Achtzehnter Auftritt
 
 
Ein Zug von Gefolge; zuletzt fährt Sarastro auf einem Triumphwagen heraus, der von sechs Löwen gezogen wird. Vorige.
 
 
Chor
 
 
Es lebe Sarastro, Sarastro soll leben!
 
 
Er ist es, dem wir uns mit Freuden ergeben!
 
 
Stets mög er des Lebens als Weiser sich freun –
 
 
er ist unser Abgott, dem alle sich weihn.
 
 
(Dieser Chor wird gesungen, bis Sarastro aus dem Wagen ist.)
 
 
Pamina
 
 
(kniet)
 
     
 
    Herr, ich bin zwar Verbrecherin! –
 
 
Ich wollte deiner Macht entfliehn. –
 
 
Allein die Schuld ist nicht an mir!
 
 
Der böse Mohr verlangte Liebe,
 
 
darum, o Herr, entfloh ich dir!
 
 
Sarastro
 
 
Steh auf, erheitre dich, o Liebe,
 
 
denn ohne erst in dich zu dringen,
 
 
weiß ich von deinem Herzen mehr;
 
 
du liebest einen andern sehr.
 
 
Zur Liebe will ich dich nicht zwingen,
 
 
doch geb ich dir die Freiheit nicht.
 
 
Pamina
 
 
Mich rufet ja die Kindespflicht,
 
 
denn meine Mutter – –
 
 
Sarastro
 
 
steht in meiner Macht;
 
 
du würdest um dein Glück gebracht,
 
 
wenn ich dich ihren Händen ließe. –
 
 
Pamina
 
 
Mir klingt der Mutter Namen süße;
 
 
sie ist es –
 
 
Sarastro
 
 
– und ein stolzes Weib. –
 
 
Ein Mann muss eure Herzen leiten,
 
 
denn ohne ihn
 
 
pflegt jedes Weib
 
 
aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten.
 
 
Neunzehnter Auftritt
 
 
Manostatos, Tamino. Vorige.
 
 
Manostatos
 
     
 
    Na, stolzer Jüngling, nur hieher!
 
 
Hier ist Sarastro, unser Herr! –
 
 
Pamina, Tamino
 
 
Er ist's, ich glaub es kaum, er ist's;|
 
 
Sie ist's, sie ist's, es ist kein Traum.
 
 
Es schling mein Arm sich um ihn|sie her,
 
 
und wenn es auch mein Ende wär!
 
 
Chor
 
 
Was soll das heißen?
 
 
Manostatos
 
 
Welch eine Dreistigkeit!
 
 
Gleich auseinander, das geht zu weit!
 
 
(trennt sie)
 
 
(kniet)
 
 
Dein Sklave liegt zu deinen Füßen,
 
 
lass den verwegnen Frevler büßen.
 
 
Bedenk, wie frech der Knabe ist!
 
 
Durch dieses seltnen Vogels List
 
 
wollt er Paminen dir entführen.
 
 
Allein, ich wusst ihn aufzuspüren.
 
 
Du kennst mich! – Meine Wachsamkeit –
 
 
Sarastro
 
 
verdient, dass man ihr Lorbeer streut.
 
 
He! gebt dem Ehrenmann sogleich –
 
 
Manostatos
 
 
Schon deine Gnade macht mich reich! –
 
 
Sarastro
 
 
nur siebenundsiebenzig Sohlenstreich!
 
 
Manostatos
 
 
(kniet)
 
 
Ach Herr, den Lohn verhofft ich nicht.
 
 
Sarastro
 
 
Nicht Dank! Es ist ja meine Pflicht!
 
 
(Manostatos wird fortgeführt.)
 
 
Chor
 
 
Es lebe Sarastro, der göttliche Weise,
 
 
er lohnet und strafet in ähnlichem Kreise.
 
 
Sarastro
 
 
Führt diese beiden Fremdlinge
 
 
in unsern Prüfungstempel ein,
 
 
bedecket ihre Häupter dann –
 
 
sie müssen erst gereinigt sein.
 
 
(Zwei bringen eine Art Sack und bedecken die Häupter der beiden Fremden.)
 
 
 
 
 
 
 
 
Chor
 
     
 
    Wenn Tugend und Gerechtigkeit
 
 
den großen Pfad mit Ruhm bestreut,
 
 
dann ist die Erd ein Himmelreich
 
 
und Sterbliche den Göttern gleich.
 
 
Ende des ersten Aufzugs.