Kritische Edition des vertonten Textes KV 389 (Partiturtext KV 389) | Kritische Edition der Libretto-Vorlage (Vorlage) | ||
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Erster Akt
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Platz vor dem Palast des Bassa am Ufer des Meeres.
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Erster Auftritt
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Belmonte allein.
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Hier, KonstanzeDer Name Konstanze wird in der Libretto-Vorlage 1781 nicht konsistent mit Anfangsbuchstaben K oder C geschrieben. In der kritischen Edition wurde die überwiegende Schreibweise Konstanze konsistent übernommen., sollt ich dich wiederfinden? – Dies wär der Ort, der mein Mädchen, mein Alles verbärge? – O dass es Wahrheit wäre! dass mich kein süßer Traum täuschte! – Ah, Liebe, Liebe! Du gabst mir der Leiden so viel; wie Morgenträume schwanden deine Freuden dahin. – Oh, gib mir sie zurück, das Mädchen meiner Seele! gib mir sie zurück! – Traurig und angstvoll hängt über mir die Zukunft, bis ich sie wiederhabe, sie wieder an mein Herz drücke! – Aber wie soll ich hineinkommen in den Palast? – Wie sie sehen? wie sprechen?
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Zweiter Auftritt
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Belmonte, Osmin (mit einer Leiter, welche er an einen Baum vor der Türe des Palasts lehnt, hinaufsteigt und Feigen abnimmt.)
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Osmin
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Wer ein Liebchen hat gefunden,
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die es treu und redlich meint,
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lohn es ihr durch tausend Küsse,
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mach ihr all das Leben süße,
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sei ihr Tröster, sei ihr Freund.
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Trallalera, trallalera!
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Belmonte
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Vielleicht, dass ich durch diesen Alten etwas erfahre. – He, Freund! ist das nicht das Landhaus des Bassa Selim?
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Osmin
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(singt wie zuvor während der Arbeit)
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Doch sie treu sich zu erhalten,
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schließ er Liebchen sorglich ein:
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Denn die losen Dinger haschen
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jeden Schmetterling und naschen
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gar zu gern vom fremden Wein.
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Trallalera, trallalera!
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Belmonte
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He, Alter, he! hört Ihr nicht? – Ist hier des Bassa Selim Palast?
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Osmin
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(sieht ihn an, dreht sich herum und singt wie zuvor:)
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Sonderlich beim Mondenscheine,
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Freunde, nehmt sie wohl in Acht!
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Oft lauscht da ein junges Herrchen,
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kirrt und lockt das kleine Närrchen,
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und dann, Treue, gute Nacht!
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Trallalera, trallalera!
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Belmonte
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Verwünscht seist du und dein Lied!
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(Osmin steigt mit den Feigen vom Baume herab und will wieder in das Haus hinein.)
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Nur ein Wort, Alter, nur ein Wort!
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Osmin
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Was gibt's?
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Belmonte
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Gehört dieses Landhaus dem Bassa Selim?
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Osmin
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Ja, 's gehört ihm.
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(will immer ins Haus)
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Belmonte
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Seid Ihr in seinen Diensten?
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Osmin
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Getroffen!
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Belmonte
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Ist nicht ein Aufseher über die Gärten hier, der Pedrillo heißt?
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Osmin
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Ja, 's ist so ein Schurke da.
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Belmonte
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Kann ich ihn sprechen?
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Osmin
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Das ist Eure Sorge.
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(will immer ins Haus)
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Belmonte
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Ei, so wartet doch einen Augenblick, und lasst mit Euch reden.
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Osmin
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's beliebt mir nicht. Ihr habt just so eine schurk'sche ausländische Miene wie jener Galgendieb und seht einem Spion so ähnlich wie ein Ei dem andern. Geht zum Henker!
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Belmonte
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Hab ich je so einen alten, griesgrämigen Schurken gesehen? (laut) Aber ich hab Geschäfte beim Pedrillo und muss ihn notwendig sprechen.
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Osmin
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Geschäfte? Ja, Spitzbüberei zu treiben und mit ihm halb Part zu machen. Trollt Euch, trollt Euch!
