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liebste Schwester! –
Wienn, den 19:
t dec: 1787
Ich bitte dich recht sehr um verzeihung daß ich dich so lange ohne Antwort gelassen.
– daß ich in Prag
D: Juan geschrieben, und zwar mit allem möglichen beÿfall, wirst
du vieleicht schon wissen – daß Mich aber izt S: Mayst: der kaÿser in seine dienste
geno
men wirst du vieleicht nicht wissen. – ich bin überzeugt daß dir diese Nachricht
gewis willko
men ist. – ich bitte dich, schicke mir doch so geschwind als möglich das
küstchen mit meinen
Partituren; – was Neue Musik
von mir fürs klavier an=
belangt, so bitte ich dich nur mir die
Themata von den Stücken so ich dir von Wienn
schon geschickt habe, aufzuschreiben, und mir Sie zu schicken, damit ich dir nichts
dopelt schicke. – auf diese art wirst du gleich bedient seÿn. –
lebe wohl, liebe Schwester, und schreibe mir Ja oft – wenn ich dir nicht allzeit
ordentlich antworte, So schreibe es keiner Nachlässigkeit, sondern blos meinen
vielen geschäften zu. –
adieu. – – ich umarme dich vom Herzen und bin
Ewig
P: S: – Von meiner frau |: die Stundlich zum
niederko
men ist :| 1000 busseln. –
von uns beÿden an deinen lieben Mann dein aufrichtig dich liebender bruder
alles erdenkliche! – W: A: Mozart
mp
Auch Busserln, um noch herziger? zu klingen, genannt,
Busserln sind Küsse, in Wienrischer Mundart. –
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À
Madame
Madame Marie Anne de Sonnen=
burg. née Mozart.
par Salzbourg à
St: Gilgen.
Daß gegenwärtiger Brief durchaus die Handschrift meines gewesenen Gatten,
W. A. Mozarts (gestorben 1791.) ist, bezeuge ich hiemit, um den Herrn
Geheimenrath D.r Feuerstein dessen zu vergewissern. Salzburg 6 Febr.
1826.
Constance Nissen.
Daß Vorstehendes die Unterschrift meiner
Gattinn, seit 1791. W. A. Mozarts Wittwe, ist
bezeuge ich. wie oben. Nissen
Vater war seit einem halben Jahr todt. Daher schwarzes Siegel. Sonneburg war
noch nicht baronisirt.