DRITTER AUFTRITT
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Die Vorigen und Don Alfonso.
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Rezitativ
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Don Alfonso
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Ah, eilt in den Garden,
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meine teuren Mädchen! Was für eine Freude!
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Was für Musik! Was für Gesang!
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Was für ein glänzendes Schauspiel! Was für ein Zauber!
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Beeilt euch, lauft!
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Dorabella
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Was zum Teufel soll das sein?
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Don Alfonso
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Gleich werdet ihr es sehen.
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(Sie gehen ab.)
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Garten am Meeresstrand mit belaubten Bänken und zwei kleinen Steintischen. Ein blumengeschmücktes Boot mit Musikkapelle. |
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VIERTER AUFTRITT
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Ferrando und Guilelmo, Despina, prunkvoll gekleidete Diener. Sängerchor usw. Dann Fiordiligi, Dorabella und Don Alfonso.
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Nr. 21 Duett mit Chor
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Guilelmo, Ferrando
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Helft, freundliche Lüftchen,
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helft meinen Wünschen
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und bringt meine Seufzer
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der Göttin dieses Herzens.
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Ihr, die ihr tausendmal
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den Klang meiner Qualen gehört habt,
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wiederholt meiner Liebsten
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alles, was ihr bislang gehört habt.
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Chor
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Helft, freundliche Lüftchen,
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den Wünschen so guter Herzen.
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(Während des Chor-Ritornells steigen Ferrando und Guilelmo mit Blumengirlanden aus. Don Alfonso und Despina führen sie zu den beiden Liebenden, die stumm und erstaunt dastehen.)
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Rezitativ
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Don Alfonso
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(zu den Dienern, die eine Blumenschale bringen)
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Stellt alles
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auf diese Tischchen und zieht euch
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auf das Boot zurück, Freunde.
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Fiordiligi, Dorabella
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Was soll diese Maskerade?
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Despina
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(zu Ferrando und Guilelmo)
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Nur zu, nur Mut: Habt ihr
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die Sprache verloren?
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Ferrando
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Ich zittre und bebe
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von Kopf bis Fuß.
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Guilelmo
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Amor lähmt dem wahrhaft Liebenden die Glieder.
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Don Alfonso
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(zu den Frauen)
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Seid nett, ermutigt sie.
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Fiordiligi
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(zu den Liebhabern)
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Sprecht.
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Dorabella
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(zu den Liebhabern)
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Sagt nur frei heraus, was ihr wünscht.
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Ferrando
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Meine Dame …
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Guilelmo
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Besser gesagt, meine Damen …
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Ferrando
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(zu Guilelmo)
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Sprich du nur.
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Guilelmo
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(zu Ferrando)
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Nein, nein, sprich du.
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Don Alfonso
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Oh, zum Teufel,
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lasst doch diese Mätzchen
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aus dem vorigen Jahrhundert. Despinetta,
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beenden wir dieses Fest:
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Mach du mit jener, was ich mit dieser machen werde.
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Nr. 22 Quartett
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Don Alfonso
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(nimmt Dorabella bei der Hand.)
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Gebt mir die Hand.
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(Despina nimmt Fiordiligi usw.)
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Bewegt euch ein wenig.
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(zu den Liebhabern)
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Wenn ihr nicht sprecht,
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||
werde ich für euch sprechen.
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||
(zu den Mädchen)
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(Die Liebhaber wiederholen jeweils die letzten Worte auf derselben Melodie.)
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Um Vergebung bittet euch
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ein zitternder Sklave:
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Er hat euch beleidigt, er sieht es ein,
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doch nur für einen Augenblick.
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||
Jetzt leidet er, doch er schweigt …
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||
Guilelmo, Ferrando
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||
|
||
… schweigt …
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||
Don Alfonso
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||
Jetzt lässt er euch in Ruhe …
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||
Guilelmo, Ferrando
|
||
… in Ruhe …
|
||
Don Alfonso
|
||
Er darf nicht, was er will,
|
||
er will, was er darf.
|
||
Guilelmo, Ferrando
|
||
(Die Liebhaber wiederholen die beiden letzten Verse mit einem Seufzer.)
|
||
Er darf nicht, was er will,
|
||
er will, was er darf.
|
||
Don Alfonso
|
||
(zu den Mädchen)
|
||
Nun, antwortet.
|
||
Ihr schaut nur zu und lacht?
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||
Despina
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||
(stellt sich vor die beiden Frauen hin.)
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||
Für euch werde ich
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||
ihnen antworten.
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||
Was geschehen ist, ist geschehen,
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||
vergessen wir die Vergangenheit:
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||
(Despina nimmt die Hand Dorabellas, Don Alfonso nimmt diejenige Fiordiligis und lässt die Liebhaber die Blumengirlanden abreißen, dann legen Despina und Don Alfonso die Hände der Mädchen auf die Arme der Liebhaber.)
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||
Gesprengt sei die Kette,
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||
Zeichen der Sklaverei.
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||
Reicht mir den Arm,
|
||
und seufzt nicht mehr.
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||
Despina, Don Alfonso
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||
(beiseite, leise)
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||
Bitte, lass uns jetzt gehen,
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||
schauen wir zu, was sie daraus machen:
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Sie würden wohl selbst den Teufel übertreffen,
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||
wenn sie jetzt nicht fallen.
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||
(Despina und Don Alfonso gehen ab.)
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FÜNFTER AUFTRITT
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||
Guilelmo am Arm von Dorabella. Ferrando und Fiordiligi, ohne sich am Arm zu halten. In einer kleinen stummen Szene schauen sie einander an, seufzen, lachen usw.
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||
Rezitativ
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Fiordiligi
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||
Oh, was für ein schöner Tag!
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Ferrando
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Und mehr warm als kalt.
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||
Dorabella
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||
Was für niedliche Bäumchen!
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||
Guilelmo
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||
Gewiss, gewiss, sie sind schön:
|
||
Sie haben mehr Blätter als Früchte.
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||
Fiordiligi
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||
Wie hübsch
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||
sind diese Wege!
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||
Wollt Ihr spazieren gehen?
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||
Ferrando
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||
Ich stehe bereit, meine Liebe,
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||
auf jeden Eurer Winke.
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||
Fiordiligi
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||
Zu viel der Güte!
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||
Ferrando
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||
(im Vorbeigehen, zu Guilelmo)
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||
(Jetzt wird es kritisch.)
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Fiordiligi
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||
Was habt Ihr ihm gesagt?
|
||
Ferrando
|
||
He, ich habe ihm nur empfohlen,
|
||
sie gut zu unterhalten.
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||
Dorabella
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||
(zu Guilelmo)
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||
Gehen auch wir spazieren.
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||
Guilelmo
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||
Wie Ihr wünscht.
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||
(Sie gehen auf und ab.)
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||
(nach einem Augenblick der Stille)
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||
Weh mir!
|
||
Dorabella
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||
Was habt Ihr denn?
|
||
(Die anderen in stummem Spiel, etwas entfernt)
|
||
Guilelmo
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||
Mir geht es so schlecht,
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||
so schlecht, meine Liebste,
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||
dass ich glaube zu sterben.
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||
Dorabella
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||
|
||
(Er wird gar nichts erreichen.)
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||
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||
Es werden die Nachwirkungen
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||
des Gifts sein, das Ihr getrunken habt.
