ERSTER AKT
|
||
Garten. Nacht.
|
||
SZENE I.
|
||
Leporello, mit einem Umhang, geht vor dem Haus der Donna Anna auf und ab; dann Don Giovanni und Donn'Anna; später Der Komtur.
|
||
Nr. 1 Introduktion
|
||
Leporello
|
||
Nacht und Tag sich abzumühn
|
||
für einen, der nichts zu schätzen weiß;
|
||
Regen und Wind zu ertragen,
|
||
schlecht zu essen und schlecht zu schlafen…
|
||
Ich möchte den Edelmann spielen,
|
||
und ich möchte nicht mehr dienen.Variante in den Wiederholungen:
Nein, nein, nein, nein, nein, nein, ich möchte nicht mehr dienen. |
||
O welch lieber Ehrenmann!
|
||
Ihr seid drinnen bei der Schönen,
|
||
und ich muss Wache halten!
|
||
Doch mir scheint… es kommen Leute;
|
||
ich will nicht, dass man mich hört.Varianten in den Wiederholungen:
Ah ich will nicht, dass man mich hört. Nein, nein, nein, nein, nein, ich will nicht, dass man mich hört. |
||
Er verbirgt sich.
|
||
Donn'Anna
|
||
hält Don Giovanni, der sich ständig zu verbergen sucht, am Arm fest.
|
||
Hoffe nicht, wenn du mich nicht tötest,
|
||
dass ich dich je entkommen lasse.
|
||
Don Giovanni
|
||
Wahnsinnige! vergebens schreist du!
|
||
Wer ich bin, erfährst du nicht.Variante in den Wiederholungen:
Wer ich bin, erfährst du nicht, nein. |
||
Leporello
|
||
Welch ein Aufruhr! o Himmel, welche Schreie!
|
||
Der Herr in neuem Missgeschick.
|
||
Donn'Anna
|
||
Leute! Diener! haltet den Verräter!Variante in den Wiederholungen:
Leute! Diener! |
||
Don Giovanni
|
||
Schweig, und zittre vor meiner Wut!Variante in den Wiederholungen:
Schweig und zittre! |
||
Donn'Anna
|
||
Unglückseliger!
|
||
Don Giovanni
|
||
Unbesonnene!
|
||
Don Giovanni
|
||
Diese verzweifelte Furie
|
||
will mich ins Unglück bringen.
|
||
Donn'Anna
|
||
Wie eine verzweifelte Furie
|
||
werde ich dich zu verfolgen wissen.
|
||
Leporello
|
||
Man wird sehen, dass sein Leichtsinn
|
||
mich ins Unglück bringen wird.
|
||
Donn'Anna hört den Komtur, läßt Don Giovanni los und geht ins Haus.
|
||
Der Komtur
|
||
Lass sie, Unwürdiger,
|
||
schlage dich mit mir!Variante in den Wiederholungen:
Schlage dich. |
||
Don Giovanni
|
||
Geh, du bist nicht würdig,Variante in den Wiederholungen:
Geh, du bist nicht würdig, nein. |
||
mit mir zu fechten.
|
||
Der Komtur
|
||
So denkst du,
|
||
mir zu entfliehn?
|
||
Leporello
|
||
(Könnte ich nur
|
||
fort von hier!)Variante in den Wiederholungen:
von hier fliehen!) |
||
Don Giovanni
|
||
(halblaut)Variante in den Wiederholungen:
(lauter) |
||
Elender, warte,Variante in den Wiederholungen:
Elender! |
||
wenn du sterben willst.
|
||
(Sie fechten.
|
||
tödlich verwundet
|
||
Der Komtur
|
||
Ah… zu Hilfe!… ich bin verraten!…
|
||
Der Mörder… hat mich verwundet…
|
||
und aus der atmenden Brust
|
||
fühle ich die Seele entfliehn.
|
||
Er stirbt.
|
||
Don Giovanni
|
||
beiseite
|
||
Ah… schon fiel der Unglückselige…
|
||
qualvoll und in Agonie
|
||
sehe ich aus der atmenden Brust
|
||
die Seele entfliehn.
|
||
Leporello
|
||
beiseite
|
||
Welche Untat! Welches Übermaß!
|
||
In der Brust fühl ich
|
||
mein Herz vor Schrecken schlagen.
|
||
Ich weiß nicht, was tun, was sagen.
|
||
SZENE II.
|
||
Don Giovanni, Leporello.
|
||
Rezitativ
|
||
Don Giovanni
|
||
Leporello, wo bist du?
|
||
Leporello
|
||
Hier bin ich, zu meinem Unglück; und Ihr?
|
||
Don Giovanni
|
||
Ich bin hier.
|
||
Leporello
|
||
Wer ist tot, Ihr, oder der Alte?
|
||
Don Giovanni
|
||
Was für eine Eselsfrage! der Alte.
|
||
Leporello
|
||
Bravo:
|
||
zwei vergnügliche Unternehmungen!
|
||
Der Tochter Gewalt antun und den Vater umbringen.
|
||
Don Giovanni
|
||
Er hat's gewollt, sein Schade.
|
||
Leporello
|
||
Aber Donna Anna,
|
||
was hat sie gewollt?
|
||
Don Giovanni
|
||
Schweig,
|
||
als ob er schlagen wollte
|
||
fall mir nicht auf die Nerven, komm mit, wenn du nicht
|
||
auch noch etwas abbekommen willst!
|
||
Leporello
|
||
Ich will nichts, Herr, ich sage nichts mehr.
|
||
Sie gehen, ab.
|
||
SZENE III.
|
||
Don Ottavio und Donn'Anna, mit Dienern, die Leuchten tragen.
|
||
Rezitativ
|
||
Donn'Anna
|
||
entschlossen
|
||
Ah wir eilen, dem Vater
|
||
in der Gefahr zu helfen.
|
||
Don Ottavio
|
||
mit gezogenem Degen in der Hand
|
||
All mein Blut
|
||
werde ich vergießen, wenn es nötig ist:
|
||
Aber wo ist der Bösewicht?
|
||
Donn'Anna
|
||
Hier…
|
||
sieht den Leichnam.
|
||
Nr. 2 Accompagnato-Rezitativ und Duett
|
||
Accompagnato-Rezitativ
|
||
Ach welch grausiges Schauspiel, o Götter,
|
||
bietet sich meinen Augen!
|
||
Der Vater… mein Vater… mein teurer Vater…
|
||
Don Ottavio
|
||
Gott…
|
||
Donn'Anna
|
||
Ah der Mörder
|
||
hat ihn mir umgebracht. Dieses Blut…
|
||
diese Wunde… dieses Antlitz…
|
||
entstellt und getaucht in die Farben des Todes…
|
||
er atmet nicht mehr… kalt sind seine Glieder…
|
||
Mein Vater… teurer Vater… geliebter Vater… die Sinne schwinden mir… ich sterbe…
|
||
Don Ottavio
|
||
Ah Freunde, eilt meiner Geliebten zu Hilfe!
|
||
Sucht mir… bringt mir…
|
||
irgendeinen Duft… etwas Alkohol… ach säumt nicht…
|
||
Donna Anna… Braut… Freundin… der äußerste Schmerz
|
||
tötet die Unglückliche…
|
||
Donn'Anna
|
||
Ach…
|
||
Don Ottavio
|
||
Schon kommt sie zu sich…
|
||
gebt ihr neue Mittel…
|
||
Donn'Anna
|
||
Mein Vater…
|
||
Don Ottavio
|
||
Verbergt, entfernt aus ihren Augen
|
||
diesen Gegenstand des Schreckens.
|
||
Mein Leben… tröste dich… fasse Mut…
|
||
Duett
|
||
Donn'Anna
|
||
verzweifelt
|
||
Flieh, Grausamer, flieh!
|
||
Lass, dass auch ich sterbe,
|
||
nun da er, o Gott, gestorben ist,
|
||
der mir das Leben gab.
|
||
Don Ottavio
|
||
Höre, mein Herz, ach höre,
|
||
schau mich einen einzigen Augenblick an,
|
||
zu dir spricht dein teurer Geliebter,
|
||
der nur für dich lebt.
