Zweiter Auftritt
 
 
Belmonte, Osmin (mit einer Leiter, welche er an einen Baum vor der Türe des Palasts lehnt, hinaufsteigt und Feigen abnimmt).
 
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N° 2 Lied und Duett
 
 
Osmin
 
     
 
    Wer ein Liebchen hat gefunden,
 
 
die es treu und redlich meint,
 
 
lohn es ihr durch tausend Küsse,
 
 
mach ihr all das Leben süße,
 
 
sei ihr Tröster, sei ihr Freund.
 
 
Trallalera, trallalera!
 
 
Belmonte
 
 
Vielleicht, dass ich durch diesen Alten etwas erfahre. – He, Freund! ist das nicht das Landhaus des Bassa Selim? –
 
 
Osmin
 
 
(singt wie zuvor während der Arbeit)
 
     
 
    Doch sie treu sich zu erhalten,
 
 
schließ er Liebchen sorglich ein:
 
 
Denn die losen Dinger haschen
 
 
jeden Schmetterling und naschen
 
 
gar zu gern von fremdem Wein.
 
 
Trallalera, trallalera!
 
 
Belmonte
 
 
He, Alter, he! hört Ihr nicht? – Ist hier des Bassa Selim Palast? –
 
 
Osmin
 
 
(sieht ihn an, dreht sich herum und singt wie zuvor)
 
     
 
    Sonderlich beim Mondenscheine,
 
 
Freunde, nehmt sie wohl in Acht!
 
 
Oft lauscht da ein junges Herrchen,
 
 
kirrt und lockt das kleine Närrchen,
 
 
und dann, Treue, gute Nacht.
 
 
Trallalera, trallalera!
 
 
Belmonte
 
     
 
    Verwünscht seist du samt deinem Liede!
 
 
Ich bin dein Singen nun schon müde;
 
 
so hör doch nur ein einzig Wort!
 
 
Osmin
 
 
Was Henker lasst Ihr Euch gelüsten,
 
 
Euch zu ereifern, Euch zu brüsten?
 
 
Was wollt Ihr? Hurtig! ich muss fort.
 
 
Belmonte
 
     
 
    Ist das des Bassa Selim Haus?
 
 
Osmin
 
 
He? –
 
 
Belmonte
 
 
Ist das des Bassa Selim Haus?
 
 
Osmin
 
 
Das ist des Bassa Selim Haus.
 
 
(will fort)
 
 
Belmonte
 
 
So wartet doch –
 
 
Osmin
 
 
Ich kann nicht weilen.
 
 
Belmonte
 
 
Ein Wort –
 
 
Osmin
 
 
Geschwind! denn ich muss eilen.
 
 
Belmonte
 
 
Seid Ihr in seinen Diensten, Freund?
 
 
Osmin
 
 
He? –
 
 
Belmonte
 
 
Seid Ihr in seinen Diensten, Freund?
 
 
Osmin
 
 
He?
 
 
Belmonte
 
 
Seid Ihr in seinen Diensten, Freund? –
 
 
Osmin
 
 
Ich bin in seinen Diensten, Freund.
 
 
Belmonte
 
     
 
    Wie kann ich den Pedrill wohl sprechen,
 
 
der hier in seinen Diensten steht?
 
 
Osmin
 
 
Den Schurken? – der den Hals soll brechen? –
 
 
Seht selber zu, wenn's anders geht.
 
 
(will fort)
 
 
Belmonte
 
 
(für sich)
 
     
 
    Was für ein alter grober Bengel!
 
 
Osmin
 
 
(ihn betrachtend, auch für sich)
 
 
Das ist just so ein Galgenschwengel!
 
 
Belmonte
 
 
(zu ihm)
 
 
Ihr irrt, es ist ein braver Mann.
 
 
Osmin
 
 
So brav, dass man ihn spießen kann.
 
 
Belmonte
 
 
Ihr müsst ihn wahrlich nicht recht kennen.
 
 
Osmin
 
 
Recht gut. Ich ließ' ihn heut verbrennen.Schreibvariante in den Textwiederholungen:
Heut, heut ließ' ich ihn heut verbrennen.
 