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||
Guilelmo
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||
(heftig)
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||
Ach, ein noch stärkeres Gift trinke ich jetzt
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||
aus diesen lieben Augen,
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||
die so grausam und feurig sind wie der Ätna!
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||
Dorabella
|
||
Das wäre ein heißes Gift:
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||
Kühlt Euch etwas ab.
|
||
Guilelmo
|
||
Undankbare, Ihr scherzt,
|
||
und ich sterbe inzwischen.
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||
(Die beiden anderen entfernen sich beim Spazierengehen.)
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||
(Sie sind weg:
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||
Wohin sind sie bloß gegangen?)
|
||
Dorabella
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||
Ach, tut das nicht …
|
||
Guilelmo
|
||
Ich sterbe, Grausame, und Ihr scherzt?
|
||
Dorabella
|
||
Ich scherze? Ich scherze?
|
||
Guilelmo
|
||
Dann
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||
gebt mir, meine Schöne, ein Zeichen
|
||
Eures Mitleids.
|
||
Dorabella
|
||
Zwei, wenn Ihr wollt:
|
||
Sagt, was ich tun soll, und Ihr werdet sehen.
|
||
Guilelmo
|
||
|
||
(Scherzt sie oder meint sie es ernst?)
|
||
Diese kleine Gabe,
|
||
nehmt gnädigst an.
|
||
Dorabella
|
||
Ein Herz?
|
||
Guilelmo
|
||
Ein Herz: Es ist das Symbol für dies Herz da,
|
||
das für Euch brennt, vergeht und schmachtet.
|
||
Dorabella
|
||
(Was für ein kostbares Geschenk!)
|
||
Guilelmo
|
||
Nehmt Ihr es an?
|
||
Dorabella
|
||
Grausamer!
|
||
Versucht nicht, ein treues Herz zu verführen.
|
||
Guilelmo
|
||
|
||
(Der Berg wankt.
|
||
Es tut mir leid, aber die Ehre
|
||
des Soldaten verpflichtet.)
|
||
|
||
Ich bete Euch an!
|
||
Dorabella
|
||
Erbarmen …
|
||
Guilelmo
|
||
Ich gehöre Euch!
|
||
Dorabella
|
||
O Götter!
|
||
Guilelmo
|
||
Gebt nach, Geliebte …
|
||
Dorabella
|
||
Ihr werdet mich noch töten …
|
||
Guilelmo
|
||
Dann sterben wir zusammen,
|
||
meine Liebeshoffnung.
|
||
Nehmt Ihr es an?
|
||
Dorabella
|
||
(nach kurzer Pause, mit einem Seufzer)
|
||
Ich nehme es an.
|
||
Guilelmo
|
||
|
||
(Unglücklicher Ferrando!)
|
||
|
||
Oh, was für eine Wonne!
|
||
Nr. 23 Duett
|
||
Guilelmo
|
||
Das Herz schenke ich Euch,
|
||
meine schöne Angebetete;
|
||
aber ich möchte auch das Eure:
|
||
Nun, so gebt es mir.
|
||
Dorabella
|
||
Ihr gebt es mir, ich nehme es;
|
||
aber meines gebe ich Euch nicht.
|
||
Vergeblich fragt Ihr danach,
|
||
ich habe es nicht mehr.
|
||
Guilelmo
|
||
Wenn du es nicht mehr hast,
|
||
warum schlägt es dann hier?
|
||
Dorabella
|
||
Wenn du mir es gibt,
|
||
was pocht dann hier?
|
||
Beide
|
||
Es ist mein Herzchen,
|
||
das mir nicht mehr gehört:
|
||
Es ist zu dir gekommen,
|
||
und so schlägt es nun hier.
|
||
Guilelmo
|
||
(will das Herz an die Stelle bringen, an der sie Ferrandos Bild trägt.)
|
||
Erlaub, dass ich es hier hinstelle.
|
||
Dorabella
|
||
Hier kann es nicht bleiben.
|
||
Guilelmo
|
||
Jetzt verstehe ich dich, du Schelmin.
|
||
Dorabella
|
||
Was machst du?
|
||
Guilelmo
|
||
Nicht schauen.
|
||
(wendet zärtlich ihr Gesicht zur Seite, nimmt ihr das Bild weg und steckt das Herz an seine Stelle.)
|
||
|
||
Dorabella
|
||
(Mir scheint, ich habe
|
||
einen Vesuv im Herzen.)
|
||
Guilelmo
|
||
|
||
(Armer Ferrando!
|
||
Man hält es nicht für möglich.)
|
||
|
||
Guilelmo
|
||
Wende mir wieder den Blick zu.
|
||
Dorabella
|
||
Was wünschst du?
|
||
Guilelmo
|
||
Schau noch mal,
|
||
ob es so besser ist.
|
||
Beide
|
||
O glücklicher Tausch
|
||
der Herzen und Gefühle!
|
||
Was für neue Freuden,
|
||
was für ein süßes Leiden!
|
||
(Sie gehen Arm in Arm ab.)
|
||
SECHSTER AUFTRITT
|
||
Ferrando und Fiordiligi.
|
||
Rezitativ
|
||
Ferrando
|
||
Grausame! Warum
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||
fliehst du?
|
||
Fiordiligi
|
||
Ich habe eine Viper gesehen,
|
||
eine Hydra, einen Basilisken!
|
||
Ferrando
|
||
Ach, Grausame, ich verstehe dich!
|
||
Viper, Hydra, Basilisken und alles,
|
||
was es an noch wilderen Tieren in der Libyschen Wüste gibt,
|
||
siehst du in mir allein.
|
||
Fiordiligi
|
||
Es ist wahr, es ist wahr!
|
||
Du willst mir den Frieden rauben.
|
||
Ferrando
|
||
Doch nur, um dich glücklich zu machen.
|
||
Fiordiligi
|
||
Hör auf, mich zu belästigen.
|
||
Ferrando
|
||
Ich erflehe nur einen Blick von dir.
|
||
Fiordiligi
|
||
Geh weg.
|
||
Ferrando
|
||
Hoffe das nicht,
|
||
wenn du vorher mich nicht weniger böse anschaust.
|
||
O Himmel! Doch du schaust mich an und seufzt?
|
||
Nr. 24 Arie
|
||
Ferrando
|
||
(überglücklich)
|
||
Ach, ich sehe, diese schöne Seele
|
||
kann meinen Tränen nicht widerstehen:
|
||
Sie ist nicht geschaffen, sich den Gefühlen
|
||
meines freundlichen Mitleids zu widersetzen.
|
||
Mit diesem Blick, mit diesen liebevollen Seufzern
|
||
dringt mir ein süßer Strahl ins Herz:
|
||
Schon erwiderst du meine heißen Wünsche,
|
||
schon ergibst du dich der zärtlichsten Liebe.
|
||
Doch du fliehst, Grausame, du schweigst
|
||
und hörst mich vergeblich schmachten!
|
||
Ach, hört auf, trügerische Hoffnungen!
|
||
Die Grausame verurteilt mich zum Tode.
|
||
(Er geht ab.)
|
||
SIEBTER AUFTRITT
|
||
Fiordiligi allein.
