Kritische Edition des vertonten Textes der Wiener Fassung ohne Scena ultima (Partitur Wien 1)   Deutsche Übersetzung des vertonten Textes der Wiener Fassung (Deutsch Wien)  
SCENA XVIIINMA (entsprechend den Libretto-Drucken Wien 1787 und Prag 1787): SCENA XV
SZENE XIX.NMA (entsprechend dem Libretto-Druck Prag 1787): SZENE XV.
I suddetti, il Commendatore.
Die Vorigen; Der Komtur.
Il Commendatore
Der Komtur
    Don Giovanni, a cenar teco
    Don Giovanni, mit dir zum Abendessen
m'invitasti, e son venuto.
ludst du mich ein, und ich bin gekommen.
Don Giovanni
Don Giovanni
Non l'avrei giammai creduto,
Ich hätte es niemals geglaubt,
1450
ma farò quel che potrò!
aber ich werde tun, was ich kann!
    Leporello! un'altra cena
    Leporello, lass sofort
fa' che subito si porti.
ein anderes Gedeck auftragen!
Leporello
Leporello
(Mezzo fuori col capo dalla mensa.)
steckt den Kopf unter dem Tisch hervor.
Ah padron! siam tutti morti!
Ach mein Herr, wir müssen sterben!
Don Giovanni
Don Giovanni
Vanne, dico…
Geh, sag ich…
(Leporello con molti atti di paura esce e va per partire.)
Leporello kommt mit dem Ausdruck großer Angst hervor, um sich zu entfernen.
Il Commendatore
Der Komtur
Ferma un po'.
Halt ein.
1455
    Non si pasce di cibo mortale
    Es nährt sich nicht von der sterblichen Speise,
chi si pasce di cibo celeste:
wer von himmlischer Speise sich nährt.
altre cure più gravi di queste,
Andere Sorgen, schwerer als diese,
altra brama quaggiù mi guidò!
anderes Streben führte mich herunter!
Leporello
Leporello
(Tremando.)
La terzana d'avere mi sembra,
Mir scheint, ich habe das Wechselfieber,
1460
e le membra fermar più non so.
und ich kann die Glieder nicht mehr stillhalten.
Don Giovanni
Don Giovanni
    Parla, dunque: che chiedi, che vuoi?
    Sprich also: was verlangst du, was willst du?
Il Commendatore
Der Komtur
Parlo, ascolta, più tempo non ho.
Ich spreche, höre, mehr Zeit habe ich nicht.
Don Giovanni
Don Giovanni
Parla, parla, ascoltando ti sto.Für die Wiener Fassung des Don Giovanni von 1788 hat Mozart die Takte 478–482 des Finales mit einer Wiederholung des Verses „Parla, parla, ascoltando ti sto.“ (Don Giovanni) und mit dem Vers „Ah le membra fermar più non so.“ (Leporello) gestrichen. Vgl. dazu NMA, S. 433–434. Die Kürzung ist sowohl in der autographen Partitur (Quelle A, Faszikel 7, folio 250v und folio 251r) als auch in der Partiturabschrift für die Wiener Aufführungen des Don Giovanni (Quelle E1, vgl. Wolfgang Rehm, Kritischer Bericht, Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/17, Kassel 2003, S. 49) belegt. Vgl. dazu auch Ian Woodfield, The Vienna Don Giovanni, Woodbridge 2010, S. 85f. Ob die Streichung für die Wiener Erstaufführung am 7. Mai 1788 oder erst später für eine der 15 Wiederholungen bis zum 15. Dezember 1788 vorgenommen wurde, bleibt offen. In den Referenzpartituren F1 (Bd. 2, Bl. 217v–218v) und Melk II (Bd. 2, S. 420–422) ist keine Kürzung belegt.
Sprich, sprich, ich höre.
Leporello
Leporello
Ah le membra fermar più non so.
Ach ich kann die Glieder nicht mehr stillhalten.
