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Wien 27. Nov. 1799.
Höchstgeehrte
Herren,
Ich habe durch den in meinem
Briefe vom 9tn dieses enthaltenen
Vorschlag

Ihren Vortheil vor Augen gehabt, aber auch den
meinigen dabey nicht vergessen. Nachdem Sie aber denselben
in Ihrer Antwort vom 16
ten 
gänzlich verworfen haben, so muß
ich nun mich, daß ich den bey Ihnen gehoften Gewinn verliere,
und eben so sehr Sie bedauern, daß Sie Sich dadurch selbst
ausser Stand sezen, dem Publicum die vollständigen Werke
zu liefern, und ich werde nun, weil Sie mich dazu zwingen,
nach Ihrem Rath ungesäumt suchen, meinen sämtlichen
Vorrath von Musicalien an Jemand Andern auf ein
Mal mit Vortheil zu verkaufen

, um auf ein Mal aus
meiner Ungewißheit zu kommen. Wahrscheinlich wird dieses
in 14 Tagen geschehen können und geschehen, fals Sie nicht, wie
ich hoffe, in meinen gemachten Vorschlag noch eingehen, wozu
die Betrachtung, daß Sie nach meinem Verkauf in Zukunft
gar nichts mehr von mir bekommen können, Sie leicht
bringen dürfte. Sie meinen es zu gut mit mir, um nicht
diese Alternative, in so fern ich auf der einen oder der
andern Seite meinen größten Vortheil finde, natürlich und
gerecht
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gerecht zu finden. Ich will aber eben deswegen und überhaupt
aus
égard 
für Sie noch diese Vierzehn volle Tage warten.
Ich mögte gar zu gerne mich in Ruhe auf ein Mal sezen
um zu wissen, woran ich bin. Eine Mutter muß rechnen.
Erkennen Sie in meinem Verfahren gegen Sie die
beständigen Gesinnungen
Ihrer
ergebensten Dienerinn.
Constance Mozart 
Ich füge einige vorläufige Notizen zur Lebensbeschreibung

hiebey.
Daß
Mozart Maurer war

, wissen Sie.
Es existiren 2. interessante briefe über Musik, die von
Mozart
an die
Frau v. Tratner, der er seine
Fantasie dedicirt hat und die
seine Schülerinn war – die verstorbene Frau des nun auch ver-
storbenen hiesigen
Buchhändlers und buchdrukkers – geschrieben sind.

Mir hat man sie nach ihrem Tode versagt.
Abbé Ghelinek,
der bey dem
Fürsten Kinsky ist, soll sie izt besizen.
In:
Angenehme und lehrreiche Beschäftigung für Kinder in
ihren Freystunden. Zweytes Bändchen.
Wien im Taubstum-
meninstitut 1788.
soll ein
Lied mit
Mozarts Composition seyn

: ich habe mir dieses
Büchlein nicht verschaffen können.
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Der junge
Cannabich hat auf
Mozarts Tod eine
Cantate componirt, die
in München mit vielem Beyfall aufgenommen und auch in
Prag in der
Benefice der
Mamsell Cannabich gegeben worden ist.

In dem Lusthause des Kaufmanns
Deyerkauf zu
Graz ist der
Platfond zum Andenken Mozarts gemalt, und der Sahl heist
Mozarts Tempel.

Späterhin ist der
Platfond abgeändert und verschönert worden, auch noch in einem
andern Ort im Lusthause ein Gegenstük dazu angebracht worden. Dieses habe ich
mit eignen Augen gesehen. – Sie können Sich vielleicht die Skizen verschreiben;
sollte ich sie bekommen können, theile ich sie Ihnen gewiß mit.
Mozarts Tod
stag ist
wenigstens in den ersten Jahren jährlich von der
Baroninn
und Generalinn Herding, gebohrnen
S.t Martin zu
München mit
Musik, nur von seiner Composition gefeyert worden;
welches Deyerkauf
auch noch thut.
[Was m]ich am meisten freute, schrieb er einst über eine
Auffüh[rung] der
Zauberflöte, war der stille Beyfall.
Mozarts Schwester ist die
Baroninn Berchtold-Sonnenburg,
deren
Mann Pfleger zu
S.t Kilian im Salzburgschen ist.
Man hat von
Mozart Samlungen
eigenhändig geschriebener
schöner Lieder, so wie sie
ihm in die hände kamen, um sie gelegentlich zu componiren.
Einige daraus hat er wirkl. componirt, z. b.
wenn die lieb aus p.
Er hat auch eine Geselschaft unter dem Namen: die Grotte,
stiften wollen. Ich habe nur ein Bruchstük von seinem Aufsaz

darüber gefunden und Jemanden

, der es vielleicht im Stande
ist, weil er Theil hatte, zu ergänzen gegeben.
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Wien
An
die Herren Breitkopf und Härtel.
Leipzig
1799. Wien
27 Novb M: Mozart
–
4 Febr.