Kritische Edition des deutschen Libretto-Drucks Wien 1786       Diplomatische Übertragung des deutschen Libretto-Drucks Wien 1786 
Vierter Auftritt
 
Vierter Auftritt.
Barberina allein.
 
stage407x{Barberina allein.}
 
{} 
"Zur Linken in dem Gezelte", so sagte er, und dieser… und dieser… und dann, wenn er nicht käme? Welche gute Leute! Mit harter Mühe geben sie mir eine Pomeranze, eine Birn, eine Brezel. "Für wen, Mademoiselle?" "Meine Herrn, für jemanden." "Das wissen wir schon: ganz gut." "Der Herr hasset ihn und ich hab ihn lieb." Doch es hat mir einen Kuss gekostet, und was demnach? Vielleicht gibt mir jemand wieder einen… Ich sterbe.
 
    Zur linken in dem Gezelte: so sagte er:
und dieser… und dieser… und
dann, wenn er nicht käme. Welche
gute Leute! mit harter Mühe geben sie
mir einen Pomeranzen, eine Birn, eine
Bretzel. Für wen Mademoiselle? mei=
ne Herrn für jemanden; das wissen wir
schon: ganz gut. Der Herr hasset ihn,
und ich hab ihn lieb. Doch es hat
mir einen Knß gekostet, und was dem=
nach? vielleicht giebt mir jemand wie=
der einen… ich sterbe.
 
stage408x{}
Fünfter Auftritt
 
Fünfter Auftritt
 
stage406x{Ein dichter Garten mit zween gangba=
ren – –}
Figaro allein, dann Bartholo, Basilio und ein Haufen Arbeiter.
 
stage409x{Figaro allein, dann Bar=
tholo, Basilio, und ein Haufen Ar=
beiter.}
Figaro
 
Fig.
Ist die Barberina… Wer kömmt da?
 
Ist die Barberina… wer kömmt da?
Basilio
 
Bas.
Es sind jene, die du eingeladen hast.
 
Es sind jene, die du eingeladen hast.
Bartholo
 
Bart.
 
stage410a{}
Welch eine garstige Schnauze! Du siehest einem Aufwiegler gleich: Was bedeutet denn diese traurige Zubereitung?
 
Welch eine garstige Schnauze! du siehest
einem Aufwiegler gleich: was bedeutet
denn diese traurige Zubereitung.
Figaro
 
Fig.
Du wirst es bald sehen, in eben diesem Orte werden wir das Fest meiner ehrlichen Braut und des Lehnherrn feiern.
 
Du wirst es bald sehen, in eben diesem
Orte werden wir das Fest meiner ehrlichen
Braut, und des Lehnherrn feyern.
Basilio
 
Bas.
Gut, gut, itzt verstehe ich, wie sich die Sache verhält. (Sie haben es untereinander ohne mich ausgemacht.)
 
Gut, gut, izt verstehe ich, wie sich die
Sache verhält; (Sie haben es unterein=
ander ohne mich ausgemacht.)
Figaro
 
Fig.
Indessen entfernet euch nicht von dieser Gegend; ich gehe, gewisse Befehle auszuteilen, gleich werde ich wieder da sein, auf einen Pfiff laufet alle herzu.
 
Indessen entfernet euch nicht von dieser
Gegend, ich gehe, gewisse Befehle auszu=
theilen, gleich werde ich wieder da seyn
auf einen Pfif laufet alle herzu.
(Gehen alle ab. Bartholo, Basilio bleiben.)
 
stage411x{(Gehen alle ab. Bartholo, Basilio bleiben.)}
Sechster Auftritt
 
Sechster Auftritt.
Basilio und Bartholo.
 
stage412x{Basilio und Bartolo.}
Basilio
 
Bas.
Er hat den Teufel im Leib.
 
Er hat den Teufel im Leib.
Bartholo
 
Bart.
Was ist denn geschehen?
 
Was ist denn geschehen?
Basilio
 
Bas.
Nichts; die Susanna gefällt dem Grafen, sie hat ihn wohin bestellt, das gefällt dem Figaro nicht.
 
Nichts; die Susanna gefällt dem Gra=
fen, sie hat ihn wohin bestellt, das ge=
fällt dem Figaro nicht.
Bartholo
 
Bart.
Wie? Sollt er's also ruhig ertragen?
 
Wie? sollt ers also ruhig ertragen?
Basilio
 
Bas.
Warum sollt er's denn nicht, da es doch so viele andere ertragen? Und dann sage mir: Was kann er dadurch gewinnen? Freund! Mit den Großen zu trutzen ist's immer gefährlich; sie geben für hundert nur neunzig und siegen doch immer.
 
Warum sollt ers denn nicht? da es doch
so viele andere ertragen, und dann sage
mir, was kann er dadurch gewinnen?
Freund! mit den Grossen zu truzen ists
immer gefährlich; sie geben für hundert
nur neunzig, und siegen doch immer.
 
{} 

     In jenen Jahren, in welchen die Vernunft mit weniger Erfahrung begabet ist, glimmte auch in meinem Busen das nämliche Feuer, und beging Torheiten, die nun ferne von mir sind.
 
    In jenen Jahren, in welchen die Ver=
nunft mit weniger Erfahrung bega=
bet ist, glimmte auch in meinem Bu=
sen das nämliche Feuer, und begieng
Thorheiten, die nun ferne von mir
sind.

     Mit der Zeit und nach vielen Gefahren besuchte mich Madame Gelassenheit, und trieb mir allen Eigensinn aus dem Kopfe.
 
