[S. 1]


Salzb
ς: dς 14
tς Decembς
Der Leopoldl ist gesund und singt aus
1786.
den Noten.
Am Montage brachte dς knecht die küsste. es war halbe 2 uhr, um
Viertl nach 1 uhr kam vom Kapellhauß, war ebς beÿm Essen, nach
Tisch zum Weiser –
p p: kam erst nach 5 uhr nach Hause. da war also
nichts zu machς als dem Knecht zu sagς, daß er die Küsste abhohlς möchte,
weil er sagte, daß er am Freytag wiedς in die Statt fahrt. daß ich gleich
wiedς Bücher in dς Küsste hinausschickς sollte, war mir lächerlich, die etliche
Bücher würdς ein schönes aussehς beko
mς habς, we
n sie in dieser grossen
küsste beÿm hinausführς alle
Touren von allς möglichς
Contradänzen
in derselbς ganzer 6 Stundς hättς herumdanzen müssen.
Um halbe 6 uhr öffnete ich erst die küsste,
u da
n gieng ich in die
Comoedie.
der Leopoldl dankt für das Bettl.
ich danke für das Schmalz, welches
schöner ist, als das, so von dς Waag beko
mς habe. die
Eberlin
Waberl danket für die Würste, die ich ihr schickte, – heut abends
bringe ihr die Bücher selbst, de
n gestern war so erstaunlicher Regς
u Wind, daß gar nicht über die Brügge gegangς bin. der
Wolfgς:
dankt für den Tischzeug
u Strimpf, die dabeÿ fand.
die seiden=
spinerin ka
n vor den Feÿertagς nichts daran arbeitς, hat zu viel
Arbeit. das
Baumwollgarn 1
℔ habe gekauft
u zum spi
nς gegebς;
ich ließ es für mich beÿm Hagenauer hohlς um ein schönes zu beko
mς,
de
n manchmahl beko
mς die Kaufleute widς ihrς Willς schlechte waare.
Nun weis keine
Comission mehr.
Itzt aber muß etwas nicht vergessς, das längst schreibς wollte.
Ich will itzt den
Sago nehmς, weis aber nicht
wie viel Wasser u
wie viel Löffl voll Sago müssς geno
mς werdς, da auch das blechene
Geschirr beÿ dir draussς ist. We
n nur die
quantitet weis,
so ka
n ein paar Reindl kauffς
u hab das Blechene geschirr
ebς nicht nötig: giebt mir also nächstens Bericht davon.
Daß mir die krautersuppς sehr dienς, hat seine Richtigkeit. die Ader=
las aber hat mir am Lincken Arm die üble wirkung gemacht,
daß seit der Zeit i
mer eine grosse kälte an diesem Arm verspiere,
u solchς mehr Warm haltς muß, da Arm
u Hand i
mer kalt sind,
obwohl ich einς feinς Fla
nel auf dem Arm habe. du weist, daß
ich sonst, we
n iedςman kalt hatte, ich allzeit warme Hände hatte.
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[S. 2]


Vorgestern war die Nandl fast zweÿ Stund nachmittag beÿm h
ς: v
D'yppold, der sich mit dem Leopoldl mit Vergnügς unterhielt
u
euch sein
Comptς: zu schreibς auftrug.
Die so genannte
Gilowskysche Braut |: wie sie hier die Leute ne
nen :|
ko
mt nun öfters ins
Gilowskysche Haus, da die Schwestern alles
anwendς den altς Vattern einzuschläffern. fast sollte ich selbst
glaubς, daß sie schon verhaÿratet sind. der Verwalter Sepperl
hat mir erzehlt, daß die Catherl auch beÿ seinem Vatter war,
und Geld für ihrς Bruder entlehnen wollte; der Verwalter
antwortete:
auf alle weis,
wen ich hinlängliche Versicherung habe.
was, sagte die Catherl,
ist er nicht hier in Dienstς u hier ansessig?
Der Verwalter lachte sie aus, und sagte ihr mit seiner
natürlichς glattς aufrichtigkeit die Meinung
u ließ sie mit
dem grösstς Verschmach davon gehς. Ich bin auf den Ausgang
dieser Romanzς=geschichte recht begierig. sonst sind er und
sie allzeit mit den Oberbereiterischς in die
Comoedie gefahrς;
itzt ko
mς sie schon einige
Comoediς nicht mehr mit. Sie werden
vermutlich einsehς, daß sie die
24ger zu was andςem nötiger
habς.
Am Sontage ist h
ς: Kassl mit dς Rader na
nerl zum
h
ς: Oberschreiber nach Deissendorf gefahrς.
h
ς: Steiger ist aigentlich um Waitzς zu kauffς nach
Hungarn gefahrς. Vor einiger Zeit hat die Landschaft
Waitzς kauffς wollς, da das schaf um 2 f wohlfeiler war,
der Erzb
ς: gabs nicht zu. Nun gab er um 20000 f
Souvrain d'or her, weil sie hoch gehen. und itzt muß
gekauft,
u da
n das geld zurück bezahlt werdς, we
ns
Gold wiedς abschlagt, damit er itzt die
Souvrain d'or
hoch hinaus bringt.
Heut frühe Blitzte
u do
nerte es gegς 6 uhr, nachdem gegς
Morgς ein erstaunlicher Wind mit Regengüssen entstand,
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[S. 3]


