Kritische Edition des Libretto-Erstdrucks Wien 1786 (Libretto)   DME-Übersetzung des Libretto-Erstdrucks Wien 1786 (Deutsch)  
SCENA V
SZENE V
Marcellina, Bartolo, Figaro, Susanna.
Marcellina, Bartolo, Figaro, Susanna.
Marcellina
Marcellina
(A Bartolo.)
(zu Bartolo)
Eccovi, o caro amico, il dolce frutto
Da habt Ihr, o lieber Freund, die süße Frucht
de l'antico amor nostro…
unserer alten Liebe…
Bartolo
Bartolo
Or non parliamo
Reden wir jetzt nicht
di fatti sì rimoti; egli è mio figlio,
von so alten Geschichten; er ist mein Sohn,
mia consorte voi siete,
Ihr seid meine Gemahlin,
1235
e le nozze farem quando volete.
und die Hochzeit halten wir, wann Ihr wollt.
Marcellina
Marcellina
Oggi, e doppie saranno:
Heute, und es wird eine Doppelhochzeit sein:
(Dà il biglietto a Figaro.)
(Sie gibt Figaro das Billett.)
prendi, questo è il biglietto
Nimm, dies ist der Schein
del danar che a me devi, ed è tua dote.
des Geldes, das du mir schuldest, und es ist deine Mitgift.
Susanna
Susanna
(Gitta per terra una borsa di danari.)
(wirft eine Geldbörse auf die Erde.)
Prendi ancor questa borsa.
Nimm auch noch diese Börse.
Bartolo
Bartolo
(Fa lo stesso.)
(tut dasselbe.)
E questa ancora.
Und diese auch noch.
Figaro
Figaro
1240
Bravi, gittate pur ch'io piglio ognora.
Bravo, werft es nur hin, ich hebe es immer auf.
Susanna
Susanna
Voliamo ad informar d'ogni avventura
Eilen wir, Madame und unserem Onkel
madama e nostro zio.
alles Geschehene mitzuteilen.
Chi al par di me contenta!
Wer ist so zufrieden wie ich!
Figaro
Figaro
Io.
Ich.
Marcellina
Marcellina
Io.
Ich.
Bartolo
Bartolo
Io.
Ich.
A quattro
E schiatti il signor Conte al gioir mio.
Und der Herr Graf soll zu meiner Freude platzen.
(Partono abbracciati.)
(Sie gehen Arm in Arm ab.)
SCENA VI
SZENE VI
Cherubino e Barbarina.
Barbarina und Cherubino.
Barbarina
Barbarina
1245
Andiam, andiam, bel paggio; in casa mia
Gehen wir, gehen wir, schöner Page; bei mir zu Hause
tutte ritroverai
wirst du
le più belle ragazze del castello,
die allerschönsten Mädchen des Schlosses finden,
di tutte sarai tu certo il più bello.
von ihnen allen wirst du sicher der schönste sein.
Cherubino
Cherubino
Ah se il Conte mi trova,
Ah, wenn der Graf mich findet,
1250
misero me! Tu sai
ich Armer! Du weißt,
che partito ei mi crede per Siviglia.
dass er glaubt, ich sei nach Sevilla abgereist.
Barbarina
Barbarina
Oh ve' che maraviglia! E se ti trova
Oh, was für ein Wunder! Und wenn er dich findet,
non sarà cosa nova… Odi… Vogliamo
ist es doch nichts Neues… Hör zu… Wir wollen
vestirti come noi:
dich kleiden wie uns:
1255
tutte insieme andrem poi
Alle zusammen gehen wir dann,
a presentar de' fiori a madamina;
um der lieben Madame Blumen zu überbringen;
fidati, o Cherubin, di Barbarina.
traue, o Cherubin, der Barbarina.
Cherubino
Cherubino
    Se così brami
Wenn du es so begehrst,
teco verrò:
werde ich mit dir kommen:
1260
so che tu m'ami,
Ich weiß, dass du mich liebst,
fidar mi vo'.
ich will dir vertrauen.
(A parte.)
(beiseite)
    Purché il bel ciglio
Wenn ich nur deinen schönen Anblick
riveggia ancor,
noch sehe,
nessun periglio
macht mir keine Gefahr
1265
mi fa timor.
