Siebzehnter Auftritt
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Vorige, Manostatos.
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Manostatos
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(ihrer spottend)
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Nur geschwinde, nur geschwinde!
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Ha! – hab ich euch noch erwischt!
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Nur herbei mit Stahl und Eisen;
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wart, man wird euch Mores weisen!
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Den Manostatos berücken! –
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Nur herbei mit Band und Stricken,
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he, ihr Sklaven, kommt herbei! –
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Pamina, Papageno
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Ach! nun ist's mit uns vorbei!
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(Die Sklaven kommen mit Fesseln.)
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Papageno
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Wer viel wagt,
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gewinnt oft viel!
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Komm, du schönes Glockenspiel!
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Lass die Glöckchen klingen, klingen,
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dass die Ohren ihnen singen.
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(schlägt auf seinem Instrument; sogleich singt Manostatos und die Sklaven)
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Manostatos, Sklaven
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Das klinget so herrlich, das klinget so schön!
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La ra la la la la ra la la la la ra la.
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Nie hab ich so etwas gehört und gesehn!
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La ra la la la la ra la la la la ra la.
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(gehen marschmäßig ab)
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Pamina, Papageno
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(lachen)
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Könnte jeder brave Mann
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solche Glöckchen finden,
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seine Feinde würden dann
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ohne Mühe schwinden.
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Und er lebte ohne sie
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in der besten Harmonie!
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Nur der Freundschaft Harmonie
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mildert die Beschwerden;
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ohne diese Sympathie
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ist kein Glück auf Erden.
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(Ein starker Marsch mit Trompeten und Pauken fällt ein.)
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Chor
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(von innen)
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Es lebe Sarastro! Sarastro lebe! –
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Papageno
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Was soll dies bedeuten? Ich zittre, ich bebe! –
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Pamina
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O Freund! nun ist's um uns getan!
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Dies kündigt den Sarastro an!
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Papageno
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O wär ich eine Maus,
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wie wollt ich mich verstecken;
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wär ich so klein wie Schnecken,
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so kröch ich in mein Haus! –
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Mein Kind, was werden wir nun sprechen? –
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Pamina
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Die Wahrheit – sei sie auch Verbrechen! –
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Achtzehnter Auftritt
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Ein Zug von Gefolge; zuletzt fährt Sarastro auf einem Triumphwagen heraus, der von sechs Löwen gezogen wird. Vorige.
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Chor
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Es lebe Sarastro, Sarastro soll leben!
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Er ist es, dem wir uns mit Freuden ergeben!
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Stets mög er des Lebens als Weiser sich freun –
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er ist unser Abgott, dem alle sich weihn.
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(Dieser Chor wird gesungen, bis Sarastro aus dem Wagen ist.)
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Pamina
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(kniet)
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Herr, ich bin zwar Verbrecherin! –
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Ich wollte deiner Macht entfliehn. –
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Allein die Schuld ist nicht an mir!
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Der böse Mohr verlangte Liebe,
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darum, o Herr, entfloh ich dir!
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Sarastro
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Steh auf, erheitre dich, o Liebe,
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denn ohne erst in dich zu dringen,
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weiß ich von deinem Herzen mehr;
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du liebest einen andern sehr.
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Zur Liebe will ich dich nicht zwingen,
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doch geb ich dir die Freiheit nicht.
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Pamina
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Mich rufet ja die Kindespflicht,
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denn meine Mutter – –
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Sarastro
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steht in meiner Macht;
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du würdest um dein Glück gebracht,
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wenn ich dich ihren Händen ließe. –
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Pamina
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Mir klingt der Mutter Namen süße;
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sie ist es –
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Sarastro
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– und ein stolzes Weib. –
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Ein Mann muss eure Herzen leiten,
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denn ohne ihn
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pflegt jedes Weib
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aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten.
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Neunzehnter Auftritt
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Manostatos, Tamino. Vorige.
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Manostatos
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Na, stolzer Jüngling, nur hieher!
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Hier ist Sarastro, unser Herr! –
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Pamina, Tamino
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Er ist's, ich glaub es kaum, er ist's;|
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Sie ist's, sie ist's, es ist kein Traum.
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Es schling mein Arm sich um ihn|sie her,
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und wenn es auch mein Ende wär!
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Chor
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Was soll das heißen?
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Manostatos
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Welch eine Dreistigkeit!
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Gleich auseinander, das geht zu weit!
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(trennt sie)
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(kniet)
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Dein Sklave liegt zu deinen Füßen,
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lass den verwegnen Frevler büßen.
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Bedenk, wie frech der Knabe ist!
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Durch dieses seltnen Vogels List
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wollt er Paminen dir entführen.
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Allein, ich wusst ihn aufzuspüren.
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Du kennst mich! – Meine Wachsamkeit –
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Sarastro
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verdient, dass man ihr Lorbeer streut.
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He! gebt dem Ehrenmann sogleich –
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Manostatos
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Schon deine Gnade macht mich reich! –
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Sarastro
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nur siebenundsiebenzig Sohlenstreich!
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Manostatos
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(kniet)
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Ach Herr, den Lohn verhofft ich nicht.
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Sarastro
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Nicht Dank! Es ist ja meine Pflicht!
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(Manostatos wird fortgeführt.)
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Chor
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Es lebe Sarastro, der göttliche Weise,
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er lohnet und strafet in ähnlichem Kreise.
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Sarastro
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Führt diese beiden Fremdlinge
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in unsern Prüfungstempel ein,
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bedecket ihre Häupter dann –
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sie müssen erst gereinigt sein.
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(Zwei bringen eine Art Sack und bedecken die Häupter der beiden Fremden.)
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Chor
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Wenn Tugend und Gerechtigkeit
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den großen Pfad mit Ruhm bestreut,
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dann ist die Erd ein Himmelreich
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und Sterbliche den Göttern gleich.
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Ende des ersten Aufzugs.
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