 
Belmonte
 
 
Es ist fürwahr ein guter Tropf.
 
 
Osmin
 
 
Auf einen Pfahl gehört sein Kopf.
 
 
(will fort)
 
 
Belmonte
 
     
 
    So bleibet doch!
 
 
Osmin
 
 
Was wollt Ihr noch?Schreibvariante in den Textwiederholungen:
Was wollt Ihr?
 
 
Belmonte
 
 
Ich möchte gerne…
 
 
Osmin
 
 
(spöttisch)
 
 
so hübsch von ferne
 
 
ums Haus rumschleichen
 
 
und Mädchen stehlen? –
 
 
Fort, Euresgleichen
 
 
braucht man hier nicht.
 
 
Belmonte
 
     
 
    Ihr seid besessen!
 
 
sprecht voller Galle
 
 
mir so vermessen
 
 
ins Angesicht!
 
 
(zugleich)
 
 
 
 
Osmin
 
     
 
    Nur nicht in Eifer!
 
 
Belmonte
 
 
Schont Euren Geifer.
 
 
Osmin
 
 
Ich kenn Euch schon.
 
 
Belmonte
 
 
Lasst Euer Drohn.
 
 
 
 
Osmin
 
     
 
    Schert Euch zum Teufel,
 
 
Belmonte
 
 
Es bleibt kein Zweifel,
 
 
(zusammen)
 
 
 
 
Osmin
 
 
Ihr kriegt, ich schwöre,
 
 
sonst ohne Gnade
 
 
die Bastonade;
 
 
noch habt Ihr Zeit.
 
 
(stößt ihn fort)
 
 
Belmonte
 
 
Ihr seid von Sinnen,
 
 
welch ein Betragen
 
 
auf meine Fragen;
 
 
seid doch gescheit.
 
 
(ab)
 
 
 
 
Dritter Auftritt
 
 
Osmin, hernach Pedrillo.
 
 
Osmin
 
 
(allein)
 
 
Könnt ich mir doch noch so einen Schurken auf die Nase setzen wie den Pedrillo, so einen Gaudieb, der Tag und Nacht nichts tut, als nach meinen Weibern herumzuschleichen und zu schnobern, ob's nichts für seinen Schnabel setzt. Aber ich laure ihm sicher auf den Dienst, und wohl bekomm dir die Prügelsuppe, wenn ich dich einmal beim Kanthaken kriege! – Hätt er sich nur beim Bassa nicht so eingeschmeichelt, er sollte den Strick längst um den Hals haben.
 
 
Pedrillo
 
 
Nun, wie steht's, Osmin? Ist der Bassa noch nicht zurück?
 
 
Osmin
 
 
Sieh darnach, wenn du's wissen willst.
 
 
Pedrillo
 
 
Schon wieder Sturm im Kalender? – Hast du das Gericht Feigen für mich gepflückt?
 
 
Osmin
 
 
Gift für dich, verwünschter Schmarotzer!
 
 
Pedrillo
 
 
Was in aller Welt ich dir nun getan haben muss, dass du beständig mit mir zankst. Lass uns doch einmal Friede machen.
 
 
Osmin
 
 
Friede mit dir? mit so einem schleichenden, spitzbübischen Passauf, der nur spioniert, wie er mir eins versetzen kann? Erdrosseln möcht ich dich! –
 
 
Pedrillo
 
 
Aber sag nur, warum? warum?
 
 
Osmin
 
 
Warum? – Weil ich dich nicht leiden kann.
 
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N° 3 Aria
 
 
Osmin
 
     
 
    Solche hergelaufne Laffen,
 
 
die nur nach den Weibern gaffen,
 
 
mag ich vor den Teufel nicht.
 
 
Denn ihr ganzes Tun und Lassen
 
 
ist, uns auf den Dienst zu passen,
 
 
doch mich trügt kein solch Gesicht!Schreibvariante in den Textwiederholungen:
doch mich trügt kein solch Gesicht.
 