|
||
Rezitativ
|
||
Fiordiligi
|
||
Er geht … Höre … Ach nein … Soll er doch gehen,
|
||
sich meinen Blicken entziehen, der unselige Grund
|
||
meiner Schwäche … Auf was für eine harte Probe
|
||
hat mich der Grausame gestellt! … Dies ist
|
||
der gerechte Lohn für meine Schuld! … In so einem Augenblick
|
||
sollte ich die Seufzer eines neuen Liebhabers
|
||
hören? Sollte ich des Anderen Wehklagen spielend
|
||
missachten? Ach, dieses Herz
|
||
bestrafst du zu Recht, o gerechte Liebe!
|
||
Ich brenne und das Feuer ist nicht mehr der Ausdruck
|
||
einer tugendhaften Liebe: Es ist Tollheit, Unruhe,
|
||
schlechtes Gewissen, Reue,
|
||
Leichtsinn, Heimtücke und Verrat!
|
||
Nr. 25 Rondo
|
||
Fiordiligi
|
||
Hab Mitleid, mein Liebster, verzeihe
|
||
den Irrtum einer liebenden Seele;
|
||
unter diesen Schatten und diesen Bäumen
|
||
wird er, o Gott, für immer verborgen bleiben!
|
||
Mein Mut und meine Standhaftigkeit werden
|
||
diese frevlerische Lust abtöten,
|
||
und die Erinnerung tilgen,
|
||
die mich beschämt und erschaudern lässt.
|
||
Wem ist dieses leichtsinnige, undankbare
|
||
Herz je untreu gewesen!
|
||
Eine bessere Belohnung hätte,
|
||
teurer Geliebter, deine Reinheit verdient.
|
||
(Sie geht ab.)
|
||
ACHTER AUFTRITT
|
||
Ferrando, Guilelmo.
|
||
Rezitativ
|
||
Ferrando
|
||
(überglücklich)
|
||
Freund, wir haben gewonnen!
|
||
Guilelmo
|
||
Ein Zweier oder ein Dreier?
|
||
Ferrando
|
||
Ein Sechser, Freund: Fiordiligi
|
||
ist fleischgewordene Sittsamkeit.
|
||
Guilelmo
|
||
Nichts Geringeres?
|
||
Ferrando
|
||
Nicht das Geringste. Gib Acht
|
||
und hör zu, wie es gegangen ist.
|
||
Guilelmo
|
||
Ich höre dir zu: Sprich nur, los.
|
||
Ferrando
|
||
Im Gärtchen,
|
||
wie wir verabredet hatten,
|
||
gehe ich spazieren:
|
||
Ich reiche ihr meinen Arm, man redet
|
||
über tausend gleichgültige Dinge; schließlich
|
||
kommt man auf die Liebe.
|
||
Guilelmo
|
||
Weiter.
|
||
Ferrando
|
||
Ich täusche zitternde Lippen vor,
|
||
ich tue so, als ob ich weinen würde, ich tue so,
|
||
als stürbe ich zu ihren Füßen …
|
||
Guilelmo
|
||
Ausgezeichnet, bei meiner Treu!
|
||
Und sie?
|
||
Ferrando
|
||
Zuerst lacht sie,
|
||
scherzt, verspottet mich …
|
||
Guilelmo
|
||
Und dann?
|
||
Ferrando
|
||
Und dann
|
||
tut sie, als bekomme sie Mitleid …
|
||
Guilelmo
|
||
Oh Donnerwetter!
|
||
Ferrando
|
||
Schließlich platzt die Bombe:
|
||
Rein wie eine Taube
|
||
hält sie zu ihrem lieben Guilelmo,
|
||
stolz schickt sie mich weg,
|
||
misshandelt mich, flieht vor mir,
|
||
und macht mich so zum Zeugen und Boten,
|
||
dass sie ein Weib ohnegleichen ist.
|
||
Guilelmo
|
||
Tüchtig bist du, tüchtig bin ich,
|
||
tüchtig ist meine Penelope!
|
||
Lass dich ein wenig umarmen
|
||
für so eine glückliche Botschaft,
|
||
o mein treuer Merkur.
|
||
(Sie umarmen sich.)
|
||
Ferrando
|
||
Und meine Dorabella?
|
||
Wie hat sie sich verhalten?
|
||
Ach, ich habe da nicht den geringsten Zweifel!
|
||
(begeistert)
|
||
Sehr gut kenne ich
|
||
diese zartfühlende Seele.
|
||
Guilelmo
|
||
Und doch wäre es nicht schlecht,
|
||
wir sprechen ja unter vier Augen,
|
||
wenn du einen Zweifel hättest!
|
||
Ferrando
|
||
Wie?
|
||
Guilelmo
|
||
Ich sage es nur so!
|
||
|
||
(Ich würde ihm gerne
|
||
die Pille versüßen.)
|
||
Ferrando
|
||
Himmel! Hat sie vielleicht
|
||
deinen Schmeicheleien nachgegeben? Ah, wenn da
|
||
nur ein einziger Verdacht wäre!
|
||
Guilelmo
|
||
Es ist immer gut,
|
||
ein wenig Verdacht zu hegen auf dieser Welt.
|
||
Ferrando
|
||
Ewige Götter! Sprich, lass mich nicht
|
||
auf kleiner Flamme vergehen … Aber nein, du willst
|
||
mich auf den Arm nehmen: Sie liebt keinen,
|
||
sie betet keinen an außer mich.
|
||
Guilelmo
|
||
Gewiss! Als Beweis
|
||
ihrer Liebe, ihrer Treue,
|
||
hat sie mir sogar dieses schöne Bildchen gegeben.
|
||
Ferrando
|
||
(wütend)
|
||
Mein Porträt! Ach,
|
||
Treulose!
|
||
|
||
Guilelmo
|
||
Wohin eilst du?
|
||
Ferrando
|
||
(wie oben)
|
||
Ihr das Herz aus der schändlichen Brust zu reißen
|
||
und meine verratene Liebe zu rächen.
|
||
Guilelmo
|
||
Halt ein.
|
||
Ferrando
|
||
(entschlossen)
|
||
Nein, lass mich!
|
||
Guilelmo
|
||
Bist du verrückt?
|
||
Willst du dich ins Verderben stürzen
|
||
für eine Frau, die keine zwei Groschen wert ist?
|
||
|
||
(Ich möchte nicht, dass er
|
||
eine Dummheit macht!)
|
||
Ferrando
|
||
Götter! So viele Versprechungen
|
||
und Tränen und Seufzer und Schwüre,
|
||
wie konnte in so kurzer Zeit
|
||
die Schändliche sie vergessen?
|
||
Guilelmo
|
||
Zum Teufel, ich weiß es nicht!
|
||
Ferrando
|
||
Was soll ich jetzt tun?
|
||
Welchen Entschluss, welchen Gedanken soll ich fassen?
|
||
Hab Mitleid mit mir, gib mir einen Rat.
|
||
Guilelmo
|
||
Freund, ich wüsste nicht,
|
||
welchen Rat ich dir geben sollte.
|
||
Ferrando
|
||
Grausame! Undankbare!
|
||
In einem Tag! In wenigen Stunden! …
|
||
Guilelmo
|
||
Ein Fall, gewiss, über den man nur staunen kann.
|
||
Nr. 26 Arie
|
||
Guilelmo
|
||
Meine Damen, ihr treibt es mit vielen,
|
||
sodass, um die Wahrheit zu sagen,
|
||
ich beginne zu verstehen,
|
||
wenn sich die Liebhaber beklagen.
