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                                                                                             Salzbς: dς 8 Decemb:
Der Leopoldl ist gesund u lustig!                                                          1786.

Da der Mond beÿm Aufgehς diese Täge abends in sein Zimer scheint, so ver=
langt er alle Augenblick zum Fenster u schreÿt: Man, Man.
Das Verwunderlichste ist, daß er niemals beÿ dς Nacht ins bette bisst, und
wen er vorn beÿ mir im Zimer ist, so sagt er ah, ah, und hält,
bis ihn die Nandl in sein Zimer hinüber trägt.

Der both brachte den Brief, aber keine Brachse, die im Brief steht.
nur, damit du es weist, den ich darf, so lange die Kräutersuppe
nehme, keine Fastenspeisen essen, die Doctores hattς mirs ausdrücklich
verbottς. ich esse Mittag u Nachts nichts anders als Reis odς gersten=
schleim Suppe, und ein halbes Händl, odς etwas Lämeres odς kalbfleisch
mit Andifi brühe. Ich befinde mich auch nach u nach merklich besser,
und das war die Ursache, daß nicht hinaus kam, da ich diese vor=
geschriebene Mittl ordentlich fortbrauchς muß, bis meine Gesundheit
wiedς, mit Gottes Hilfe, vester ist. Es würde für dich auch nichts vor=
träglicheres seÿn, als der ganze Andifi, nicht klein geschnittς,
sondern das ganze grüne kraut in fleischbrühe gesottς, wie eine
andςe grüne speis. ich finde es sehr gut, u gesund; es ist meine
Leibspeise
. – alle saure sachς sind mir verbottς. der alte Dr
Barisani
isst den Andifi auch täglich als eine vortreffliche
Blutreinigung, um sich vom Anstoß des Podagra zu verwahrς.

Wegς den Flecken zum Schlafrock ist mit den Schneidern nichts zu
machς. er antwortete, daß er, das bischς, was er übrig hatte,
hergegebς habe; – weiters habe er nichts: hiemit Holla!
Wen man so was kauft, wo es nach der Hand etwas auszubessern
giebt, muß man imer nach dem gleich eine Ehle für sich besondςs
nehmς, weil man den näml: Zeug gewis nicht mehr habς kan,
und wegς einer ausbesserung der ganze Schlafrock nicht kan weg=
geworffς odς ein andςer Harlekinfleck hinauf gesetzt werdς; ich
machte es wenigst so gar mit Zeug u Tüchern so, daß beÿ Tüchern
etwa noch ein drittl odς 4 theil für mich nahm, ohne daß es der
Schneider wusste.

Beÿm Brunetti ist an keine Besserung zu gedenkς: odς die Abzehrung
odς dς Brand wird das Ende seÿn: heute Nacht hatte er grosse
Hitzς u phantasierte.

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kaum war vor 8 Tägς dς Both weg, so brachte man mir die Nachricht,
daß dς Erzbς: noch 14 täge ausbleibς werde, u so ists auch. kein Mensch
weis, warum? – – Nun geht die Rede es sollς 2 odς 3 Orchester=
geiger1 Violongeiger, ein Bassist, u 2 Trompeter, die er
aufgenomς mit komendς Dilligence dς 13: hier eintreffς. Wir werdς
es sehς. – daß der Bassist aufgenomς wordς, zeigt beyliegender
sehr unlesbarer Brief von deinem Brudς. woraus du auch
abnehmς wirst, daß ihn mein Antwort ganz beruhiget hat, u
daß er auf dem Casin 4 Adventaccademiς giebt.

Das hin und herschickς dς wasche hat mir niemals in Kopf wollς:
allein, ich wollte es nicht widersprechς und musste vernünftiger
weis urtheilς der hς: Sohn werde überhaupts einς accord mit dem
Bothς treffς, der von keinem grossς Belang seÿn wird, den
sonst kan fürs Bothς=Lohn die wasche hier gewaschς werdς, wen
mans nach dem Gewicht bezahlς wollte. – etwa wegς Aus=
besserung? – – oho! dafür wird hier auch durch die Jungfς: Miedl
gesorgt. – – daß aber die leere Schachtl schwer seÿn soll, – 
darüber muß eine auch kranke kuhe lachς, dςς wir itzt um
die Statt keine mehr habς, Gott seys gedankt!
ich hatte die Schachtl verwunschς, weil sie mir Mühe und
gute Worte kosstete bis sie mir gemacht wurde, obendrein
wars theuer, weils durch 4 Personς gieng. werde den Conto
schon darüber machς. Unterdessen ists ein Stoff darüber zu reden.

Vorigς Sontag sprach mit dς Gräfin Lodron, hς: Dom=
dechant kam auch dazu. – 2 tag darauf kam
sie ums Kind und gebahr also ein Aborterl.
Sie befindet sich besser. ist eine schöne liebe Dame,
hat etwas in dς Bildung von den Kaÿsς: Prinzessinς.

hς: Egedacher hatte mir schon zu meinem Namenstag wegς der Sonaten
geschrieben, die du noch hast: ich vergas imer darauf dir es
zu melden; sie müssen also das erste seÿn, was du schreibst,
wegen Heinrichssachς hat es keine Eÿle, den er hat erst itzt

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wider andςe Sonatς vom Clementi aus Münchς bekomς, die ganz entsetzlich
schwer sind, u er genug daran zu exercierς hat.
Heinrich empfehlt sich.

Die Anstaltς mit den kerzen musstς itzt so abgeändςt werdς, daß
untς beÿ den Fleischbänkς 2 Hütten gemacht wordς, wo zweÿ
Saifensiedς
zu gleich verkauffς, damit die Leute eher etwas
bekomς könς, und nicht halbe Täge hinstehς müssς um hinzu zu
komς, und sich um 1 odς 2 kerzς dringen und durchrauffς
müssen. So giengs beÿm Schmalz noch ärger auf der
Wag zu, wo das um 15 Xr verkauft wurde, u ein junges
Mädl fast todt gedruckt wordς, daß mans nach Hause tragς
musste. – wen du mir ein kleines Stöckchen Schmalz schicken
willst, ists mir Lieb, – etwas hab auch von dς Wag bekomς.
schreibe nur, was es kostet.

Ich vergas damals dir zu schreibς, daß wir den Stroh=sack
selbst hättς machς könnς, da du weist, daß einmahl ein Stuck solche
grobe Leinwand gekauft habe, odς hab spinς lassς. Stroh werdς wir schon
bekomς; obs gleich ganz gewis ist, daß man das Stroh nicht so leicht be=
komt u obendrein Theuer bezahlς muß. Bettlstroh u Miststroh
will ich nicht. – Nun lebt gesund, ich küsse euch von Herzen
grüsse die Kinder u bin ewig euer redlicher Vatter
                                              Mozart mp

das Baumwollgarn werde besorgς. der Leopoldl küsst euch.
die Nandl u Tresel küssen die Hände,
ich grüsse die Lenerl.

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Heute reiset hς: Landschaft
Bauverwalter Steiger nach
Wien u Hungarn, wegen
Getraid u vielleicht auch wegς
4 füssigς Oxen.

A Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen

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