|
||
Donn'Anna
|
||
Du bist es… verzeih… mein Alles…
|
||
meine Qualen, die Schmerzen…
|
||
Ach wo ist mein Vater?Variante in den Wiederholungen:
Ach… der Vater… wo ist mein Vater? |
||
Don Ottavio
|
||
Der Vater… lass, o Teure,
|
||
den bitteren Gedanken…
|
||
du hast Freund und Vater in mir.
|
||
Donn'Anna
|
||
Ach! Schwöre, dieses Blut jederzeit,
|
||
wenn du kannst, zu rächen.Variante in den Wiederholungen:
Schwöre, dieses Blut jederzeit zu rächen! |
||
Don Ottavio
|
||
Ich schwöre es bei deinen Augen
|
||
ich schwöre es bei unserer Liebe.Varianten in den Wiederholungen:
Ich schwöre es! Bei deinen Augen, bei unserer Liebe. Ich schwöre es… ich schwöre es… |
||
Donn'Anna, Don Ottavio
|
||
Welch Schwur, o Götter!
|
||
Welch schrecklicher Augenblick!Variante in den Wiederholungen:
Welch schreckliche Qual! |
||
In aberhundert Gefühlen
|
||
schwankt jetzt mein Herz.
|
||
Sie gehen ab.
|
||
Nacht. Straße.
|
||
SZENE IV.
|
||
Don Giovanni und Leporello; dann Donna Elvira in Reisekleidern.
|
||
Rezitativ
|
||
Don Giovanni
|
||
Auf, mach schnell… was willst du?
|
||
Leporello
|
||
Die Angelegenheit, um die es geht,
|
||
ist wichtig.
|
||
Don Giovanni
|
||
Das glaub ich.
|
||
Leporello
|
||
Sie ist sehr wichtig.
|
||
Don Giovanni
|
||
Noch besser: nun sag's schon.
|
||
Leporello
|
||
Schwört,
|
||
dass Ihr nicht wütend werdet.
|
||
Don Giovanni
|
||
Ich schwöre es bei meiner Ehre,
|
||
wenn du nur nicht vom Komtur sprichst.
|
||
Leporello
|
||
Wir sind allein.
|
||
Don Giovanni
|
||
Das sehe ich.
|
||
Leporello
|
||
Niemand hört uns.
|
||
Don Giovanni
|
||
Weiter.
|
||
Leporello
|
||
Kann ich Euch
|
||
alles frei sagen?
|
||
Don Giovanni
|
||
Ja.
|
||
Leporello
|
||
Also, wenn es so ist:
|
||
Teurer Herr,
|
||
das Leben, das Ihr führt,
|
||
ins Ohr, jedoch laut
|
||
ist das eines Schurken.
|
||
Don Giovanni
|
||
Verwegener! — auf solche Weise —
|
||
Leporello
|
||
Und der Schwur!…
|
||
Don Giovanni
|
||
Ich weiß nichts von Schwüren… schweig… oder ich…
|
||
Leporello
|
||
Ich sage nichts mehr, ich atme nicht, o mein Gebieter.
|
||
Don Giovanni
|
||
So bleiben wir Freunde; nun höre einmal,
|
||
weißt du, weshalb ich hier bin?
|
||
Leporello
|
||
Ich weiß es nicht:
|
||
Da es aber so spät ist… ist es vielleicht
|
||
eine neue Eroberung?
|
||
Ich muss es wissen, um sie in die Liste einzutragen.
|
||
Don Giovanni
|
||
Na also/Ach geh, du bist doch groß: Du sollst wissen, dass ich mich
|
||
in eine schöne Dame verliebt habe,
|
||
und ich bin sicher, dass sie mich liebt.
|
||
Ich sah sie… ich sprach mit ihr…
|
||
heute Nacht kommt sie mit mir aufs Schlösschen…
|
||
Still, mir scheint, es riecht nach Weib…
|
||
Leporello
|
||
(Alle Achtung!
|
||
welch vollkommener Geruchssinn!)
|
||
Don Giovanni
|
||
Sie scheint schön zu sein.
|
||
Leporello
|
||
(Und welch Auge, sag ich!)
|
||
Don Giovanni
|
||
Ziehen wir uns etwas zurück
|
||
und erkunden wir das Feld.
|
||
Leporello
|
||
Schon fing er Feuer.
|
||
SZENE V.
|
||
Die Vorigen, abseits; Donna Elvira.
|
||
Nr. 3 Arie
|
||
Donna Elvira
|
||
Ah wer sagt mir je,
|
||
wo der Grausame ist,
|
||
den ich zu meiner Schande liebte,
|
||
der mir die Treue brach?
|
||
Ah wenn ich den Treulosen wiederfinde,
|
||
und er zu mir nicht zurückkehrt,
|
||
will ich ihm grausame Qualen bereiten,
|
||
will ich ihm das Herz herausreißen.Variante in den Wiederholungen:
will ich ihm das Herz herausreißen, ja. |
||
Don Giovanni
|
||
Hast du's gehört! eine Schöne,
|
||
vom Liebsten verlassen. Die Ärmste!
|
||
Versuchen wir, sie in ihrer Qual zu trösten.
|
||
Leporello
|
||
So tröstete er tausend achthundert.
|
||
Don Giovanni
|
||
Mein Fräulein!
|
||
Rezitativ
|
||
Donna Elvira
|
||
Wer ist da?
|
||
Don Giovanni
|
||
Himmel! was sehe ich!
|
||
Leporello
|
||
Jetzt wird's lustig! Donna Elvira!
|
||
Donna Elvira
|
||
Don Giovanni!
|
||
Du hier, Ungeheuer, Schuft, Schlangennest!
|
||
Leporello
|
||
Welch treffende Titel! Ein Glück,
|
||
dass sie ihn gut kennt.
|
||
Don Giovanni
|
||
Aber teure Donna Elvira,
|
||
beruhigt Euren Zorn… hört…
|
||
lasst mich reden…
|
||
Donna Elvira
|
||
Was kannst du schon sagen
|
||
nach so böser Tat? Heimlich
|
||
dringst du in mein Haus ein, mit Künsten,
|
||
Schwüren und Schmeicheleien gelingt es dir,
|
||
mein Herz zu verführen;
|
||
ich verliebe mich, o Grausamer,
|
||
du erklärst mich zu deiner Braut, und dann,
|
||
vor dem Himmel und der Erde das heilige Recht brechend,
|
||
verlässt du, mit schwerer Schuld beladen,
|
||
Burgos nach drei Tagen,
|
||
verlässt mich, fliehst mich, und überlässt
|
||
die, die dich so sehr liebte, der Reue und den Tränen,
|
||
wohl, um sie zu strafen!
|
||
Leporello
|
||
(Sie redet wie gedruckt.)
|
||
Don Giovanni
|
||
O, was das betrifft,
|
||
hatte ich meine Gründe:
|
||
zu Leporello.
|
||
nicht wahr?
|
||
Leporello
|
||
ironisch
|
||
Es ist wahr.
|
||
Und was für starke Gründe!
|
||
Donna Elvira
|
||
Und welche sind es,
|
||
wenn nicht deine Treulosigkeit
|
||
und dein Leichtsinn? Aber der gerechte Himmel
|
||
wollte, dass ich dich fände,
|
||
um seine, um meine Rache zu vollbringen.
|
||
Don Giovanni
|
||
Aber bitte,
|
||
seid etwas vernünftiger… (die bringt mich
|
||
noch ins Unglück.) Wenn Ihr
|
||
meinen Lippen nicht glaubt, glaubt
|
||
diesem Ehrenmann.
|
||
Leporello
|
||
(Alles, außer der Wahrheit.)
|
||
Don Giovanni
|
||
laut
|
||
Nur zu, sag ihr schon…
|
||
Leporello
|
||
leise
|
||
Und was soll ich ihr sagen?
|
||
Don Giovanni
|
||
laut
|
||
Ja ja, sag ihr nur alles.