|
||
Ich mag euer Geschlecht,
|
||
das wisst ihr, jeder weiß es:
|
||
Jeden Tag beweise ich es euch,
|
||
gebe euch Zeichen meiner Freundschaft;
|
||
aber das, was ihr mit so, so vielen treibt,
|
||
macht mich ganz traurig.
|
||
Tausendmal griff ich zum Schwert,
|
||
um eure Ehre zu retten,
|
||
tausendmal habe ich euch verteidigt
|
||
mit dem Wort und mehr noch mit dem Herzen;
|
||
aber das, was ihr mit so, so vielen treibt,
|
||
ist eine ziemlich lästige Unsitte.
|
||
Ihr seid anmutig, ihr seid liebenswert,
|
||
so viele Schätze hat euch der Himmel gegeben,
|
||
und die Reize umgeben euch
|
||
vom Kopf bis zum Fuß;
|
||
aber ihr treibt es mit so, so vielen,
|
||
dass man es nicht glauben kann;
|
||
aber ihr treibt es mit so, so vielen,
|
||
dass
die Liebhaber sicherlich allen Grund haben
|
||
zu protestieren.
|
||
(Er geht ab.)
|
||
NEUNTER AUFTRITT
|
||
Ferrando allein, dann Don Alfonso und Guilelmo, die im Hintergrund miteinander sprechen usw.
|
||
Rezitativ
|
||
Ferrando
|
||
In was für einen schrecklichen Widerstreit, in was für einem Durcheinander
|
||
der Gedanken und Gefühle befinde ich mich!
|
||
So ungewöhnlich und neu ist mein Fall,
|
||
dass weder andere noch ich selbst
|
||
Rat wissen … Alfonso, Alfonso,
|
||
wie sehr wirst du
|
||
über meine Dummheit lachen!
|
||
Aber ich werde mich rächen, ich werde
|
||
die Treulose aus meinem Herzen verbannen … ich werde sie verbannen …
|
||
Verbannen?
|
||
Zu sehr, o Gott, spricht dieses Herz in mir für sie.
|
||
Nr. 27 Kavatine
|
||
Ferrando
|
||
Verraten, verspottet
|
||
von dem treulosen Herzen,
|
||
(Hier trifft Don Alfonso mit Guilelmo ein, er bleibt stehen und hört zu.)
|
||
fühle ich, dass
|
||
diese Seele sie immer noch anbetet,
|
||
höre ich die Stimmen
|
||
der Liebe zu ihr.
|
||
Rezitativ
|
||
Don Alfonso
|
||
Bravo! Das nenne ich Standhaftigkeit!
|
||
Ferrando
|
||
Geht, o Grausamer,
|
||
Euretwegen bin ich elend dran.
|
||
Don Alfonso
|
||
Nun denn, wenn Ihr artig seid,
|
||
werde ich Euch den alten Frieden zurückgeben. Hört:
|
||
Fiordiligi hält Guilelmo
|
||
die Treue, und Dorabella
|
||
ist Euch untreu gewesen.
|
||
Ferrando
|
||
Zu meiner Schande.
|
||
Guilelmo
|
||
Lieber Freund, man muss
|
||
in jeder Sache differenzieren.
|
||
Glaubst du, dass eine Braut
|
||
einem Guilelmo untreu sein kann? Wenn wir einen kleinen Vergleich,
|
||
ich spreche nicht, um mich zu loben,
|
||
zwischen uns anstellen … Du siehst, Freund,
|
||
dass ich etwas mehr verdiene …
|
||
Don Alfonso
|
||
He, das sage ich ja auch!
|
||
Guilelmo
|
||
Inzwischen könnt Ihr mir
|
||
fünfzig hübsche Zechinen geben.
|
||
Don Alfonso
|
||
Gern.
|
||
Aber bevor ich zahle, will ich,
|
||
dass wir einige weitere Versuche machen.
|
||
Guilelmo
|
||
Wie!
|
||
Don Alfonso
|
||
Habt Geduld, bis morgen
|
||
seid ihr beide noch meine Sklaven: Ihr habt mir
|
||
euer Wort als Soldaten gegeben,
|
||
dass ihr tun werdet, was ich sage. Kommt; ich hoffe
|
||
euch beweisen zu können, dass der ein Dummkopf ist,
|
||
der den Vogel verkauft, wenn er noch auf dem Zweig sitzt.
|
||
(Sie gehen ab.)
|
||
Zimmer mit unterschiedlichen Türen, Spiegel und Tischchen. |
||
ZEHNTER AUFTRITT
|
||
Dorabella, Despina, dann Fiordiligi.
|
||
Rezitativ
|
||
Despina
|
||
Jetzt sehe ich, dass Ihr
|
||
eine Dame von Welt seid.
|
||
Dorabella
|
||
Vergeblich, Despina,
|
||
hab ich versucht zu widerstehen: Dieser kleine Teufel
|
||
hat eine Geschicklichkeit, eine Beredsamkeit, ein Benehmen,
|
||
dass du weich wirst, selbst wenn du aus Stein wärest.
|
||
Despina
|
||
Beim Satan,
|
||
das nennt man Können! So selten
|
||
geschieht uns armen Mädchen
|
||
etwas Gutes,
|
||
dass man es ergreifen muss, wenn es kommt.
|
||
(Fiordiligi tritt ein.)
|
||
Aber da kommt die Schwester.
|
||
Was macht die bloß für ein Gesicht!
|
||
Fiordiligi
|
||
Ihr Unseligen!
|
||
Schaut, in welche Lage ich
|
||
durch eure Schuld gekommen bin!
|
||
Despina
|
||
Was ist geschehen,
|
||
liebes gnädiges Fräulein?
|
||
Dorabella
|
||
Geht es dir nicht gut, Schwester?
|
||
Fiordiligi
|
||
Hol der Teufel
|
||
mich, dich, sie, Don Alfonso, die Fremden
|
||
und alle Verrückten dieser Welt.
|
||
Dorabella
|
||
Hast du den Verstand verloren?
|
||
Fiordiligi
|
||
Schlimmer, noch schlimmer …
|
||
Du wirst entsetzt sein: Ich liebe! Und diese meine Liebe
|
||
gilt nicht nur Guilelmo.
|
||
Despina
|
||
Besser, umso besser!
|
||
Dorabella
|
||
Das heißt, auch du bist verliebt
|
||
in den galanten Blonden!
|
||
Fiordiligi
|
||
(seufzt.)
|
||
Ach ja, zu unserem Unglück.
|
||
Despina
|
||
Na bravo!
|
||
Dorabella
|
||
Nimm
|
||
siebzigtausend Küsse:
|
||
Du den netten Blonden, ich den hübschen Braunhaarigen,
|
||
so sind wir beide Bräute.
|
||
Fiordiligi
|
||
Was sagst du da!
|
||
Denkst du nicht an die Unglücklichen,
|
||
die heute Morgen abgereist sind? An ihre Tränen,
|
||
an ihre Treue denkst du nicht mehr?
|
||
Wo hast du so grausame Gesinnung
|
||
gelernt, wo?
|
||
Wie kommt es, dass du dich so verändert hast?
|
||
Dorabella
|
||
Hör mir zu: Bis du sicher,
|
||
dass unsere alten Liebhaber
|
||
nicht im Krieg sterben? Dann würden wir beide
|
||
mit leeren Händen dastehen:
|
||
Zwischen einer sicheren Sache und einer unsicheren
|
||
gibt es immer einen großen Unterschied!