Il Commendatore
Der Komtur
1465
    Tu m'invitasti a cena,
    Du ludst mich zum Essen ein,
il tuo dover or sai:
deine Pflicht kennst du jetzt;
rispondimi, verrai
antworte mir: kommst du
tu a cenar meco?
zum Essen mit mir?
Leporello
Leporello
(Da lontano tremando.)
von ferne, zitternd
Oibò!
Scheußlich!
    Tempo non ha, scusate.
    Er hat keine Zeit, verzeiht.
Don Giovanni
1470
A torto di viltateFür die Wiener Fassung des Don Giovanni von 1788 hat Mozart die Takte 503–506 des Finale zum zweiten Akt mit der Vertonung der Verse „A torto di viltade / tacciato mai sarò“ (Don Giovanni) gestrichen. Vgl. dazu NMA, S. 436–437. Die Kürzung ist sowohl in der autographen Partitur (Quelle A, Faszikel 7, folio 252r) als auch in der Partiturabschrift für die Wiener Aufführungen des Don Giovanni (Quelle E1, vgl. Wolfgang Rehm, Kritischer Bericht, Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/17, Kassel 2003, S. 49) belegt. Vgl. dazu auch Ian Woodfield, The Vienna Don Giovanni, Woodbridge 2010, S. 85f. Ob die Streichung für die Wiener Erstaufführung am 7. Mai 1788 oder erst später für eine der 15 Wiederholungen bis zum 15. Dezember 1788 vorgenommen wurde, bleibt offen. In den Referenzpartituren F1 (Bd. 1, Bl. 221r–221v) und Melk II (Bd. 2, S. 427–428) ist keine Kürzung belegt.
Feigling
wird man mich nie nennen!
Il Commendatore
Der Komtur
Risolvi.
Entscheide dich:
Don Giovanni
Don Giovanni
Ho già risolto.
Ich habe schon entschieden.
Il Commendatore
Der Komtur
Verrai?
Wirst du kommen?
Leporello
Leporello
(A Don Giovanni.)
zu Don Giovanni
Dite di no.
Sagt nein!
Don Giovanni
Don Giovanni
Ho fermo il core in petto:
Mein Herz schlägt fest in der Brust:
1475
non ho timor, verrò!
ich habe keine Furcht, ich werde kommen!
Il Commendatore
Der Komtur
    Dammi la mano in pegno.
    Gib mir die Hand zum Pfand!
Don Giovanni
Don Giovanni
Eccola.
Da ist sie!
(Grida forte.)
Er schreit laut.
Ohimè!
Weh!
Il Commendatore
Der Komtur
Cos'hai?
Was hast du?
Don Giovanni
Don Giovanni
Che gelo è questo mai?
Was ist das nur für eine Kälte?
Il Commendatore
Der Komtur
Pentiti, cangia vita:
Bereue, ändere dein Leben:
1480
è l'ultimo momento!
es ist der letzte Augenblick!
Don Giovanni
Don Giovanni
(Vuol sciogliersi, ma invano.)
No no, ch'io non mi pento;
Nein nein, ich bereue nicht,
versucht vergeblich, sich freizumachen.
vanne lontan da me!
entferne dich von mir!
Il Commendatore
Der Komtur
    Pentiti, scellerato!
    Bereue, Verruchter!
Don Giovanni
Don Giovanni
No, vecchio infatuato!
Nein, alberner Alter!
Il Commendatore
Der Komtur
1485
Pentiti!
Bereue!
Don Giovanni
Don Giovanni
No.
Nein!
Il Commendatore, Leporello
Der Komtur, Leporello
Sì.
Doch!
Don Giovanni
Don Giovanni
No.
Nein!
Il Commendatore
Der Komtur
Ah tempo più non v'è.
Ah Eure Zeit ist um.
(Parte.)
Er geht ab.
(Foco da diverse parti, tremuoto etc.)
Flammen von verschiedenen Seiten, Erdbeben.
Don Giovanni
Don Giovanni
    Da qual tremore insolito
    Von welch ungewöhnlichem Beben
sento assalir gli spiriti!
fühle ich die Geister angreifen!