Angst.
(Partono.)
(Sie gehen ab.)
SCENA VII
SZENE VII
La Contessa sola.
Die Gräfin allein.
La Contessa
Die Gräfin
E Susanna non vien! Sono ansiosa
Und Susanna kommt nicht! Ich bin begierig
di saper come il Conte
zu erfahren, wie der Graf
accolse la proposta: alquanto ardito
den Vorschlag aufgenommen hat: Ziemlich kühn
il progetto mi par, e ad uno sposo
scheint mir das Vorhaben, und bei einem
1270
sì vivace e geloso…
so lebhaften und eifersüchtigen Mann…
Ma che mal c'è?
Aber was ist Böses dabei?
Cangiando i miei vestiti
Wenn ich meine Kleider
con quelli di Susanna e i suoi co' miei…
mit denen Susannas tausche, und die ihrigen mit meinen….
al favor de la notte… Oh cielo, a quale
im Schutz der Nacht… O Himmel, in was für ein
umil stato fatale io son ridotta
erniedrigender und verhängnisvoller Zustand bin ich
1275
da un consorte crudel che, dopo avermi
von einem grausamen Gatten gebracht worden, der, nachdem er mich
con un misto inaudito
mit einer unerhörten Mischung
d'infedeltà, di gelosie, di sdegni
aus Untreue, aus Eifersucht, aus Zornausbrüchen
prima amata, indi offesa e alfin tradita,
erst geliebt, dann beleidigt und zuletzt betrogen hat,
fammi or cercar da una mia serva aita!
mich jetzt dazu bringt, bei einer meiner Dienerinnen Hilfe zu suchen!
1280
    Dove sono i bei momenti
    Wo sind die schönen Augenblicke
di dolcezza e di piacer,
von Süße und Freude,
dove andaro i giuramenti
wo sind die Schwüre
di quel labbro menzogner?
dieser lügnerischen Lippen hingegangen?
    Perché mai se in pianti e in pene
    Weshalb nur, wenn in Tränen und Leid
1285
per me tutto si cangiò,
alles sich für mich verwandelt hat,
la memoria di quel bene
ist nicht aus meinem Busen
dal mio sen non trapassò?
die Erinnerung an jenes Glück gewichen?
    Ah se almen la mia costanza,
    Ach, wenn doch nur meine Beständigkeit
nel languire amando ognor,
beim Sehnen in stetiger Liebe
1290
mi portasse una speranza
eine Hoffnung mir brächte,
di cangiar l'ingrato cor!
das undankbare Herz zu ändern.
(Parte.)
(Sie geht ab.)
SCENA VIII
SZENE VIII
Antonio con cappello in mano e il Conte.
Der Graf und Antonio mit einem Hut in der Hand.
Antonio
Antonio
Io vi dico, signor, che Cherubino
Ich sage Euch, Herr, dass Cherubino
è ancora nel castello,
noch im Schloss ist,
e vedete per prova il suo cappello.
und seht zum Beweis seinen Hut.
Il Conte
Der Graf
1295
Ma come, se a quest'ora
Aber wie, wenn er in dieser Stunde
esser giunto a Siviglia egli dovria?
in Sevilla angelangt sein müsste?
Antonio
Antonio
Scusate, oggi Siviglia è a casa mia.
Entschuldigt, Sevilla ist heute in meinem Haus.
Là vestissi da donna e là lasciati
Dort hat er sich als Frau verkleidet, und dort
ha gli altri abiti suoi.
hat er seine übrigen Kleider zurückgelassen.
Il Conte
Der Graf
1300
Perfidi!
Ihr Schändlichen!
Antonio
Antonio
Andiam, e li vedrete voi.
Gehen wir, und Ihr werdet sie selbst sehen.
(Partono.)
(Sie gehen ab.)
SCENA IX
SZENE IX
Susanna, la Contessa.
Susanna, die Gräfin.
La Contessa
Die Gräfin
Cosa mi narri! E che ne disse il Conte?
Was erzählst du mir! Und was sagte der Graf dazu?
Susanna
Susanna
Gli si leggeva in fronte
Man las ihm
il dispetto e la rabbia.
den Ärger und den Zorn von der Stirn ab.