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Belmonte
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Der Henker hole den Isegrimm! – (laut) Ich verlange Eure Dienste nicht umsonst, Alter! –
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Osmin
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Und ich Eure Geschenke nicht.
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Belmonte
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Seht einmal diesen blanken Dukaten! Sollt ihn haben.
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Osmin
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Und Ihr funfzig tüchtige Prügel auf die Fußsohlen.
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Belmonte
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(beiseite)
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Das ist ein Vieh von einem Kerl! (laut) Aber wer seid Ihr denn, dass Ihr so mit mir sprecht?
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Osmin
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Hab ich Euch gefragt?
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Belmonte
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Das ist zum rasend werden!
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Osmin
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Und wenn Ihr noch viel Murmelns und Federlesens macht, so lass ich Euch eine Bastonade auftischen, die Ihr so bald nicht verdauen sollt. – Immer marsch von der Türe weg! Geht zum Teufel, wo Ihr hergekommen seid! Hier setzt's nichts zu gaunern!
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(Er treibt ihn zurück.)
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Belmonte
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(im Abgehen)
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Ah, Geduld, armes Herz! O Konstanze!
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Dritter Auftritt
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Osmin, hernach Pedrillo.
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Osmin
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(allein)
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Könnt ich mir doch noch so einen Schurken auf die Nase setzen wie den Pedrillo, so einen Gaudieb, der Tag und Nacht nichts tut, als nach meinen Weibern herumzuschleichen und zu schnobern, ob's nichts für seinen Schnabel setzt. Aber ich lauere ihm sicher auf den Dienst; und wohl bekomm dir die Prügelsuppe, wenn ich dich einmal beim Kanthaken kriege! – Hätt er sich nur beim Bassa nicht so eingeschmeichelt, er sollte den Strick längst um Hals haben.
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Pedrillo
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Nun, wie steht's, Osmin? Ist der Bassa noch nicht zurück?
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Osmin
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Sieh darnach, wenn du's wissen willst.
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Pedrillo
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Schon wieder Sturm im Kalender? – Hast du das Gericht Feigen für mich gepflückt?
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Osmin
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Gift für dich, verwünschter Schmarotzer!
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Pedrillo
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Was in aller Welt ich dir nun getan haben muss, dass du beständig mit mir zankst. Lass uns doch einmal Friede machen.
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Osmin
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Friede mit dir? mit so einem schleichenden, spitzbübischen Passauf, der nur spioniert, wie er mir eins versetzen kann? Erdrosseln möcht ich dich! –
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Pedrillo
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Aber sag nur, warum? warum?
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Osmin
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Warum? – Weil ich dich nicht leiden kann, weil du dem Galgen entlaufen bist und weil ich nicht ruhen kann, als bis ich dich Verräter aus der Welt geschickt habe! – –
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(geht ins Haus)
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Vierter Auftritt
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Pedrillo, hernach Belmonte.
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Geh nur, alter, verwünschter Aufpasser; es ist noch nicht aller Tage Abend. Wer weiß, wer den andern überlistet; und dir misstrauischem, gehässigem Menschenfeinde eine Grube zu graben, sollte ein wahres Fest für mich sein!
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Belmonte
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Pedrillo, guter Pedrillo!
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Pedrillo
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Ach mein bester Herr! Ist's möglich? Sind Sie's wirklich? Bravo, Madam Fortuna, bravo! das heißt doch Wort gehalten! Schon verzweifelte ich, ob einer meiner Briefe Sie getroffen hätte.
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Belmonte
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Sag, guter Pedrillo, lebt meine Konstanze noch?
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Pedrillo
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Lebt, und noch, hoff ich, für Sie. Seit dem schrecklichen Tage, an welchem das Glück uns einen so hässlichen Streich spielte und unser Schiff von den Seeräubern erobern ließ, haben wir mancherlei Drangsal erfahren. Glücklicherweise traf sich's noch, dass der Bassa Selim uns alle drei kaufte: Ihre Konstanze nämlich, meine Blonde und mich. Er ließ uns sogleich hier auf sein Landhaus bringen. Donna Konstanze ward seine auserwählte Geliebte. –
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Belmonte
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Ah! was sagst du?