|
||
Fiordiligi
|
||
Und wenn sie dann doch heimkehren?
|
||
Dorabella
|
||
Wenn sie heimkehren, ist es zu ihrem Schaden!
|
||
Dann sind wir schon verheiratet, dann sind wir
|
||
tausend Meilen weit weg.
|
||
Fiordiligi
|
||
Doch ich verstehe nicht, wie sich
|
||
an einem einzigen Tag ein Herz ändern kann.
|
||
Dorabella
|
||
Was für eine lächerliche Frage! Wir sind Frauen!
|
||
Und du, wie hast du es denn gemacht?
|
||
Fiordiligi
|
||
Ich werde mich wohl beherrschen können.
|
||
Despina
|
||
Nichts werdet Ihr können.
|
||
Fiordiligi
|
||
Ich werde es dir beweisen.
|
||
Dorabella
|
||
Glaube mir, Schwester, es ist besser, wenn du nachgibst.
|
||
Nr. 28 Arie
|
||
Dorabella
|
||
Amor ist ein kleiner Dieb,
|
||
eine kleine Schlange ist Amor,
|
||
der den Herzen den Frieden raubt und gibt,
|
||
wie es ihm gefällt.
|
||
Kaum hat er sich durch die Augen ins Herz
|
||
einen Weg gebahnt,
|
||
fesselt er schon die Seele
|
||
und raubt die Freiheit.
|
||
Er schenkt Süße und Lust,
|
||
wenn du ihn gewähren lässt,
|
||
und er füllt dich mit Überdruss,
|
||
wenn du ihm zu widerstehen versuchst.
|
||
Wenn er in deiner Brust sitzt,
|
||
wenn er dich hier zwickt,
|
||
dann tu alles, was er verlangt,
|
||
denn auch ich werde es so machen.
|
||
(Sie geht mit Despina ab.)
|
||
ELFTER AUFTRITT
|
||
Fiordiligi allein; dann Guilelmo, Ferrando und Don Alfonso, die ungesehen vorbeigehen, danach Despina.
|
||
Rezitativ
|
||
Fiordiligi
|
||
Wie alles sich verschwört,
|
||
um mein Herz zu verführen! Doch nein … eher sterbe ich,
|
||
als nachzugeben … Es war ein Fehler, sich der Schwester
|
||
und meiner Dienerin zu offenbaren.
|
||
Sie werden ihm alles erzählen, und er, noch verwegener,
|
||
wird zu allem fähig sein … Er soll mir
|
||
nicht mehr unter die Augen treten …
|
||
(Guilelmo an der Tür)
|
||
Allen Bediensteten
|
||
werde ich mit Entlassung drohen,
|
||
wenn sie ihn hereinlassen … Ich will ihn nicht sehen,
|
||
diesen Verführer.
|
||
Guilelmo
|
||
(zu Ferrando und Don Alfonso)
|
||
Bravissima!
|
||
Meine keusche Artemisia! Hört ihr sie?
|
||
Fiordiligi
|
||
Aber könnte Dorabella
|
||
ohne mein Wissen … Sachte … mir kommt
|
||
ein Gedanke in den Sinn … In meinem Haus
|
||
sind noch viele Uniformen
|
||
von Guilelmo und Ferrando … Nur Mut … Despina,
|
||
Despina …
|
||
Despina
|
||
(tritt ein.)
|
||
Was gibt es?
|
||
Fiordiligi
|
||
Nimm bitte diesen Schlüssel und ohne Widerrede,
|
||
ohne jede Widerrede,
|
||
gehe zum Kleiderschrank und bringe mir
|
||
zwei Schwerter, zwei Hüte und zwei Anzüge
|
||
unserer Verlobten.
|
||
Despina
|
||
Und was wollt Ihr damit?
|
||
Fiordiligi
|
||
Geh und widersprich nicht.
|
||
Despina
|
||
(Resolut kommandiert Frau Hochmut.)
|
||
(Sie geht ab.)
|
||
Fiordiligi
|
||
Ich habe keine Wahl, ich hoffe
|
||
dass auch Dorabella
|
||
dem guten Beispiel folgen wird. Auf zum Schlachtfeld, zum Schlachtfeld!
|
||
Einen anderen Weg gibt es nicht,
|
||
um unsere Unschuld zu bewahren.
|
||
Don Alfonso
|
||
(von der Tür aus zu Despina)
|
||
(Ich habe genug gehört:
|
||
Geh nur, keine Angst.)
|
||
Despina
|
||
(zurück, zu Fiordiligi)
|
||
Hier bin ich.
|
||
Fiordiligi
|
||
Geh.
|
||
Ein Diener soll rasch
|
||
sechs Postpferde bestellen … Sag Dorabella,
|
||
dass ich sie sprechen möchte …
|
||
Despina
|
||
Zu Diensten.
|
||
(Diese Frau scheint mir den Verstand verloren zu haben.)
|
||
(Sie geht ab.)
|
||
ZWÖLFTER AUFTRITT
|
||
Fiordiligi, dann Ferrando; danach Guilelmo e Don Alfonso aus dem Zimmer usw.
|
||
Fiordiligi
|
||
Ferrandos Gewand
|
||
wird mir gut passen; Dorabella kann
|
||
das von Guilelmo nehmen: In dieser Kleidung
|
||
werden wir unsere Verlobten erreichen, an ihrer
|
||
Seite kämpfen
|
||
und sterben, wenn es sein muss.
|
||
(Sie reißt sich den Kopfputz herunter.)
|
||
Zur Hölle mit dir,
|
||
unseliger Schmuck! … Ich verabscheue dich.
|
||
Guilelmo
|
||
|
||
(Hat man je solch eine Liebe gesehen?)
|
||
Fiordiligi
|
||
Hoffe nicht, an meine Stirn zurückzukehren,
|
||
bevor ich mit meinem Geliebten zurück bin. An deine Stelle
|
||
setzte ich nun diesen Hut … Oh, wie
|
||
er mein Aussehen und mein Gesicht verändert!
|
||
Ich erkenne mich ja selbst kaum wieder!
|
||
Nr. 29 Duett
|
||
Fiordiligi
|
||
In wenigen Augenblicken werde ich
|
||
dem treuen Verlobten in die Arme sinken,
|
||
unerkannt werde ich
|
||
in diesem Gewand zu seinen Füßen sterben.
|
||
Oh, wie wird sich sein gutes Herz freuen
|
||
mich wiederzusehen!
|
||
Ferrando
|
||
(tritt ein.)
|
||
Und inzwischen werde ich
|
||
Unglückseliger vor Schmerz sterben.
|
||
Fiordiligi
|
||
Was sehe ich! Ich bin verraten!
|
||
Ach, geht weg …
|
||
Ferrando
|
||
O nein, mein Leben!
|
||
(Er nimmt das Schwert vom Tischchen, zieht es aus der Scheide usw.)
|
||
Mit diesem Eisen wirst du eigenhändig
|
||
dieses Herz durchbohren;
|
||
und wenn du, o Gott, keine Kraft hast,
|
||
werde ich dir die Hand selbst führen.
|
||
Fiordiligi
|
||
Schweig … weh mir! Ich bin schon genug
|
||
gequält und unglücklich!
|
||
Beide
|
||
Ah, meine Standhaftigkeit beginnt
|
||
bei diesen Blicken und diesen Worten
|
||
zu wanken.