     
 
    Eure Tücken, eure Ränke,
 
 
eure Finten, eure Schwänke
 
 
sind mir ganz bekannt.
 
 
Mich zu hintergehen,
 
 
müsst ihr früh aufstehen;
 
 
ich hab auch Verstand.
 
     
 
    Drum, beim Barte des Propheten!
 
 
ich studiere Tag und Nacht,
 
 
ruh nicht, bis ich dich seh töten,
 
 
nimm dich, wie du willst, in Acht.Schreibvariante in den Textwiederholungen:
nimm dich in Acht.
 
 
Pedrillo
 
 
Was bist du vor ein grausamer Kerl – und ich hab dir nichts getan – –
 
 
Osmin
 
 
Du hast ein Galgengesicht. Das ist genug.
 
     
 
    Erst geköpft,
 
 
dann gehangen,
 
 
dann gespießt
 
 
auf heißen Stangen,
 
 
dann verbrannt,
 
 
dann gebunden
 
 
und getaucht,
 
 
zuletzt geschunden.
 
 
(geht ins Haus)
 
 
Vierter Auftritt
 
 
Pedrillo, hernach Belmonte.
 
 
Pedrillo
 
 
(allein)
 
 
Geh nur, verwünschter Aufpasser; es ist noch nicht aller Tage Abend. Wer weiß, wer den andern überlistet; und dir misstrauischem, gehässigem Menschenfeinde eine Grube zu graben, sollte ein wahres Fest für mich sein.
 
 
Belmonte
 
 
Pedrillo, guter Pedrillo!
 
 
Pedrillo
 
 
Ach mein bester Herr! Ist's möglich? Sind Sie's wirklich? Bravo, Madam Fortuna, bravo! das heißt doch Wort gehalten! Schon verzweifelte ich, ob einer meiner Briefe Sie getroffen hätte.
 
 
Belmonte
 
 
Sag, guter Pedrillo, lebt meine Konstanze noch?
 
 
Pedrillo
 
 
Lebt, und noch, hoff ich, für Sie. Seit dem schrecklichen Tage, an welchem das Glück uns einen so hässlichen Streich spielte und unser Schiff von den Seeräubern erobern ließ, haben wir mancherlei Drangsal erfahren. Glücklicherweise traf sich's noch, dass der Bassa Selim uns alle drei kaufte: Ihre Konstanze nämlich, meine Blonde und mich. Er ließ uns sogleich hier auf sein Landhaus bringen. Donna Konstanze ward seine auserwählte Geliebte. –
 
 
Belmonte
 
 
Ah! was sagst du?
 
 
Pedrillo
 
 
Nu, nur nicht so hitzig! Sie ist noch nicht in die schlimmsten Hände gefallen. Der Bassa ist ein Renegat und hat noch so viel Delikatesse, keine seiner Weiber zu seiner Liebe zu zwingen; und soviel ich weiß, spielt er noch immer den unerhörten Liebhaber.
 
 
Belmonte
 
 
Wär es möglich? Wär Konstanze noch treu?
 
 
Pedrillo
 
 
Sicher noch, lieber Herr! Aber wie's mit meinem Blondchen steht, weiß der Himmel! Das arme Ding schmachtet bei einem alten, hässlichen Kerl, dem sie der Bassa geschenkt hat; und vielleicht – ach ich darf gar nicht dran denken! –
 
 
Belmonte
 
 
Doch nicht der alte Kerl, der soeben ins Haus ging?
 
 
Pedrillo
 
 
Eben der.
 
 
Belmonte
 
 
Und dies ist der Liebling des Bassa?
 
 
Pedrillo
 
 
Liebling, Spion und Ausbund aller Spitzbuben, der mich mit den Augen vergiften möchte, wenn's möglich wäre.
 
 
Belmonte
 
 
O guter Pedrillo! was sagst du?
 