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Pedrillo
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Na, nur nicht so hitzig! Sie ist noch nicht in die schlimmsten Hände gefallen. Der Bassa ist ein Renegat und hat noch so viel Delikatesse, keine seiner Weiber zu seiner Liebe zu zwingen; und soviel ich weiß, spielt er noch immer den unerhörten Liebhaber.
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Belmonte
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Wär es möglich? Wär Konstanze noch treu?
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Pedrillo
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Sicher noch, lieber Herr! Aber wie's mit meinem Blondgen steht, weiß der Himmel! Das arme Ding schmachtet bei einem alten, hässlichen Kerl, dem sie der Bassa geschenkt hat; und vielleicht – ach ich darf gar nicht dran denken! –
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Belmonte
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Doch nicht der alte Kerl, der soeben ins Haus ging?
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Pedrillo
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Eben der.
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Belmonte
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Und dies ist der Liebling des Bassa?
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Pedrillo
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Liebling, Spion und Ausbund aller Spitzbuben, der mich mit den Augen vergiften möchte, wenn's möglich wäre.
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Belmonte
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O guter Pedrillo! was sagst du?
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Pedrillo
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Nur nicht gleich verzagt! Unter uns gesagt: Ich hab auch einen Stein im Brette beim Bassa. Durch mein bisschen Geschick in der Gärtnerei hab ich seine Gunst weggekriegt, und dadurch hab ich so ziemliche Freiheit, die tausend andere nicht haben würden. Da sonst jede Mannsperson sich entfernen muss, wenn eine seiner Weiber in Garten kommt, kann ich bleiben; sie reden sogar mit mir, und er sagt nichts darüber. Freilich mault der alte Osmin, besonders wenn mein Blondgen ihrer Gebieterin folgen muss.
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Belmonte
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Ist's möglich? Du hast sie gesprochen? – O sag, sag! Liebt sie mich noch?
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Pedrillo
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Hm! dass Sie daran zweifeln! Ich dächte, Sie kennten die gute Konstanze mehr als zu gut, hätten Proben genug ihrer Liebe. – Doch damit dürfen wir uns gar nicht aufhalten. Hier ist bloß die Frage, wie's anzufangen ist, hier wegzukommen?
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Belmonte
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O da hab ich für alles gesorgt! Ich hab hier ein Schiff in einiger Entfernung vom Hafen, das uns auf den ersten Wink einnimmt, und –
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Pedrillo
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Ah, sachte, sachte! Erst müssen wir die Mädels haben, ehe wir zu Schiffe gehen; und das geht nicht so husch, husch! wie Sie meinen.
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Belmonte
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O lieber guter Pedrillo, mach nur, dass ich sie sehen, dass ich sie sprechen kann! Das Herz schlägt mir vor Angst, vor Freude! –
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Pedrillo
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Pfiffig müssen wir das Ding anfangen, und rasch müssen wir's ausführen, damit wir den alten Aufpasser übertölpeln. Bleiben Sie hier in der Nähe. Jetzt wird der Bassa bald von einer Lustfahrt auf dem Wasser zurückkommen. Ich will Sie ihm als einen geschickten Baumeister vorstellen: Denn Bauen und Gärtnerei sind seine Steckenpferde. Aber lieber, goldner Herr, halten Sie sich in Schranken; Konstanze ist bei ihm –
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Belmonte
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Konstanze bei ihm? Was sagst du? Ich soll sie sehen?
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Pedrillo
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Gemach, gemach ums Himmels willen, lieber Herr! Sonst stolpern wir – Ah, ich glaube, dort seh ich sie schon angefahren kommen. Gehn Sie nur auf die Seite, wenn er kommt; ich will ihm entgegengehen.
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(geht ab)
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Fünfter Auftritt
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Belmonte allein.
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Konstanze! dich wiederzusehen – –
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O wie ängstlich, o wie feurig
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klopft mein liebevolles Herz!