|
||
Fiordiligi
|
||
Steh auf, steh auf …
|
||
Ferrando
|
||
Vergeblich glaubst du das.
|
||
Fiordiligi
|
||
Um Himmels Willen,
|
||
was willst du von mir?
|
||
Ferrando
|
||
Dein Herz oder meinen Tod.
|
||
Fiordiligi
|
||
Ach, ich bin nicht mehr, ich bin nicht mehr stark!
|
||
Ferrando
|
||
(nimmt ihr die Hand und küsst sie.)
|
||
Gib nach, Liebste …
|
||
Fiordiligi
|
||
Ihr Götter, steht mir bei!
|
||
Ferrando
|
||
(sehr zärtlich)
|
||
Wende deinen erbarmungsvollen Blick zu mir!
|
||
In mir allein kannst du
|
||
den Gatten finden, Liebhaber und noch mehr, wenn du willst.
|
||
Meine Angebetete, zögere nicht länger.
|
||
Fiordiligi
|
||
(zitternd)
|
||
Gerechter Himmel! … Grausamer … du hast gewonnen:
|
||
Macht mit mir, was du willst.
|
||
(Don Alfonso hält Guilelmo zurück, der hinausstürmen will.)
|
||
Beide
|
||
Umarmen wir uns, mein lieber Schatz,
|
||
es sei uns Trost, nach so vielen Qualen
|
||
vor süßer Liebe zu vergehen,
|
||
vor Wonne zu seufzen.
|
||
(Sie gehen ab.)
|
||
DREIZEHNTER AUFTRITT
|
||
Guilelmo, Don Alfonso, dann Ferrando.
|
||
Rezitativ
|
||
Guilelmo
|
||
Oh, ich Armer! Was habe ich gesehen!
|
||
Was habe ich da gehört!
|
||
Don Alfonso
|
||
Um Himmels willen, sei still!
|
||
Guilelmo
|
||
Ich möchte mir den Bart ausreißen!
|
||
Ich möchte mir die Haut zerkratzen!
|
||
Und mit den Hörnern gegen die Sterne stoßen!
|
||
Das war Fiordiligi! Die Penelope,
|
||
die Artemisia des Jahrhunderts! Schurkin!
|
||
Mörderin … Betrügerin … Diebin … Hündin …
|
||
Don Alfonso
|
||
Lassen wir ihn sich austoben …
|
||
Ferrando
|
||
(tritt fröhlich ein.)
|
||
Na also!
|
||
Guilelmo
|
||
Wo ist sie?
|
||
Ferrando
|
||
Wer? Deine Fiordiligi?
|
||
Guilelmo
|
||
Meine Fior … Fior des Teufels,
|
||
der zuerst sie und dann mich erwürgen sollte.
|
||
Ferrando
|
||
Du siehst wohl:
|
||
Es gibt Unterschiede in jeder Sache …
|
||
(ironisch)
|
||
„Dass ich etwas mehr verdiene …“
|
||
Guilelmo
|
||
Ach, hör auf,
|
||
hör auf mich zu quälen,
|
||
und suchen wir lieber ein Mittel,
|
||
um sie beide hart
|
||
zu bestrafen.
|
||
Don Alfonso
|
||
Ich weiß es schon: sie heiraten.
|
||
Guilelmo
|
||
Da möchte ich doch lieber
|
||
den Nachen des Charon heiraten.
|
||
Ferrando
|
||
Die Höhle des Vulkans.
|
||
Guilelmo
|
||
Das Tor zur Hölle.
|
||
Don Alfonso
|
||
Dann bleibt ihr halt auf ewig ledig.
|
||
Ferrando
|
||
Vielleicht gibt es keine Frauen
|
||
für Männer wie uns?
|
||
Don Alfonso
|
||
Mehr als alles andere.
|
||
Aber was werden die anderen machen, wenn sogar diese so etwas getan haben?
|
||
Im Grund liebt ihr sie,
|
||
diese euren gerupften Krähen.
|
||
Guilelmo
|
||
Ja, leider!
|
||
Ferrando
|
||
Leider!
|
||
Don Alfonso
|
||
Also gut, nehmt sie so,
|
||
wie sie sind. Die Natur konnte
|
||
keine Ausnahme machen und eigens für euch,
|
||
zwei Frauen aus einem anderen Holz
|
||
für eure schönen Mäuler zu schaffen; in allem
|
||
bedarf es der Philosophie. Kommt mit mir:
|
||
Wir werden einen Weg suchen,
|
||
alles wieder einzurenken.
|
||
Ich will, dass noch heute Abend
|
||
eine Doppelhochzeit stattfindet. Inzwischen
|
||
hört einen Achtzeiler:
|
||
Es wäre gut für euch, wenn ihr ihn lernt!
|
||
Nr. 30
|
||
Don Alfonso
|
||
Alle beschuldigen die Frauen, und ich entschuldige sie,
|
||
wenn sie tausendmal am Tag ihre Liebe wechseln;
|
||
andere nennen es Laster, und noch andere Gewohnheit,
|
||
ich aber glaube, dass es eine Herzensnotwendigkeit ist.
|
||
Der Liebhaber, der am Ende enttäuscht dasteht,
|
||
soll nicht die Schuld bei anderen suchen, sondern bei sich selbst;
|
||
denn ob jung, alt, schön oder hässlich,
|
||
wiederholt es mit mir: „So ma-chen es al-le Frau-en.“
|
||
Alle drei
|
||
„So ma-chen es al-le Frau-en.“
|
||
VIERZEHNTER AUFTRITT
|
||
Die Vorigen und Despina.
|
||
Rezitativ
|
||
Despina
|
||
Sieg, ihr junge Herren!
|
||
Bereit, euch zu heiraten,
|
||
sind die werten Damen: in eurem Namen
|
||
habe ich ihnen versprochen, dass sie in etwa drei Tagen
|
||
mit euch abreisen können; sie haben mir befohlen,
|
||
einen Notar zu finden,
|
||
der den Ehevertrag aufsetzt; in ihrem Zimmer
|
||
erwarten sie euch.
|
||
Seid ihr nun zufrieden?
|
||
Guilelmo, Ferrando, Don Alfonso
|
||
Äußerst zufrieden.
|
||
Despina
|
||
Der Erfolg bleibt nie aus,
|
||
wenn Despina an einem Plan mitwirkt.
|
||
(Sie gehen ab.)
|
||
Prunkvoller, erleuchteter Saal. Im Hintergrund ein Orchester. Eine Tafel für vier Personen mit silbernen Armleuchtern usw. Vier festlich gekleidete Diener. |
||
FÜNFZEHNTER AUFTRITT
|
||
Despina, dann Don Alfonso. Chor der Diener und Musiker.
|
||
Nr. 31 Finale
|
||
Despina
|
||
Beeilt euch, o liebe Freunde,
|
||
zündet die Fackeln an
|
||
und deckt
|
||
reichlich und vornehm den Tisch.
|
||
Die Hochzeiten unserer jungen Herrinnen
|
||
sind schon vorbereitet.
|
||
(zu den Musikern)
|
||
Und ihr geht auf eure Plätze,
|
||
bis die Brautpaare hierherkommen.
|
||
Chor der Diener und Musiker
|
||
Beeilen wir uns, o liebe Freunde,
|
||
zünden wir die Fackeln an
|
||
und decken wir den Tisch
|
||
reichlich und vornehm.