 
Pedrillo
 
 
Nur nicht gleich verzagt! Unter uns gesagt: Ich hab auch einen Stein im Brette beim Bassa. Durch mein bisschen Geschick in der Gärtnerei hab ich seine Gunst weggekriegt, und dadurch hab ich so ziemlich Freiheit, die tausend andere nicht haben würden. Da sonst jede Mannsperson sich entfernen muss, wenn eine seiner Weiber in Garten kommt, kann ich bleiben; sie reden sogar mit mir, und er sagt nichts darüber. Freilich mault der alte Osmin, besonders wenn mein Blondchen ihrer Gebieterin folgen muss.
 
 
Belmonte
 
 
Ist's möglich? Du hast sie gesprochen? – O sag, sag! Liebt sie mich noch?
 
 
Pedrillo
 
 
Hm! dass Sie daran zweifeln! Ich dächte, Sie kennten die gute Konstanze mehr als zu gut, hätten Proben genug ihrer Liebe. – Doch damit dürfen wir uns gar nicht aufhalten. Hier ist bloß die Frage, wie's anzufangen ist, hier wegzukommen?
 
 
Belmonte
 
 
O da hab ich für alles gesorgt! Ich hab hier ein Schiff in einiger Entfernung vom Hafen, das uns auf den ersten Wink einnimmt, und –
 
 
Pedrillo
 
 
Ah, sachte, sachte! Erst müssen wir die Mädels haben, ehe wir zu Schiffe gehen; und das geht nicht so husch, husch! wie Sie meinen.
 
 
Belmonte
 
 
O lieber guter Pedrillo, mach nur, dass ich sie sehen, dass ich sie sprechen kann! Das Herz schlägt mir vor Angst und Freude! –
 
 
Pedrillo
 
 
Pfiffig müssen wir das Ding anfangen, und rasch müssen wir's ausführen, damit wir den alten Aufpasser übertölpeln. Bleiben Sie hier in der Nähe. Jetzt wird der Bassa bald von einer Lustfahrt auf dem Wasser zurückkommen. Ich will Sie ihm als einen geschickten Baumeister vorstellen: Denn Bauen und Gärtnerei sind seine Steckenpferde. Aber lieber, goldner Herr, halten Sie sich in Schranken; Konstanze ist bei ihm –
 
 
Belmonte
 
 
Konstanze bei ihm? Was sagst du? Ich soll sie sehen?
 
 
Pedrillo
 
 
Gemach, gemach ums Himmels willen, lieber Herr! Sonst stolpern wir – Ah, ich glaube, dort seh ich sie schon angefahren kommen. Gehn Sie nur auf die Seite, wenn er kommt; ich will ihm entgegengehen.
 
 
(geht ab)
 
 
Fünfter Auftritt
 
 
Belmonte allein.
 
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N° 4 Recitativo ed Aria
 
 
Belmonte
 
 
Recitativo
 
 
Konstanze! dich wiederzusehen! – dich! –
 
 
Aria
 
     
 
    O wie ängstlich, o wie feurigSchreibvariante in den Textwiederholungen:
O wie ängstlich, o wie feurig!
 
 
klopft mein liebevolles Herz!Schreibvariante in den Textwiederholungen:
klopft mein liebevolles Herz.
 
 
Und des Wiedersehens Zähre
 
 
lohnt der Trennung bangen Schmerz.
 
 
Schon zittr' ich und wanke,
 
 
schon zag ich und schwanke,
 
 
es hebt sich die schwellende Brust.
 
 
Ist das ihr Lispeln?
 
 
Es wird mir so bange;
 
 
war das ihr Seufzen?
 
 
Es glüht mir die Wange;
 
 
täuscht mich die Liebe, war es ein Traum? –
 
 
Pedrillo
 
 
(kömmt hurtig gelaufen)
 
 
Geschwind, geschwind auf die Seite und versteckt! Der Bassa kömmt.
 
 
(Belmonte versteckt sich.)
 
 
Sechster Auftritt
 
 
Der Bassa Selim und Konstanze kommen in einem Lustschiffe angefahren, vor welchem ein anderes Schiff mit Janitscharenmusik voraus landet. Die Janitscharen stellen sich am Ufer in Ordnung, stimmen folgendes Chor an und entfernen sich dann.
 