|
||
Donna Elvira
|
||
zu Leporello
|
||
Nun gut, mach schnell…
|
||
Währenddessen benutzt Don Giovanni die Gelegenheit zur Flucht.
|
||
Leporello
|
||
Herrin… in Wahrheit… auf dieser Welt
|
||
da nun einmal, wenn es wäre, dass
|
||
das Viereck nicht rund ist…
|
||
Donna Elvira
|
||
zu Leporello
|
||
Unverschämter,
|
||
so spielst du mit meinem Schmerz?
|
||
zu Don Giovanni, den sie noch anwesend glaubt
|
||
Ah Ihr… Himmel! der Schändliche
|
||
floh! Ich Arme! wohin, in welche Richtung…
|
||
Leporello
|
||
Ach lasst ihn gehen: er verdient nicht,
|
||
dass Ihr an ihn denkt…
|
||
Donna Elvira
|
||
Der Schamlose
|
||
täuschte mich, verriet mich!
|
||
Leporello
|
||
Ach tröstet Euch;
|
||
Ihr seid,
|
||
wart, werdet weder
|
||
die erste noch die letzte sein; seht
|
||
dies nicht kleine Buch: es ist ganz voll
|
||
von den Namen seiner Schönen;
|
||
jedes Haus, jede Stadt, jedes Land
|
||
ist Zeuge seiner Liebestaten.
|
||
Nr. 4 Arie
|
||
Mein Fräulein, dies ist das Verzeichnis
|
||
der Schönen, die mein Herr liebte,
|
||
ein Verzeichnis ist dies, das ich gemacht habe,
|
||
betrachtet und lest es mit mir.
|
||
In Italien sechshundertundvierzig,
|
||
in Deutschland zweihunderteinunddreißig,
|
||
hundert in Frankreich, in der Türkei einundneunzig,
|
||
aber in Spanien sind es schon tausend und drei.Varianten in den Wiederholungen:
aber in Spanien… sind es schon tausend und drei. aber… in Spanien sind es schon tausend und drei. |
||
Darunter sind Bäuerinnen,
|
||
Zimmermädchen, Bürgerinnen,
|
||
Gräfinnen, Baronessen,
|
||
Markgräfinnen, Prinzessinnen,
|
||
Frauen jeden Ranges,
|
||
jeder Gestalt und jeden Alters.
|
||
Bei der Blonden lobt er
|
||
gewöhnlich die Liebenswürdigkeit,
|
||
bei der Brünetten die Beständigkeit,
|
||
bei der Blassen ihre Süße.
|
||
Er will winters die Dickliche,
|
||
er will sommers die Magere;
|
||
es ist die Große majestätisch,
|
||
es ist die Kleine jederzeit kokett…
|
||
Die Alten erobert er
|
||
wegen des Vergnügens, sie in die Liste einzureihen
|
||
seine Vorliebe aber hat
|
||
die junge Anfängerin.
|
||
Es kümmert ihn nicht, ob sie reich sei,
|
||
ob sie hässlich, ob sie schön sei:
|
||
wenn sie nur einen Rock trägt,
|
||
Ihr wisst schon, was er tut.
|
||
Er geht ab.
|
||
SZENE VI.
|
||
Donna Elvira allein.
|
||
Rezitativ
|
||
Donna Elvira
|
||
Auf diese Weise also
|
||
verriet mich der Schamlose! Ist dies der Lohn,
|
||
den der Grausame mir für meine Liebe gibt?
|
||
Ah ich will
|
||
mein betrogenes Herz rächen: bevor er mir flieht…
|
||
eile man… gehe man… Ich fühle in der Brust
|
||
nur Rache sprechen, Zorn und Verachtung.
|
||
Sie geht ab.
|
||
SZENE VII.
|
||
Masetto und Zerlina; Chor der Bauern und Bäuerinnen, welche Instrumente spielen, tanzen und singen.
|
||
Nr. 5 Chor
|
||
Zerlina
|
||
Mädchen, die ihr liebt,
|
||
lasst die Zeit nicht verstreichen:
|
||
wenn im Busen das Herz brennend euch schlägt,
|
||
seht nur das Heilmittel dort.
|
||
Welch Vergnügen wird das sein!
|
||
Chor der Bäuerinnen
|
||
Ah — welch Vergnügen wird das sein,
|
||
Masetto
|
||
Jünglinge leichten Sinnes,
|
||
schweift nicht hin und her.
|
||
Kurz dauert das närrische Fest,
|
||
doch für mich hat es noch nicht begonnen.
|
||
Welch Vergnügen wird das sein!
|
||
Chor der Bauern
|
||
Ah — welch Vergnügen wird das sein,
|
||
la la la ra la, la la la ra la!
|
||
Masetto, Zerlina
|
||
Komm, komm, Süße(r), genießen wir,
|
||
und singen und tanzen und springen wir;
|
||
Ah — welch Vergnügen wird das sein!
|
||
la la la ra la, la la la ra la!
|
||
Chor
|
||
Ah — welch Vergnügen wird das sein!
|
||
la la la ra la, la la la ra la!
|
||
SZENE VIII.
|
||
Masetto und Zerlina; Chor der Bauern und Bäuerinnen. Don Giovanni und Leporello abseits.
|
||
Rezitativ
|
||
Don Giovanni
|
||
Gott sei Dank, sie ist abgereist: O schau, schau,
|
||
welch schöne Jugend! welch schöne Frauen!
|
||
Leporello
|
||
Unter so vielen, meiner Treu,
|
||
wird auch für mich etwas sein.
|
||
Don Giovanni
|
||
Liebe Freunde, guten Tag: macht nur
|
||
fröhlich weiter,
|
||
spielt weiter eure Instrumente, gute Leute.
|
||
Gibt es eine Hochzeit? —
|
||
Zerlina
|
||
Ja, Herr,
|
||
und die Braut bin ich.
|
||
Don Giovanni
|
||
Das freut mich.
|
||
Der Bräutigam?
|
||
Masetto
|
||
Ich, Euch zu dienen.
|
||
Don Giovanni
|
||
O brav! mir zu dienen: so spricht
|
||
ein wahrer Ehrenmann.
|
||
Leporello
|
||
Vorausgesetzt, er ist Ehemann.
|
||
Zerlina
|
||
O mein Masetto
|
||
ist ein Mann von gutem Herzen.
|
||
Don Giovanni
|
||
O ich auch, Ihr werdet sehen!
|
||
Ich will, dass wir Freunde werden: Euer Name?
|
||
Zerlina
|
||
Zerlina.
|
||
Don Giovanni
|
||
Und deiner?
|
||
Masetto
|
||
Masetto.
|
||
Don Giovanni
|
||
O mein lieber Masetto!
|
||
Meine liebe Zerlina! Ich biete
|
||
euch meinen Schutz an.
|
||
zu Leporello, der mit den anderen Bauernmädchen scherzt.
|
||
Leporello…
|
||
was tust du da, Spitzbube? —
|
||
Leporello
|
||
Auch ich, teurer Herr,
|
||
biete meinen Schutz an.
|
||
Don Giovanni
|
||
Schnell, geh mit denen da: führe sie
|
||
augenblicklich in meinen Palast; bestelle ihnen
|
||
Schokolade, Kaffee, Wein, Schinken;
|
||
suche alle zu unterhalten,
|
||
zeige ihnen den Garten,
|
||
die Galerie, die Zimmer; kurz
|
||
mach, dass mein Masetto zufrieden ist.
|
||
Hast du verstanden? —
|
||
Leporello
|
||
Ich habe verstanden: gehen wir!
|
||
Masetto
|
||
Herr…
|
||
Don Giovanni
|
||
Was gibt's?
|
||
Masetto
|
||
Zerlina
|
||
darf ohne mich nicht bleiben.
|
||
Leporello
|
||
Seine Exzellenz
|
||
wird Euch gut vertreten: und er wird
|
||
Eure Rolle gut zu spielen wissen.
|
||
Don Giovanni
|
||
O Zerlina
|
||
ist in den Händen eines Kavaliers: geh nur, bald
|
||
kommt sie mit mir nach.