La Contessa
Die Gräfin
Piano, che meglio or lo porremo in gabbia.
Langsam, desto eher locken wir ihn in die Falle.
1305
Dov'è l'appuntamento
Wo ist der Treffpunkt,
che tu gli proponesti?
den du ihm vorgeschlagen hast?
Susanna
Susanna
Nel giardino.
Im Garten.
La Contessa
Die Gräfin
Fissiamgli un loco. Scrivi.
Legen wir für ihn einen Treffpunkt fest. Schreib.
Susanna
Susanna
Ch'io scriva… Ma signora…
Ich soll schreiben… Aber, Herrin…
La Contessa
Die Gräfin
Eh scrivi, dico;
He, schreib, sage ich;
e tutto
und alles
1310
io prendo su me stessa.
nehme ich auf mich.
(Susanna siede e scrive.)
(Susanna setzt sich und schreibt.)
La Contessa
Die Gräfin
(Detta.)
(diktiert.)
    "Che soave zeffiretto…"
    „Welch sanfter Windhauch…“
"…verso sera spirerà…"
„wird gegen Abend wehen…“
Susanna
Susanna
(Ripete le parole della Contessa.)
(wiederholt die Wörter der Gräfin.)
"…verso sera spirerà…"
„…wird gegen Abend wehen…
La Contessa
Die Gräfin
"…sotto i pini del boschetto."
„…unter den Pinien des Wäldchens.“
Susanna
Susanna
1315
"…sotto i pini del boschetto."
„…unter den Pinien des Wäldchens.“
La Contessa
Die Gräfin
Ei già il resto capirà.
Den Rest wird er schon verstehen.
Susanna
Susanna
Certo, certo, il capirà.
Ganz gewiss, er wird es verstehen.
Susanna
Susanna
(Piega la lettera.)
(faltet den Brief.)
Piegato è il foglio… Or come si sigilla?…
Das Blatt ist gefaltet… Wie siegelt man es jetzt?…
La Contessa
Die Gräfin
(Si cava una spilla e gliela dà.)
(zieht sich eine Nadel heraus und gibt sie ihr.)
Ecco… prendi una spilla:
Da… nimm eine Nadel:
1320
servirà di sigillo. Attendi… Scrivi
Sie wird als Siegel dienen. Warte… Schreib
sul riverso del foglio:
auf die Rückseite des Blattes:
"Rimandate il sigillo."
„Schickt das Siegel zurück.“
Susanna
Susanna
È più bizzarro
Das ist noch verrückter
di quel della patente.
als das mit dem Patent.
La Contessa
Die Gräfin
Presto, nascondi: io sento venir gente.
Schnell, versteck es: Ich höre Leute kommen.
(Susanna si mette il biglietto nel seno.)
(Susanna verbirgt das Billett im Busen.)
SCENA X
SZENE X
Cherubino vestito da contadinella, Barbarina e alcune altre contadinelle vestite nel medesimo modo, con mazzetti di fiori.
Cherubino als Bauernmädchen verkleidet, Barbarina und einige andere in gleicher Weise gekleidete Bauernmädchen mit Blumensträußen.
Coro
Chor
1325
    Ricevete, o padroncina,
    Empfanget, o liebliche Herrin,
queste rose e questi fior,
diese Rosen und diese Blumen,
che abbiam colti stamattina
die wir heute früh gepflückt haben,
per mostrarvi il nostro amor.
um Euch unsere Liebe zu zeigen.
    Siamo tante contadine
    Wir sind so viele Bauernmädchen
1330
e siam tutte poverine,
und sind alle ziemlich arm,
ma quel poco che rechiamo
aber das wenige, was wir darbringen,
ve lo diamo di bon cor.
geben wir Euch von ganzem Herzen.
Barbarina
Barbarina
Queste sono, madama,
Das sind, Madame,
le ragazze del loco,
die Mädchen vom Ort,
1335
che il poco ch'han vi vengono ad offrire
die kommen, Euch das wenige anzubieten, was sie haben,
e vi chiedon perdon del loro ardire.
und die Euch für ihre Kühnheit um Vergebung bitten.
La Contessa
Die Gräfin
Oh brave! Vi ringrazio.
Oh, was für artige Mädchen! Ich danke Euch.
Susanna
Susanna
Come sono vezzose!
