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                                 Liebstes bestes Weibchen

Gestern Donerstag den 13:tn ist Hofer mit mir hinaus zum Carl, wir
speisten daraus, dan fuhren wir herrein, um 6 Uhr hohlte ich Salieri
und die Cavalieri mit den Wagen ab, und führte sie in die Loge
dan gieng ich geschwind die Mama und den Carl abzuhohlen, welche
unterdessen bei Hofer gelaßen habe. du kanst nicht glauben wie
artig beide waren, – wie sehr ihnen nicht nur meine Musick, sondern
das Buch und alles zusamen gefiel. – Sie sagten beyde daß sey ein
Operone – würdig bei der größten festiviteet vor dem großten Monarchen
aufzuführen. – und Sie würden sie gewis sehr oft sehen, den
sie haben noch kein schöneres und angenehmeres spectacel gesehen. –
Er hörte und sah mit aller Aufmerksamkeit und von der Sinfonie
bis zum letzten Chor, war kein Stück, welches ihm nicht ein bravo oder
bello entlockte, und sie konten fast nicht fertig werden, sich über
diese Gefälligkeit bei mir zu bedanken Sie waren allzeit gesint
gestern in die Oper zu gehen. Sie hatten aber um 4 Uhr schon
hinein sitzen müssen – da sahen und hörten sie aber mit
Ruhe. – Nach dem Theater, ließ ich sie nach Hause führen, und ich
supirte mit Carl bei Hofer – dan fuhr ich mit ihm nach Hause, allwo
wir beyde herrlich schliefen. Dem Carl hab ich keine geringe Freude
gemacht, daß ich ihm in die Oper abgehohlt habe. – Er sieht
herrlich aus – für die Gesundheit könte er kein besseres Ort
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haben, aber daß übrige ist leider Elend! – einen guten Bauern
mögen sie wohl der Welt erziehen! – aber genug, ich habe | weil
Montag erst die großen Studien |: daß Gott erbarm :| den Carl
bis Sontag nach Tisch ausgebeten; ich habe gesagt daß du ihm
gerne sehen möchtest – Morgen Sontag kome ich mit ihm hinaus
zu dir – dan kanst du ihn behalten, oder ich führe ihn Sontag nach
Tisch wieder zu Hecker; – überlege es, wegen einen Monath, kan
er eben nicht verdorben werden, denke ich! – unterdessen kan die
Geschichte wegen den Pieristen zu Stande komen, woran wirklich
gearbeitet wird. – übrigens ist er zwar nicht schlechter, aber auch
um kein Haar besser als er imer war. er hat die nähmlichen
Unform, plaget gerne wie sonst, und lernt fast noch weniger gern,
weil er daraus nichts als vormittags 5 und nach Tisch 5 Stunden
im Garten herum geht, wie er mir selbst gestanden hat, mit
einem Wort die Kinder thuen nichts, als Essen, trinken, schlafen
und spazieren gehen, eben ist Leitgeb und Hofer bei mir; –
ersterer bleibt bey mir beym Essen, ich haben meinen treuen
Kamaraden Primus, eben um ein Essen ins Bürgerspital geschickt; –
mit den Kerl bin ich recht zufrieden ein einziges Mahl hat er
mich angesetzt, daß ich gezwungen war bei Hofer zu schlafen,
welches mich sehr seckirte, weil sie mir zu lange schlafen, ich bin am
liebsten zu hause, weil ich meine Ordnung schon gewohnt bin dieß
einzige mahl hat mich ordentlich übelen Humors gemacht. Gestern
ist mit der Reise nach Bernstorf der ganze Tag darauf gegangen
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darum konte ich dir nicht schreiben – aber daß du mir 2 Tage nicht
geschrieben, ist unverzeihlich, heute hoffe aber gewiß Nachricht von
dir zu erhalten. und Morgen selbst mit dir zu sprechen, und
dich von Herzen zu küssen.
Lebe wohl Ewig dein                               d: 14 8:b 791
                                    Mozart
die Sophie küsse ich tausendmahl mit N N mache was du willst adieu