    Mit der Zeit, und nach vielen Gefah=
ren besuchte mich Madame Gelassen=
heit, und trieb mir allen Eigensinn
aus dem Kopfe.

     Sie führte mich einst nahe an einer kleinen Hütte und, als sie von der Mauer dieses einsamen Aufentaltes eine Eselshaut herunternahm, "Nimm, lieber Sohn", sprach sie, dann verschwand sie und verließ mich.
 
    Sie führte mich einst nahe an einer
kleinen Hüte, und als sie von der
Mauer dieses einsamen Aufenthaltes
eine Eselshaut herunter nahm, nimm
lieber Sohn, sprach sie, dann ver=
schwand sie, und verlies mich.

     Als ich mit Aufmerksamkeit dieses Geschenk betrachtete, umnebelte sich der Himmel, es donnerte, brach ein häufiger Regen und krachender Schauer aus. Sieh, ich muss mir gelegen sein lassen, die Glieder mit der Eselshaut, die sie mir geschenkt hat, bedecken zu können.
 
    Als ich mit Aufmerksamkeit dieses Ge=
schenk betrachtete, umnebelte sich der
Himmel, es donnerte, brach ein häu=
figer Regen und krachender Schauer
aus.
 
    Sieh, ich muß mir gelegen seyn lassen,
die Glieder mit der Eselshaut, die
sie mir geschenket hat, bedecken zu
können.

     Das Ungewitter lässt nach, ich ging zween Schritte, als sich ein schreckliches wildes Tier mir näherete: Es ist schon bald mit dem gierigen Rachen neben mir, ich habe keine Hoffnung mehr, mich wehren zu können; allein, als es den schlechten Geruch meiner Kleidung bemerkte, verging ihm der Appetit solchermaßen, dass, nachdem es einen verächtlichen Blick auf mich warf, sich wieder in den Wald begab.
 
    Das Ungewitter läßt nach, ich gieng
zwenn Schritte, als sich ein schreck=
liches wildes Thier mir näherete,
es ist schon bald mit dem gierigen
Rachen neben mir, ich habe keine
Hofnung mehr, mich wehren zu
können; allein als es den schlechten
Geruch meiner Kleidung bemerkte,
vergieng ihm der Appetit solchermas=
sen, daß, nachdem es einen verächt=
lichen Blick auf mich warf, sich wie=
der in den Wald begab.

     Auf diese Weise hat mich das Schicksal gelehret, dass man den Unbilden, der Schande, den Gefahren und dem Tode selbst mit einer Eselshaut ausweichen kann.
 
    Auf diese Weise hat mich das Schick=
saal gelehret, daß man den Unbil=
den, der Schande, den Gefahren,
und dem Tode selbst mit einer Esels=
haut ausweichen kann.
 
stage413x{}
Siebenter Auftritt
 
Siebenter Auftritt.
Figaro allein.
 
stage414x{Figaro allein.}
Alles ist bereit, die Stunde kann nicht weit sein; ich höre Leute… Sie ist es… Nein, es ist niemand… Die Nacht ist finster. Undankbare! Und in dem Augenblicke meiner Zerimonie. – Lesend lachte er, und, als ich ihn sah, lachte ich bei mir selbst, ohne es zu wissen. O Susanna! Susanna, wie viel Kummer verursachst du mir nicht! Mit jener aufrichtigen Miene… mit jenen eingezogenen Augen… wer hätte es jemals geglaubet! Ach, einem Frauenzimmer trauen, ist immer eine Torheit.
 
Alles ist bereit, die Stunde kann nicht
weit seyn; ich höre Leute… sie ist es…
nein es ist niemand… die Nacht ist finster.
Undankbare! und in dem Augenblicke mei=
ner Cerimonie. – Lesend lachte er, und
als ich ihn sah, lachte ich bey mir selbst,
ohne es zu wissen. O Susanna! Susanna
wie viel Kummer verursachst du mir nicht!
mit jener aufrichtigen Miene,… mit jenen
eingezogenen Augen… wer hätte es je=
mals geglaubet! Ach einem Frauenzimmer
trauen, ist immer eine Thorheit.

     Machet doch ein wenig die Augen auf, ihr unvorsichtige törichte Männer! Sehet die Weiber, sehet, was sie sind.
 
    Machet doch ein wenig die Augen auf,
ihr unvorsichtige thörichte Männer!
sehet die Weiber, sehet, was sie sind.
Sie, die von den getäuschten Sin=
nen vergöttert werden, denen sich die
schwache Vernunft solche anbetend
unterwirft, sind Hexen, die uns
verblenden, um uns zu quälen,
Sirenen, welche singen, um uns in
des Meeres Abgrund zu versenken.

     Sie, die von den getäuschten Sinnen vergöttert werden, denen sich die schwache Vernunft solche anbetend unterwirft, sind Hexen, die uns verblenden, um uns zu quälen, Sirenen, welche singen, um uns in des Meeres Abgrund zu versenken, Nachteulen, die uns locken, um uns die Federn auszurupfen, Kometen, die da schimmern, um uns das Licht zu benehmen. Sie sind dörnichte Rosen, reizende Füchse, gutherzige Bären, arglistige Tauben, im Betrügen wohl erfahren, sie freuet das Schmachten anderer, sie verstellen sich, sie lügen; kurz sie fühlen keine Liebe und kein Mitleiden, das Übrige zu geschweigen, so jedermann ohnehin weiß.
 
 
    Nachteule, die uns locken, um uns
die Federn auszurupfen.
 
    Cometen, die da schimmern, um uns
das Licht zu benehmen.
 
