SZENE XII.
 
 
Die Vorigen; Donna Elvira.
 
 
Rezitativ
 
 
Donna Elvira
 
 
Ah treffe ich dich noch immer, falsches Ungeheuer?
 
 
Nr. 9 Quartett
 
     
 
    Glaube nicht, o Elende,
 
 
diesem verruchten Herzen!
 
 
Mich schon betrog dieser Barbar:
 
 
dich will er noch betrügen.
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio
 
     
 
    Himmel! welch edler Anblick!
 
 
Welch süße Majestät!
 
 
Ihre Blässe, die Tränen
 
 
erfüllen mich mit Mitleid.
 
 
Don Giovanni
 
 
beiseite, Donna Elvira hört zu.
 
     
 
    Das arme Mädchen
 
 
ist von Sinnen, meine Freunde;
 
 
lasst mich mit ihr allein,
 
 
vielleicht beruhigt sie sich.
 
 
Donna Elvira
 
     
 
    Ah glaubt dem Falschen nicht!
 
 
Don Giovanni
 
 
Sie ist von Sinnen, achtet nicht darauf,
 
 
Bleibt noch, bleibt!Variante in den Wiederholungen:
Bleibt!
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio
 
 
Wem soll man glauben?
 
 
Don Giovanni, Donn'Anna, Don Ottavio
 
     
 
    Eine gewisse Regung unbekannter Qual|unbekannten Schreckens
 
 
fühle ich in meiner Seele,
 
 
die mir über diese Unglückliche
 
 
hundert unverständliche Dinge sagt.Variante in den Wiederholungen:
hundert Dinge, die er nicht verstehen kann, nein.
 
 
Donna Elvira
 
     
 
    Empörung, Zorn, Verachtung, Qual
 
 
fühle ich in meiner Seele,
 
 
die mir über diesen Verräter
 
 
hundert unverständliche Dinge sagt.Variante in den Wiederholungen:
hundert Dinge, die er nicht verstehen kann, nein.
 
 
Don Ottavio
 
 
beiseite
 
     
 
    Ich gehe von hier nicht fort,
 
 
wenn ich die Sache nicht kläre.
 
 
Donn'Anna
 
 
beiseite
 
 
Ihr Antlitz, ihre Sprache
 
 
hat nichts von Wahnsinn.
 
 
Don Giovanni
 
     
 
    Wenn ich fortgehe, könnte man
 
 
Verdacht schöpfen.
 
 
Donna Elvira
 
 
Nach diesem Haarschopf müsste man
 
 
die schwarze Seele beurteilen.
 
 
Don Ottavio
 
 
zu Don Giovanni
 
     
 
    Diese also?
 
 
Don Giovanni
 
 
Ist nicht ganz bei sich.
 
 
Donn'Anna
 
 
zu Donna Elvira
 
 
Dieser also?
 
 
Donna Elvira
 
 
Ist ein Verräter:
 
 
Don Giovanni
 
 
Unglückliche!
 
 
Donna Elvira
 
 
Lügner!
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio
 
 
Ich beginne zu zweifeln.
 
 
Don Giovanni
 
 
leise zu Donna Elvira
 
     
 
    Still, still, Leute
 
 
versammeln sich um uns,
 
 
seid etwas vorsichtiger,
 
 
man wird schlecht von Euch reden.Varianten in den Wiederholungen:

Still, still,
Leute versammeln sich um uns:
Seid etwas vorsichtiger!
Man wird schlecht von Euch reden.

Still, still:
Seid etwas vorsichtiger,
man wird schlecht von Euch reden.
 
 
Donna Elvira
 
 
laut zu Don Giovanni
 
     
 
    Hoffe das nicht, o Schurke,
 
 
ich habe die Vorsicht verloren:Variante in den Wiederholungen:
Hoffe das nicht, o Schurke!
Ich habe die Vorsicht verloren:
 
 
Deine Schuld und meinen Zustand
 
 
will ich allen offen zeigen.
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio
 
 
beiseite, Don Giovanni beobachtend.
 