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Und des Wiedersehens Zähre
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lohnt der Trennung bangen Schmerz.
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Schon zittr' ich und wanke,
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schon zag ich und schwanke,
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es hebt sich die schwellende Brust:
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Ist das ihr Lispeln?
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Es wird mir so bange;
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war das ihr Seufzen?
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Es glüht mir die Wange;
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täuscht mich die Liebe, war es ein Traum?
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V. A.Von Anfang
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Pedrillo
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(kommt hurtig gelaufen)
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Geschwind, geschwind auf die Seite und versteckt! Der Bassa kommt.
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(Belmonte versteckt sich.)
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Sechster Auftritt
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Der Bassa Selim und Konstanze kommen in einem Lustschiffe angefahren, vor welchem ein anderes Schiff mit Janitscharenmusik voraus landet. Die Janitscharen stellen sich am Ufer in Ordnung, stimmen folgendes Chor an und entfernen sich dann.
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Chor
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Singt dem großen Bassa Lieder,
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töne, feuriger Gesang;
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und vom Ufer halle wieder
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unsrer Lieder Jubelklang!
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Eine oder zwo Stimmen
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1.
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Weht ihm entgegen,
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kühlende Winde,
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ebne dich sanfter,
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wallende Flut!
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2.
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Singt ihm entgegen,
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fliegende Chöre,
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singt ihm der Liebe
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Freuden ins Herz!
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Chor
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Singt dem großen Bassa Lieder,
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töne, feuriger Gesang;
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und vom Ufer halle wieder
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unsrer Lieder Jubelklang!
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(Janitscharen ab)
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Siebenter Auftritt
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Selim, Konstanze.
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Selim
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Immer noch traurig, geliebte Konstanze? immer in Tränen? – Sieh, dieser schöne Abend, diese reizende Gegend, diese bezaubernde Musik, meine zärtliche Liebe für dich – Sag, kann nichts von allem dich endlich beruhigen, endlich dein Herz rühren? – Sieh, ich könnte befehlen, könnte grausam mit dir verfahren, dich zwingen –
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(Konstanze seufzt.)
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Selim
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Aber nein, Konstanze, dir selbst will ich dein Herz zu danken haben – dir selbst –
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Konstanze
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Großmütiger Mann! o dass ich es könnte! dass ich's erwidern könnte – aber –
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Selim
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Sag, Konstanze, sag, was hält dich zurück?
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Konstanze
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Du wirst mich hassen.
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Selim
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Nein, ich schwöre dir's. Du weißt, wie sehr ich dich liebe, wie viel Freiheit ich dir vor allen meinen Weibern gestatte; dich wie meine Einzige schätze –
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Konstanze
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O so verzeih!
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Ach, ich liebte,
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war so glücklich,
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kannte nicht der Liebe Schmerz!
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Schwur ihm Treue,
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dem Geliebten,
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gab dahin mein ganzes Herz:
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Doch im Hui schwand meine Freude,
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Trennung war mein banges Los;
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und nun schwimmt mein Aug in Tränen,
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Kummer ruht in meinem Schoß.
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(Während des Gesanges geht der Bassa unwillig hin und her.)
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Konstanze
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Ach, ich sagt es wohl, du würdest mich hassen. Aber verzeih, verzeih dem liebekranken Mädchen! – Du bist ja so großmütig, so gut. – Ich will dir dienen, deine Sklavin sein, bis ans Ende meines Lebens: Nur verlange nicht ein Herz von mir, das auf ewig versagt ist. –
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Selim
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Ha, Undankbare! was wagst du zu bitten?
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Konstanze
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Töte mich, Selim, töte mich! Nur zwinge mich nicht, meineidig zu werden. – Noch zuletzt, wie mich der Seeräuber aus den Armen meines Geliebten riss, schwur ich aufs Feierlichste –
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Selim
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Halt ein! nicht ein Wort! Reize meinen Zorn nicht noch mehr. Bedenke, dass du in meiner Gewalt bist –
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Konstanze
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Ich bin es: Aber du wirst dich ihrer nicht bedienen, ich kenne dein gutes, dein mitleidvolles Herz. Hätte ich's sonst wagen können, dir das meinige zu entdecken? –
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Selim
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Wag es nicht, meine Güte zu missbrauchen –
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Konstanze
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Nur Aufschub gönne mir, Herr! nur Zeit, meinen Schmerz zu vergessen –
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Selim
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Wie oft schon gewährt ich dir diese Bitte –
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Konstanze
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Nur noch diesmal!