    Sie sind dörnichte Rosen, reizende Füch=
se, gutherzige Bären, arglistige Tau=
ben, im Betrügen wohl erfahren,
sie freuet das Schmachten anderer,
sie verstellen sich, sie lügen; kurz sie
fühlen keine Liebe, und kein Mitt=
leiden, das übrige zu geschweigen,
so jedermann ohnehin weis.
 
stage415x{}
Achter Auftritt
 
Achter Auftritt.
Susanna, die Gräfin, Marzellina, Figaro.
 
stage416x{Susanna, die Gräfinn, Marzellina, Figaro.}
Susanna
 
Sus.
Sie sagten, Madame, es würde auch Figaro hieherkommen.
 
Sie sagten Madame, es würde auch Fi=
garo hieherkommen,
Marzellina
 
Marz.
Er ist wohl schon da; rede in einem niederen Tone.
 
Er ist wohl schon da; rede in einem
niederen Tone.
Susanna
 
Sus.
Einer höret uns also zu; und der andere muss kommen, um mich aufzusuchen; fangen wir an.
 
Einer höret uns also zu; und der andere
muß kommen, um mich aufzusuchen; Fan=
gen wir an.
Marzellina
 
Marz.
 
stage417x{}
Ich will mich dahinten verstecken.
 
Ich will mich dahinten verstecken.
Neunter Auftritt
 
Neunter Auftritt
Die Vorigen, dann Figaro.
 
stage418a{Die Vorigen, dann Figaro.}
Susanna
 
Sus.
 
stage418b{}
Madame, Sie zittern; ist es Ihnen vielleicht kalt?
 
Madame Sie zittern; ist es Ihnen viel=
leicht kalt?
Die Gräfin
 
Die Gr.
Die Nacht kömmt mir ganz feucht vor; ich gehe zurück.
 
Die Nacht kömmt mir ganz feucht vor;
ich gehe zurück.
Figaro
 
Fig.
 
stage418c{}
Nun sind wir an dem wichtigsten Entscheidungspunkt!
 
Nun sind wir an dem wichtigsten Entschei=
dungspunkt!
Susanna
 
Sus.
 
stage419x{}
Wenn Sie, Madame, erlauben, werde ich unter diesen Lauben eine halbe Stunde frische Luft schöpfen.
 
Wenn Sie Madame erlauben, werde ich
unter diesen Lauben eine halbe Stunde fri=
sche Luft schöpfen.
Figaro
 
Fig.
Frische Luft! Frische Luft!
 
Frische Luft! frische Luft!
Die Gräfin
 
Die Gr.
 
stage420x{}
Bleibe meinetwegen.
 
Bleibe meinetwegen.
Susanna
 
Sus.
 
stage421a{}
Der Schelm steht auf der Wache! Ich will mich ein wenig unterhalten und ihn für seine Zweifel belohnen.
 
Der Schelm steht auf der Wache!
 
    Ich will mich ein wenig unterhalten
und ihn für seine Zweifel belohnen
 
{} 

     Endlich habe ich den Augenblick erreichet, in welchem ich sorglos in den Armen meines Abgottes die große Freude genießen werde. Entfernet euch von meinem Busen, ihr feige Sorgen! Lasset mich ungestöret in meinem Vergnügen! O wie begünstiget alles die Liebesflamme! Die Annehmlichkeit des Ortes, die Erde und der Himmel! Wie scheinet die Nacht meinem Vorhaben zu ensprechen!
 
    Endlich habe ich den Augenblick errei=
chet, in welchem ich sorglos in den
Armen meines Abgottes die grosse
Freude genießen werde; Entfernet
euch von meinem Busen ihr feige
Sorgen! lasset mich ungestöret in
meinem Vergnügen! O wie begün=
stiget alles die Liebesflamme! die
Annehmlichkeit des Ortes, die Erde
und der Himmel! wie scheinet die
Nacht meinem Vorhaben zu enspre=
chen!

     O! so komme doch, komme, verweile nicht, du schönstes Kleinod! Eile her, wo dich zu Süßigkeiten die Liebe entladet, so lang das nächtliche Gestirn nicht leuchtet, so lange die Luft mit Finsternis umgeben ist und Stille unter den Menschen herrschet. Hier murmelt der Bach; hier lispeln Zephyre, erquicken das Herz mit süßem Geräusche; hier lächeln uns die Blumen und die Kühle des Grases zu; hier reizet uns alles zu den Freuden der Liebe. Komm, mein Schatz, unter diesem verwickelten Gesträuche will ich mit einem Kranze von Blumen dein Haupt umwinden.
 
    O! so komme doch, komme, verweile
nicht, du schönstes Kleinod! eile herr,
wo dich zu Süssigkeiten die Liebe
einladet, so lang das nächtliche Ge=
stirn nicht leuchtet, so lange die
Luft mit Finsterniß umgeben ist,
und Stille unter den Menschen her=
schet. Hier murmelt der Bach,
hier lispeln Zephyre, erquicken das
Herz mit süssem Geräusche; hier
lächeln uns die Blumen, und die
Kühle des Grases zu. Hier reizet
uns alles zu den Freuden der Liebe;
Komm mein Schatz, unter diesem
verwickelten Gesträuche will ich mit
einem Kranze von Blumen dein
Haupt umwinden.
Zehnter Auftritt
 
Zehnter Auftritt.
Die Vorigen, dann Cherubin.
 
stage422a{Die Vorigen, dann Cherubin.}
Figaro
 
Fig.
Treulose! Auf diese Weise könntest du mir vorlügen? Ich weiß nicht, ob ich wache oder schlafe.
 