|
||
Zerlina
|
||
Geh, fürchte nichts!
|
||
Ich bin in den Händen eines Kavaliers.
|
||
Masetto
|
||
Und das heißt?
|
||
Zerlina
|
||
Und das heißt,
|
||
dass es nichts zu zweifeln gibt.
|
||
Masetto
|
||
Und ich, verflucht…
|
||
Don Giovanni
|
||
Olà, beenden wir den Streit: wenn du nicht sofort
|
||
ohne weitere Widerrede gehst,
|
||
zeigt ihm den Degen
|
||
Masetto, pass gut auf, wirst du es bereuen.
|
||
Nr. 6 Arie
|
||
Masetto
|
||
Ich habe verstanden, jawohl mein Herr,
|
||
ich neige das Haupt und gehe:
|
||
da es Euch nun einmal so gefällt.
|
||
Ich widerspreche weiter nicht.Variante in den Wiederholungen:
Nein, nein, nein, nein, nein, nein, ich tue es nicht. |
||
Ihr seid ja doch Edelmann,
|
||
zweifeln darf ich keineswegs:
|
||
Mir sagt es die Güte,
|
||
die Ihr mir erweisen wollt.
|
||
beiseite zu Zerlina
|
||
Schurkin, Dirne,
|
||
du warst schon immer mein Verderben.
|
||
zu Leporello, der ihn fortzubringen versucht
|
||
Ich komme, ich komme!
|
||
zu Zerlina
|
||
Bleibe, bleibe!
|
||
Es ist eine sehr ehrenwerte Sache:
|
||
es mache unser Edelmann
|
||
noch eine Edelfrau aus dir.
|
||
ab
|
||
SZENE IX.
|
||
Don Giovanni und Zerlina.
|
||
Rezitativ
|
||
Don Giovanni
|
||
Endlich, liebliche Zerlina,
|
||
sind wir von diesem Dummkopf befreit:
|
||
Was sagt Ihr dazu, meine Liebe, habe ich reinen Tisch gemacht?
|
||
Zerlina
|
||
Herr, er wird mein Mann…
|
||
Don Giovanni
|
||
Wer? der?
|
||
Meint Ihr, dass ein Mann von Ehre,
|
||
ein Edelmann, wie ich,
|
||
es ertragen kann, dass dieses Goldgesichtchen,
|
||
dies zuckersüße Antlitz,
|
||
von einem Bauerntölpel verdorben werde?
|
||
Zerlina
|
||
Aber Herr, ich gab ihm
|
||
mein Wort, ihn zu heiraten.
|
||
Don Giovanni
|
||
Dieses Wort
|
||
ist nicht soviel wert; Ihr seid nicht dazu gemacht,
|
||
auf dem Dorf zu leben: eine andere Zukunft
|
||
bereiten Euch diese schelmischen Augen,
|
||
diese so schönen Lippen,
|
||
diese weißen und duftenden Fingerchen:
|
||
sie fühlen sich wie Topfen an und duften wie Rosen.
|
||
Zerlina
|
||
Ah ich möchte nicht…
|
||
Don Giovanni
|
||
Was möchtet Ihr nicht?
|
||
Zerlina
|
||
Am Ende
|
||
betrogen sein; ich weiß, dass ihr Edelleute
|
||
es mit den Frauen selten
|
||
ernst und ehrlich meint.
|
||
Don Giovanni
|
||
Pah eine Einbildung
|
||
des niederen Volkes! Dem Adel
|
||
ist die Ehrenhaftigkeit in die Augen geschrieben.
|
||
Auf, verlieren wir keine Zeit: in diesem Augenblick
|
||
will ich dich heiraten.
|
||
Zerlina
|
||
Ihr?
|
||
Don Giovanni
|
||
Sicher, ich.
|
||
Das Schlösschen dort ist mein: wir werden allein sein,
|
||
und dort, mein Kleinod, werden wir Hochzeit halten.
|
||
Nr. 7 Duettino
|
||
Dort werden wir uns die Hand geben,
|
||
dort wirst du ja zu mir sagen;
|
||
sieh, es ist nicht weit,
|
||
gehen wir fort von hier, mein Leben.
|
||
Zerlina
|
||
Ich möchte, und ich möchte nicht,
|
||
mir zittert etwas das Herz;
|
||
glücklich wäre ich, sicher,
|
||
doch er kann mich noch betrügen.
|
||
Don Giovanni
|
||
Komm, mein schönes Glück;Variante in den Wiederholungen:
Komm, komm. |
||
Zerlina
|
||
Masetto tut mir leid.
|
||
Don Giovanni
|
||
ich ändere dein Geschick.
|
||
Zerlina
|
||
bald bin ich nicht mehr stark.
|
||
Don Giovanni
|
||
gehn wir, gehn wir…
|
||
Zerlina
|
||
gehn wir…
|
||
Don Giovanni, Zerlina
|
||
Gehn wir, gehn wir, mein Leben,
|
||
um die Schmerzen
|
||
einer unschuldigen Liebe zu stillen.
|
||
Umschlungen usw. wenden sie sich Don Giovannis Schlösschen zu.
|
||
SZENE X.
|
||
Die Vorigen und Donna Elvira, die mit verzweifelten Gebärden Don Giovanni aufzuhalten versucht.
|
||
Rezitativ
|
||
Donna Elvira
|
||
Halt Schändlicher: der Himmel ließ mich
|
||
deine Abgefeimtheiten hören; ich bin rechtzeitig da,
|
||
diese elende Unschuldige
|
||
vor deinen barbarischen Krallen zu schützen.
|
||
Zerlina
|
||
Ich Ärmste, was höre ich!
|
||
Don Giovanni
|
||
(Amor, rate mir!)
|
||
leise zu Donna Elvira
|
||
Mein Alles, seht Ihr nicht,
|
||
dass ich Spaß haben möchte…
|
||
Donna Elvira
|
||
laut
|
||
Spaß haben? —
|
||
Richtig! Ich weiß, Grausamer,
|
||
wie du spaßt…
|
||
Zerlina
|
||
Aber gnädiger Herr…
|
||
ist es wahr, was sie sagt?
|
||
Don Giovanni
|
||
leise zu Zerlina
|
||
Die arme Unglückliche
|
||
ist in mich verliebt, und aus Mitleid
|
||
muss ich Liebe vortäuschen;
|
||
denn ich habe zu meinem Unglück ein gutes Herz.
|
||
Nr. 8 Arie
|
||
Donna Elvira
|
||
Ah fliehe den Betrüger,Variante in den Wiederholungen:
Ah fliehe. |
||
lass ihn nichts mehr sagen:
|
||
die Lippe ist lügnerisch,
|
||
die Wimper falsch.Variante in den Wiederholungen:
die Wimper falsch, ja. |
||
Aus meinen Qualen lerne,
|
||
diesem Herzen zu glauben,
|
||
und Furcht wachse dir
|
||
aus meiner Gefahr.
|
||
Sie geht ab und nimmt Zerlina mit.
|
||
SZENE XI.
|
||
Don Giovanni allein; dann Don Ottavio und Donn'Anna.
|
||
Rezitativ
|
||
Don Giovanni
|
||
Mir scheint, der Teufel ergötzt sich heute daran,
|
||
sich meinen vergnüglichen Plänen entgegenzustellen;
|
||
sie gehen alle schief.
|
||
Don Ottavio
|
||
Ach jetzt, mein Alles, nützen die Tränen nichts!
|
||
Sprechen wir von Rache… Ah Don Giovanni!
|
||
Don Giovanni
|
||
(Das fehlte wirklich noch.)
|
||
Donn'Anna
|
||
Mein Herr, zur rechten Zeit
|
||
treffen wir Euch: habt Ihr Herz, habt Ihr
|
||
Großmut?
|
||
Don Giovanni
|
||
(Sicherlich
|
||
hat der Teufel ihr etwas gesagt.)
|
||
Welche Frage! was gibt's?
|
||
Donn'Anna
|
||
Wir brauchen
|
||
Eure Freundschaft.
