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Verehrungswürdigster Freund
und Ordensbruder!
Erschrecken Sie nicht über den Inhalt dieses Briefes; – nur bei Ihnen – mein
Bester, da Sie mich und meine Umstände ganz kennen, habe ich das Herz mich
ganz vertrauensvoll zu entdecken – künftigen Monat bekomme ich von der
Direction (nach ietziger Einrichtung) 200 Ducaten für meine Oper; –
können und wollen Sie mir 400 fl. bis dahin geben, so ziehen Sie Ihren Freund
aus der größten Verlegenheit und ich gebe Ihnen mein Ehrenwort, daß Sie
das Geld zur bestimmten Zeit baar und richtig mit allem Dank zurück haben
sollen; ich würde, troz meiner täglich großen Ausgaben, doch mich nach Möglichkeit
bis dahin noch gedulten, wenn nicht Neujahr wäre, wo ich die Apotheken
und Doctores (welche nicht mehr brauche) ganz zahlen muß, wenn ich
nicht meinem Credit schaden will; – besonders haben wir
Hundschowsky auf
eine (wegen gewissen Ursachen) etwas unfreundliche Art von uns weg
gebracht, warum es mir nun doppelt am Herzen liegt ihn zu
contentiren; –
bester Freund und Bruder! – ich weiß nur zu gut, was ich Ihnen alles schuldig
bin! – wegen den alten bitte ich Sie noch Gedult zu haben! – gewiß ist Ihnen
die Bezahlung, dafür stehe ich mit meiner Ehre. Ich bitte Sie nochmals, reißen
Sie mich nur diesmal aus meiner fatalen Lage, wie ich das Geld für die Oper
erhalte, so sollen Sie die 400 fl. ganz gewiß wieder zurück haben; – und diesen
Sommer hoffe ich gewis (durch die Arbeit für den König von Preußen) Sie
von meiner Ehrlichkeit ganz überzeugen zu können – Morgen kann vermöge
der Abrede Abends nichts seyn bey uns, – ich habe zu viele Arbeit, – wenn
Sie ohnedies Zisler sehen, so bitte es ihm zu sagen – Donnerstag aber lade ich
Sie (aber nur Sie allein) um 10 Uhr Vormittag zu mir ein, zu einer kleinen
Oper=Probe; – nur Sie und
Haydn lade ich dazu. – Mündlich werde ich Ihnen
Cabalen von
Salieri erzählen, die aber alle schon zu Wasser geworden sind –
adjeu.
Ewig Ihr
dankbarer Freund und Br:
W. A. Mozart.
300 fl. überschickt.