 1770
wurde der Sohn mit einhel=
liger Stime als Mittglied
und Maestro della academie
filarmonica
aufgenohmen,
Er wurde ganz allein ein=
gesperrt, muste eine vorge=
gebene Antiphona vierstimig
setzen.
mit welchen er in einer
starken halben Stunde fertig
war. da wurde ihm das
wurde das nehmliche ge=
macht
, nachdem er nach
Hause kam, machte er
da und dort eine Aus=
besserung, dan war es fertig.
Daß wurde nun bald in
Rom bekannt, Er muste
es in einer academie beÿm
Clavier singen. der Castrat
christofori, der es in der Capella
sang war zugegen.
Von Rom reisten sie nach
Neapel, und dann wieder
nach Rom zurück.
Der Pabst wollte dem
Sohn sehen, und gab ihm
das Kreuz und Breve als
Militiæ auratæ eques.
den 10ten July reisten sie
nach civita castellana. wo
der Sohn in der domkirche
die orgel spielte. Loreto,
Sinegaglia. Bologna. hier
musten sie sich länger
aufhalten, weil sie auf der
Reise umgeworfen wurden, und
der Vatter sich am Fuß be=
schädiget hatte.
Diploma überreicht.


Wenn der Sohn nicht schon
die scrittura zu der ersten
Carnaval opera 1771 nach
Maÿland gehabt hätte,
so würde er solche zu
Bologna, Rom, oder
zu Neapel bekomen haben.


Diese opera wurde etlich
und 20mahl nacheinander
aufgeführt.
das die opera Beÿfall
erhielte kann man daraus
schliessen, weil die Impresa
ihm alsogleich den schrifft=
lichen accord note auf das
Jahr 1773 gab.
da er die opera schriebe
war er 14 Jahr alt.
[S. 16] increment_line_height_2decrement_line_height_2
giengen dann mit dem
Feldmarschall Grafen
Pallavicini
auf ein Land=
gut, bis der Fuß völlig
wieder geheilet war. wäre
dieser Zufall nicht gewessen,
würden sie wieder nach
Florenz, Pisa, Livorno, und
über Genua nach Mayland
gegangen seÿn, so musten
sie schnurgerade nach
Maÿland gehen. wo sie
zu Ende octobers ankamen.
Hier componirte der Sohn
die opera Seria Mitridate.
welche den 26ten december
1770. das erstemahl auf=
geführet wurde. nachdem
Der Sohn die dreÿ ersten
Vorstehlungen seiner
opera beÿm Clavier,
wie es in Italien der
gebrauch ist dirrigirte
reisten sie nach turin
die opera zu sehen, kamen
nach Maÿland zurück die
Der Sohn bekam in Italien
den Namen, il Cavaliere
filarmonico
.


Verona. bekam er auch
das diploma als Mitglied
und Maestro di capella
della academia filarmonica.

nach Padua muste er ein
oratorium Betulia Liberata
componiren.
[S. 17] increment_line_height_2decrement_line_height_2
zweÿte opéra zu sehen:
dann gleich nach Venedig
um die letzten täge des
Carnavals alda zuzubringς.
da hielten sie sich bis den
12ten Merz 1771 auf, und
giengen dann uber Padua,
Vicenza, Verona, Roveredo,
Trient
, Inspruck nach
Salzburg zurück.
beÿ ihrer Ankunft fanden
sie ein Schreiben von dem
Grafen Firmian, Minister
in Maÿland, daß der Sohn
von Sr Mς: der Kaiserin be=
rufen seÿe, beÿ dem im
october dieß Jahr in Maÿ=
land vorfallenden Hoch=
zeits Feÿerlichkeiten
des Erzherzogs Ferdinand
die grosse Teatralische Seranata
zu schreiben. da S: Maÿestät
dem Hr: Hasse als den ältesten
Capellmeister zur Composition
der opera bestimet, so hatte
sie den jüngsten zur
Serenata gewählet.
Die Seranata hieß 
Ascanio in alba.

