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                                                                Münchς dς 13 Febς 1787

Am Samstag sind wir frühe um 7 uhr von Salzbς. abgereiset und
um 8 uhr abends glückl: in Wasserburg angelangt. Am Sontag
hörtς wir um 6 uhr Messe, reisetς nach 7 uhr weg, u warς um
viertl nach 4 uhr in Münchς. Ich befinde mich auf dieser Reise nicht
schlimer, vielmehr hoffe, daß diese Luftveränderung u Bewegung
vertreglicher seÿn werde; den überhaupts hat der Schluß des
67 u Eingang des 68 Jahres meines Alters einς grossen
Umsatz u Verändςung in meinem altς Körper hervorgebracht:
ganz natürlich! alte Menschς werdς nicht mehr jung! – – –
von dς opera, die gestern am Montage sahe, hatte ich eine grosse
Erwartung: allein mit der Musik war gar wenig zufrieden, weil
es scheint, als hätte es hς: Vogler im paroxismo eines hitzigς Fiebers
gemacht. Es wäre zu weitläuftig solche zu beschreibς; ich muß es
zur münlichς Erklärung ersparς. das Scenarium hingegς ist
etwas ausserordentliches u äuserst prächtiges. Noch bin ich,
ausser in die opera u nach Hause zu fahrς, nicht ausgegangen.
am Aschermitwoch, odς den Donerstag darauf werdς wir von
hier, mit dς hilfe Gottes, wiedς abreisen u folgl: am Freÿtag
Abends beÿ Zeitς in Salzbς seÿn, wo ebς dς Both einς Brief von dir
wird gebracht habς. Alle Marchandischς, Brochardischς, Langischς pp:
empfehlς sich: sonderhtl: hς: Bullinger, der mich täglich besucht.
Ihr könnt euch nicht vorstellς, was hier für ein Lerme und
    Die oberwähnte Oper von Vogler war Castore e Polluce. N.
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Verwirrung beÿ der Regierung herrschet. man weis von
einem Monate zum andς nicht, wo man das Geld hernehmς
soll, die Besoldungς sind itzt imer um ein Monat später be=
zahlt wordς, u es ist ohnbegreiflich, wo das Geld von 2 Chur=
fürstenthümern hinkomt. alles schmählt, – u wer raubς kan,
der raubt. Das Fleisch kostet 8 Xr u soll auf 9 Xr komς.
Von Feldfrüchtς ist wenig Vorrath da, – Herrschaftς verkauffς sie,
weil sie Geld brauchς, u dς  Unterhan um seine gabς zu be=
streittς; man verlässt sich von einer Ärnthe zur andς, und
führt aus dem Land ohne auf den Fahl eines Misswachses
zu gedenkς. Nun lebt gesund! ich küsse euch von Herzen,
grüsse die Kindς und bin, so lang mich Gott lebς lässt, euer
redlicher Vatter
                              Mozart mp

Ich gehe auch hier auf keine Redoutte, und werde auch
kaum auf eine einzige Accademie masquée gehς.

Noch bis itzt habe keinς Brief von deinem Brudς, weis also
nicht, wo er ist.
Die Gredl singt recht meisterlich, sondςheitl: eine Aria Can=
tabile
, das auch das beste der ganzς opera ist.
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Ich sagte dem hς: Marchand, daß sie es ihm nicht Übl nehmς,
daß er ihnς nicht schriftl: für den Fisch gedankt hat, da
der Man den ganzς tag so vieles zu thun hat. er dankt
dem hς: Sohn durch mich u hoft diesen Somer mündlich zu
dankς. Sie hattς auch der M:dme Brochard ein Stück davon
geschickt, u fandς ihn vortreflich, – er ist gut angekomς, und
sie habς ihn schon gesottς.
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À Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen

         Ich bezeuge dem Herrn Geheimmrath Feuerstein, daß dieser Brief die
         Handschrift ist von Leopold Mozart, dem Vater W. A. Mozarts
         († 1791), ist. Salzburg 20 Febr. 1826. Nissen
                                                          Gatte der Witwe W. A. Mozarts.
Leopold starb späterhin im Jahre 1787. zu Salzburg.