Wie reizend sie sind!
La Contessa
Die Gräfin
E chi è, narratemi,
Und wer ist, erzählt mir,
quell'amabil fanciulla
dieses liebreizende Mädchen
1340
ch'ha l'aria sì modesta?
das eine so bescheidene Miene hat?
Barbarina
Barbarina
Ella è una mia cugina, e per le nozze
Das ist eine Kusine von mir, und sie ist
è venuta ier sera.
gestern Abend zur Hochzeit gekommen.
La Contessa
Die Gräfin
Onoriamo la bella forestiera.
Ehren wir die schöne Fremde.
Venite qui…
Kommt her…
Datemi i vostri fiori.
Gebt mir Eure Blumen.
(Prende i fiori di Cherubino e lo bacia in fronte.)
(Sie nimmt Cherubinos Blumen und küsst ihn auf die Stirn.)
1345
Come arrossì!… Susanna, e non ti pare…
Wie sie rot geworden ist!… Susanna, und kommt es dir nicht so vor…
che somigli ad alcuno?…
dass sie jemandem ähnelt?…
Susanna
Susanna
Al naturale.
Ganz wie das Original.
SCENA XI
SZENE XI
I sudetti, il Conte e Antonio.
Die Vorigen, der Graf und Antonio.
(Antonio ha il cappello di Cherubino, entra in scena pian piano, gli cava la cuffia di donna e gli mette in testa il cappello stesso.)
(Antonio hat Cherubinos Hut, er tritt ganz vorsichtig in Szene, nimmt ihm die Frauenhaube ab und setzt ihm seinen eigenen Hut auf den Kopf.)
Antonio
Antonio
Eh! Cospettaccio! È questi l'uffiziale.
He! Donnerwetter! Das ist ja der Offizier.
La Contessa
Die Gräfin
(Oh stelle!)
(O Himmel!)
Susanna
Susanna
(Malandrino!)
(Schurke!)
Il Conte
Der Graf
Ebben, madama?…
Und nun, Madame?…
La Contessa
Die Gräfin
Io sono, o signor mio,
Ich bin, mein Herr,
1350
irritata e sorpresa al par di voi.
genauso irritiert und überrascht wie Ihr.
Il Conte
Der Graf
Ma stamane?…
Aber heute morgen?…
La Contessa
Die Gräfin
Stamane…
Heute morgen…
per l'odierna festa
für das heutige Fest
volevam travestirlo al modo stesso
wollten wir ihn in der gleichen Weise verkleiden,
che l'han vestito adesso.
wie sie es jetzt getan haben.
Il Conte
Der Graf
(A Cherubino.)
(zu Cherubino)
1355
E perché non partiste?
Und warum seid Ihr nicht abgereist?
Cherubino
Cherubino
(Cavandosi il cappello bruscamente.)
(reißt sich schroff den Hut herunter.)
Signor…
Herr…
Il Conte
Der Graf
Saprò punire
Ich werde
la sua disobbedienza.
deinen Ungehorsam zu bestrafen wissen.
Barbarina
Barbarina
Eccellenza, eccellenza,
Exzellenz, Exzellenz,
voi mi dite sì spesso
Ihr sagt mir so oft,
1360
qualvolta m'abbracciate e mi baciate:
jedes Mal, wenn Ihr mich umarmt und mich küsst:
"Barbarina, se m'ami
„Barbarina, wenn du mich liebst,
ti darò quel che brami…"
gebe ich dir, was du dir wünschst…“
Il Conte
Der Graf
Io dissi questo?…
Ich habe so was gesagt?…
Barbarina
Barbarina
Voi.
Ihr.
Or datemi, padrone,
Jetzt gebt mir, Herr,
1365
in sposo Cherubino,
Cherubino zum Mann,
e v'amerò com'amo il mio gattino.
und ich werde Euch lieben, wie ich mein Kätzchen liebe.
La Contessa
Die Gräfin
(Al Conte.)
(zum Grafen)
Adesso tocca a voi.
Nun, jetzt seid Ihr dran.
Antonio
Antonio
Brava, figliuola!
Bravo, Töchterchen!
Hai buon maestro che ti fa la scola.
Du hast einen guten Meister, der dich in die Lehre nimmt.