Mit der opera, und
Seranata wurde so lange
die Feÿerlichkeit dauertς,
imer abgewechselt.

In Jahr 1772. machte der
Sohn zur Wahl des Erzbischoffs
eine Serenata. il sogno di
scipione
.



Die opera wurde 26mahl
aufgeführt.


München. der Sohn com=
ponir
te hier eine opera
Buffa
. La finta giardi=
niera
.
Es wurden auch 2
grossen Messen von
der composition des
Sohnes in der Hof
Capelle gemacht.
[S. 18] increment_line_height_2decrement_line_height_2
den 13ten august 1771 reisten
sie nun wieder nach Maÿ=
Land, wo sie den 21ten August
anlangten. den 17ten octb:
wurde die Seranata das
erstemahl aufgeführet.
den 13ten december 1771 kamen
sie wieder in Salzburg zurück.

den 24ten october 1772. reiste
der Vatter das drittemahl
mit dem Sohn nach Italien.
wo der Sohn in Maÿland die
opera Seria. Lucio Silla.
für den carnaval 1773
schrieb. den 13ten Merz
1773 kamen sie wieder
zurück.
In Monat July 1773, machte
der Vatter eine kleine
Reise mit dem Sohn nach
Wien. in october kamen
sie wieder zurück.
dς 9tς december 1774.
machte der Vatter mit dem
Sohn eine Reise nach München.
den 7ten März 1775. kamen
sie wieder zurück.




Paris. componirte er, eine 
Sinfonie für das Concert
Spirituell
. eine Sinfonie
concertante
, ein concert
für die Flauten. ein
concert für die Harpfe
.
liesse auch 6 Sonaten in
paris stechen, welche er
der Khurfürstin in der
Pfalz
 dedicirte.

den 3ten July 1778. starb die
Mutter in paris, in 58ten
Jahre ihres Alter.
[S. 19] increment_line_height_2decrement_line_height_2
In Monat April 1775. machte
der Sohn eine Seranata,
il Re pastore beÿ dem
Aufenthalt des Erzherzog
Maxmilian
in Salzburg.
den 23ten September
1777. reiste der Sohn mit
seiner Mutter nach Paris.
Es würde zu seinem
Vortheil gewessen seÿn,
wenn er in Paris ge=
blieben wäre, allein, er
fand so wenig Geschmack
an der Französischen
Musick, daß er mit
Freuden nach Deutsch=
Land zurück kehrte.
In Monat Jenner 1779
langte er wieder beÿ
seinem Vatter in Salz=
burg an.
den 8ten November 1780.
reiste der Sohn nach Münchς
wo er eine opera Seria 
Idomeneo. für den Carnaval
1781. schrieb. Da seine Hoch=
fürstl: Gnaden der Erzbischoff
nachdem carnaval nach Wien
reiste, wurde er zu ihm
Der Vatter starb in Salz=
Burg den 28ten Maÿ
1787.
[S. 20] increment_line_height_2decrement_line_height_2
nach Wien berufen, er
reiste also gleich von München
aus nach Wien.
5. Was nun seinem weitern
LebensLauf betrift, müssen
Sie sich schon in Wien darnach
erkundigen, da ich nichts
vorfinden kann, woraus ich
was vollständiges schreiben
könnte.
6. Nach erhaltener Nachricht aus
Wien note ist er den 5ten december 
55 minuten nach Mitternacht. 1791. in einem hitzigen Friesel=
Fieber gestorben.
In Jahre 1788 bekam ich die
Nachricht von Wien note daß er
würklich in die Kaisserliche
dienst getretten ist.
daß übrige ist wieder in
Wien zu erfahren.
so auch, wer seine Frau war,
wieviel Kinder er mit ihr
erzeuget habe, wie viele
derer noch leben p: p:

7. Er kam in seinem 24sten Jahr
nach Wien, wo er nun schon
bereits 10 Jahr war. Er wird
sich wohl in dieser Zeit in der
Composition um Vielles gebessert
haben. da schon 1785. der
Berühmte Hr: Joseph Haÿdn zu
seinem Vatter der damahls
in Wien war sagte.





