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[... (Schluss der Abschrift des Briefes vom 22. September 1767)]

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  Wienn den 29. Septς: 1767.

     Ich weis ihnen nichts zu berichten,
als das wir alle, Gott lob, wohlauf sind:
und das ist ganz sicher schon das Postgeld
werth
; so wir hoffen und wünschen, daß
sie alle sich gleichfals wohl befinden; Sie
wissen, daß ich eben nicht viel Geld mit
mir genohmen, das ist die Ursach, daß
ich mich ihres gegebenen Credit bedienet,
                                                     und
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und 20. Cremnützer Ducaten heraus ge=
nohmen. Ich werde ihnen kaum etwas
mehrers vor dem Verlauf von 14. Tägen
berichten können. Die Opera von Hasse
ist schön, aber die singenden Personen sind,
NB: für eine solche Festivitet, gar nichts
besonderes. Sigr: Tibaldi, ist der Tenor,
und der Sgr: Raucini von München der
beste Castrat. Die prima Donna die
Sgra Deiberin eines Wienerischen HofVioli=
nisten
Tochter. Die Tänze aber sind
trefflich, die Haupt Person davon ist der
berühmte Franzose Vestris. – – –
Regnet es in Salzburg auch immer, wie
hier? Es regnet hier ganz abscheulich,
und ohne Ende. Ist Herr Meissner schon
abgereiset? stellen sie sich eine unbeson=
nenheit unsers Bedienten vor. Er hat nur
3. Hemden beÿ sich, und da die übrigen
in der Wasche waren, so ließ er sie in
Salzburg: hätte er mir solches eher
gesagt, so hätte herr Meissner solche
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mit sich nehmen können; ich dencke Herr
Meissner wird nun schon weg seÿn. Was
ist also zu thun? Wie bekommen wir
die Hemmder, daß es nicht viel kostet?
Diese Hemmder sind beÿ einem gewissen
Hoflaquai Hochenreitter, der in der Gold=
gasse wohnet, dessen Sohn beÿm Mr
Perillion
in der Lehre ist. Wenigst
hat der Bernhard beÿ dem Perillion
die Commission hinterlassen dem besag=
ten Hoflaquai die Wäsche einzuhändi=
gen. Vielleicht nimmt es der Conducteur
um etwas weniges mit, weil es für ei=
nen solchen Menschen gehört. Meine
Addresse haben sie ohnedem schon. Wis=
sen sie das der Kaÿser incognito gar
bis Neapel gehen, und also 6. Monate
wenigst ausser Wienn abwesend seÿn wird?
Es wäre vieles von der dermahligen
Beschaffenheit p des hiesigen Hofes zu
schreiben; Allein ich muß es auf eine
andere Gelegenheit verspahren. Le=
ben sie alle wohl und empfehlen sie uns
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all unsern guten Freunden, und sagen
sie nur, daß ich bin der alte.

     Wenn Briefe an mich kommen,
darfen sie mir solche nicht schicken; son=
dern nur öffnen und sehen ob es wohl
was nothwendiges ist, und mir den Inn=
halt melden. Schreiben sie mir auch,
ob es wahr ist, daß die Gräfin von Herber=
stein nach Brünn zu ihrem Papa ab=
gereiset ist.


[... (Beginn der Abschrift des Briefes vom 7. Oktober 1767)]