Il Conte
Der Graf
(Non so qual uom, qual demone, qual dio
(Ich weiß nicht, welcher Mensch, welcher Dämon, welcher Gott
1370
rivolga tutto quanto a torto mio.)
alles gegen mich wendet.)
SCENA XII
SZENE XII
I sudetti, Figaro.
Die Vorigen, Figaro.
Figaro
Figaro
Signor… se trattenete
Herr… wenn Ihr
tutte queste ragazze,
all diese Mädchen aufhaltet,
addio festa… addio danza…
adieu Fest… adieu Tanz…
Il Conte
Der Graf
E che? Vorresti
Und was denn? Möchtest du vielleicht
ballar col piè stravolto?
mit einem verstauchten Fuß tanzen?
Figaro
Figaro
(Finge di dirizzarsi la gamba e poi si pruova a ballare.)
(tut so, als renke er sein Bein ein, und versucht dann zu tanzen.)
1375
Eh non mi duol più molto.
Oh, es tut mir nicht mehr sehr weh.
Andiam, belle fanciulle…
Gehen wir, schöne Mädchen…
(Chiama tutte le giovani, vuol partire, il Conte lo richiama.)
(Er ruft alle Mädchen, will abgehen, der Graf ruft ihn zurück.)
La Contessa
Die Gräfin
(A Susanna.)
(zu Susanna)
Come si caverà da l'imbarazzo?
Wie wird er sich aus der Verlegenheit ziehen?
Susanna
Susanna
(Alla Contessa.)
(zur Gräfin)
Lasciate fare a lui.
Lasst ihn machen.
Il Conte
Der Graf
Per buona sorte
Glücklicherweise
i vasi eran di creta.
waren die Töpfe aus Ton.
Figaro
Figaro
Senza fallo.
Ohne Zweifel.
1380
Andiamo, dunque, andiamo.
Gehen wir also, gehen wir.
(Come sopra: Antonio lo richiama.)
(Wie oben: Antonio ruft ihn zurück.)
Antonio
Antonio
Ed intanto a cavallo
Und inzwischen ist
di galoppo a Siviglia andava il paggio.
der Page im Galopp nach Sevilla geritten.
Figaro
Figaro
Di galoppo o di passo… buon viaggio.
Im Galopp oder im Schritt… gute Reise.
Venite, o belle giovani.
Kommt, o schöne Mädchen.
(Come sopra.)
(wie oben)
Il Conte
Der Graf
(Torna a ricondurlo in mezzo.)
(führt ihn wieder in die Mitte zurück.)
1385
E a te la sua patente
Und sein Patent
era in tasca rimasta…
war in deiner Tasche geblieben…
Figaro
Figaro
Certamente,
Gewiss,
che razza di domande!
was für eine Art von Fragen!
Antonio
Antonio
(A Susanna, che fa de' motti a Figaro.)
(zu Susanna, die Figaro Zeichen gibt)
Via, non gli far più motti, ei non t'intende.
He, gib ihm keine Zeichen mehr, er versteht dich nicht.
(Prende per mano Cherubino e lo presenta a Figaro.)
(Er nimmt Cherubino bei der Hand und führt ihn Figaro vor.)
Ed ecco chi pretende
Und da ist einer, der meint,
1390
che sia un bugiardo il mio signor nipote.
mein Herr Neffe sei ein Lügner.
Figaro
Figaro
Cherubino?
Cherubino?
Antonio
Antonio
Or ci sei.
Jetzt hast du's.
Figaro
Figaro
(Al Conte.)
(zum Grafen)
Che diamin canta?
Was zum Teufel singt er?
Il Conte
Der Graf
Non canta, no, ma dice
Er singt nicht, nein, aber er sagt,
ch'egli saltò stamane in sui garofani…
er sei heute Morgen auf die Nelken gesprungen…
Figaro
Figaro
Ei lo dice!… Sarà… Se ho saltato io
Er sagt es!… Mag sein… Wenn ich gesprungen bin,
1395
si può dare che anch'esso
kann es sein, dass auch er
abbia fatto lo stesso.
das Gleiche getan hat.
Il Conte
Der Graf
Anch'esso?
Auch er?
Figaro
Figaro
Perché no?
Warum nicht?