Treulose! auf diese Weise, könntest du
mir vorlügen? Ich weis nicht, ob ich
wache, oder schlaffe.
Cherubin
 
Cher.
 
stage422b{}
La, la, la, la, la, la, la, la, lera!
 
La, la, la, la, la, la, la, la, lera!
Ihr Weiber, die ihr wisset, was die Liebe ist.
Sehet, ob sie nicht in meinem Herze ist.

     Ihr Weiber, die ihr wisset, was die Liebe ist, sehet, ob sie nicht in meinem Herzen ist.
 
Die Gräfin
 
Die Gr.
Der kleine Page!
 
Der kleine Page!
Cherubin
 
Cher.
Ich höre Leute: Ich will da hineingehen, wo die Barberina ist. O! das ist ja ein Frauenzimmer!
 
Ich höre Leute: ich will da hineingehen,
wo die Barberina ist. O! das ist ja ein
Frauenzimmer!
Die Gräfin
 
Die Gr.
Ach! weh mir!
 
Ach! weh mir!
Cherubin
 
Cher.
Wenn ich mich nicht trüge: Der Hut, den ich sehe, scheinet mir der Susanna zu sein.
 
Wenn ich mich nicht trüge, der Hut,
den ich sehe, scheinet mir der Susanna
zu seyn.
Die Gräfin
 
Die Gr.
Und wenn itzt der Graf kommt? Grausames Schicksal!
 
Und wenn itzt der Graf kommt.
Grausames Schicksaal!
Eilfter Auftritt
 
Eilfter Auftritt.
Die Gräfin, Susanna, der Graf, Cherubin, Figaro.
 
stage422c{Die Gräfin, Susanna, der Graf,
Cherubin, Figaro.}
Cherubin
 
Cher.
Ganz leise will ich mich ihr nähern, die Zeit wird nicht verloren sein.
 
Ganz leise will ich mich ihr nähern,
die Zeit wird nicht verlohren seyn.
Die Gräfin
 
Die Gr.
Ach, wenn nur der Graf kömmt! Es wird gewiss ein Gezänke abgeben.
 
Ach wenn nur der Graf kömmt!
es wird gewiß ein Gezänke abgeben.
Cherubin
 
Cher.
 
stage423x{}
Susannchen – – – Sie antwortet nicht – – – verdecket das Gesicht mit der Hand – – – Itzt will ich ihr einen Possen spielen.
 
Susanchen – – – sie antwortet
nicht – – – verdecket das Gesicht
mit der Hand – – – Itzt will ich
ihr einen Possen spielen. stage424a{(er nimmt sie
bey der Hand, sträuchelt sie,} stage424b{die Grä=
fin will sich von ihm loß machen)}
 
ens068b{Anfang zu zwey}
Die Gräfin
 
Die Gr.
Wie keck! du Ausgelassener, mache dich gleich von hier weg.
 
Wie keck! du ausgelassener; mache
dich gleich von hier weg. stage426x{(sie verän=
dert die Stimme.)}
Cherubin
 
Cher.
Wie verstellt! du Boshafte! ich weiß schon, was du da tuest!
 
Wie verstellt! du boshafte!
ich weiß schon, was du da thuest!
 
ens068b{Ende zu zwey}
 
stage427a{}
Der Graf
 
Der Gr.
Da ist sie, meine Susanna.
 
Da ist sie meine Susanna. stage427a{(in der
Stellung, wenn man von weitem
etwas bemerket.)}
Figaro, Susanna
 
Fig./Sus. ens069x{a 2}
Da ist der Vogelfänger!
 
Da ist der Fogelfänger! stage429x{(Fig und
Sus. die weit von einander ent=
fernt sind.)}
Cherubin
 
Cher.
Sei mit mir nicht so grausam.
 
Sey mit mir nicht so grausam,
Susanna, Figaro, der Graf
 
Sus./Fig./Der Gr. ens070x{zu 3}
Ach, mir pocht das Herz gewaltsam in meinem Busen! Ist jemand anderer mit ihr.
 
Ach mir pochet das Herz ge=
waltsam in meinen Busen!
ist jemand anderer mit ihr.
Die Gräfin
 
Die Gr.
Gehe alsogleich, sonst lasse ich Leute kommen.
 
Gehe alsogleich,
sonst lasse ich Leute kommen.
Cherubin
 
Cher.
Gib mir einen Kuss, sonst ist alles vergebens.
 
Gieb mir einen Kuß sonst ist alles
vergebens. stage431x{(er hält sie fest bey der
Hand.)}
Figaro, Susanna, der Graf
 
Fig./Sus./Der [Gr.] ens071x{zu 3}
Der Stimme nach ist es der Page.
 
Der Stimme nach ist es derPage.
Die Gräfin
 
Die Gr.
Einen Kuss! was für eine Keckheit!
 
Einen Kuß! was für eine Keckheit!
Cherubin
 
Cher.
Und warum sollte ich das nicht tun dürfen, was nun bald der Graf tun wird?
 
Und warum sollte ich das nicht thun
dürfen, was nun bald der Graf thun
wird?
Figaro, Susanna, iDer Graf, die Gräfin
 
Fig./Sus./iDer Gr./Die Gr. ens072x{zu 4}
Verwegener!
 
Verwegener! stage433x{(jeder für sich.)}
Cherubin
 
Cher.
O! was für Grimassen! Erinnerst du dich, wie ich hinter dem Sofa steckte?
 