|
||
Don Alfonso
|
||
(tritt ein.)
|
||
Bravo, bravo! Ausgezeichnet!
|
||
Was für ein Überfluss, was für eine Eleganz!
|
||
(Während Don Alfonso singt, stimmen die Musiker ihre Instrumente.)
|
||
Eine angemessene Belohnung
|
||
wird euch jeder geben.
|
||
Die zwei Paare werden bald eintreffen.
|
||
Empfangt sie mit Beifall bei ihrer Ankunft:
|
||
Freudiger Gesang und fröhliche Musik
|
||
sollen den Himmel mit Heiterkeit erfüllen.
|
||
Despina, Don Alfonso
|
||
(leise, durch verschiedene Türen)
|
||
Ein schöneres Komödchen
|
||
hat man noch nie gesehen und wird man nie sehen.
|
||
SECHZEHNTER AUFTRITT
|
||
Dorabella, Guilelmo, Fiordiligi und Ferrando. Während sie voranschreiten, singt der Chor, und das Orchester setzt mit einem Marsch an.
|
||
Chor
|
||
Gesegnet seien die beiden Bräutigame
|
||
und die liebenswürdigen jungen Bräute!
|
||
Der gnädige Himmel strahle über ihnen,
|
||
und nach Art der Hennen
|
||
mögen sie stets fruchtbar an Kindern sein,
|
||
die ihnen an Schönheit gleichen.
|
||
Fiordiligi, Dorabella, Guilelmo, Ferrando
|
||
Wie hier doch alles
|
||
Freude und Liebe verheißt!
|
||
Das ist bestimmt das Verdienst
|
||
der lieben Despinetta.
|
||
Spielt lauter die fröhliche Musik,
|
||
wiederholt den süßen Gesang,
|
||
und inzwischen setzen wir uns hier
|
||
in größter Ausgelassenheit.
|
||
(Die Brautpaare essen.)
|
||
Chor
|
||
Gesegnet seien die beiden Bräutigame
|
||
und die liebenswürdigen jungen Bräute!
|
||
Der gnädige Himmel strahle über ihnen,
|
||
und nach Art der Hennen
|
||
mögen sie stets fruchtbar an Kindern sein,
|
||
die ihnen an Schönheit gleichen.
|
||
Guilelmo, Ferrando
|
||
Alles, alles, o mein Leben,
|
||
erwidert nun meinem Feuer!
|
||
Fiordiligi, Dorabella
|
||
In meinen Adern schwillt die Freude an,
|
||
sie schwillt an und breitet sich aus.
|
||
Guilelmo, Ferrando
|
||
Wie schön du bist!
|
||
Fiordiligi, Dorabella
|
||
Wie hübsch du bist!
|
||
Guilelmo, Ferrando
|
||
Was für schöne Augen!
|
||
Fiordiligi, Dorabella
|
||
Was für ein schöner Mund!
|
||
Guilelmo, Ferrando
|
||
(stoßen an.)
|
||
Stoß an und trinke.
|
||
Fiordiligi, Dorabella
|
||
(stoßen an.)
|
||
Trinke und stoß an.
|
||
|
||
Fiordiligi, Dorabella, Ferrando
|
||
Und in deinem, in meinem Glas
|
||
versinke jeder Gedanke;
|
||
und keine Erinnerung an die Vergangenheit
|
||
soll in unseren Herzen bleiben.
|
||
Guilelmo
|
||
(leise für sich)
|
||
(Ah, tränken sie doch Gift,
|
||
diese ehrlosen Füchsinnen!)
|
||
|
||
(Sie trinken.)
|
||
SIEBZEHNTER ABSCHNITT
|
||
Die Vorigen, Don Alfonso, dann Despina, als Notar verkleidet.
|
||
Don Alfonso
|
||
Meine Herren, alles ist bereit:
|
||
Mit dem Ehevertrag
|
||
ist der Notar im Treppenhaus
|
||
und ipso facto wird er hier sein.
|
||
Fiordiligi, Dorabella, Guilelmo, Ferrando
|
||
Bravo, bravo! Er soll gleich kommen.
|
||
Don Alfonso
|
||
Ich gehe ihn rufen … Hier ist er.
|
||
Despina
|
||
(tritt ein.)
|
||
Es wünscht euch alles Gute
|
||
der Notar Beccavivi,
|
||
der mit gewohnter notarieller Würde
|
||
zu euch kommt.
|
||
Und den aufgesetzten Vertrag
|
||
mit den typischen Klauseln
|
||
in den juristischen Formen
|
||
wird er, erst hustend, dann sich setzend
|
||
(näselnd)
|
||
mit klarer Stimme verlesen.
|
||
Alle
|
||
Bravo, bravo, fürwahr!
|
||
Despina
|
||
(näselnd)
|
||
Durch den von mir ausgefertigten Vertrag
|
||
schließen die Ehe
|
||
Fiordiligi mit Sempronius
|
||
und mit Titius Dorabella,
|
||
ihre rechtmäßige Schwester;
|
||
diese sind Damen aus Ferrara,
|
||
jene sind edle Herren aus Albanien.
|
||
Und als Mitgift und Morgengabe …
|
||
Fiordiligi, Dorabella, Guilelmo, Ferrando
|
||
Alles bekannt, alles bekannt,
|
||
wir glauben Euch, wir vertrauen Euch,
|
||
wir unterschreiben, gebt nur her.
|
||
(Nur die beiden Frauen unterschreiben.)
|
||
Despina, Don Alfonso
|
||
Bravo, bravo, fürwahr!
|
||
(Das Papier bleibt in Don Alfonsos Hand.)
|
||
(Man hört lauten Trommelwirbel und Gesang.)
|
||
Chor
|
||
(in der Ferne)
|
||
Schönes Soldatenleben!
|
||
Jeden Tag an einem anderen Ort,
|
||
heute viel, morgen wenig,
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bald zu Land, bald auf dem Meer.
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Fiordiligi, Dorabella, Guilelmo, Ferrando
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Was für ein Lärm, was für ein Gesang ist das?
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Don Alfonso
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Bleibt ruhig, ich gehe nachsehen.
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(Er geht zum Fenster.)
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Erbarmen!
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Götter des Himmels!
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Wie schrecklich!
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Ich zittre, ich erstarre!
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Eure Verlobten …
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Fiordiligi, Dorabella
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Mein Verlobter …
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Don Alfonso
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In diesem Augenblick
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kehren sie zurück, o Gott!
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Und am Ufer
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landen sie schon.
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Fiordiligi, Dorabella, Guilelmo, Ferrando
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Was höre ich!
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Grausame Sterne!
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Was soll man in so einem Augenblick
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tun?
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Fiordiligi, Dorabella
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(zu den Liebhabern)
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Schnell, weg.
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(Die Diener tragen den Tisch weg, und die Musiker laufen eilig davon.)
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Despina, Guilelmo, Ferrando, Don Alfonso
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Aber wenn sie sie|uns sehen?
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Fiordiligi, Dorabella
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Schnell, weg.
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Despina, Guilelmo, Ferrando, Don Alfonso
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Aber wenn sie sie|uns hier antreffen?
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Fiordiligi, Dorabella
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Dort, versteckt euch dort,
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um Himmels willen.