Dond'escono quei vortici
Woher kommen diese Schlünde
1490
di foco pien d'orror?Variante in den Wiederholungen:
Da qual tremore insolito
sento assalir gli spiriti
dond'escono quei vortici
di foco pien d'orror!
schrecklichen Feuers?Variante in den Wiederholungen:
Von welch ungewöhnlichem Beben
fühle ich die Geister angreifen,
aus denen diese Schlünde
schrecklichen Feuers herkommen!
Coro
Chor
(Di sotterra con voci cupe.)
aus der Tiefe, mit dumpfer Stimme
Tutto a tue colpe è poco;
All das ist wenig gegen deine Sünden.
vieni, c'è un mal peggior.
Komm: es gibt ein schlimmeres Übel!
Don Giovanni
Don Giovanni
    Chi l'anima mi lacera?
    Wer zerreißt mir die Seele!
Chi m'agita le viscere?
Wer wütet in meinen Eingeweiden!
1495
Che strazio, ohimè, che smania!
Welch Elend, weh, welche Raserei!
Che inferno! che terror!Variante in den Wiederholungen:
Ah! Che inferno! che terror!
Welche Hölle! welch Schrecken!Variante in den Wiederholungen:
Ah! Welche Hölle! welch Schrecken!
Leporello
Leporello
    Che ceffo disperato!
    Welche verzweifelte Fratze!
Che gesti da dannato!
Welche Gesten eines Verdammten!
Che gridi, che lamenti!
Welche Schreie, welche Klagen!
1500
Come mi fa terror!
Wie erschreckt das mich!
Coro
Chor
Tutto a tue colpe è poco;
All das ist wenig gegen deine Sünden.
vieni, c'è un mal peggior.
Komm: es gibt ein schlimmeres Übel!
(Il foco cresce. Don Giovanni si sprofonda. Nel momento stesso escon tutti gli altri: guardano, metton un alto grido, fuggono, e cala il sipario.)
Die Flammen wachsen an; Don Giovanni versinkt. Im gleichen Moment treten alle anderen auf: Sie sehen zu, stoßen einen lauten Schrei, fliehen, und der Vorhang fällt.
Don Giovanni, Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira, Leporello, Masetto, ZerlinaHaupttext nach Quelle E1. Variante nach den Quellen F1 und Melk II:/Don Giovanni, Leporello
Don Giovanni, Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira, Leporello, Masetto, ZerlinaHaupttext nach Quelle E1.//Variante nach Quelle F1:/Don Giovanni, Leporello
Ah!
Ah!
Im ursprünglichen Finale des Atto secondo hat Mozart in seiner autographen Partitur (Quelle A) zwei alternative Varianten für die Wiener Fassung notiert:

a. Streichung der Scena ultima (Takte 603–871)
Zu Takt 596 hat Mozart in Bl. 257v in hellerer Tinte den Auftritt der anderen Hauptpersonen (ohne Masetto, da auch in Wien ein einziger Sänger sowohl die Rolle des in der Szene anwesenden Commendatore als auch die des Masetto übernahm) eingetragen, die mit einem D-Dur-Akkord in Leporellos Aufschrei „Ah!“ einsetzen (Quelle A, Faszikel 7, folio 257v). Vgl. dazu Wolfgang Plath und Wolfgang Rehm, „Vorwort“ zu Don Giovanni, Neue Mozart Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/17), Kassel 1968, S. XIII, Punkt a. Die Änderung entspricht der abschließenden Szenenanweisung des Libretto-Drucks Wien 1788 (Quelle W2): Il foco cresce D. Gio. / si sprofonda: nel momento stesso es- / con tutti gli altri: guardano, met- / ton un alto grido. fuggono, e cala / il sipario. / Fine. Damit verweist Mozart in seiner autographen Partitur auf den Wegfall der gesamten Scena ultima (T. 603–871), wie dieser nicht nur im Libretto der Wiener Aufführung (Quelle W2), sondern auch in der Abschrift der Partitur dokumentiert ist, die in der Kopiaturwerkstatt von Laurent (Lorenz) Lausch wohl im gleichen Jahr in Wien angefertigt wurde (Quelle F1). Der Wegfall der gesamten Scena ultima ist ebenfalls in der Partiturabschrift Melk II, der Schwesterkopie der Quelle F1, belegt.