|
||
Don Giovanni
|
||
(Die Lebensgeister kehren mir zurück.) Befehlt:
|
||
sehr feurig
|
||
all meine Verwandten,
|
||
diese Hand, dieses Eisen, meine Güter, mein Blut
|
||
opfre ich, um Euch zu dienen:
|
||
Aber Ihr, schöne Donna Anna,
|
||
weshalb weint Ihr so?
|
||
Wer war der Grausame, der es wagte, die Ruhe
|
||
Eures Lebens zu stören…
|
||
SZENE XII.
|
||
Die Vorigen; Donna Elvira.
|
||
Rezitativ
|
||
Donna Elvira
|
||
Ah treffe ich dich noch immer, falsches Ungeheuer?
|
||
Nr. 9 Quartett
|
||
Glaube nicht, o Elende,
|
||
diesem verruchten Herzen!
|
||
Mich schon betrog dieser Barbar:
|
||
dich will er noch betrügen.
|
||
Donn'Anna, Don Ottavio
|
||
Himmel! welch edler Anblick!
|
||
Welch süße Majestät!
|
||
Ihre Blässe, die Tränen
|
||
erfüllen mich mit Mitleid.
|
||
Don Giovanni
|
||
beiseite, Donna Elvira hört zu.
|
||
Das arme Mädchen
|
||
ist von Sinnen, meine Freunde;
|
||
lasst mich mit ihr allein,
|
||
vielleicht beruhigt sie sich.
|
||
Donna Elvira
|
||
Ah glaubt dem Falschen nicht!
|
||
Don Giovanni
|
||
Sie ist von Sinnen, achtet nicht darauf,
|
||
Bleibt noch, bleibt!Variante in den Wiederholungen:
Bleibt! |
||
Donn'Anna, Don Ottavio
|
||
Wem soll man glauben?
|
||
Don Giovanni, Donn'Anna, Don Ottavio
|
||
Eine gewisse Regung unbekannter Qual|unbekannten Schreckens
|
||
fühle ich in meiner Seele,
|
||
die mir über diese Unglückliche
|
||
hundert unverständliche Dinge sagt.Variante in den Wiederholungen:
hundert Dinge, die er nicht verstehen kann, nein. |
||
Donna Elvira
|
||
Empörung, Zorn, Verachtung, Qual
|
||
fühle ich in meiner Seele,
|
||
die mir über diesen Verräter
|
||
hundert unverständliche Dinge sagt.Variante in den Wiederholungen:
hundert Dinge, die er nicht verstehen kann, nein. |
||
Don Ottavio
|
||
beiseite
|
||
Ich gehe von hier nicht fort,
|
||
wenn ich die Sache nicht kläre.
|
||
Donn'Anna
|
||
beiseite
|
||
Ihr Antlitz, ihre Sprache
|
||
hat nichts von Wahnsinn.
|
||
Don Giovanni
|
||
Wenn ich fortgehe, könnte man
|
||
Verdacht schöpfen.
|
||
Donna Elvira
|
||
Nach diesem Haarschopf müsste man
|
||
die schwarze Seele beurteilen.
|
||
Don Ottavio
|
||
zu Don Giovanni
|
||
Diese also?
|
||
Don Giovanni
|
||
Ist nicht ganz bei sich.
|
||
Donn'Anna
|
||
zu Donna Elvira
|
||
Dieser also?
|
||
Donna Elvira
|
||
Ist ein Verräter:
|
||
Don Giovanni
|
||
Unglückliche!
|
||
Donna Elvira
|
||
Lügner!
|
||
Donn'Anna, Don Ottavio
|
||
Ich beginne zu zweifeln.
|
||
Don Giovanni
|
||
leise zu Donna Elvira
|
||
Still, still, Leute
|
||
versammeln sich um uns,
|
||
seid etwas vorsichtiger,
|
||
man wird schlecht von Euch reden.Varianten in den Wiederholungen:
Still, still, Leute versammeln sich um uns: Seid etwas vorsichtiger! Man wird schlecht von Euch reden. Still, still: Seid etwas vorsichtiger, man wird schlecht von Euch reden. |
||
Donna Elvira
|
||
laut zu Don Giovanni
|
||
Hoffe das nicht, o Schurke,
|
||
ich habe die Vorsicht verloren:Variante in den Wiederholungen:
Hoffe das nicht, o Schurke! Ich habe die Vorsicht verloren: |
||
Deine Schuld und meinen Zustand
|
||
will ich allen offen zeigen.
|
||
Donn'Anna, Don Ottavio
|
||
beiseite, Don Giovanni beobachtend.
|
||
Diese so leisen Töne,
|
||
dieses Wechselspiel der Farben,
|
||
sind allzu deutliche Zeichen,
|
||
sie machen mich sicher.
|
||
Donna Elvira geht ab.
|
||
Rezitativ
|
||
Don Giovanni
|
||
Arme Unglückliche! ich will ihren Schritten
|
||
folgen: ich will nicht,
|
||
dass sie etwas Unüberlegtes tut. Verzeiht,
|
||
schönste Donna Anna;
|
||
wenn ich euch dienen kann,
|
||
erwarte ich euch bei mir: Freunde, lebt wohl.
|
||
Er geht ab.
|
||
SZENE XIII.
|
||
Nr. 10 Accompagnato-Rezitativ und Arie
|
||
Accompagnato-Rezitativ
|
||
Don Ottavio und Donn'Anna.
|
||
Donn'Anna
|
||
Don Ottavio, ich bin am Ende!
|
||
Don Ottavio
|
||
Was ist geschehen?
|
||
Donn'Anna
|
||
Helft mir doch, bitte!
|
||
Don Ottavio
|
||
Mein Leben…
|
||
fasst Mut!
|
||
Donn'Anna
|
||
O Götter!
|
||
Das ist der Schlächter
|
||
meines Vaters.
|
||
Don Ottavio
|
||
Was sagt Ihr…
|
||
Donn'Anna
|
||
Zweifelt nicht mehr: die letzten Töne,
|
||
die ich von dem Gottlosen hörte, weckten in meinem Herzen
|
||
die Erinnerung an die Stimme jenes Unwürdigen,
|
||
der in meiner Wohnung…
|
||
Don Ottavio
|
||
O Himmel! ist es möglich,
|
||
dass unter dem heiligen Mantel der Freundschaft…
|
||
Doch wie war es, erzählt mir
|
||
das seltsame Geschehen.
|
||
Donn'Anna
|
||
Die Nacht war schon ziemlich
|
||
vorgeschritten,
|
||
als ich in meine Zimmer, wo ich
|
||
zum Unglück mich allein befand,
|
||
in einen Mantel gehüllt einen Mann eintreten sah,
|
||
den ich im ersten Augenblick
|
||
für Euch gehalten hatte:
|
||
aber ich merkte dann,
|
||
dass ich mich getäuscht hatte.
|
||
Don Ottavio
|
||
leidenschaftlich
|
||
Himmel! Fahrt fort…
|
||
Donn'Anna
|
||
Schweigend nähert er sich mir
|
||
und will mich umarmen: ich versuche, mich loszumachen,
|
||
er greift mich fester; ich schreie:
|
||
niemand kommt.
|
||
Mit einer Hand versucht er,
|
||
mich am Rufen zu hindern,
|
||
und mit der andern fasst er mich
|
||
so fest, dass ich mich schon besiegt glaube.
|
||
Don Ottavio
|
||
Schändlicher! und dann?
|
||
Donn'Anna
|
||
Dann wuchsen durch den Schmerz, durch das Entsetzen
|
||
über den ungeheuerlichen Überfall
|
||
meine Kräfte so, dass ich mich
|
||
nach langem Winden, Drehen und Beugen
|
||
von ihm löste.
|
||
Don Ottavio
|
||
O Gott, ich atme auf.