Io non impugno mai quel che non so.
Ich bestreite nie, was ich nicht weiß.
(Si ode una marcia spagnuola da lontano.)
(Man hört einen spanischen Marsch von ferne.)
Figaro
Figaro
Ecco la marcia… andiamo.
Da, der Marsch… gehen wir.
1400
A' vostri posti, o belle, a' vostri posti.
Auf eure Plätze, o Schöne, auf eure Plätze.
Susanna, dammi il braccio.
Susanna, gib mir den Arm.
Susanna
Susanna
Eccolo.
Da hast du ihn.
(Figaro prende per un braccio Antonio, per l'altro la Susanna, e partono tutti eccettuati il Conte e la Contessa.)
(Figaro nimmt Susanna an einem Arm, Antonio an dem anderen und alle außer dem Grafen und der Gräfin gehen ab.)
Il Conte
Der Graf
Temerari!
Ihr Verwegenen!
La Contessa
Die Gräfin
Io son di ghiaccio!
Ich bin versteinert.
SCENA XIII
SZENE XIII
Il Conte, la Contessa.
Der Graf, die Gräfin.
(La marcia aumenta a poco a poco.)
(Der Marsch wird allmählich lauter.)
Il Conte
Der Graf
Contessa…
Gräfin…
La Contessa
Die Gräfin
Or non parliamo.
Sprechen wir jetzt nicht davon.
Ecco qui le due nozze,
Jetzt gibt es die zwei Hochzeiten,
1405
riceverle dobbiam: alfin si tratta
wir müssen sie feiern: Schließlich handelt es sich
d'una vostra protetta.
um eine von deinen Schützlingen.
Seggiam.
Setzen wir uns.
Il Conte
Der Graf
Seggiamo (e meditiam vendetta.)
Setzen wir uns (und sinnen dabei auf Rache).
(Siedono.)
(Sie setzen sich.)
SCENA XIV
SZENE XIV
I sudetti. Cacciatori con fucile in spalla. Gente del foro. Contadini e contadine. Due giovinette che portano il cappello verginale con piume bianche, due altre un bianco velo, due altre i guanti e il mazzetto di fiori. Figaro con Marcellina. Due altre giovinette che portano un simile cappello per Susanna etc. Bartolo con Susanna. Due giovinette incominciano il coro che termina in ripieno. Bartolo conduce la Susanna al Conte e s'inginocchia per ricever da lui il cappello etc. Figaro conduce Marcellina alla Contessa e fa la stessa funzione.
Die Vorigen, Jäger mit geschultertem Gewehr, Leute vom Markt, Bauern und Bäuerinnen. Zwei Mädchen bringen den Jungfernhut mit weißen Federn, zwei andere einen weißen Schleier, zwei weitere die Handschuhe und den Blumenstrauß. Figaro mit Marcellina. Zwei andere Mädchen bringen einen ähnlichen Hut für Susanna usw. Bartolo mit Susanna. Zwei Mädchen beginnen den Chor, der in voller Besetzung endet. Bartolo führt Susanna zum Grafen, sie kniet nieder, um von ihm den Hut zu empfangen usw. Figaro führt Marcellina zur Gräfin und vollzieht die gleiche Zeremonie.
Coro
Chor
Due giovani
Zwei junge Leute
    Amanti costanti,
    Treue Liebende,
seguaci d'onor,
der Ehre ergeben,
1410
cantate, lodate
singt, lobt
sì saggio signor.
einen so weisen Herrn.
    A un dritto cedendo
    Auf ein Recht verzichtend,
che oltraggia, che offende,
das beleidigt, das verletzt,
ei caste vi rende
übergibt er euch keusch
1415
ai vostri amator.
euren Liebhabern.
Tutti
Alle
    Cantiamo, lodiamo
    Singen wir, loben wir
sì saggio signor.
einen so weisen Herrn.
(Susanna, essendo in ginocchio durante il duo, tira il Conte per l'abito, gli mostra il bigliettino, dopo passa la mano dal lato degli spettatori alla testa, dove pare che il Conte le aggiusti il cappello, e gli dà il biglietto. Il Conte se lo mette furtivamente in seno. Susanna s'alza, gli fa una riverenza. Figaro viene a riceverla, e si balla il fandango. Marcellina s'alza un po' più tardi. Bartolo viene a riceverla dalle mani della Contessa.)
