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[... (Schluss der Abschrift des Briefes vom 10. November 1766)]

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   München den 22. Novbς:
                                              1766.

Nun bin ich selbst ungedultig. Bis
ietzt war der Wolfgangerl unbässlich,
nun ist er gestern das erste mahl aus=
gegangen, und heute hat der Churfürst
Musick, wo wir uns einfinden müssen.
Die Ungedult, von der ich Meldung mache,
rühret von dem recht beschwerlichen Ge=
brauch her, den man am hiesigen Hofe
hat, die Leute hipsch lange aufzuhal=
ten. Ich kann sie versicheren, daß ich
mich beÿ S:r Durchleucht gar nicht hätte
sehen lassen, wenn ich es mit Wohlan=
ständigkeit hätte thun können. Allein;
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da seiner durchleucht beÿ unserer vori=
gen durchreise uns mit ausdrücklichen
worten gemeldet, daß wir ihn beÿ un=
serer Rückreise besuchen sollen; da
über das meine Kinder in einem gros=
sen theil Europens so viel aufsehen ge=
macht; wie wollen sie, daß wir S:r
durchleucht hätten vorbeÿgehen sollen?
Mein Entschluss ist nun allezeit der näm=
liche; kommenden Montag oder läng=
stens Diensttage hier abzureisen, den er=
sten Tag bis nach Altenötting, und den
zweÿten nur bis nach Laufen zu gehen.
Sollte ich aber gezwungen seÿn noch etwas
mehrers zu verweilen, so wird es ja |: wenn
Gott will :| über ein paar täge nicht aus=
tragen. den kommenden Erchtage
den 25. werden sie den letzten Brief von
mir erhalten, der ihnen das gewisse mel=
den wird, und daraus sie hoffentlich se=
hen werden, daß wir schon beÿ dem Em=
pfang desselben auf der Reise sind;
wenigst wünsche ich es mit eben so viel
                                      Ungedult
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Ungedult, als sie selbst.
     Sie schreiben mir also für diesmal
nicht mehr. – – ich hofe, mit der Hilfe
Gottes, daß dieß mein vorletzter und
künftiger mein dermal letzter Brief seÿn
soll. Wer Vernunft hat wird nie=
mahls glauben, daß ich irgendwo pour
passer le tems
sitzen bleibe, und mit
einer ganzen Familie aus spaß mein
geld verzehre.
     Wir empfehlen uns ihnen und ihren
samentlich angehörigen, meinen und un=
sern gemeinschaftlichen Freunden, und bin
der alte.

     Das übrige, was sie mir gemeldtet ist
alles wohl gethann: nur bitte sie dahin
zu sorgen, daß entzwischen mein Flügl
gestimmt, und wenn eine oder andere
Seite gesprungen, daß solche in der näm=
lichen Dicke NB:
aufgezogen, und
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das abgebrochene Theil mir zur Einsicht
aufbehalten wird. Ich schmeichle mir,
daß herr Adlgasser oder Herr Spitzeder
mir die Gefähligkeit erweisen werden,
dafür Sorge zu haben. Übrigens soll
nichts geändert, und sonderlich von den
taugenten oder von dem Dockerl we=
der was abgeschnitten, noch zugesetzt, son=
dern alles in Statu quo gelassen wer=
den. Der P: Jesuit, so in mei=
nem Zimmer war, und auf dem Flügl
spillen wollte, empfehlet sich ihnen.
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     für Sie alleine!

Warum ich dem Egedacher allein nicht traue, und
bitte, daß hς: Adlgasser oder hς: Schitzeder dabeÿ bleiben
möchte, wen der flügl in ordnung gebracht wird,
habe grundliche Ursachς, und ich habe eine abscheuliche
Niederträchtigkeit von denselben auf der Reise ent=
deket, darüber sie sich gewis verwundern werdς.
übrigens kann ich Ihnen nicht bergen, daß, je
näher ich Salzburg kome, je mehr komen mir schon
kindische Schwäzereÿen zu Ohren. mit welchen
ich wünschte verschonet zu bleiben. ich war einige
Jahre | gott lob | von solchen possen ruhig und Freÿ,
und will es noch fernes seÿn. Sonderlich wird von
unsern Empfang an hofe sehr wunderlich gesprochς.
Ich versichre Sie, daß dieß mir gar fremde
komen, und von einer wunderlichen Wirkung
seÿn würde, die mancher nicht vermuthen würde,
denn nach grossen Ehren sind Grobheitς absolute
nicht zu verkochς.

[... (Teilabschrift des Briefes vom 10. November 1766)]