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                                                                             Salzbς: dς 17 Nov: 1786
Der Leopoldl ist gesund!

Und ich? – – auch etwas besser, seit dem ich an meinem Geburtstage
mein 67tes jahr durch ein Laxiertrankl hinaus gesch: habe; und ich hatte
noch die grösste Versuchung den 15 nach St: Gilgς zu fahrς, wer weis
was oft den Menschς curiert. ich muß doch spaß machς, damit ich nicht
in Traurigkeit verfalle. Heut habe einς Brief deines Bruders beant=
wortς müssen der mir viel Schreibens gekostet hat, folglich kan dir
sehr wenig schreibς, – es ist späth, in die Comoedie will ich heut auch gehς,
da itzt freÿ bin, und mit dem Wienerbrief bin auch erst zu Ende gekomς.
daß ich einς sehr nachdrücklichς Brief schreibς musste, kanst dir leicht vor=
stellς, da er mir keinς geringern Vortrag macht, als seine 2 kindς
in meine Versorgung zu nehmς, da er im halbς fasching eine Reise durch
Teutschland nach Engelland machς möchte p: – ich habe aber tüchtig geschriebς,
u versprochς die Continuation meines Briefes mit nächster Post ihm zu schicken.
Der gute ehrliche Siloettςmacher hς: Miller hatte deinem Bruder den Leopoldl
gelobt, folglich hat er erfahrς, daß das Kind beÿ mir ist, welches ihm nie=
mals geschriebς hatte: also kam ihm odς vielleicht seiner Frau der gute Einfahl.
das wäre freilich nicht übl, – Sie könntς ruhig reisen, – könntς sterbς, – –
könntς in Engelland bleibς, – – da könnte ich ihnς mit den Kindς nachlauffς p:
oder der Bezahlung für die Kinder die er mir für Menscher und Kinder
anträgt p: – Basta! meine Entschuldigung ist kräftig u Lehrreich,
wen ers benüzen will. –
                                                    Nach dς Comoedie um 10 uhr

Beÿ der Nanerl lasse mich wegς dem Glückwunsch bedanken, sie
hat recht schön geschrieben.

Der Heinrich empfehlt sich: – hat er den hς: Sohn nicht gebettς, ihm
die Ariadne auf Naxos zu schickς? – – – –

Die Fr: Mundbeckin ist gestorbς.

Hier schicke eine Kindereÿ zum Lachς, auf einer Seite in dς
schwäbischς Originalsprache – auf dς andςς Seite verständlich geschriebς.
das musst du bald wiedς zurück schicken, es gehört nicht mein.
dan ein Buch vom Wieland, das leset nach Gelegenheit.

Der Wolfgς: war beÿ mir zum gratulierς, und war so vergnügt,
daß er mir nicht genug davon erzehlς konnte. Sie hattς auch einς
erstaunlichς Martinischmaus mit Torten, Pastettς, Wildbrett Kappaunς,
u Wein p p: –

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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Zu mir hat dς Both keine Schachtl gebracht, er wirds dem Wolfg:
selbst gebracht habς. Eine neue hab bereits machς lassς.

den 18 frühe um halbe 8 uhr.

die Tresel hat nach u nach wiedς einige ℔ kerzς nach Haus gebettelt,
die mit dς Glastragerin schickς werde, wen nur das Weib nicht allzeit
so späth sich meldete, den gemeiniglich sagt sie in einer stund gehe
ich wiedς fort. kan man den da was thun? ich war oft
nicht einmal zu Hause. – und kan man dan was schreibς?
habe ich heut noch odς morgς Zeit, so schreibe voraus wen das Weib
etwa am Montag komς sollte.
Hier schicke das Maas wegς des Leopoldl Bettl. der ganze
faden
ist die Länge. und von einem Knöpfl zum
andern, die Weite. So näml: ist die inere Grösse des
Bettstatls. der Strosack muß aber nicht kleiner, sondς eher
etwas grösser seÿn, weil, wen er gefüllt wird, in die Höhe
geht, und folglich zu schmal u zu kurz wird. Hoffe es bald
zu bekomς, den in dς Wiegen liegt er sehr gefährlich.
Nun lebts gesund! ich küsse euch beÿde von Herzen, grüsse die
Kinder und bin ewig euer redlicher Vatter
                                                                              Mozart mp

hς: Bullinger ist hier, er empfehlt sich, hätte gewünscht euch
zu sehς, allein er kan nicht abkomς, wohnt beÿ hς: Dom=
dechant und wird künftige Wochς nach Münchς zu seiner neuen
Hofmeister Stelle abgehς. In Münchς war grosser Lermς, dς Churfς: reiste
den 11 frühe um 4 uhr nach Manheim, weil ein Currier die Nachricht der
Todeskrankheit dς Churfürstin brachte. – Nun wird sie aber besser. –
die opera, Castor u Pollux vom Vogler, wird nun doch noch aufgeführt, weil
die Musik itzt ganz angekomς ist.
der Leopold schickt euch busserl. die Nandl u Tresel küssen die Hände,
                                                      u ich lass die Lenerl grüssen.

DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM

INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881