Er war so bald er beÿm Clavier sasse
ganz Meister, er bemerkte beÿ
der Vollständigsten Musick den
kleinsten Mißthon, und sagte
gleich auf welchen instrument der
Fehler geschahe, ja, so gar welcher
ton es hätte seÿn sollen.
über das kleinste Geraüsch beÿ
einer Musick wurde er aufgebracht.
kurz, so lange die Musick dauert
war er ganz Musick, so bald sie
geendet, sahe man wieder das Kind.

aus einem Brief note gezogen aus London.

Wir sind respective nach Hamburg ver=
schrieben, wir könnten nach koppenhagen
reisen, da sowohl der Königliche
Danische Gesandte in Paris, als auch
der von hier eine gewisse Suma in
Voraus garantiren wollten. der
Prinz Gallazin wollte mich auch
bereden nach Russland zu gehen.
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„Ich sage Ihnen vor Gott als
ein Ehrlicher Mann, ihr
Sohn ist der gröste Com=
ponist
, den ich von Person
und den Namen nach
kenne, er hat Geschmak
und überdas die grösste
compositions Wissenschafft.” note
8. Er wurde weder zum com=
poniren
, noch zum spielen
gar niemahls gezwungen,
in Gegentheil muste man
ihn imer davon abhalten,
er würde sonst tag und
Nacht beÿm clavier oder
beÿm componiren sitzen
geblieben seÿn.
9. ist Nro: 2 beantwortet wordς.
10. aus einem Brief note gezogen.
daß Hr: Baron von Grim
den Vatter Vorschläge macht
wegen Russland. und wegen
dem Erbprinzen von Braunschweig
11. Als Kind schon hatte er Begierde
alles zu lernen, was er nur sahe, in
zeichnen, rechnen, zeigte er vielle
geschicklichkeit, doch, da er mit der
Musick zu viel Beschäfftiget ware
so konnte er in keinen andern,
Fach seine talente zeigen.
[S. 22] increment_line_height_2decrement_line_height_2
                                    Nachtrag.
Die Tochter Maria Anna Mozart ist seit einigen Jahren
n einen Hochfürstl: Rath und Landpfleger verheurathet,
welcher ihr aus zweÿen Ehen schon Kinder zubrachte, und
mit dem auch Sie schon einige wieder erzeugt hat. So
lebt Sie dermahlen an dem nämlichen Ort, wo ihre seel:
Mutter gebohren war, in Anspruchloser ruhiger Stille
ganz den schönen Pflichten der Gattin und Mutter.
in den lezteren Jahren ihres leedigen Standes, welche
Sie zu Hauß beÿ ihrem Vatter Verlebte, gab Sie einigen
jungen FrauenZimmern der Haupt-Stadt Salzburg, Unterricht
im Klavier Spiell; und noch heut zu Tag kennet man der
Nannètte Mozart Schüllerinnen aus all anderen heraus,
an Nettigkeit, Präzision und wahrer Aplicatur im Spiell.

                                Weiters
die beÿden Mozartischς: Eltern waren zu ihrer Zeit das
schönste Paar Eheleuthe in Salzburg; auch galt die Tochter
in ihren jüngeren Jahren für eine Regelmässige Schön=
heit. aber der Sohn Wolfgang war klein, hager,
bleich von Farbe, und ganz leer von aller Prätenzion
in der Phÿsiognomie und Körper.           ausser der Musick
war und blieb er fast imer ein Kind; und dies ist ein
HauptZug seines Charakters auf der schattigten Seite; imer
hätte er eines Vatters, einer Mutter, oder sonst eines Aufsehers
bedärfen; er konnte das Geld nicht regieren, heyrathete ein
für ihn gar nicht passendes Mädchen gegen den Willen seines Vaters,
und daher die große häusliche Unordnung beÿ und nach seinem Tod. note
[S. 23] increment_line_height_2decrement_line_height_2
[vacat]
[S. 24] increment_line_height_2decrement_line_height_2
N. 1