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Selim
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Es sei! zum letzten Male! – Geh, Konstanze, geh! Besinne dich eines Bessern, und morgen –
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Konstanze
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(im Abgehn)
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Unglückliches Mädchen! O Belmonte, Belmonte!
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Achter Auftritt
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Selim, Pedrillo, Belmonte.
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Selim
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Ihr Schmerz, ihre Tränen, ihre Standhaftigkeit bezaubern mein Herz immer mehr, machen mir ihre Liebe nur noch wünschenswerter. Ha! wer wollte gegen ein solches Herz Gewalt brauchen? – Nein, Konstanze, nein, auch Selim hat ein Herz; auch Selim kennt Liebe –
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Pedrillo
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Herr! verzeih, dass ich es wage, dich in deinen Betrachtungen zu stören –
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Selim
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Was willst du, Pedrillo?
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Pedrillo
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Dieser junge Mann, der sich in Italien mit vielem Fleiß auf die Baukunst gelegt, hat von deiner Macht, von deinem Reichtum gehört und kommt her, dir als Baumeister seine Dienste anzubieten.
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Belmonte
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Herr! könnte ich so glücklich sein, durch meine geringen Fähigkeiten deinen Beifall zu verdienen.
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Selim
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Hm! Du gefällst mir. Lass sehen, was du kannst. – (zum Pedrill) Sorge für seinen Unterhalt. Morgen werde ich dich wieder rufen lassen. –
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(Der Bassa geht ab.)
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Neunter Auftritt
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Belmonte, Pedrillo.
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Pedrillo
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Ha! Triumph, Triumph, Herr! der erste Schritt war getan.
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Belmonte
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Ach lass mich zu mir selbst kommen! – Ich habe sie gesehen, hab das gute, treue, beste Mädchen gesehen! – O Konstanze, Konstanze! Was könnt ich für dich tun, was für dich wagen?
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Pedrillo
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Ha! gemach, gemach, bester Herr! Stimmen Sie den Ton ein bisschen herab; Verstellung wird uns weit bessere Dienste leisten. Wir sind nicht in unserm Vaterlande. Hier fragen sie den Henker darnach, ob's einen Kopf mehr oder weniger in der Welt gibt. Bastonade und Strick um Hals sind hier wie ein Morgenbrot.
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Belmonte
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Ach, Pedrillo! wenn du die Liebe kenntest –
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Pedrillo
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Hm! Als wenn's mit unsereinem gar nichts wäre. Ich habe so gut meine zärtlichen Stunden als andere Leute. Und denken Sie denn, dass mir's nicht auch im Bauche grimmt, wenn ich mein Blondchen von so einem alten Spitzbuben, wie der Osmin ist, bewacht sehen muss?
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Belmonte
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O wenn es möglich wäre, sie zu sprechen –
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Pedrillo
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Wir wollen sehen, was zu tun ist. Kommen Sie nur mit mir in Garten: Aber, um alles in der Welt, vorsichtig und fein. Denn hier ist alles Aug und Ohr.
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(Sie wollen in den Palast; Osmin kommt ihnen in der Tür entgegen und hält sie zurück.)
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Zehnter Auftritt
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Die Vorigen, Osmin.
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Osmin
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Wohin?
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Pedrillo
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Hinein!
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Osmin
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(zu Belmonte)
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Was will das Gesicht? – Zurück mit dir, zurück!
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Pedrillo
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Ha, gemach, Meister Grobian, gemach! Er ist in des Bassa Diensten.
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Osmin
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In des Henkers Diensten mag er sein! Er soll nicht herein!
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Pedrillo
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Er soll aber hinein!