     
 
    Diese so leisen Töne,
 
 
dieses Wechselspiel der Farben,
 
 
sind allzu deutliche Zeichen,
 
 
sie machen mich sicher.
 
 
Donna Elvira geht ab.
 
 
Rezitativ
 
 
Don Giovanni
 
 
Arme Unglückliche! ich will ihren Schritten
 
 
folgen: ich will nicht,
 
 
dass sie etwas Unüberlegtes tut. Verzeiht,
 
 
schönste Donna Anna;
 
 
wenn ich euch dienen kann,
 
 
erwarte ich euch bei mir: Freunde, lebt wohl.
 
 
Er geht ab.
 
 
SZENE XIII.
 
 
Nr. 10 Accompagnato-Rezitativ und Arie
 
 
Accompagnato-Rezitativ
 
 
Don Ottavio und Donn'Anna.
 
 
Donn'Anna
 
 
Don Ottavio, ich bin am Ende!
 
 
Don Ottavio
 
 
Was ist geschehen?
 
 
Donn'Anna
 
 
Helft mir doch, bitte!
 
 
Don Ottavio
 
 
Mein Leben…
 
 
fasst Mut!
 
 
Donn'Anna
 
 
O Götter!
 
 
Das ist der Schlächter
 
 
meines Vaters.
 
 
Don Ottavio
 
 
Was sagt Ihr…
 
 
Donn'Anna
 
 
Zweifelt nicht mehr: die letzten Töne,
 
 
die ich von dem Gottlosen hörte, weckten in meinem Herzen
 
 
die Erinnerung an die Stimme jenes Unwürdigen,
 
 
der in meiner Wohnung…
 
 
Don Ottavio
 
 
O Himmel! ist es möglich,
 
 
dass unter dem heiligen Mantel der Freundschaft…
 
 
Doch wie war es, erzählt mir
 
 
das seltsame Geschehen.
 
 
Donn'Anna
 
 
Die Nacht war schon ziemlich
 
 
vorgeschritten,
 
 
als ich in meine Zimmer, wo ich
 
 
zum Unglück mich allein befand,
 
 
in einen Mantel gehüllt einen Mann eintreten sah,
 
 
den ich im ersten Augenblick
 
 
für Euch gehalten hatte:
 
 
aber ich merkte dann,
 
 
dass ich mich getäuscht hatte.
 
 
Don Ottavio
 
 
leidenschaftlich
 
 
Himmel! Fahrt fort…
 
 
Donn'Anna
 
 
Schweigend nähert er sich mir
 
 
und will mich umarmen: ich versuche, mich loszumachen,
 
 
er greift mich fester; ich schreie:
 
 
niemand kommt.
 
 
Mit einer Hand versucht er,
 
 
mich am Rufen zu hindern,
 
 
und mit der andern fasst er mich
 
 
so fest, dass ich mich schon besiegt glaube.
 
 
Don Ottavio
 
 
Schändlicher! und dann?
 
 
Donn'Anna
 
 
Dann wuchsen durch den Schmerz, durch das Entsetzen
 
 
über den ungeheuerlichen Überfall
 
 
meine Kräfte so, dass ich mich
 
 
nach langem Winden, Drehen und Beugen
 
 
von ihm löste.
 
 
Don Ottavio
 
 
O Gott, ich atme auf.
 
 
Donn'Anna
 
 
Jetzt
 
 
schreie ich noch lauter,
 
 
rufe um Hilfe,
 
 
der Elende flieht, kühn folge ich ihm
 
 
bis auf die Straße, um ihn zu halten, – nicht mehr
 
 
Verfolgte, sondern Verfolgerin. Der Vater
 
 
eilt herbei, will ihn sehen, und der Schändliche,
 
 
stärker als der arme Alte,
 
 
vollbringt seine Untat und gibt ihm den Tod.
 
 
Arie
 
     
 
    Jetzt weißt du, wer die Ehre
 
 
mir rauben wollte,
 
 
wer der Verräter war,
 
 
der mir den Vater nahm;
 
 
Rache fordre ich von dir,
 
 
sie fordert dein Herz.
 
