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                                                                                                                 Berlin den 23:t Maÿ
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                                 liebstes, bestes, theuerstes Weibchen! –                                       1789.

Mit Ausserordentlichem vergnügen habe dein liebes Schreiben vom 13:t hier erhalten; –
diesen augenblick aber erst dein vorhergehendes vom 9:ten weil es von Leipzig retour
nach Berlin machen musste. – das erste ist daß ich dir alle briefe so ich dir ge=
schrieben herzähle, und dann die deinigen so ich erhalten. –
ich schrieb dir den 8:t april von der Post=station budwitz. –
                      den 10:t – von Prag.
                     den 13:t von Dresden.
              und den 17:t von Dresden.
                  den 22:t | französisch :| von Leipzig.
                  den 28:t von Potsdam
              und den 5:t May von Potsdam
                den 9:t        von Leipzig.
               und 16:t       von Leipzig.
               den 19:t    von Berlin
            und izt den 23:t – das sind also 11 briefe.
ich erhielte von dir den von 8:t april. | den 15:t april in Dresden. :|
                      den von 13:t | den 21:t – in Leipzig :|.
                    den von 24:t | den 8:t May. in Leipzig.   beÿ meiner Retour
                    den von 5:t May. | den 14:t – in Leipzig. :|
                    den von 13:t | den 20:t in Berlin.
                und den von 9:t | den 22:t in Berlin.
also 6 briefe.
zwischen den 13:t und 24:t april ist, wie du Siehst eine lücke,
da muß nun ein briefe von dir verloren gegangen seÿn – durch
dies musste 17 tage ohne briefe seÿn! – wenn du also auch 17 tage in
diesen umständen leben musstest, so muß auch einer von meinen briefen
verloren gegangen seÿn; – gott lob, wir haben diese fatalitäten nun
bald überstanden; – an deinem Halse hangend werde ich es dir dann erst
recht erzählen wie es mir damals war! – doch – du kennst meine
liebe zu dir! – wo glaubst du daß ich dieses schreibe? – im gasthofe
auf meinem zimer? – Nein; – im thiergarten in einem Wirthshause
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| in einem garten hause mit schöner aussicht | alwo ich heute ganz alleine
Speisste; um mich nur ganz alleine mit dir beschäftigen zu können; –
die königin will mich dienstag hören; da ist aber nicht viel zu machen.
ich liess mich nur melden, weil es hier gebräuchlich ist, und Sie es
übel nemen würde. – Mein liebstes Weibchen, du must dich beÿ
meiner Rückunft schon mehr auf mich freuen, als auf das gelde. –
100 friedrichs’dor sind nicht 900 fl sondern 700 fl; – wenigstens hat man
mir es hier so gesagt. – 2:ts hat Lichnowsky mich weil er eilen musste
früh verlassen, und ich folglich | in dem theuern orte Potsdam | selbst
zehren müssen; – 3:ts habe ich <ihm> 100 fl: lehnen müssen, weil sein
beutel abnahm – ich konnte es <ihm> nicht gut abschlagen, du weist
warum. – 4t ist die academie in leipzig, so wie ich es imer sagte,
schlecht ausgefallen, habe also mit Rückwege 32 Meilen fast umsonst
gemacht; daran ist Lichnowsky ganz alleine schuld, dann er liess mir
keine Ruhe, ich musste wieder nach Leipzig. – doch – davon das mehrere
mündlich; – hier ist 1:t mit einer academie nicht viel zu machen, und
2:ts sieht es der könig nicht gerne. – du must schon mit mir
mit diesem zufrieden seÿn, daß ich so glücklich bin beÿm könige in
gnaden zu stehen; – was ich dir da geschrieben, bleibt unter uns. –
donnerstag den 28:t gehe ich nach dresden ab, alwo ich übernachten werde.
den 1:t Juny werde ich in Prag schlafen, und den 4:t – den 4:t? –
beÿ meinem liebsten weiberl; – <richte dein liebes schönstes nest recht
sauber her, denn mein bübderl verdient es in der That, er hat sich
recht gut aufgeführt und wünscht sich nichts als dein schönstes [...] zu besitzen.
stelle dir den Spitzbuben vor, dieweil ich so schreibe schleicht er
sich auf den Tisch und [zeigt] mir mit [fragen] ich aber nicht faul [geb] ihm
einen derben Nasenstüber – der [bursch] ist aber nur [...] jetzt brennt
[auch] der Schlingel noch mehr und läßt sich fast nicht bändigen.>
ich hoffe doch du wirst mir auf die erste Post entgegen fahren? –
ich werde den 4:t dort zu Mittage eintreffen; – Hofer | den ich 1000
mal umarme :| hoffe ich wird wohl auch dabeÿ seÿn; – wenn hς: und
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fr: von Puchberg auch mitführen, dann wäre alles beÿsamen was ich wünschte.
vergesse auch den Carl nicht. – Nun aber das nothwendigste; – du must
einen vertrauten Menschen |: Satmann oder so Jemand :| mitnehmen,
welcher dann in meinem Wagen mit meiner Bagage
auf die Mauth fährt, damit ich nicht diese unöthige
seccatura habe, sondern mit euch lieben leuten nach
hause fahren kann. – aber gewis! –
Nun adieu – ich küsse dich Millionenmal
und bin Ewig

                                                                  dein getreuester gatte
                                                                    W: A: Mozart mp
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À
Madame
Madame Constance de Mozart
née de Weber
                         à

auf dem hohen Markt
im walseckischen hause    Vienne.
beÿ hς: von Puchberg.