Den Nachtrag der anderen Hauptrollen hat Mozart selbst dann in seiner autographen Partitur (Quelle A) mit der gleichen hellen Tinte gestrichen, als ob er den Wegfall der Scena ultima wieder rückgängig machen wollte.

b. Kürzung der Scena ultima (Takte 689–749)
In der Scena ultima hat Mozart die ursprünglichen Takte 689–749 des Finales (vom Vers „Ah certo è l’ombra“ bis „con Proserpina e Pluton;“) gestrichen und in einem neuen Einzelblatt (Bl. 263, in der gleichen Papiersorte der Wiener Ersatznummer 10a und 21b) eine zehntaktige Kurzversion der Passage ohne die Verse „Or che tutti, o mio tesoro,“ bis „a trovar padron miglior“ neu komponiert (vgl. Wolfgang Plath und Wolfgang Rehm, „Vorwort“ zu Don Giovanni, Neue Mozart Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/17, Kassel 1968, S. XIII, Punkt b).

Beide Varianten sind auch in der Wiener Abschrift der Partitur aus dem Jahre 1788 dokumentiert, die in der Kopiaturwerkstatt von Wenzel Sukowaty wohl auf Mozarts Anweisung für die Wiener Aufführungen angefertigt wurde (Quelle E1, vgl. Wolfgang Plath und Wolfgang Rehm, Kritischer Bericht, Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/17, Kassel 2003, S. 49). Die Wiener Abschrift zeigt im Finale auch Spuren einer Streichung der Takte 724–730 innerhalb des größeren Strichs der Takte 689–749 (Punkt b). Da diese kleine Streichung nur in der Violino-primo-Stimme übertragen wurde, aber in allen anderen Orchesterstimmen fehlt (Quelle E2, vgl. Wolfgang Plath und Wolfgang Rehm, Kritischer Bericht, Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/17, Kassel 2003, S. 50), stellt sie möglicherweise einen ersten Kürzungsversuch dar, der dann durch die größere Kürzung der Passage obsolet und daher nicht weiterverfolgt wurde. Eine Mitwirkung Mozarts an diesem kleineren Streichungsvorschlag lässt sich nicht ganz ausschließen. Vgl. dazu Ian Woodfield, The Vienna Don Giovanni, Woodbridge 2010, S. 105f., dagegen aber: Wolfgang Rehm, Kritischer Bericht, Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/17, Kassel 2003, S. 47. Da allerdings in Mozarts autographer Partitur nur die größere Streichung der Takte 689–749 belegt ist und die kleinere Streichung auch in den Orchesterstimmen der Wiener Abschrift (mit Ausnahme von Violino primo) nicht weiter notiert wurde, stellt dieser angedeutete Streichungsvorschlag, anders als die größere Kürzung der Passage, wohl keine definitive Variante zum Finale des Atto secondo dar.