     
 
    Denk an die Wunde
 
 
des armen Busens,
 
 
sieh noch den Boden,
 
 
mit Blut bedeckt,
 
 
wenn der Zorn in dir dürstet
 
 
nach gerechter Wut.
 
 
Sie geht ab.
 
 
SZENE XIV.
 
 
Don Ottavio allein.
 
 
Rezitativ
 
 
Don Ottavio
 
 
Wie kann ich jemals glauben,
 
 
dass ein Edelmann
 
 
eines so grausigen Verbrechens fähig ist!
 
 
Ah die Wahrheit zu entdecken
 
 
suche man mit jedem Mittel; ich fühle in der Brust,
 
 
als Verlobter und als Freund,
 
 
die Pflicht, die zu mir spricht:
 
 
ich will sie von der Täuschung befreien oder sie rächen.
 
 
Nr. 10a Arie KV 540a
 
 
Don Ottavio
 
     
 
    Von ihrem Frieden
 
 
hängt meiner ab,
 
 
was ihr gefällt,
 
 
gibt mir das Leben,
 
 
was ihr Schmerzen macht,
 
 
gibt mir den Tod.
 
     
 
    Wenn sie seufzt,
 
 
seufze auch ich;
 
 
dieser Zorn ist mein,
 
 
mein sind diese Tränen;
 
 
und ich habe kein Gut,
 
 
wenn sie es nicht hat.
 
 
Er geht ab.
 
 
SZENE XV.
 
 
Leporello allein; dann Don Giovanni.
 
 
Leporello
 
 
Ich muss auf jeden Fall
 
 
diesen Verrückten auf immer verlassen!
 
 
Da ist er: seht,
 
 
mit welcher Gleichgültigkeit er daherkommt! —
 
 
Don Giovanni
 
 
O mein Leporello, es geht alles gut!
 
 
Leporello
 
 
Mein Herr Giovannino, es geht alles schlecht!
 
 
Don Giovanni
 
 
Wieso geht alles schlecht?
 
 
Leporello
 
 
Ich gehe ins Haus,
 
 
wie Ihr es befahlt,
 
 
mit all den Leuten…
 
 
Don Giovanni
 
 
Bravo!
 
 
Leporello
 
 
Durch
 
 
Geschwätz, Charme und Lügen,
 
 
die ich bei Euch so gut gelernt habe,
 
 
suche ich, sie zu unterhalten…
 
 
Don Giovanni
 
 
Bravo!
 
 
Leporello
 
 
Ich sage
 
 
Masetto tausend Dinge, um ihn zu besänftigen,
 
 
um ihm die Eifersucht aus dem Gehirn zu treiben…
 
 
Don Giovanni
 
 
Bravo, ich meine das ehrlich!
 
 
Leporello
 
 
Ich lasse sie trinken,
 
 
die Männer wie die Frauen:
 
 
schon sind sie halb betrunken,
 
 
einige singen, einige scherzen,
 
 
einige trinken weiter; im schönsten Augenblick,
 
 
wer, glaubt Ihr, platzt herein? —
 
 
Don Giovanni
 
 
Zerlina!
 
 
Leporello
 
 
Bravo! und wer kommt mit ihr?
 
 
Don Giovanni
 
 
Donna Elvira!
 
 
Leporello
 
 
Bravo! und sagte über Euch —
 
 
Don Giovanni
 
 
Alles Schlechte, was ihr auf die Zunge kam.
 
 
Leporello
 
 
Bravo, ich meine das ehrlich!
 
 
Don Giovanni
 
 
Und was tatest du?
 
 
Leporello
 
 
Ich schwieg.
 
 
Don Giovanni
 
 
Und sie?
 
 
Leporello
 
 
Schrie weiter.
 
 
Don Giovanni
 
 
Und du?
 
 
Leporello
 
 
Als mir schien,
 
 
dass sie sich schon ausgetobt hatte, zog ich
 
 
sie sanft aus dem Garten, schloss
 
 
die Tür kunstvoll ab,
 
 
verschwand
 
 
und ließ sie allein auf der Straße.
 