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N° 5a Marcia
 
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N° 5b Chor der Janitscharen
 
 
Tutti
 
     
 
    Singt dem großen Bassa Lieder,
 
 
töne, feuriger Gesang;
 
 
und vom Ufer halle wieder
 
 
unsrer Lieder Jubelklang.
 
 
Solo
 
     
 
    Weht ihm entgegen,
 
 
kühlende Winde;
 
 
ebne dich sanfter,
 
 
wallende Flut!
 
     
 
    Singt ihm entgegen,
 
 
fliegende Chöre,
 
 
singt ihm der Liebe
 
 
Freuden ins Herz!
 
 
Tutti
 
     
 
    Singt dem großen Bassa Lieder,
 
 
töne, feuriger Gesang;
 
 
und vom Ufer halle wieder
 
 
unsrer Lieder Jubelklang.
 
 
(Janitscharen ab)
 
 
Siebenter Auftritt
 
 
Selim, Konstanze.
 
 
Selim
 
 
Immer noch traurig, geliebte Konstanze? immer in Tränen? – Sieh, dieser schöne Abend, diese reizende Gegend, diese bezaubernde Musik, meine zärtliche Liebe für dich – Sag, kann nichts von allem dich endlich beruhigen, endlich dein Herz rühren? – Sieh, ich könnte befehlen, könnte grausam mit dir verfahren, dich zwingen –
 
 
(Konstanze seufzt.)
 
 
Selim
 
 
Aber nein, Konstanze, dir selbst will ich dein Herz zu danken haben – dir selbst –
 
 
Konstanze
 
 
Großmütiger Mann! o dass ich es könnte! dass ich's erwidern könnte – aber –
 
 
Selim
 
 
Sag, Konstanze, sag, was hält dich zurück?
 
 
Konstanze
 
 
Du wirst mich hassen.
 
 
Selim
 
 
Nein, ich schwöre dir's. Du weißt, wie sehr ich dich liebe, wie viel Freiheit ich dir vor allen meinen Weibern gestatte; dich wie meine Einzige schätze –
 
 
Konstanze
 
 
O so verzeih!
 
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N° 6 Aria
 
 
Konstanze
 
     
 
    Ach, ich liebte,
 
 
war so glücklich,Schreibvariante in den Textwiederholungen:
war so glücklich!
 
 
kannte nicht der Liebe Schmerz.
 
 
Schwur ihm Treue,
 
 
dem Geliebten;
 
 
gab dahin mein ganzes Herz.
 
     
 
    Doch wie schnellIn der Vorlage sowie in dem Auszug von Constanze Webers Hand steht noch „im Hui“ (BD 626: […]"doch im Hui schwand meine freude"). Mozart hat es in der autographen Partitur bewusst durch „wie schnell“ ersetzt, um eine nach seiner Meinung vulgäre Konnotation zu vermeiden (BD 629: „[…] das hui – habe ich in schnell verändert. also; doch wie schnell schwand meine freude p: ich weis nicht was sich unsere teutsche dichter denken; – wen sie schon das theater nicht verstehen, was die opern anbelangt – so sollen sie doch wenigstens die leute nicht reden lassen, als wen schweine vor ihnen stünden. – hui Sau; –“). schwand meine Freude,
 
 
Trennung war mein banges Los;
 
 
und nun schwimmt mein Aug in Tränen,Schreibvarianten in den Textwiederholungen:
mein Aug schwimmt in Tränen,
es schwimmt in Tränen,
 
 
Kummer ruht in meinem Schoß.
 
 
(Während des Gesanges geht der Bassa unwillig hin und her.)
 
 
Konstanze
 
 
Ach, ich sagt es wohl, du würdest mich hassen. Aber verzeih, verzeih dem liebekranken Mädchen! – Du bist ja so großmütig, so gut. – Ich will dir dienen, deine Sklavin sein, bis ans Ende meines Lebens: Nur verlange nicht ein Herz von mir, das auf ewig versagt ist –
 
 
Selim
 
 
Ha, Undankbare! was wagst du zu bitten?
 