der Wind hält den ganzς tag an,
u itzt abends nach 4 uhr
glaubt man er wolle alles zusa
mreisen: anfangs war er
nicht kalt, itzt aber glaubt man er werde Schnee bringς, den
beÿ allem Einheitzς scheint es, als we
n man im Zi
mer
im Hemde sässe.
Noch hat man keine gewisse Nachricht von dς Ankunft des
Erzbischoffs, einige wollς nun glaubς er ko
me vor Weinachtς
nicht mehr, sondς erst aufs neue Jahr. Man will auch
wissen, er habe Verdrus, das ka
n man leicht muthmassen,
sonst würde er, we
n die Geschäftς nach Wunsch gegangς wären,
nicht das Geld in Wie
n verzehren.
Brunetti wird täglich schlechter, und nun sieht es die arme
Frau ein, daß keine Hofnung mehr übrig ist. Gestern
ist er abermahl versehς wordς.
h
ς Günther Sebast
ς: Badς ist, nach dem er schon so lange
krank ist, auch dem Tod nahe, – hat gestern sich beÿ
allen seinς Leuten beurlaubt.
Du wirst dich des welschς Gr:
Lodron eri
nern, der in
Virgilς: Collegio
war, der Erb des Hofmarchals |: itzt OberstCa
merer :| gr:
Lodron.
dieser ist auch hier, wird hier bleibς, beko
mt nach seines
oncles Todt
die
Secondo genitur,
u wird vermutlich hier eine Hofstelle erhaltς,
da er um sein vätterl: Erbtheil Weltkä
ntniss theuer gekauft hat.
Er war 2 Jahr in Paris, – war in Engelland, hatte grosse freude
mit mir englisch zu sprechς – war in Holland
p p:, in Portugal
p:
wirklich ein ansehnlicher junger Nobler
Cavaglier.
den 15tς Decembς.
Gestern Nachts ist der
Calcant Joseph, nachdem er so lange
an dς Auszehrung gelegς, gestorbς,
u heute hat dς andςe
Calcant
etwas zur Begräbniß gesa
melt, da er ohnehin von iedem das
neujahrgeld zu erwartς hatte. wieder eine grosse Stelle am
Hof ledig!
Von den Leutς, die dς Erzb
ς: soll aufgeno
mς habς, habe noch
keine Erscheinung gehört: – ich glaubte auch nicht daß sie vor dem
neuen Jahre ko
mς solltς, da dς Fürst selbst noch in Wie
n ist.
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[S. 4]


Als ich um halbe 5 uhr nach Hause kam, fand ich den Brief den dς
Both brachte. Montags, Mitwochs,
u Freytags
komt niehmals
früher zu Hause. folgl: da es schon
Avemaria Zeit ist, ka
n nichts
mehr vornehmς, da die kauflädς gesperrt sind.
Um den
Glasmeister knecht ka
n nicht schickς, da die Tresel ohnehin
i
mer krank ist
u genug mit ihrς Schmerzς im Leib, mit den Blut=
rothς fleischigς augς zu leidς hat um Vormittag beÿ dem erstaunlichς
Sturmwetter die nothwendigstς Gänge zu machς. der knecht
versprach mir am Freytag zu ko
mς. Er ließ sich aber nicht
sehς. die
Eberlin Waberl, die sich empfehlt, hat mir
eine ganze
Biblioteck Bücher geschickt, so, daß ich solche nur nach
u nach
schicken muß: also muß die Glasträgerin nicht vergessς,
we
n sie herein geht, zu mir zu ko
mς.
Die Geschichte dς Fr:
v Aman ist mir sehr aufgefallς. Wie doch
die Leute Lügen könnς! ich habe viele Wochς wedς die Fr:
Zezi
gesprochς, noch die Fr:
v Aman gesehen. was du mir schreibst
ist eine ganze Neuigkeit für mich, obs mich gleich nicht wundςt!
Die Sache geht ganz natürlich zu, – sie ist eine Närrin, und da
dieses ihr ganz allein abgieng, wie könnt ihr von so einer närrischς
begierigς Person hoffς, daß sie mit Vernunft ihre Begierdς über=
wältigς sollte, da das Thierische vor dem Geistigς odς vor der
Vernunft sehr weit die Oberhand hat. –
ich hab selbst Beweise
davon. – und wer war de
n endlich der gutherzige Ma
n,
der sie so glücklich machte? – – ich weis gar nichts davon.
und du ke
nst mich auch
u weisst, daß ich solchς Sachς nicht nachspühre;
aber auch nichts leichters verzeihe,
u nur denjenigς Schuld gebe,
die die Aufsicht habς, den Hang dς Person ke
nς, und nicht vor=
beugen. Ihr hitzige Neigung zu den Ma
nspersonς war offenbar
bekannt, –
u de
noch geschahe keine Vermittlung, welches doch auch nur
wegen dem Ärgernisse
u Verführung ihrer kinder schon hätte geschehς
sollen. So machς es viele, – lassς die Elephantς davon lauffς,
und haltς sich mit dem Mückenfangς auf.
Vielleicht könnte dς Strobler ein paar Bücher mit hinaus
nehmς? – es sind würkl: sehr viele!
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[S. 5]