 
Don Giovanni
 
 
Bravo, bravo, ausgezeichnet!
 
 
Die Sache konnte nicht besser gehen: du hast sie begonnen,
 
 
ich werde sie zu beenden wissen. Allzu sehr liegen
 
 
diese Bauernmädchen mir am Herzen:
 
 
ich will sie amüsieren, bis es Nacht wird.
 
 
Nr. 11 Arie
 
     
 
    Damit ihnen vom Wein
 
 
der Kopf heiß wird,
 
 
lass ein großes Fest
 
 
bereiten.
 
     
 
    Wenn du auf der Straße
 
 
irgendein Mädchen findest,
 
 
suche auch die noch
 
 
mitzuführen.
 
     
 
    Ohne jede Regel
 
 
sei der Tanz,
 
 
einige lasse
 
 
das Menuett tanzen,
 
 
einige die Follia,
 
 
einige die Allemande.
 
     
 
    Und ich inzwischen,
 
 
auf der andern Seite,
 
 
will mit der und jener
 
 
schnäbeln.
 
     
 
    Ah morgen früh
 
 
musst du meine Liste
 
 
um ein Dutzend
 
 
erweitern.
 
 
Sie gehen ab.
 
 
Garten mit zwei von außen verschlossenen Türen.
 
 
SZENE XVI.
 
 
Masetto und Zerlina; Chor der Bauern und Bäuerinnen, die, hier und da verteilt, auf Rasenbänken sitzen und schlafen. Zwei Nischen.
 
 
Rezitativ
 
 
Zerlina
 
 
Masetto: hör mal! Masetto, sag ich!
 
 
Masetto
 
 
Fass mich nicht an!
 
 
Zerlina
 
 
Wieso?
 
 
Masetto
 
 
Wieso, fragst du mich?
 
 
Falsche! Sollte ich die Berührung
 
 
einer treulosen Hand ertragen?
 
 
Zerlina
 
 
Ah nein: schweig Grausamer!
 
 
Ich verdiene von dir solche Behandlung nicht!
 
 
Masetto
 
 
Wie! und du hast die Kühnheit, dich schuldlos zu nennen?
 
 
Mit einem Mann allein zu bleiben; mich am
 
 
Tage meiner Hochzeit zu verlassen! einem
 
 
ehrenhaften Bauern
 
 
dies verruchte Zeichen auf die Stirn zu setzen! Ah wäre nicht
 
 
wäre nicht der Skandal! ich wollte…
 
 
Zerlina
 
 
Aber wenn ich keine Schuld habe! aber wenn ich von ihm
 
 
getäuscht worden bin… Und was fürchtest du denn?
 
 
Beruhige dich, mein Leben:
 
 
Mich berührte auch nicht eine Fingerspitze.
 
 
Du glaubst es mir nicht? Undankbarer!
 
 
komm her; tobe dich aus; bring mich um, mach alles
 
 
mit mir, was du willst;
 
 
aber dann, mein Masetto, aber dann mach Frieden.
 
 
Nr. 12 Arie
 
     
 
    Schlage, schlage, o schöner Masetto,
 
 
deine arme Zerlina:Variante in den Wiederholungen:
deine Zerlina:
 
 
ich werde hier wie ein LämmchenVariante in den Wiederholungen:
ich werde hie
 
 
deine Prügel erwarten.
 
     
 
    Ich lass mir die Haare zerzausen,
 
 
ich lass mir die Augen ausreißen,
 
 
und deine lieben Hände
 
 
werd ich froh zu küssen wissen.
 
     
 
    Ach ich seh es, du hast das Herz nicht:Variante in den Wiederholungen:
Ach du hast das Herz nicht!
 
 
Frieden, Frieden, o mein Leben;
 
 
in Zufriedenheit und Fröhlichkeit
 
 
wollen wir Tag und Nacht verbringen.Variante in den Wiederholungen:
Ja, ja, ja, ja, ja, ja, wollen wir Tag und Nacht verbringen.
 