Welche der beiden Alternativen für die Wiener Fassung (a. Streichung, b. Kürzung der Scena ultima) zuerst notiert wurde und ob bzw. bei welcher der Wiener Aufführungen der Oper 1788 sie jeweils erklangen, lässt sich nicht eindeutig eruieren. Die erste Variante ganz ohne Scena ultima (a) dürfte für die Wiener Erstaufführung am 7. Mai 1788 gedacht worden sein, da sie dem Libretto-Druck Wien 1788 (Quelle W2) entspricht, der am Abend der Premiere im Burgtheater für 20 Kreuz angeboten wurde (vgl. den Anschlagzettel der Wiener Erstaufführung, in: Wolfgang Plath und Wolfgang Rehm, „Vorwort“ zu Don Giovanni, Neue Mozart Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/17, Kassel 1968, S. XI; vgl. dazu auch ders., Kritischer Bericht, Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/17, Kassel 2003, S. 59, Punkt 4). Hätte die Scena ultima bei der Wiener Premiere gespielt werden sollen, hätte ihr Text im Libretto, das extra für diese Aufführung gedruckt und direkt an der Kasse verkauft wurde, wohl nicht gefehlt. Vor allem aber hätte der in Operntexten der Zeit ungewöhnliche explizite Hinweis auf das Fallen des Vorhangs am Ende des Wiener Libretto-Drucks („e cala il sipario. Fine.“ / „und der Vorhang fällt. Ende.“) überhaupt keinen Sinn gemacht, wenn die Scena ultima doch aufgeführt worden wäre (vgl. dazu Ian Woodfield, The Vienna Don Giovanni, Woodbridge 2010, S. 108).

Ob die Variante mit gekürzter Scena ultima (b) vor der Premiere als Zwischenlösung zur endgültigen Streichung der gesamten Szene vor der Wiener Erstaufführung entstanden ist oder ob die gekürzte Scena ultima erst bei einer der Wiener Aufführungen nach der Premiere wiederhergestellt wurde, bleibt offen. Für die erste Hypothese spricht, dass die Wiener Fassung in späteren Abschriften (außer der Quelle E1) ohne Scena ultima überliefert ist (vgl. Ian Woodfield, The Vienna Don Giovanni, Woodbridge 2010, S. 110). So fehlt wie erwähnt die Scena ultima in beiden Referenzpartituren F1 und Melk II. Darüber hinaus scheint eine prozessuale Entwicklung, bei der zunächst ein kleiner Strich vorgeschlagen (Quelle E1, Takte 724–730), dann eine größere Kürzung vorgenommen wurde (Quelle A und Quelle E1, Takte 689–749) und schließlich der Wegfall der gesamten Scena ultima vor der Premiere erfolgte, als konkreter Streichungsvorgang durchaus plausibel (vgl. Woodfield, ibidem). Andererseits hat Mozart wie erwähnt auf Blatt 257v seiner autographen Partitur den Nachtrag mit den Stimmen der anderen Rollen für die Wiener Fassung ohne Scena ultima mit der gleichen hellen Tinte wieder gestrichen (Quelle A, Faszikel 7, folio 257v). Es ist also nicht auszuschließen, dass Mozart den Wegfall der Scena ultima im Verlauf der folgenden 15 Reprisen der Oper im Jahr 1788 wieder rückgängig gemacht habe. Bei diesen Wiener Wiederaufführungen mit der wiederhergestellten Scena ultima könnte er dann die Variante mit der Kurzversion der Scena ultima (b) ausprobiert haben, vielleicht um die Länge des zweiten Aktes zu reduzieren, der durch die neuen Wiener Nummern (Scene IX–XV) deutlich umfangreicher geworden war als in der ursprünglichen Prager Fassung. Denkbar ist schließlich auch, dass in einer der Wiener Aufführungen nach der Premiere die Scena ultima ohne jegliche Kürzung in ihrer ursprünglichen Prager Gestalt erklungen ist, auch wenn diese Möglichkeit aufgrund der daraus resultierenden Länge des zweiten Aktes als eher unwahrscheinlich erscheint.

Um allen Alternativen des Wiener Finales gerecht zu werden, bietet unsere Edition – neben der Prager Fassung des vertonten Textes mit ungekürzter Scena ultima – drei getrennte Versionen des vertonten Textes der Wiener Fassung: ganz ohne Scena ultima (Wien 1), mit Scena ultima in der Kurzversion (Wien 2a) und mit ungekürzter Scena ultima (Wien 2b). Kleinere Varianten in den überlieferten Quellen der Wiener Fassung sind hingegen in jeder der drei Versionen gleichermaßen in Kommentaren ediert.
Fine dell'opera.
Ende der Oper.