(Susanna, die während des Duetts kniet, zieht den Grafen am Rock und zeigt ihm das kleine Billett, dann führt Ihre Hand von der Zuschauerseite zu ihrem Kopf, an dem der Graf ihr den Hut zu richten scheint, und sie gibt ihm das Billett. Der Graf verbirgt es verstohlen an seiner Brust. Susanna erhebt sich und macht eine Verbeugung von ihm. Figaro kommt und nimmt sie in Empfang, und man tanzt den Fandango. Marcellina erhebt sich etwas später. Bartolo kommt und nimmt sie aus den Händen der Gräfin in Empfang.)
(Il Conte va da un lato, cava il biglietto e fa l'atto d'un uom che rimase punto il dito: lo scuote, lo preme, lo succhia e, vedendo il biglietto sigillato colla spilla, dice gittando la spilla a terra e intanto che la orchestra suona pianissimo:)
(Der Graf tritt beiseite, zieht das Billett hervor und verhält sich wie einer, der sich in den Finger gestochen hat: Er schüttelt ihn, drückt ihn, saugt ihn und sagt beim Ansehen des mit einer Nadel versiegelten Billetts, während er die Nadel zu Boden wirft und das Orchester ganz leise spielt:)
Il Conte
Der Graf
Eh già, solita usanza!
Ah ja, die übliche Gewohnheit!
Le donne ficcan gli aghi in ogni loco…
Die Frauen stecken die Nadeln überall hin…
1420
Ah ah, capisco il gioco.
Ah, ah, ich verstehe das Spiel.
Figaro
Figaro
(Vede tutto e dice a Susanna:)
(sieht alles und sagt zu Susanna:)
Un biglietto amoroso
Ein Liebesbrief,
che gli diè nel passar qualche galante
den ihm im Vorbeigehen eine Schöne gab,
ed era sigillato da una spilla,
und er war mit einer Nadel versiegelt,
ond'ei si punse il dito.
mit der er sich in den Finger gestochen hat.
(Il Conte legge, bacia il biglietto, cerca la spilla, la trova e se la mette alla manica del saio.)
(Der Graf liest, küsst das Billett, sucht die Nadel, findet sie und steckt sie sich an den Ärmel des Hausmantels.)
1425
Il narciso or la cerca: oh che stordito!
Der Narziss sucht sie jetzt: Oh, was für ein Dummkopf!
Il Conte
Der Graf
Andate, amici, e sia per questa sera
Geht, Freunde, und für heute Abend
disposto l'apparato nuziale
sei der Hochzeitsschmuck
con la più ricca pompa: io vo' che sia
in der reichsten Pracht gerichtet: Ich will,
magnifica la festa, e canti e fochi,
dass das Fest großartig wird, mit Liedern und Feuerwerk,
1430
e gran ballo e gran cena; e ognuno impari
einem großen Mahl und einem großen Ball: Und jeder lerne,
com'io tratto color che a me son cari.
wie ich die behandle, die mir teuer sind.
(Il coro e la marciaAbweichend vom Libretto-Erstdruck nimmt Mozart in der ursprünglichen Fassung des Finales mit dem Ballo (Fandango) nur den Chor, nicht aber die Marcia am Ende von Atto terzo wieder auf. Vgl. dazu Ulrich Leisinger, Kritischer Bericht (Neue Mozart Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/16), Kassel 2007, S. 262, Fußnote 18.)
Eine wohl von Mozart stammende Alternativfassung des Finales ohne Fandango und mit Wiederaufnahme der Marcia anstelle des Chors am Schluss hat Ulrich Leisinger anhand des originalen Aufführungsmaterials und der Direktionspartitur der k. k. Wiener Hoftheater im Notenanhang des Kritischen Berichts (D/6: S. 389ff.) rekonstruiert.
Zu weiteren Alternativfassungen des Finales von Atto terzo ohne Ballo vgl. ebenda, S. 14 (Punkt 5) und S. 261.
si ripete, e tutti partono.)
(Der Chor und der Marsch werden wiederholt und alle gehen ab.)
    
    
    
Fine dell'atto terzo.
Ende des dritten Aktes.