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Osmin
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Kommt mir nur einen Schritt über die Schwelle –
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Belmonte
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Unverschämter! Hast du nicht mehr Achtung für einen Mann meines Standes?
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Osmin
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Ei, Ihr mögt mir vom Stande sein! – Fort, fort, oder ich will Euch Beine machen.
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Pedrillo
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Alter Dummkopf! Es ist ja der Baumeister, den der Bassa angenommen hat.
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Osmin
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Meinethalben sei er Stockmeister: Nur komm er mir hier nicht zu nahe. Ich müsste nicht sehen, dass es so ein Kumpan deines Gelichters ist und dass das so eine abgeredte Karte ist, uns zu überlisten. Der Bassa ist weich wie Butter, mit dem könnt ihr machen, was ihr wollt; aber ich habe eine feinere Nase. Gaunerei ist's um den ganzen Kram mit euch fremden Gesindel; und ihr abgefeimten Betrüger habt lange euer Plängen angelegt, eure Pfiffe auszuführen: Aber wart ein bisschen! Osmin schläft nicht. Wär ich Bassa, ihr wärt längst gespießt. – Ja! schneid't nur Gesichter, lacht nur höhnisch in Bart hinein!
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Pedrillo
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Ereifre dich nicht so, Alter; es hilft dir doch nichts. Sieh, soeben werden wir hineinspazieren.
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Osmin
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Ha! das will ich sehen!
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(stellt sich vor die Türe)
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Pedrillo
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Mach keine Umstände. –
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Belmonte
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Weg, Niederträchtiger!
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Terzett
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Osmin
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Marsch! Marsch! Marsch! trollt euch fort!
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Sonst soll die Bastonade
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euch gleich zu Diensten stehn.
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Belmonte, Pedrillo
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Ei, ei! das wär ja schade,
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so mit uns umzugehn.
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Osmin
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Kommt mir nicht näher.
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Belmonte, Pedrillo
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Weg von der Türe.
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Osmin
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Sonst schlag ich drein.
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Belmonte, Pedrillo
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Wir gehn hinein.
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(Sie drängen ihn von der Türe weg.)
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Osmin
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Marsch, fort!
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Belmonte, Pedrillo
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Platz, fort!
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(zugleich)
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Osmin
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Ich schlage drein!
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Belmonte, Pedrillo
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||
|
Wir gehn hinein!
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(Sie stoßen ihn weg und gehn hinein.)
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Zweiter Akt
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Garten am Palast des Bassa Selim; an der Seite Osmins Wohnung.
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Erster Auftritt
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Osmin, Blonde.
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Blonde
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O des Zankens, Befehlens und Murrens wird auch kein Ende! Einmal für allemal: Das steht mir nicht an! Denkst du alter Murrkopf etwa eine türkische Sklavin vor dir zu haben, die bei deinen Befehlen zittert? O da irrst du dich sehr! Mit europäischen Mädchen springt man nicht so herum; denen begegnet man ganz anders.
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Durch Zärtlichkeit und Schmeicheln,
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Gefälligkeit und Scherzen
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erobert man die Herzen
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der guten Mädchen leicht:
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Doch mürrisches Befehlen
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und Poltern, Zanken, Plagen
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macht, dass in wenig Tagen
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so Lieb als Treu entweicht.
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Osmin
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Ei seht doch mal, was das Mädchen vorschreiben kann! Zärtlichkeit! Schmeicheln! – Es ist mir wie pure Zärtlichkeit! – Wer, Teufel, hat dir das Zeug im Kopf gesetzt? – Hier sind wir in der Türkei, und da geht's aus einem andern Tone: Ich dein Herr; du meine Sklavin; ich befehle, du musst gehorchen!
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Blonde
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Deine Sklavin? ich deine Sklavin! – Ha! ein Mädchen eine Sklavin! Noch einmal sag mir das, noch einmal!
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Osmin
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||
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(für sich)
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Ich möchte toll werden, was das Mädchen für ein starrköpfiges Ding ist. (laut) Du hast doch wohl nicht vergessen, dass dich der Bassa mir zur Sklavin geschenkt hat?