|
||
Donn'Anna
|
||
Jetzt
|
||
schreie ich noch lauter,
|
||
rufe um Hilfe,
|
||
der Elende flieht, kühn folge ich ihm
|
||
bis auf die Straße, um ihn zu halten, – nicht mehr
|
||
Verfolgte, sondern Verfolgerin. Der Vater
|
||
eilt herbei, will ihn sehen, und der Schändliche,
|
||
stärker als der arme Alte,
|
||
vollbringt seine Untat und gibt ihm den Tod.
|
||
Arie
|
||
Jetzt weißt du, wer die Ehre
|
||
mir rauben wollte,
|
||
wer der Verräter war,
|
||
der mir den Vater nahm;
|
||
Rache fordre ich von dir,
|
||
sie fordert dein Herz.
|
||
Denk an die Wunde
|
||
des armen Busens,
|
||
sieh noch den Boden,
|
||
mit Blut bedeckt,
|
||
wenn der Zorn in dir dürstet
|
||
nach gerechter Wut.
|
||
Sie geht ab.
|
||
SZENE XIV.
|
||
Don Ottavio allein.
|
||
Rezitativ
|
||
Don Ottavio
|
||
Wie kann ich jemals glauben,
|
||
dass ein Edelmann
|
||
eines so grausigen Verbrechens fähig ist!
|
||
Ah die Wahrheit zu entdecken
|
||
suche man mit jedem Mittel; ich fühle in der Brust,
|
||
als Verlobter und als Freund,
|
||
die Pflicht, die zu mir spricht:
|
||
ich will sie von der Täuschung befreien oder sie rächen.
|
||
Nr. 10a Arie KV 540a
|
||
Don Ottavio
|
||
Von ihrem Frieden
|
||
hängt meiner ab,
|
||
was ihr gefällt,
|
||
gibt mir das Leben,
|
||
was ihr Schmerzen macht,
|
||
gibt mir den Tod.
|
||
Wenn sie seufzt,
|
||
seufze auch ich;
|
||
dieser Zorn ist mein,
|
||
mein sind diese Tränen;
|
||
und ich habe kein Gut,
|
||
wenn sie es nicht hat.
|
||
Er geht ab.
|
||
SZENE XV.
|
||
Leporello allein; dann Don Giovanni.
|
||
Leporello
|
||
Ich muss auf jeden Fall
|
||
diesen Verrückten auf immer verlassen!
|
||
Da ist er: seht,
|
||
mit welcher Gleichgültigkeit er daherkommt! —
|
||
Don Giovanni
|
||
O mein Leporello, es geht alles gut!
|
||
Leporello
|
||
Mein Herr Giovannino, es geht alles schlecht!
|
||
Don Giovanni
|
||
Wieso geht alles schlecht?
|
||
Leporello
|
||
Ich gehe ins Haus,
|
||
wie Ihr es befahlt,
|
||
mit all den Leuten…
|
||
Don Giovanni
|
||
Bravo!
|
||
Leporello
|
||
Durch
|
||
Geschwätz, Charme und Lügen,
|
||
die ich bei Euch so gut gelernt habe,
|
||
suche ich, sie zu unterhalten…
|
||
Don Giovanni
|
||
Bravo!
|
||
Leporello
|
||
Ich sage
|
||
Masetto tausend Dinge, um ihn zu besänftigen,
|
||
um ihm die Eifersucht aus dem Gehirn zu treiben…
|
||
Don Giovanni
|
||
Bravo, ich meine das ehrlich!
|
||
Leporello
|
||
Ich lasse sie trinken,
|
||
die Männer wie die Frauen:
|
||
schon sind sie halb betrunken,
|
||
einige singen, einige scherzen,
|
||
einige trinken weiter; im schönsten Augenblick,
|
||
wer, glaubt Ihr, platzt herein? —
|
||
Don Giovanni
|
||
Zerlina!
|
||
Leporello
|
||
Bravo! und wer kommt mit ihr?
|
||
Don Giovanni
|
||
Donna Elvira!
|
||
Leporello
|
||
Bravo! und sagte über Euch —
|
||
Don Giovanni
|
||
Alles Schlechte, was ihr auf die Zunge kam.
|
||
Leporello
|
||
Bravo, ich meine das ehrlich!
|
||
Don Giovanni
|
||
Und was tatest du?
|
||
Leporello
|
||
Ich schwieg.
|
||
Don Giovanni
|
||
Und sie?
|
||
Leporello
|
||
Schrie weiter.
|
||
Don Giovanni
|
||
Und du?
|
||
Leporello
|
||
Als mir schien,
|
||
dass sie sich schon ausgetobt hatte, zog ich
|
||
sie sanft aus dem Garten, schloss
|
||
die Tür kunstvoll ab,
|
||
verschwand
|
||
und ließ sie allein auf der Straße.
|
||
Don Giovanni
|
||
Bravo, bravo, ausgezeichnet!
|
||
Die Sache konnte nicht besser gehen: du hast sie begonnen,
|
||
ich werde sie zu beenden wissen. Allzu sehr liegen
|
||
diese Bauernmädchen mir am Herzen:
|
||
ich will sie amüsieren, bis es Nacht wird.
|
||
Nr. 11 Arie
|
||
Damit ihnen vom Wein
|
||
der Kopf heiß wird,
|
||
lass ein großes Fest
|
||
bereiten.
|
||
Wenn du auf der Straße
|
||
irgendein Mädchen findest,
|
||
suche auch die noch
|
||
mitzuführen.
|
||
Ohne jede Regel
|
||
sei der Tanz,
|
||
einige lasse
|
||
das Menuett tanzen,
|
||
einige die Follia,
|
||
einige die Allemande.
|
||
Und ich inzwischen,
|
||
auf der andern Seite,
|
||
will mit der und jener
|
||
schnäbeln.
|
||
Ah morgen früh
|
||
musst du meine Liste
|
||
um ein Dutzend
|
||
erweitern.
|
||
Sie gehen ab.
|
||
Garten mit zwei von außen verschlossenen Türen.
|
||
SZENE XVI.
|
||
Masetto und Zerlina; Chor der Bauern und Bäuerinnen, die, hier und da verteilt, auf Rasenbänken sitzen und schlafen. Zwei Nischen.
|
||
Rezitativ
|
||
Zerlina
|
||
Masetto: hör mal! Masetto, sag ich!
|
||
Masetto
|
||
Fass mich nicht an!
|
||
Zerlina
|
||
Wieso?
|
||
Masetto
|
||
Wieso, fragst du mich?
|
||
Falsche! Sollte ich die Berührung
|
||
einer treulosen Hand ertragen?
|
||
Zerlina
|
||
Ah nein: schweig Grausamer!
|
||
Ich verdiene von dir solche Behandlung nicht!
|
||
Masetto
|
||
Wie! und du hast die Kühnheit, dich schuldlos zu nennen?
|
||
Mit einem Mann allein zu bleiben; mich am
|
||
Tage meiner Hochzeit zu verlassen! einem
|
||
ehrenhaften Bauern
|
||
dies verruchte Zeichen auf die Stirn zu setzen! Ah wäre nicht
|
||
wäre nicht der Skandal! ich wollte…
|
||
Zerlina
|
||
Aber wenn ich keine Schuld habe! aber wenn ich von ihm
|
||
getäuscht worden bin… Und was fürchtest du denn?
|
||
Beruhige dich, mein Leben:
|
||
Mich berührte auch nicht eine Fingerspitze.
|
||
Du glaubst es mir nicht? Undankbarer!
|
||
komm her; tobe dich aus; bring mich um, mach alles
|
||
mit mir, was du willst;
|
||
aber dann, mein Masetto, aber dann mach Frieden.
|
||
Nr. 12 Arie
|
||
Schlage, schlage, o schöner Masetto,
|
||
deine arme Zerlina:Variante in den Wiederholungen:
deine Zerlina: |
||
ich werde hier wie ein LämmchenVariante in den Wiederholungen:
ich werde hie |
||
deine Prügel erwarten.
|
||
Ich lass mir die Haare zerzausen,
|
||
ich lass mir die Augen ausreißen,
|
||
und deine lieben Hände
|
||
werd ich froh zu küssen wissen.