Oh! was für Grimassen! Erinnerst du
dich, wie ich hinter dem Sopha steckte?
Figaro, Susanna, der Graf, die Gräfin
 
Fig./Sus./Der Gr./Die Gr. ens073a{zu 4}
Wenn der Henker noch länger da bleibt, so wird er das ganze Werk verderben!
 
Wenn der Henker noch länger
da bleibt, so wird er das
ganze Werk verderben! stage435x{(wie
oben.)}
Cherubin
 
Cher.
Da hast du indessen – – –
 
Da hast du indessen – – – stage436a{(der
Page will der Gräfin einen Kuß ge=
ben,} stage436b{der Graf kömmt dazwischen, und
bekömmt selbst den Kuß.)}
Die Gräfin, Cherubin
 
Die Gr./Cher. ens073b{zu 2}
O Gott! der Graf!
 
O Gott! der Graf! stage437x{(der Page
gehet zu der Barberina hinein.)}
(Der Page gehet zu der Barberina hinein.)
 
stage437x{}
Figaro
 
Fig.
 
stage438x{}
Ich will sehen, was sie da tun.
 
Ich will sehen was sie da thun. stage439x{(der
Graf will den Cher. eine Ohrfeige ge=
ben, Figaro kömmt eben dazu und be=
kömmt sie selbst.)}
Der Graf
 
Der Gr.
Damit du es nicht wiederholest, so nimm diese da!
 
Damit du es nicht wiederholest, so
nimm diese da!
Figaro
 
Fig. ens074x{zu 3}
O! welch einen schönen Vorteil habe ich mit meinem Vorwitze gemacht.
 
O! welch' einen schönen Vortheil
habe ich mit meinem Vorwitze gemacht.
(Susanna, die es sieht, lacht.)
 
stage442x{(Susanna die es sieht, lacht.}
 
stage443x{}
Susanna, die Gräfin, der Graf
 
Sus.
Er hat einen schönen Nutzen mit seinem Vorwitze|mit seiner Verwegenheit davon getragen.
 
Er hat einen schönen Nutzen;
 
Die Gr./Der Gr.
 
Mit seinem mit seinem Vorwitze|Mit seiner Verwegenheit davon getra=
gen
Zwölfter Auftritt
 
Zwölfter Auftritt.
Der Graf, Susanna, Figaro, die Gräfin.
 
stage444x{Der Graf, Susanna, Figaro, die
Gräfin.}
Der Graf
 
Der Gr.
Endlich ist er fort, der Bösewicht. Komm herbei, mein Schatz.
 
Endlich ist er fort der Bösewicht.
Komm herbey mein Schatz. stage445x{(zu der
Gräfin.)}
Die Gräfin
 
Die Gr.
Weil es Ihnen so gefällig ist, hier bin ich.
 
Weil es Ihnen so gefällig ist, hier
bin ich.
Figaro
 
Fig.
Welch ein nachgiebiges Frauenzimmer! Welch eine gutherzige Braut!
 
Welch ein nachgiebiges Frauenzimmer!
welch' eine gutherzige Braut!
Der Graf
 
Der Gr.
Reiche mir deine Hand.
 
Reiche mir deine Hand.
Die Gräfin
 
Die Gr.
Hier ist sie.
 
Hier ist sie.
Der Graf, Figaro
 
Der Gr./Fig. ens075x{zu 2}
Liebenswürdige!
 
Liebenswürdige!
 
Der Graf
 
Der Gr.
O wie zart sind diese Finger! wie fein diese Fellhaut! Ich fühle einen Trieb, so die Liebesflammen in mir rege macht!
 
O wie zart sind diese Finger! wie
fein diese Fell Haut! Ich fühle einen Trieb,
so die Liebesflammen in mir rege macht!
Susanna, die Gräfin, Figaro
 
Sus./Die Gr./Fig. ens076x{zu 3}
Das blinde Vorurteil spottet der Vernunft, täuschet die Sinne!
 
Das blinde Vorurtheil
spottet der Vernunft, täu=
schet die Sinne!
 
ens068c{}
Der Graf
 
Der Gr.
Nebst dem Heuratgute nimm, o Schöne, diesen Ring, so dir ein Liebhaber zum Zeugen seiner Liebe gibt.
 
Nebst dem Heurathgute, nimm o
Schöne diesen Ring, so dir ein Liebhaber
zum Zeugen seiner Liebe gibt. stage448x{(er giebt
ihr einen Ring.)}
Die Gräfin
 
Die Gr.
Susanna nimmt von ihrem Guttäter alles an.
 
Susanna nimmt von ihren Gut=
thäter alles an.
Die Gräfin, Figaro, Susanna
 
Die Gr./Fig./Sus. ens077x{zu 3}
Es gehet alles nach Wünschen! Doch es muss noch etwas Besseres folgen.
 
Es gehet alles nach Wünschen! doch es muß noch etwas bes=
seres folgen.
Die Gräfin
 
Die Gr.
 
stage450x{}
Mein Herr, ich sehe das Licht brennender Fackeln.
 
Mein Herr ich sehe das Licht bren=
nender Fackeln.
 
ens068d{}
Der Graf
 
Der Gr.
Gehen wir, meine schöne Göttin, wir wollen uns verstecken!
 
Gehen wir meine schöne Göttin
wir wollen uns verstecken!
Figaro, Susanna
 
Fig./Sus. ens078x{}
Kommt, ihr dumme Ehemänner, lernet.
 
Kommt ihr dummen Ehemänner,
lernet;
 
ens068d{}
Die Gräfin
 
Die Gr.
Dort in das finstere Gebüsch, mein Herr?
 