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(Fiordiligi und Dorabella führen die beiden Liebhaber in ein Zimmer. Don Alfonso führt Despina in ein anderes Zimmer. Die Liebhaber verlassen ungesehen das Zimmer und gehen weg.)
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Fiordiligi, Dorabella
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Götter, zu Hilfe!
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Don Alfonso
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Bleibt gelassen …
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Fiordiligi, Dorabella
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Götter, gebt uns Rat!
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Don Alfonso
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Beruhigt euch wieder …
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Fiordiligi, Dorabella
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(wie von Sinnen)
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Wer wird uns aus der Gefahr
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erretten? – Wer?
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Don Alfonso
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Vertraut mir:
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Alles wird gut.
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Fiordiligi, Dorabella
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Tausend grausame Gedanken
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quälen mein Herz:
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Wenn sie den Betrug entdecken,
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ach, was wird dann aus uns werden!
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LETZTER AUFTRITT
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Dorabella, Fiordiligi; Guilelmo und Ferrando mit Militärmänteln und -hüten usw. Despina im Zimmer und Don Alfonso.
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Guilelmo, Ferrando
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Heil und gesund kehren wir zurück
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in die liebevollen Umarmungen unserer allertreuesten Geliebten,
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jubelnd vor Freude,
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ihre Treue zu belohnen.
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Don Alfonso
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Gerechte Götter! Guilelmo, Ferrando!
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Oh, was für eine Freude! Hier, wie und wann?
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Guilelmo, Ferrando
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Zurückgerufen vom königlichen Gegenbefehl,
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das Herz erfüllt mit Zufriedenheit und Freude,
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kehren wir zu unseren anbetungswürdigen Bräuten
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und zu Eurer Freundschaft zurück.
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Guilelmo
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(zu Fiordiligi)
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Doch was bedeutet diese Blässe, dieses Schweigen?
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Ferrando
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(zu Dorabella)
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Warum ist meine Angebetete so traurig?
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Don Alfonso
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Vor Freude verwirrt und betäubt,
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stehen sie dort ganz stumm da.
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Fiordiligi, Dorabella
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(Ach, ich bringe kein Wort über die Lippen:
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Wenn ich nicht sterbe, so ist es ein Wunder.)
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(Die Diener tragen einen Koffer herein.)
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Guilelmo
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Erlaubt, dass dieser Koffer
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in diesem Zimmer seinen Platz findet.
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Götter, was sehe ich! Ein Mann hier versteckt?
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Ein Notar? Was macht er hier?
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Despina
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(kommt ohne Hut hervor.)
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Nein, mein Herr, es ist kein Notar:
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Despina ist es, verkleidet, die
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soeben vom Ball zurückgekehrt ist
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und hierherkam, um sich umzuziehen.
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Guilelmo, Ferrando
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Wo wird man je
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eine Schlaufüchsin wie diese finden?
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Despina
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Wo wird man je
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eine Schlaufüchsin wie mich finden?
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(Don Alfonso lässt den von den Frauen unterschriebenen Ehevertrag mit Absicht fallen.)
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Fiordiligi, Dorabella
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Die Despina! Die Despina!
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Ich verstehe nicht, was hier los ist.
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Don Alfonso
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(leise zu den Liebhabern)
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Ich habe gerade die Papiere fallen lassen:
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Hebt sie geschickt auf.
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Ferrando
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Doch was sind das für Papiere?
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Guilelmo
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Ein Ehevertrag?
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Guilelmo, Ferrando
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(zu den Geliebten)
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Gerechter Himmel! Ihr habt hier unterschrieben:
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Da hilft kein Leugnen mehr;
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Verrat, Verrat!
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Ach, die Sache muss ans Licht,
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und das Blut soll dann in Bächen, Strömen und Meeren
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fließen.
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(Sie wollen in das andere Zimmer gehen. Die Frauen halten sie zurück.)
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Fiordiligi, Dorabella
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Ach, mein Herr, ich habe den Tod verdient
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und um den Tod allein bitte ich euch.
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Zu spät erkenne ich mein Vergehen:
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Durchbohrt mit diesem Schwert ein Herz,
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das kein Mitleid verdient.
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Guilelmo, Ferrando
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Was ist geschehen?
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Fiordiligi
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(zeigt auf Despina und Don Alfonso.)
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Für uns sollen
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der Grausame und die Verführerin sprechen.
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Don Alfonso
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Nur zu wahr ist, was sie sagt,
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(Er zeigt auf das Zimmer, in das vorher die Liebhaber gegangen waren.)
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und der Beweis dafür ist dort drinnen eingeschlossen.
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Fiordiligi, Dorabella
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Vor Angst bin ich zu Eis erstarrt, ich zittre.
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Warum hat er sie verraten?
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(Ferrando und Guilelmo gehen einen Augenblick in das Zimmer, dann kommen sie ohne Hut, ohne Mantel und ohne Schnurrbart heraus, jedoch in der ursprünglichen Verkleidung usw. und machen sich über die Geliebten und Despina lustig.)
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Ferrando
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(macht Fiordiligi affektierte Komplimente.)
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Vor Euch verbeugt sich,
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schöne junge Dame,
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der Ritter
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aus Albanien.
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Guilelmo
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(zu Dorabella)
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Das kleine Bildnis
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gebe ich Euch zurück
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für das Herzchen,
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meine liebe Frau.
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Beide
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(zu Despina)
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Und dem magnetischen
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Herrn Doktor
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erweise ich die Ehre,
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die er verdient hat.
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Fiordiligi, Dorabella, Despina
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Himmel, was sehe ich!
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Guilelmo, Ferrando, Don Alfonso
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Sie sind erstaunt!
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Fiordiligi, Dorabella, Despina
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Ich ertrage den Schmerz nicht mehr!
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Guilelmo, Ferrando, Don Alfonso
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Sie sind halb wahnsinnig geworden.
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Fiordiligi, Dorabella
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(zeigen auf Don Alfonso)
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Da ist der Grausame,
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der uns getäuscht hat.
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Don Alfonso
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Ich habe euch getäuscht, aber die Täuschung
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war eine Ent-Täuschung für eure Liebhaber,
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die nun wohl klüger sind
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und das tun werden, was ich will.
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(Er führt sie zusammen und lässt sie einander umarmen.)
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Her mit den Händen: Ihr seid verlobt.
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Umarmt euch und schweigt.
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Lacht jetzt alle vier zusammen,
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denn ich habe schon gelacht und werde es weiter tun.
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Fiordiligi, Dorabella
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Mein Angebeteter, wenn das wahr ist,
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werde ich mit Treue und Liebe
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dein Herz entschädigen,
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und ich werde dich immer verehren.
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Guilelmo, Ferrando
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Das glaube ich dir gern, meine Schöne,
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aber erproben will ich es nicht.
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Despina
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Ich weiß nicht, ob ich wach bin oder träume:
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Ich bin verwirrt, ich bin beschämt.
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Aber es ist nicht schlimm, wenn sie mich hereingelegt haben,
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lege ich doch selbst viele andere herein.
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||
Alle
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Glücklich ist der Mensch, der alles
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von der guten Seite nimmt,
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und in den Wechselfällen des Lebens
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sich von der Vernunft leiten lässt.
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Was andere gewöhnlich zum Weinen bringt,
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soll für ihn ein Grund zum Lachen sein,
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und inmitten der Stürme der Welt
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wird er seine Ruhe finden.
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Ende der Oper.
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