 
Konstanze
 
 
Töte mich, Selim, töte mich! Nur zwinge mich nicht, meineidig zu werden – Noch zuletzt, wie mich der Seeräuber aus den Armen meines Geliebten riss, schwur ich aufs Feierlichste –
 
 
Selim
 
 
Halt ein! Nicht ein Wort! Reize meinen Zorn nicht noch mehr. Bedenke, dass du in meiner Gewalt bist –
 
 
Konstanze
 
 
Ich bin es: Aber du wirst dich ihrer nicht bedienen, ich kenne dein gutes, dein mitleidvolles Herz. Hätte ich's sonst wagen können, dir das meinige zu entdecken? –
 
 
Selim
 
 
Wag es nicht, meine Güte zu missbrauchen –
 
 
Konstanze
 
 
Nur Aufschub gönne mir, Herr! nur Zeit, meinen Schmerz zu vergessen –
 
 
Selim
 
 
Wie oft schon gewährt ich dir diese Bitte –
 
 
Konstanze
 
 
Nur noch diesmal!
 
 
Selim
 
 
Es sei! zum letzten Male! – Geh, Konstanze, geh! Besinne dich eines Bessern, und morgen –
 
 
Konstanze
 
 
(im Abgehn)
 
 
Unglückliches Mädchen! O Belmonte, Belmonte!
 
 
Achter Auftritt
 
 
Selim, Pedrillo, Belmonte.
 
 
Selim
 
 
Ihr Schmerz, ihre Tränen, ihre Standhaftigkeit bezaubern mein Herz immer mehr, machen mir ihre Liebe nur noch wünschenswerter. Ha! wer wollte gegen ein solches Herz Gewalt brauchen? – Nein, Konstanze, nein, auch Selim hat ein Herz; auch Selim kennt Liebe –
 
 
Pedrillo
 
 
Herr! verzeih, dass ich es wage, dich in deinen Betrachtungen zu stören –
 
 
Selim
 
 
Was willst du, Pedrillo?
 
 
Pedrillo
 
 
Dieser junge Mann, der sich in Italien mit vielem Fleiß auf die Baukunst gelegt, hat von deiner Macht, von deinem Reichtum gehört und kommt her, dir als Baumeister seine Dienste anzubieten.
 
 
Belmonte
 
 
Herr! könnte ich so glücklich sein, durch meine geringen Fähigkeiten deinen Beifall zu verdienen.
 
 
Selim
 
 
Hm! Du gefällst mir. Ich will sehen, was du kannst. – (zum Pedrillo) Sorge für seinen Unterhalt. Morgen werde ich dich wieder rufen lassen.
 
 
(geht ab)
 
 
Neunter Auftritt
 
 
Belmonte, Pedrillo.
 
 
Pedrillo
 
 
Ha! Triumph, Triumph, Herr! der erste Schritt war getan.
 
 
Belmonte
 
 
Ach lass mich zu mir selbst kommen! – Ich habe sie gesehen, hab das gute, treue, beste Mädchen gesehen! – O Konstanze, Konstanze! Was könnt ich für dich tun, was für dich wagen?
 
 
Pedrillo
 
 
Ha! gemach, gemach, bester Herr! Stimmen Sie den Ton ein bisschen herab; Verstellung wird uns weit bessere Dienste leisten. Wir sind nicht in unserm Vaterlande. Hier fragen sie den Henker darnach, ob's einen Kopf mehr oder weniger in der Welt gibt. Bastonade und Strick um Hals sind hier wie ein Morgenbrot.
 
 
Belmonte
 
 
Ach, Pedrillo! wenn du die Liebe kenntest –
 
 
Pedrillo
 
 
Hm! Als wenn's mit unsereinem gar nichts wäre. Ich habe so gut meine zärtlichen Stunden als andere Leute. Und denken Sie denn, dass mir's nicht auch im Bauche grimmt, wenn ich mein Blondchen von so einem alten Spitzbuben, wie der Osmin ist, bewacht sehen muss?
 