 
Sie geht ab.
 
 
Rezitativ
 
 
Masetto
 
 
Sieh mal an, wie diese Hexe
 
 
mich zu verführen wusste! Wir sind eben
 
 
schwach im Kopf!
 
 
Don Giovanni
 
 
Von drinnen.
 
 
Alles sei zu einem großen Fest bereitet!
 
 
Zerlina
 
 
Ah Masetto, Masetto! Hörst du die Stimme
 
 
unsres edlen Herrn!
 
 
Masetto
 
 
Na und, was ist dabei?
 
 
Zerlina
 
 
Er kommt!
 
 
Masetto
 
 
Lass ihn kommen.
 
 
Zerlina
 
 
Ach gäb es hier nur
 
 
ein Loch zur Flucht!
 
 
Masetto
 
 
Was fürchtest du? —
 
 
Weshalb wirst du bleich? Ah ich verstehe,
 
 
ich verstehe, Spitzbübin!
 
 
Du fürchtest, dass ich merke,
 
 
wie es zwischen euch zugegangen ist.
 
 
Nr. 13 Finale
 
     
 
    Schnell schnell, bevor er kommt,
 
 
will ich mich auf die Seite machen:
 
 
da ist eine Nische… hier verborgen,
 
 
leise will ich sein.
 
 
Zerlina
 
     
 
    Höre höre… wo gehst du hin!
 
 
Ach versteck dich nicht, o Masetto,
 
 
wenn er dich findet, Ärmster,
 
 
du weißt nicht, was er tun kann.Variante in den Wiederholungen:
Ärmster!
Du weißt nicht, was er tun kann.
 
 
Masetto
 
     
 
    Er tue, er sage, was er will!
 
 
Zerlina
 
 
Ach die Worte helfen nicht!
 
 
Masetto
 
 
Sprich laut, und bleib hier stehen!
 
 
Zerlina
 
 
Welche Laune hat er im Kopf!
 
 
Masetto
 
     
 
    Ich werde sehen, ob sie mir treu ist,
 
 
und wie es zugegangen ist.
 
 
Er geht in die Nische.
 
 
Zerlina
 
 
Der Undankbare, der Grausame
 
 
will sich heute ins Unglück stürzen.
 
 
SZENE XVII.
 
 
Zerlina; Don Giovanni mit vier reich gekleideten Dienern.
 
 
Don Giovanni
 
     
 
    Auf, ermuntert euch, seid wacker,
 
 
auf, nur zu, o gute Leute!
 
 
Wir wollen fröhlich sein,
 
 
wollen lachen und scherzen.
 
 
zu den Dienern
 
     
 
    Führt alle
 
 
in den Tanzsaal,
 
 
und lasst allen reichlich
 
 
Erfrischungen geben.
 
 
Diener
 
     
 
    Auf, ermuntert euch, seid wacker,
 
 
auf, nur zu, o gute Leute!
 
 
Wir wollen fröhlich sein,
 
 
wollen lachen und scherzen.Varianten in den Wiederholungen:

(im Abgehen)
wollen lachen und scherzen.

(Sie gehen hinein.)
wollen lachen und scherzen.
 
 
Die Diener und die Bauern gehen ab.
 
 
SZENE XVIII.
 
 
Don Giovanni, Zerlina; Masetto in der Nische.
 
 
Zerlina
 
 
will sich verstecken.
 
     
 
    In diesen Bäumen verborgen,
 
 
mag sein, dass er mich nicht sieht.
 
 
Don Giovanni
 
 
Meine charmante Zerlinetta,
 
 
hält sie fest
 
 
ich hab dich schon gesehen, lauf nicht weg.
 
 
Zerlina
 
     
 
    Ah lasst mich gehen…
 
 
Don Giovanni
 
 
Nein nein, bleib, mein Herz!
 
 
Zerlina
 
 
Wenn Ihr Mitleid im Herzen habt…
 
 
Don Giovanni
 
 
Ja, mein Leben, ich bin ganz Liebe.
 