Wegς den
Sonaten des Egedachers darfst du dich nicht bekü
mern,
es hat gute Wege, we
n er auch wieder darum schreibς sollte,
ich muß ihm ohnehin aufs neue Jahr schreibς; es ist aigentl: nur,
daß er weis, wo die
Sonaten sind. da ich ihm etwas schicke,
ist er schon befriediget. das beständige Schreibς ist dir nicht gesund!
Das Pflaster für die Köchin
kostet nichts, ich habs beÿ
dς Fr: Hagenauerin hohlen lassς, – das hättest du dir
vielleicht einbildς kö
nς, weil keine Meldung davon machte.
Daß dς Kaÿser nicht ziehen will ist aus einer andςς
Ursach ganz natürlich. Hat er nicht das näml: im
Passauer Bistum getha
n? hat er die Passau
ς: Pfarrς
nicht dem neu errichtetς Bistum Lintz unterworffς? –
ka
n ihm dieß dς Churf
ς: nicht entgegς setzς
u fragς, ob er
nicht auch Herr in seinem Lande ist? – –
den 16tς in dς frühe.
da du das Notenpapier notig hast, so ließ es heut frühe
hohlς – und lege 4 Bücher dazu, damit ihr etwas zu lesen
habt. – wegς dem Bothenlohn möchte doch einmahl ins klare
ko
me, weil es i
mer heist es ko
me so hoch. Es soll, odς
wird ja doch etwas ausgesetztes seÿn, was er
fürs Pfund hat.
we
n nicht irre, sagte mir jemand, er habe fürs
℔ 2 X
r. das wäre
wirkl: nicht viel. ich würde demnach, we
ns etwas ist, wie zum
Beÿspiel, dieses Notenpapier
u Bücher, solches im Zi
mer abwegς,
und ihn bezahlς, ohne zu fragς, was er verlangt. Er verlangt
nur nach der Einbildung was er glaubt, und wäre ein Narr
we
n er nicht mehr verlangte, da man ihn fragt. We
n es ein
fahl für ein odς andersmahl nur wäre, so würde es sich freilich
der Mühe nicht lohnen etwas abzuwegς, da es aber wochentlich so
viele Jahre durch geschieht, so ists ein beträchtlicher Punckt,
der diese Ordnung erfordert.
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[S. 6]


Der Heinrich empfehlt sich. itzt war ebς beÿm Leopoldl,
er ist lustig, von morgens bis Nachts, – küsst mir so
oft ich hinüber odς er herüberko
mt die Hand, und greift
allzeit, ob ich einς
Bart habe, odς ob ich
barbiert bin.
er schickt euch seinς Handkus. – Ich küsse euch beÿde
von Herzen, grüsse die Kindς, und bin ewig euer redlicher
Vatter Mozart
mp
Heut Nacht fiel ein Schnee, und das Wetter ist heiter und
eine gemässigte Kälte. Ich hoffe
u wünsche, daß dieser
Winter nicht sehr scharf kalt sein möchte, de
n ich hab doch
schon Holz genug gekauft. die Nandl
u Tresel küssen
die Hände
u ich grüsse die Lenerl.
Daß der h
ς: Verwalter vom Strobl mit seiner Fr: hier war, sagte
mir die Tresel, die solche auf dς Strasse gehς sahe, und sie
hattς einς Bubς beÿ sich.
Wegς dς
Proportion des
Sago nicht zu vergessς, damit
weis wie viel wasser
u Löflvoll zu nehmς ist.
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