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Liebster, bester Freund
und Bruder! –
Mir ist sehr leid, daß ich nicht ausgehen darf um mit Ihnen selbst sprechen
zu können, alleine meine Zahn= und Kopfschmerzen sind noch zu groß, und
ich fühle überhaupt noch eine starke Alteration. Ihr Gedanke wegen einigen
guten Scholaren ist auch der meinige, nur wollte ich warten, bis ich in dem
andern Quartier bin, weil ich in meiner Behausung Lection zu geben gesinnt
bin, unterdessen bitte ich Sie, diese meine Idee ein Bischen unterdessen den
Leuten bekannt zu machen, – auch bin ich gesinnt die 3 Monathe Juli, Juni
und August Subscriptions=Academien bey mir zu geben, folglich ist nichts
als die gegenwärtige Lage, die mich drückt – Wie ich ausziehe, so muß ich
275 fl. wegen der neuen Wohnung zahlen – leben muß ich auch bis meine
Academien in Ordnung sind und bis meine Quartetten so ich in Arbeit habe
zum Stich befördert werden – folglich würde ich, wenn ich dermalen wenigstens
600 fl. in die Hände bekäme, ziemlich ruhig schreiben können – denn
ach! Ruhe gehört dazu; – was mich augenblicklich aber äußerst quälet, ist eine
Schuld bei dem Galanterie=Händler am Stock im Eisen welcher, obwohl er
anfangs selbst die Unmöglichkeit einsah und sich zufrieden zeigte, nun aber
ernstlich und ungestüm die Bezahlung fordert, es beträgt 100 fl. – Diese Unannehmlichkeit
wünschte ich mir wohl herzlich vom Halse. – Nun habe ich
Ihnen aufrichtig gebeichtet, und bitte Sie sehnlichst alles zu thun, was Sie
immer nach Ihrer Möglichkeit und Ihren wahren freundschaftlichen Gesinnungen
thun könen.
Ewig Ihr
100 fl. überschickt.
Mozart.