Dort in das finstere Gebüsch mein
Herr?
Der Graf
 
Der Gr.
Das will ich eben; du weißt ja, daß ich nicht zum Lesen hingehe.
 
Das will ich eben; du weißt ja,
daß ich nicht zum lesen hingehe.
 
ens079x{Anfang Zu 3}
Figaro
 
Fig.
Die Treulose folget ihm auf dem Fuße. Alles Zweifeln ist vergebens!
 
Die treulose folget ihm auf dem Fusse.
Alles zweifeln ist vergebens!
Susanna
 
Sus.
Die Arglistigen sind gefangen!
 
Die arglistigen sind gefangen!
Die Gräfin
 
Die Gr.
Die Sache geht nach Wunsch!
 
Die Sache geht nach Wunsche!
 
ens079x{Ende Zu 3}
Der Graf
 
Der Gr.
Wer gehet da?
 
Wer gehet da? stage453x{(Fig. geht vorbey;
der Graf in einem gebieterischen Tone.)}
Figaro
 
Fig.
Leute gehen.
 
Leute gehen. stage454x{(zornig.)}
 
ens080x{}
Die Gräfin
 
Der Gr./Die Gr. ens081x{zu 2}
Figaro ist da, ich gehe.
 
Figaro ist da, ich gehe,
Gehe ich komme nach; stage456a{(der Gr.
verlieret sich durch das Ge=
büsch aus dem Angesichte der
Zuschauer;} stage456b{die Gr. gehet
rechts hinein)}
Gehe, ich komme nach.
 
 
ens080x{}
Dreizehnter Auftritt
 
Dreyzehnder Auftritt.
Figaro, Susanna.
 
stage457x{Figaro. Susanna.}
Figaro
 
Fig.
Alles ist ruhig und einsam: Die schöne Venus ist hineingegangen. Ich als ein anderer Vulkan dieses Jahrhunderts werde sie mit dem reizvollen Kriegesgotte überfallen können.
 
Alles ist ruhig und einsam: die schön
Venus ist hineingegangen. Ich als ein
anderer Vulkan dieses Jahrhunderts wer=
de sie mit dem Reiz=vollen Krieges=
Gotte überfallen können.
Susanna
 
Sus.
Ei! Figaro, schweige.
 
Ey! Figaro schweige. stage458x{(in einem erhabe=
nen Tone.)}
Figaro
 
Fig.
O! diese ist die Gräfin – – – Sie kommen zu Recht hieher; dort werden Sie es selbst sehen, der Graf und meine Braut – – – Mit eigener Hand sollen Sie die Sache betasten.
 
Oh! diese ist die Gräfin – – – sie
kommen zu recht hieher; dort werden
sie es selbst sehen; der Graf und mei=
ne Braut – – – mit eigener Hand
sollen sie die Sache betasten.
Susanna
 
Sus.
Rede in einem niederen Tone; ich gehe von dieser Stelle nicht weg, aber ich will mich rächen.
 
Rede in einem niederen Tone; ich gehe
von dieser Stelle nicht weg; aber ich will
mich rächen. stage459a{(Susanna vergißt die
Stimme zu verändern.)}
Figaro
 
Fig.
 
stage459b{}
(Susanna!) Rächen?
 
(Susanna) rächen?
 
stage459c{}
Susanna
 
Sus.
Ja.
 
Ja
Figaro
 
Fig
Wie konnte dieses geschehen?
 
Wie konnte dieses geschehen?
 
ens082x{}
 
speaker008x{}
 
stage460b{}
(Der Fuchs will mich überraschen!Ich will ihre Reden stützen.)
 
text021x{(der Fuchs
will mich überraschen!)} text022x{Ich will ihre Re=
den stützen.}
Susanna
 
speaker009x{Sus.}
 
stage460c{}
(Ich will den Boshafen überfallen;dann weiß ich, was zu tun ist.)
 
text023x{Ich will den boshafen überfallen;} text024x{daun
weiß ich was zu thun ist.}
 
ens082x{}
Figaro
 
Fig.
Ach, wenn Madame es wollte!
 
Ach wenn Madame es wollte! stage461x{(komisch
gezwungen.)}
Susanna
 
Sus.
Ganz gut, geschwinde um!
 
Ganz gut geschwinde um!
Figaro
 
Fig.
Hier bin ich zu Ihren Füßen. Die Liebesflamme steiget in meinem Herzen empor! Überlegen Sie den Platz; denken Sie an den Verräter! Ich kann die Hand schon kaum zurückhalten.
 
Hier bin ich zu ihren Füssen. stage462a{(wie oben.)}
Die Liebesflamme steiget in meinem Her=
zen empor! überlegen sie den Platz; den=
ken sie an den Verräther! Ich kann
die Hand schon kaum zurückhalten.
 
ens083x{Anfang zu 2}
Susanna
 
Sus.
 
stage462c{}
Ach, welchen Trieb fühl ich in meinen Händen, welche Unruhe, welchen Wut!
 
Ach welchen Trieb fühl ich in meinen
Händen, welche Unruhe, welchen Wuth!
Figaro
 
Fig.
 
stage462d{}
Welche Wallung fühl ich in meinem Geblüte, welche Unruhe, welches Feuer!
 