|
||
Ach ich seh es, du hast das Herz nicht:Variante in den Wiederholungen:
Ach du hast das Herz nicht! |
||
Frieden, Frieden, o mein Leben;
|
||
in Zufriedenheit und Fröhlichkeit
|
||
wollen wir Tag und Nacht verbringen.Variante in den Wiederholungen:
Ja, ja, ja, ja, ja, ja, wollen wir Tag und Nacht verbringen. |
||
Sie geht ab.
|
||
Rezitativ
|
||
Masetto
|
||
Sieh mal an, wie diese Hexe
|
||
mich zu verführen wusste! Wir sind eben
|
||
schwach im Kopf!
|
||
Don Giovanni
|
||
Von drinnen.
|
||
Alles sei zu einem großen Fest bereitet!
|
||
Zerlina
|
||
Ah Masetto, Masetto! Hörst du die Stimme
|
||
unsres edlen Herrn!
|
||
Masetto
|
||
Na und, was ist dabei?
|
||
Zerlina
|
||
Er kommt!
|
||
Masetto
|
||
Lass ihn kommen.
|
||
Zerlina
|
||
Ach gäb es hier nur
|
||
ein Loch zur Flucht!
|
||
Masetto
|
||
Was fürchtest du? —
|
||
Weshalb wirst du bleich? Ah ich verstehe,
|
||
ich verstehe, Spitzbübin!
|
||
Du fürchtest, dass ich merke,
|
||
wie es zwischen euch zugegangen ist.
|
||
Nr. 13 Finale
|
||
Schnell schnell, bevor er kommt,
|
||
will ich mich auf die Seite machen:
|
||
da ist eine Nische… hier verborgen,
|
||
leise will ich sein.
|
||
Zerlina
|
||
Höre höre… wo gehst du hin!
|
||
Ach versteck dich nicht, o Masetto,
|
||
wenn er dich findet, Ärmster,
|
||
du weißt nicht, was er tun kann.Variante in den Wiederholungen:
Ärmster! Du weißt nicht, was er tun kann. |
||
Masetto
|
||
Er tue, er sage, was er will!
|
||
Zerlina
|
||
Ach die Worte helfen nicht!
|
||
Masetto
|
||
Sprich laut, und bleib hier stehen!
|
||
Zerlina
|
||
Welche Laune hat er im Kopf!
|
||
Masetto
|
||
Ich werde sehen, ob sie mir treu ist,
|
||
und wie es zugegangen ist.
|
||
Er geht in die Nische.
|
||
Zerlina
|
||
Der Undankbare, der Grausame
|
||
will sich heute ins Unglück stürzen.
|
||
SZENE XVII.
|
||
Zerlina; Don Giovanni mit vier reich gekleideten Dienern.
|
||
Don Giovanni
|
||
Auf, ermuntert euch, seid wacker,
|
||
auf, nur zu, o gute Leute!
|
||
Wir wollen fröhlich sein,
|
||
wollen lachen und scherzen.
|
||
zu den Dienern
|
||
Führt alle
|
||
in den Tanzsaal,
|
||
und lasst allen reichlich
|
||
Erfrischungen geben.
|
||
Diener
|
||
Auf, ermuntert euch, seid wacker,
|
||
auf, nur zu, o gute Leute!
|
||
Wir wollen fröhlich sein,
|
||
wollen lachen und scherzen.Varianten in den Wiederholungen:
(im Abgehen) wollen lachen und scherzen. (Sie gehen hinein.) wollen lachen und scherzen. |
||
Die Diener und die Bauern gehen ab.
|
||
SZENE XVIII.
|
||
Don Giovanni, Zerlina; Masetto in der Nische.
|
||
Zerlina
|
||
will sich verstecken.
|
||
In diesen Bäumen verborgen,
|
||
mag sein, dass er mich nicht sieht.
|
||
Don Giovanni
|
||
Meine charmante Zerlinetta,
|
||
hält sie fest
|
||
ich hab dich schon gesehen, lauf nicht weg.
|
||
Zerlina
|
||
Ah lasst mich gehen…
|
||
Don Giovanni
|
||
Nein nein, bleib, mein Herz!
|
||
Zerlina
|
||
Wenn Ihr Mitleid im Herzen habt…
|
||
Don Giovanni
|
||
Ja, mein Leben, ich bin ganz Liebe.
|
||
Don Giovanni
|
||
Komm ein wenig an diesen Ort,
|
||
ich will dich glücklich machen.
|
||
Zerlina
|
||
Ah wenn er meinen Bräutigam sieht,
|
||
weiß ich gut, was er tun kann.
|
||
Don Giovanni
|
||
schaut in die Nische, entdeckt Masetto und macht eine erstaunte Bewegung.
|
||
Masetto!
|
||
Masetto
|
||
Ja Masetto!
|
||
Don Giovanni
|
||
etwas verwirrt
|
||
Und da eingeschlossen, weshalb?
|
||
wieder gefasst
|
||
Deine schöne Zerlina
|
||
kann nicht mehr, die Ärmste,
|
||
ohne dich sein.
|
||
Masetto
|
||
etwas ironisch
|
||
Ich verstehe, jawohl, Herr.
|
||
Don Giovanni
|
||
zu Zerlina
|
||
Fasst Euch ein Herz jetzt:
|
||
Man hört das Vorspiel zum Tanz.
|
||
Hört die Instrumente;
|
||
kommt jetzt mit mir.
|
||
Masetto, Zerlina
|
||
Ja ja, fassen wir uns ein Herz,
|
||
und gehn wir alle drei
|
||
mit den andern tanzen.
|
||
Sie gehen ab.
|
||
SZENE XIX.
|
||
Don Ottavio, Donn'Anna und Donna Elvira maskiert; dann Leporello und Don Giovanni am Fenster.
|
||
Donna Elvira
|
||
Wir müssen Mut haben,
|
||
o meine teuren Freunde,
|
||
dann können wir seine verbrecherischen Untaten
|
||
entdecken.
|
||
Don Ottavio
|
||
Die Freundin hat recht:
|
||
wir müssen Mut haben;
|
||
verscheuche, o mein Leben,
|
||
die Qual und die Furcht.
|
||
Donn'Anna
|
||
Der Schritt ist gefährlich,
|
||
es kann Schwierigkeiten geben:
|
||
ich fürchte für meinen teuren Bräutigam,
|
||
und ich fürchte auch für uns.
|
||
Leporello
|
||
stage108x{öffnet das Fenster.
zum Fenster heraus}
|
||
Herr, schaut einmal,
|
||
was für elegante Masken!
|
||
Don Giovanni
|
||
Lass sie näher treten,
|
||
sag ihnen, sie mögen uns die Ehre geben.
|
||
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
|
||
Am Antlitz und an der Stimme
|
||
erkennt man den Verräter.
|
||
Leporello
|
||
Psch psch, verehrte Masken!
|
||
Psch psch…
|
||
Donn'Anna, Donna Elvira
|
||
leise zu Don Ottavio
|
||
Auf, antwortet!
|
||
Leporello
|
||
Psch psch, verehrte Masken!
|
||
Don Ottavio
|
||
Was wünscht Ihr?
|
||
Leporello
|
||
Zum Tanze, wenn es Euch gefällt,
|
||
lädt mein Herr Euch ein.
|
||
Don Ottavio
|
||
Dank für so viel Ehre;
|
||
gehen wir, schöne Freundinnen!
|
||
Leporello
|
||
Der Freund wird auch an diesen
|
||
die Liebe erproben.
|
||
Er geht hinein und schließt das Fenster.
|
||
Donn'Anna, Don Ottavio
|
||
Der gerechte Himmel beschütze
|
||
den Eifer meines Herzens.
|
||
Donna Elvira
|
||
Der gerechte Himmel räche
|
||
meine verratene Liebe.
|
||
Sie gehen ab.
|
||
Erleuchteter und für einen großen Ball vorbereiteter Saal.
|
||
SZENE XX.
|
||
Don Giovanni, Masetto, Zerlina, Leporello; Bauern und Bäuerinnen; dann Donn'Anna, Donna Elvira und Don Ottavio maskiert; Diener mit Erfrischungen.