 
Don Giovanni
 
     
 
    Komm ein wenig an diesen Ort,
 
 
ich will dich glücklich machen.
 
 
Zerlina
 
 
Ah wenn er meinen Bräutigam sieht,
 
 
weiß ich gut, was er tun kann.
 
 
Don Giovanni
 
 
schaut in die Nische, entdeckt Masetto und macht eine erstaunte Bewegung.
 
     
 
    Masetto!
 
 
Masetto
 
 
Ja Masetto!
 
 
Don Giovanni
 
 
etwas verwirrt
 
 
Und da eingeschlossen, weshalb?
 
 
wieder gefasst
 
 
Deine schöne Zerlina
 
 
kann nicht mehr, die Ärmste,
 
 
ohne dich sein.
 
 
Masetto
 
 
etwas ironisch
 
     
 
    Ich verstehe, jawohl, Herr.
 
 
Don Giovanni
 
 
zu Zerlina
 
 
Fasst Euch ein Herz jetzt:
 
 
Man hört das Vorspiel zum Tanz.
 
 
Hört die Instrumente;
 
 
kommt jetzt mit mir.
 
 
Masetto, Zerlina
 
 
Ja ja, fassen wir uns ein Herz,
 
 
und gehn wir alle drei
 
 
mit den andern tanzen.
 
 
Sie gehen ab.
 
 
SZENE XIX.
 
 
Don Ottavio, Donn'Anna und Donna Elvira maskiert; dann Leporello und Don Giovanni am Fenster.
 
 
Donna Elvira
 
     
 
    Wir müssen Mut haben,
 
 
o meine teuren Freunde,
 
 
dann können wir seine verbrecherischen Untaten
 
 
entdecken.
 
 
Don Ottavio
 
     
 
    Die Freundin hat recht:
 
 
wir müssen Mut haben;
 
 
verscheuche, o mein Leben,
 
 
die Qual und die Furcht.
 
 
Donn'Anna
 
     
 
    Der Schritt ist gefährlich,
 
 
es kann Schwierigkeiten geben:
 
 
ich fürchte für meinen teuren Bräutigam,
 
 
und ich fürchte auch für uns.
 
 
Leporello
 
 
stage108x{öffnet das Fenster. zum Fenster heraus}
 
     
 
    Herr, schaut einmal,
 
 
was für elegante Masken!
 
 
Don Giovanni
 
 
Lass sie näher treten,
 
 
sag ihnen, sie mögen uns die Ehre geben.
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
 
 
Am Antlitz und an der Stimme
 
 
erkennt man den Verräter.
 
 
Leporello
 
     
 
    Psch psch, verehrte Masken!
 
 
Psch psch…
 
 
Donn'Anna, Donna Elvira
 
 
leise zu Don Ottavio
 
 
Auf, antwortet!
 
 
Leporello
 
 
Psch psch, verehrte Masken!
 
 
Don Ottavio
 
 
Was wünscht Ihr?
 
 
Leporello
 
 
Zum Tanze, wenn es Euch gefällt,
 
 
lädt mein Herr Euch ein.
 
 
Don Ottavio
 
     
 
    Dank für so viel Ehre;
 
 
gehen wir, schöne Freundinnen!
 
 
Leporello
 
 
Der Freund wird auch an diesen
 
 
die Liebe erproben.
 
 
Er geht hinein und schließt das Fenster.
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio
 
     
 
    Der gerechte Himmel beschütze
 
 
den Eifer meines Herzens.
 
 
Donna Elvira
 
 
Der gerechte Himmel räche
 
 
meine verratene Liebe.
 
 
Sie gehen ab.
 
 
Erleuchteter und für einen großen Ball vorbereiteter Saal.
 
 
SZENE XX.
 
 
Don Giovanni, Masetto, Zerlina, Leporello; Bauern und Bäuerinnen; dann Donn'Anna, Donna Elvira und Don Ottavio maskiert; Diener mit Erfrischungen.
 