Welche Wallung fühl ich in meinem
Geblüte, welche Unruhe, welches
Feuer.
 
ens083x{Ende zu 2}
Susanna
 
Sus.
Und ohne der geringsten Neigung? – –
 
Und ohne der geringsten Neigung? – –
stage463a{(verändert etwas die Stimme.)}
Figaro
 
Fig.
Die Rache sei Ihnen ein genugsamer Antrieb; lassen wir die Gelegenheit nicht ungenutzt vorbeigehen; reichen Sie mir die Hand – – – –
 
Die Rache sey Ihnen ein genugsamer An=
trieb; lassen wir die Gelegenheit nicht
ungenutzt vorbeygehen; reichen sie mir
die Hand – – – –
 
stage463b{}
Susanna
 
Sus.
Bedienen Sie sich, mein Herr!
 
Bedienen Sie sich mein Herr! stage464x{(sie giebt
ihm eine Ohrfeige, indem sie in ihrer
gewöhnlichen Stimme redet.)}
Figaro
 
Fig.
Welch eine Ohrfeige!
 
Welch eine Ohrfeige!
Susanna
 
Sus.
 
stage465x{}
 
stage466x{}
Und diese und noch eine und wieder eine.
 
Und diese, und noch eine, und wieder
eine.
Figaro
 
Fig.
Höre doch einmal auf!
 
Höre doch einmal auf!
Susanna
 
Sus.
Noch diese, mein listiger Herr, und diese noch.
 
Noch diese mein listiger Herr, und die=
se noch.
 
ens084x{Anfang zu 2}
Figaro
 
Fig.
O! was für artige Ohrfeigen! O! wie glücklich ist meine Liebe!
 
O! was für artige Ohrfeigen!
O! wie glücklich ist meine Liebe!
Susanna
 
Sus.
Lerne, o Treuloser, lerne, was Verführen ist.
 
Lerne o treuloser, lerne, was Verfüh=
ren ist.
 
ens084x{Ende zu 2}
Vierzehnter Auftritt
 
Vierzehnter Auftritt.
Die Vorigen, der Graf.
 
stage468x{Die Vorigen, der Graf.}
Figaro
 
Fig.
Friede, Friede! mein zärtlicher Schatz! Ich erkannte die Stimme deren, die ich anbete und die mir stets vor Augen schwebet.
 
Friede, Friede! mein zärtlicher Schatz!
stage469x{(fällt auf die Knie.)} Ich erkannte die
Stimme deren, die ich anbete, und die
mir stets vor Augen schwebet.
Susanna
 
Sus.
Meine Stimme!
 
Meine Stimme! stage470x{(lachend mit Verwun=
derung.)} Die Stimme die ich anbete.
Figaro
 
{} 
Die Stimme, die ich anbete.
 
Figaro, Susanna
 
Fig./Sus. ens085x{zu 2}
Friede, Friede, mein geliebter Schatz; Friede, meine zärtliche Liebe.
 
Friede, Friede mein geliebter Schatz;
Friede, meine zärtliche Liebe.
Der Graf
 
Der Gr.
Ich finde sie nicht; ich bin den ganzen Wald durchgangen.
 
Ich finde sie nicht; ich bin den
ganzen Wald durchgangen:
Susanna, Figaro
 
Sus./Fig. ens086x{zu 2}
Dieser ist er Graf; ich kenne ihn an der Stimme.
 
Dieser ist er Graf; ich kenne ihn
an der Stimme.
Der Graf
 
Der Gr.
Ehi! Susanna – – – bist du taub – – – bist du stumm?
 
Ehi! Susanna – – – bist du
taub – – – bist du stumm? stage473x{(er redet
dem Gelager zu, wo Madame hinein=
gegangen, der er selbst aufmacht.)}
Susanna
 
Sus.
Hübsch! Hübsch! er hat sie nicht gekannt.
 
Hübsch! Hübsch! er hat sie nicht gekannt.
Figaro
 
Fig.
Wen?
 
Wen?
Susanna
 
Sus.
Madame.
 
Madame.
Figaro
 
Fig.
Madame?
 
Madame?
Susanna
 
Sus.
Ja, Madame.
 
Ja Madame.
Figaro, Susanna
 
Fig./Sus. ens087x{zu 2}
Enden wir, mein Herz! dieses Lustspiel! Trösten wir den sonderbaren Liebhaber.
 
Enden wir, mein Herz! dieses Lust=
spiel! Trösten wir den sonder=
baren Liebhaber.
Figaro
 
Fig.
Ja, Madame, Sie sind meine einzige Freude.
 
Ja Madame, Sie sind meine einzige Freu=
de; stage475x{(fällt vor Susanna auf die Knie.)}
Der Graf
 
Sus.
Ach! meine Frau – – – itzt muss ich eben ohne Waffen sein!
 
Ach! meine Frau – – – itzt muß
ich eben ohne Waffen seyn!
Figaro
 
Fig.
Gestatten Sie meinem Herzen eine Erholung.
 
Gestatten sie meinem Herze eine Erhoh=
lung.
Susanna
 
Sus.
Hier bin ich; ich tue, was du willst.
 
Hier bin ich, ich thue was du willst.
Der Graf
 
Der Gr.
Ach, ihr Gottlosen!
 
Ach ihr gottlosen!
Susanna, Figaro
 
Sus./Fig. ens088x{zu 2}
Eilen wir, mein Schatz, das Vergnügen soll unsere Pein ersetzen.
 
Eilen wir mein Schatz, das Ver=
gnügen soll unsere Pein ersetzen.
stage477x{(sie gehen dem Gelager zu, so
links ist.)}
Der Graf
 
Der Gr.
 
stage478x{}
Kommt, Leute, eilet – – – zu den Waffen, zu den Waffen!
 