|
||
Don Giovanni
|
||
Don Giovanni fordert die Mädchen, Leporello die Bauernburschen zum Sitzen auf, die gerade einen Tanz beendet haben.
|
||
Ruht euch aus, liebliche Mädchen,
|
||
Leporello
|
||
Erfrischt euch, schöne Jünglinge,
|
||
Don Giovanni, Leporello
|
||
ihr könnt schnell wieder verrückt spielen,
|
||
könnt wieder scherzen und tanzen.
|
||
Man bringt Erfrischungen.
|
||
Don Giovanni
|
||
He Kaffee!
|
||
Leporello
|
||
Schokolade!
|
||
Don Giovanni
|
||
Eis!
|
||
Masetto
|
||
Ah Zerlina, Vorsicht!
|
||
Leporello
|
||
Zuckermandeln!
|
||
Masetto, Zerlina
|
||
Beiseite
|
||
Zu süß beginnt die Szene,
|
||
sie könnte bitter enden.
|
||
Don Giovanni
|
||
liebkost Zerlina.
|
||
Du bist doch hübsch und witzig, Zerlina!
|
||
Zerlina
|
||
Eure Güte!
|
||
Masetto
|
||
wütend
|
||
Die Spitzbübin feiert Feste.
|
||
Leporello
|
||
ahmt seinen Herrn bei den andern Mädchen nach.
|
||
Du bist doch lieb, Giannotta, Sandrina!
|
||
Masetto
|
||
Fass sie nur an, das bringt dich um.Variante in den Wiederholungen:
Fass an, fass an. |
||
Ah Schurkin, du willst, dass ich verzweifle.Variante in den Wiederholungen:
Ah Schurkin! |
||
Zerlina
|
||
beiseite
|
||
Dieser Masetto scheint mir zu kochen,
|
||
böse böse wendet sich das.
|
||
Don Giovanni, Leporello
|
||
Dieser Masetto scheint mir zu kochen,
|
||
hier muss man Köpfchen haben.
|
||
Don Ottavio, Donn'Anna und Donna Elvira treten maskiert ein.
|
||
Leporello
|
||
Kommt doch näher,
|
||
liebliche Masken!
|
||
Don Giovanni
|
||
Es ist für alle offen,
|
||
es lebe die Freiheit!
|
||
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
|
||
Wir sind dankbar für so viele Zeichen
|
||
der Großmut.
|
||
Don Giovanni, Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira, Leporello
|
||
Es lebe die Freiheit!
|
||
Don Giovanni
|
||
Die Musik beginne wieder!
|
||
Zu Leporello
|
||
Bilde du die Tanzpaare!
|
||
Don Ottavio tanzt mit Donn'Anna Menuett.
|
||
Er beginnt, mit Zerlina einen Kontretanz zu tanzen.
|
||
Dein Tanzherr bin ich,
|
||
Zerlina, komm nur her.
|
||
Leporello
|
||
Seid brav, auf, tanzt!
|
||
(Hier tanzen sie.)
|
||
Donna Elvira
|
||
zu Donn'Anna
|
||
Die da ist das Bauernmädchen.
|
||
Donn'Anna
|
||
Ich sterbe!
|
||
Don Ottavio
|
||
zu Donn'Anna
|
||
Verstellt Euch!
|
||
Don Giovanni, Leporello, Masetto
|
||
ironisch
|
||
Wirklich, es geht gut!
|
||
Don Giovanni
|
||
Pass auf Masetto auf.
|
||
Leporello
|
||
Du tanzt nicht, Ärmster!
|
||
komm her, lieber Masetto,
|
||
tun wir, was die andern tun.
|
||
Masetto
|
||
Nein nein, ich will nicht tanzen.
|
||
Leporello
|
||
zwingt Masetto zu tanzen
|
||
He tanz, mein Freund!
|
||
Nein!
|
||
Doch!
|
||
Lieber Masetto, tanze!
|
||
Donn'Anna
|
||
zu Donna Elvira
|
||
Ich halte es nicht mehr aus!
|
||
Don Ottavio, Donna Elvira
|
||
Verstellt Euch, bitte!
|
||
|
||
Don Giovanni
|
||
Er führt sie fast mit Gewalt weg.
|
||
Komm mit mir, mein Leben…
|
||
Zerlina
|
||
Er entwindet sich den Händen von Leporello und folgt Zerlina.
|
||
O Götter! ich bin verraten!
|
||
Masetto
|
||
Lass mich… ah nein… Zerlina!…
|
||
Leporello
|
||
Hier entsteht ein Unheil.
|
||
Er geht schnell hinaus.
|
||
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
|
||
Der Schändliche geht selbst
|
||
in die Falle.
|
||
Zerlina
|
||
Von drinnen mit lauter Stimme; Fussgetrampel von rechts.
|
||
Leute zu Hilfe, zu Hilfe Leute!
|
||
|
||
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
|
||
Helfen wir der Unschuldigen!
|
||
Die Musikanten und alle anderen gehen verstört ab.
|
||
Masetto
|
||
Von drinnen.
|
||
Ah Zerlina! ah Zerlina!
|
||
Zerlina
|
||
Verruchter!
|
||
Man hört den Schrei und den Lärm von der entgegengesetzten Seite.
|
||
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
|
||
Jetzt schreit sie auf jener Seite!
|
||
Ah sprengen wir die Türe!
|
||
Sie sprengen die Tür.
|
||
Zerlina
|
||
Sie erscheint von einer anderen Seite.
|
||
Helft mir, oder ich bin verloren!Variante in den Wiederholungen:
Ach helft mir, oder ich bin verloren! |
||
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira, Masetto
|
||
Wir sind hier zu deinem Schutz.
|
||
Don Giovanni
|
||
kommt mit dem Degen in der Hand heraus. Er fuhrt Leporello an einem Arm mit sich und tut so, als wolle er auf Ihn einstechen; aber der Degen geht nicht aus der Scheide.
|
||
Da ist der Schurke, der dich beleidigt hat:
|
||
aber er wird von mir die Strafe empfangen!
|
||
Stirb, Schändlicher!
|
||
Leporello
|
||
Ach was tut Ihr!
|
||
Don Giovanni
|
||
Stirb, sag ich!
|
||
Don Ottavio
|
||
mit der Pistole in der Hand
|
||
Hofft das nicht!
|
||
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira
|
||
Sie nehmen die Masken ab.
|
||
Der Schamlose glaubt, mit solchem Betrug
|
||
seine Untat zu verbergen.
|
||
Don Giovanni
|
||
Donna Elvira!
|
||
Donna Elvira
|
||
Ja Unhold!
|
||
Don Giovanni
|
||
Don Ottavio!
|
||
Don Ottavio
|
||
Ja mein Herr!
|
||
Don Giovanni
|
||
zu Donn'Anna
|
||
Ah glaubt mir!…
|
||
Donn'Anna, Don Ottavio, Donna Elvira, Masetto, Zerlina
|
||
Verräter!
|
||
Alles alles weiß man schon.
|
||
Zittre, zittre o Verruchter!
|
||
Bald weiß die ganze Welt
|
||
die grauenhafte, schwarze Untat,
|
||
deine wilde Grausamkeit.
|
||
Höre den Donner der Rache,
|
||
der dich umpfeift;
|
||
auf dein Haupt wird noch heute
|
||
sein Blitz schlagen.Variante in den Wiederholungen:
sein Blitz schlagen, ja, er wird schlagen! |
||
Don Giovanni, Leporello
|
||
Mein|Sein Kopf ist verwirrt,
|
||
Er|Ich weiß nicht mehr, was ich|ich tun soll,
|
||
und ein schreckliches Unwetter
|
||
bedroht ihn|mich, o Gott.
|
||
Aber ihm|mir fehlt der Mut nicht,
|
||
er|ich verliert|verliere sich|mich oder verwirrt|verwirre sich|mich nicht
|
||
wenn auch die Welt noch zusammenstürzte,
|
||
nichts wird je ihm|mir Furcht machen.
|