 
Belmonte
 
 
O wenn es möglich wäre, sie zu sprechen –
 
 
Pedrillo
 
 
Wir wollen sehen, was zu tun ist. Kommen Sie nur mit mir in Garten: Aber, um alles in der Welt, vorsichtig und fein. Denn hier ist alles Aug und Ohr.
 
 
(Sie wollen in den Palast; Osmin kommt ihnen in der Tür entgegen und hält sie zurück.)
 
 
Zehnter Auftritt
 
 
Vorige, Osmin.
 
 
Osmin
 
 
Wohin?
 
 
Pedrillo
 
 
Hinein!
 
 
Osmin
 
 
(zu Belmonte)
 
 
Was will das Gesicht? – Zurück mit dir, zurück!
 
 
Pedrillo
 
 
Ha, gemach, Meister Grobian, gemach! er ist in des Bassa Diensten.
 
 
Osmin
 
 
In des Henkers Diensten mag er sein! Er soll nicht herein!
 
 
Pedrillo
 
 
Er soll aber herein!
 
 
Osmin
 
 
Kommt mir nur einen Schritt über die Schwelle –
 
 
Belmonte
 
 
Unverschämter! Hast du nicht mehr Achtung für einen Mann meines Standes?
 
 
Osmin
 
 
Ei, Ihr mögt mir vom Stande sein! – Fort, fort, oder ich will Euch Beine machen.
 
 
Pedrillo
 
 
Alter Dummkopf! Es ist ja der Baumeister, den der Bassa angenommen hat.
 
 
Osmin
 
 
Meinethalben sei er Stockmeister: Nur komm er mir hier nicht zu nahe. Ich müsste nicht sehen, dass es so ein Kumpan deines Gelichters ist und dass das so eine abgeredte Karte ist, uns zu überlisten. Der Bassa ist weich wie Butter, mit dem könnt ihr machen, was ihr wollt; aber ich habe eine feine Nase. Gaunerei ist's um den ganzen Kram mit euch fremden Gesindel; und ihr abgefeimten Betrüger habt lange euer Plänchen angelegt, eure Pfiffe auszuführen: Aber wart ein bisschen! Osmin schläft nicht. Wär ich Bassa, ihr wärt längst gespießt. – Ja! schneid't nur Gesichter, lacht nur höhnisch in Bart hinein!
 
 
Pedrillo
 
 
Ereifere dich nicht so, Alter; es hilft dir doch nichts. Sieh, soeben werden wir hineinspazieren.
 
 
Osmin
 
 
Ha! das will ich sehen!
 
 
(stellt sich vor die Türe)
 
 
Pedrillo
 
 
Mach keine Umstände. –
 
 
Belmonte
 
 
Weg, Niederträchtiger!
 
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N° 7 Terzett
 
 
Osmin
 
     
 
    Marsch, marsch, marsch, trollt euch fort;
 
 
sonst soll die Bastonade
 
 
euch gleich zu Diensten stehn.
 
 
Belmonte, Pedrillo
 
 
Ei, ei, ei! das wär ja schade,Schreibvariante in den Textwiederholungen:
Ei, ei, ei, das wär ja schade,
Ei, ei, ei, das wär ja schade!
 
 
mit uns so umzugehn.
 
 
Osmin
 
 
Kommt nur nicht näher.
 
 
Belmonte, Pedrillo
 
 
Weg von der Türe.
 
 
Osmin
 
 
Sonst schlag ich drein.
 
 
Belmonte, Pedrillo
 
 
Wir gehn hinein.
 
 
(Sie drängen ihn von der Türe weg.)
 
 
Osmin
 
 
Marsch, fort!Schreibvariante in den Textwiederholungen:
Marsch, marsch!
 
 
Belmonte, Pedrillo
 
 
Platz, fort!Schreibvariante in den Textwiederholungen:
Platz, Platz!
 
 
(zugleich)
 
 
 
 
Osmin
 
 
Ich schlage drein.
 
 
Belmonte, Pedrillo
 
 
Wir gehn hinein.
 
 
 
 
(Sie stoßen ihn weg und gehn hinein.)
 
 
Ende des ersten Akts.