Kommt Leute, eilet – – – zu
den Waffen, zu den Waffen!
(Susanna geht in das Gelager; Figaro stellt sich äußerst erschrocken.)
 
stage479a{(Sus. geht in das Gelager; }stage479b{Fig. stellt sich äußerst erschrocken.)}
Figaro
 
Fig.
Der Herr! Ach, wie wird es mir gehen?
 
Der Herr. Ach wie wird es mir gehen?
Der Graf
 
Der Gr.
Hilfe, Leute! Hilfe!
 
Hilfe Leute! Hilfe!
 
{} 
Fünfzehnter Auftritt
 
Fünfzehnter Auftritt.
Die Vorigen, Anton, Basilio, Chor mit brennenden Fackeln.
 
stage480a{Die Vorigen, Anton, Basilio, Chor
mit brennenden Fackeln.}
Anton, Basilio, Chor
 
Ant./Bas./Chor. ens089x{}
Was ist geschehen?
 
Was ist geschehen?
Der Graf
 
Der Gr.
Der Lasterhafte! Er hat mich betrogen, er hat mich entehret, und mit wem, das werdet ihr sehen.
 
Der Lasterhafte! er hat mich betro=
gen, er hat mich entehret, und mit wem,
das werdet ihr sehen.
Anton
 
Ant.
 
stage481b{}
Der Arme! er ist völlig außer sich.
 
Der Arme! er ist völlig ausser sich.
Basilio
 
Bas.
Das scheinet mir nicht wahr zu sein.
 
Das scheinet mir nicht wahr zu seyn.
Chor
 
Chor.
 
stage481c{}
Der Arme ist völlig außer sich.
 
Der Arme ist völlig ausser sich.
Figaro
 
Fig.
Welch ein unterhaltliches Ereignis!
 
Welch ein unterhaltliches Ereigniß.
Der Graf
 
Der Gr.
Vergebens widerstehest du; hervor, Madame, du sollst den Lohn für deine Ehrbarkeit empfangen.
 
Vergebens widerstehest du, hervor
Madame, du sollst den Lohn für deine
Ehrbarkeit empfangen.
 
stage482x{(Der Graf reißt den Cherubin bey dem
Arme, der ihm widerstehen will, und
nur halb gesehen wird.)}
Der Graf
 
Der Gr.
Der Page!
 
Der Page! stage483a{(Nach dem Pagen
kommen Barb. Marz. und Sns. in den
Kleidern der Gräfin hervor, letztere
verdecket sich mit dem Schnupftuche
das Gesicht, und fällt vor dem Gra=
fen auf die Knie)}
Anton
 
Ant.
Meine Tochter!
 
Meine Tochter!
Figaro
 
Fig.
Meine Mutter!
 
Meine Mutter!
Alle
 
Alle.
Madame!
 
Madame!
Der Graf
 
Der Gr.
Die Verwicklung ist aufgelöset: Hier ist die Treulose.
 
Die Verwicklung ist aufgelöset: hier
ist die Treulose.
 
stage483b{}
Susanna
 
Sus.
Vergebung, Vergebung!
 
Vergebung, Vergebung; stage484x{(alle knien nie=
der, einer nach dem andern.)}
Der Graf
 
Der Gr.
Nein, hoffe sie nicht.
 
Nein, hoffe sie nicht;
Figaro
 
Fig.
 
stage485x{}
Vergebung, Vergebung!
 
Vergebung, Vergebung!
Der Graf
 
Der Gr.
Nein, nein, du sollst sie nicht erhalten.
 
Nein, Nein, du sollst sie nicht er=
halten.
Alle
 
Alle.
 
stage486x{}
Vergebung, Vergebung!
 
Vergebung, Vergebung!
Der Graf
 
Der Gr.
Nein! Nein, gar nicht, nein!
 
Nein! nein, gar nicht, nein! stage487x{(mit
Nachdruck.)}
Die Gräfin
 
Die Gr.
Vielleicht werde ich wenigstens Vergebung für sie erhalten.
 
Vielleicht werde ich wenigstens Ver=
gebung für sie erhalten, stage488a{(sie tritt aus
dem Gelager heraus, nnd will nieder=
knieen, der Graf läßt es nicht zu.)}
Der Graf
 
Der Gr.
 
stage488b{}
O Himmel! was sehe ich! Ich werde unsinnig! ich verzweifle! Kaum kann ich es glauben. O Gräfin, verzeihe!
 
O Himmel! was sehe ich! ich werde
unsinnig! ich verzweifle! kaum kann ich
es glauben. O Gräfin verzeihe! stage489x{(Bittweise)}
 
{} 
Die Gräfin
 
Die Gr.
Ich bin viel nachgiebiger und verzeihe dir gleich.
 
Ich bin viel nachgiebiger, und ver=
zeihe dir gleich.
Alle
 
Alle.
 
stage488c{}
Ach, so werden wir alle vergnügt sein.
 
Ach so werden wir alle vergnügt seyn
Diesen Tag der Angst, des Eigensinnes
und der Thorheit, kann die Liebe allein
in ungestörter Freude endigen.

     Diesen Tag der Angst, des Eigensinnes und der Torheit kann die Liebe allein in ungestörter Freude endigen.
 

     Brautleute, Freunde, zum Tanze, zum Spiele; zündet die Feuerwerke an; eilen wir unter dem Schalle eines anmutigen Marsches, das Fest zu feuern.
 
    Brautleute, Freunde, zum Tanze,
zum Spiele; zündet die Feuerwerke
an; eilen wir unter dem Schalle ei=
nes anmuthigen Marsches, das Fest
zu feuern.
Ende des Schauspiels.
 
stage490x{Ende des Schauspiels.}