 
Don Giovanni
 
 
Don Giovanni fordert die Mädchen, Leporello die Bauernburschen zum Sitzen auf, die gerade einen Tanz beendet haben.
 
     
 
    Ruht euch aus, liebliche Mädchen,
 
 
Leporello
 
 
Erfrischt euch, schöne Jünglinge,
 
 
Don Giovanni, Leporello
 
 
ihr könnt schnell wieder verrückt spielen,
 
 
könnt wieder scherzen und tanzen.
 
 
Man bringt Erfrischungen.
 
 
Don Giovanni
 
     
 
    He Kaffee!
 
 
Leporello
 
 
Schokolade!
 
 
Don Giovanni
 
 
Eis!
 
 
Masetto
 
 
Ah Zerlina, Vorsicht!
 
 
Leporello
 
 
Zuckermandeln!
 
 
Masetto, Zerlina
 
 
Beiseite
 
 
Zu süß beginnt die Szene,
 
 
sie könnte bitter enden.
 
 
Don Giovanni
 
 
liebkost Zerlina.
 
     
 
    Du bist doch hübsch und witzig, Zerlina!
 
 
Zerlina
 
 
Eure Güte!
 
 
Masetto
 
 
wütend
 
 
Die Spitzbübin feiert Feste.
 
 
Leporello
 
 
ahmt seinen Herrn bei den andern Mädchen nach.
 
 
Du bist doch lieb, Giannotta, Sandrina!
 
 
Masetto
 
 
Fass sie nur an, das bringt dich um.Variante in den Wiederholungen:
Fass an, fass an.
 
 
Ah Schurkin, du willst, dass ich verzweifle.Variante in den Wiederholungen:
Ah Schurkin!
 
 
Zerlina
 
 
beiseite
 
     
 
    Dieser Masetto scheint mir zu kochen,
 
 
böse böse wendet sich das.
 
 
Don Giovanni, Leporello
 
 
Dieser Masetto scheint mir zu kochen,
 
 
hier muss man Köpfchen haben.
 
 
Don Ottavio, Donn'Anna und Donna Elvira treten maskiert ein.
 
 
Leporello
 
     
 
    Kommt doch näher,
 
 
liebliche Masken!
 
 
Don Giovanni
 
 
Es ist für alle offen,
 
 
es lebe die Freiheit!
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
 
 
Wir sind dankbar für so viele Zeichen
 
 
der Großmut.
 
 
Don Giovanni, Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira, Leporello
 
 
Es lebe die Freiheit!
 
 
Don Giovanni
 
     
 
    Die Musik beginne wieder!
 
 
Zu Leporello
 
 
Bilde du die Tanzpaare!
 
 
Don Ottavio tanzt mit Donn'Anna Menuett.
 
 
Er beginnt, mit Zerlina einen Kontretanz zu tanzen.
 
 
Dein Tanzherr bin ich,
 
 
Zerlina, komm nur her.
 
 
Leporello
 
 
Seid brav, auf, tanzt!
 
 
Hier tanzen sie.
 
 
Donna Elvira
 
 
zu Donn'Anna
 
 
Die da ist das Bauernmädchen.
 
 
Donn'Anna
 
 
Ich sterbe!
 
 
Don Ottavio
 
 
zu Donn'Anna
 
 
Verstellt Euch!
 
 
Don Giovanni, Leporello, Masetto
 
 
ironisch
 
 
Wirklich, es geht gut!
 
 
Don Giovanni
 
     
 
    Pass auf Masetto auf.
 
 
Leporello
 
 
Du tanzt nicht, Ärmster!
 
 
komm her, lieber Masetto,
 
 
tun wir, was die andern tun.
 
 
Masetto
 
     
 
    Nein nein, ich will nicht tanzen.
 
 
Leporello
 
 
zwingt Masetto zu tanzen
 
 
He tanz, mein Freund!
 
 
Nein!
 
 
Doch!
 
 
Lieber Masetto, tanze!
 
 
Donn'Anna
 
 
zu Donna Elvira
 
 
Ich halte es nicht mehr aus!
 
 
Don Ottavio, Donna Elvira
 
 
Verstellt Euch, bitte!
 
 
 
 
Don Giovanni
 
 
Er führt sie fast mit Gewalt weg.
 
     
 
    Komm mit mir, mein Leben…
 
 
Zerlina
 
 
Er entwindet sich den Händen von Leporello und folgt Zerlina.
 
 
O Götter! ich bin verraten!
 
 
Masetto
 
 
Lass mich… ah nein… Zerlina!…
 
 
Leporello
 
 
Hier entsteht ein Unheil.
 
 
Er geht schnell hinaus.
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
 
 
Der Schändliche geht selbst
 
 
in die Falle.
 
 
Zerlina
 
 
Von drinnen mit lauter Stimme; Fussgetrampel von rechts.
 
     
 
    Leute zu Hilfe, zu Hilfe Leute!
 
 
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
 
 
Helfen wir der Unschuldigen!
 
 
Die Musikanten und alle anderen gehen verstört ab.
 
 
Masetto
 
 
Von drinnen.
 
 
Ah Zerlina! ah Zerlina!
 
 
Zerlina
 
 
Verruchter!
 
 
Man hört den Schrei und den Lärm von der entgegengesetzten Seite.
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
 
 
Jetzt schreit sie auf jener Seite!
 
 
Ah sprengen wir die Türe!
 
 
Sie sprengen die Tür.
 
 
Zerlina
 
 
Sie erscheint von einer anderen Seite.
 
 
Helft mir, oder ich bin verloren!Variante in den Wiederholungen:
Ach helft mir, oder ich bin verloren!
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira, Masetto
 
 
Wir sind hier zu deinem Schutz.
 
 
Don Giovanni
 
 
kommt mit dem Degen in der Hand heraus. Er fuhrt Leporello an einem Arm mit sich und tut so, als wolle er auf Ihn einstechen; aber der Degen geht nicht aus der Scheide.
 
 
Da ist der Schurke, der dich beleidigt hat:
 
 
aber er wird von mir die Strafe empfangen!
 
     
 
    Stirb, Schändlicher!
 
 
Leporello
 
 
Ach was tut Ihr!
 
 
Don Giovanni
 
 
Stirb, sag ich!
 
 
Don Ottavio
 
 
mit der Pistole in der Hand
 
 
Hofft das nicht!
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
 
 
Sie nehmen die Masken ab.
 
 
Der Schamlose glaubt, mit solchem Betrug
 
 
seine Untat zu verbergen.
 
 
Don Giovanni
 
     
 
    Donna Elvira!
 
 
Donna Elvira
 
 
Ja Unhold!
 
 
Don Giovanni
 
 
Don Ottavio!
 
 
Don Ottavio
 
 
Ja mein Herr!
 
 
Don Giovanni
 
 
zu Donn'Anna
 
 
Ah glaubt mir!…
 
 
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira, Masetto, Zerlina
 
 
Verräter!
 
 
Alles alles weiß man schon.
 
     
 
    Zittre, zittre o Verruchter!
 
 
Bald weiß die ganze Welt
 
 
die grauenhafte, schwarze Untat,
 
 
deine wilde Grausamkeit.
 
     
 
    Höre den Donner der Rache,
 
 
der dich umpfeift;
 
 
auf dein Haupt wird noch heute
 
 
sein Blitz schlagen.Variante in den Wiederholungen:
sein Blitz schlagen, ja, er wird schlagen!
 
 
Don Giovanni, Leporello
 
     
 
    Mein|Sein Kopf ist verwirrt,
 
 
Er|Ich weiß nicht mehr, was ich|ich tun soll,
 
 
und ein schreckliches Unwetter
 
 
bedroht ihn|mich, o Gott.
 
     
 
    Aber ihm|mir fehlt der Mut nicht,
 
 
er|ich verliert|verliere sich|mich oder verwirrt|verwirre sich|mich nicht
 
 
wenn auch die Welt noch zusammenstürzte,
 
 
nichts wird je ihm|mir Furcht machen.