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Blonde
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||
|
Bassa hin, Bassa her! Mädchen sind keine Ware zum Verschenken! Ich bin eine Engländerin, zur Freiheit geboren, und trotz jedem, der mich zu etwas zwingen will!
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||
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Osmin
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||
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(beiseite)
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||
|
Gift und Dolch über das Mädchen! – Beim Mahomet! sie macht mich rasend. – Und doch lieb ich die Spitzbübin, trotz ihres tollen Kopfs! – (laut) Ich befehle dir augenblicklich, mich zu lieben.
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||
|
Blonde
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||
|
Hahaha! Komm mir nur ein wenig näher, ich will dir fühlbare Beweise davon geben.
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Osmin
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||
|
Tolles Ding! Weißt du, dass du mein bist und ich dich dafür züchtigen kann?
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||
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Blonde
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||
|
Wag's nicht, mich anzurühren, wenn dir deine Augen lieb sind.
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Osmin
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||
|
Wie? du unterstehst dich –
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||
|
Blonde
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||
|
Da ist was zu unterstehen! Du bist der Unverschämte, der sich zu viel Freiheit herausnimmt. So ein altes, hässliches Gesicht untersteht sich, einem Mädchen wie ich, jung, schön, zur Freude geboren, wie einer Magd zu befehlen! Wahrhaftig, das stünde mir an! Uns! uns gehört das Regiment; ihr seid unsre Sklaven und glücklich, wenn ihr Verstand genung habt, euch die Ketten zu erleichtern.
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||
|
Osmin
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||
|
Bei meinem Bart, sie ist toll! Hier, hier in der Türkei?
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|
Blonde
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||
|
Türkei hin, Türkei her! Weib ist Weib, sie sei, wo sie wolle! Sind eure Weiber solche Närrinnen, sich von euch unterjochen zu lassen, desto schlimmer für sie; in Europa verstehen sie das Ding besser. Lass mich nur einmal Fuß hier gefasst haben, sie sollen bald anders werden.
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||
|
Osmin
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||
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Beim Allah! die wär imstande, uns allen die Weiber rebellisch zu machen – Aber –
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||
|
Blonde
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||
|
Aufs Bitten müsst ihr euch legen, wenn ihr etwas von uns erhalten wollt; besonders Liebhaber deines Gelichters. –
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||
|
Osmin
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||
|
Freilich, wenn ich Pedrillo wär, so eine runde Figur wie er machte, da wär ich vermutlich willkommen: Denn euer Mienenspiel hab ich lange weg.
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||
|
Blonde
|
||
|
Erraten, guter Alter, erraten! Das kannst du dir wohl einbilden, dass mir der hübsche fette Pedrillo lieber ist wie dein ausgehungertes Gesicht. Also, wenn du klug wärst –
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||
|
Osmin
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||
|
sollt ich dir die Freiheit geben, zu tun und zu machen, was du wolltest? He?
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||
|
Blonde
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||
|
Besser würdest du immer dabei fahren: Denn so wirst du sicher betrogen.
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|
Osmin
|
||
|
Gift und Dolch! Nun reißt mir die Geduld! Den Augenblick hinein ins Haus! Und wo du's wagst –
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|
Blonde
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|
Mach mich nicht zu lachen.
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Osmin
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Ins Haus, sag ich!
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Blonde
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|
Nicht von der Stelle!
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|
Osmin
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|
Mach nicht, dass ich Gewalt brauche –
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||
|
Blonde
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||
|
Gewalt werd ich mit Gewalt vertreiben. Meine Gebieterin hat mich hier im Garten bestellt; sie ist die Geliebte des Bassa, sein Augapfel, sein Alles; und es kostet mir ein Wort, so hast du funfzig auf die Fußsohlen. Also geh –
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||
|
Osmin
|
||
|
(für sich)
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||
|
Der Henker hole die Engländerinnen! Jetzt muss ich schon tanzen, wie sie pfeift: Aber alle Tritt und Schritte will ich beobachten. (laut) Ich gehe: Aber wo du eine Miene machst, den Pedrillo zu sprechen –
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||
|
Blonde
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||
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Fort, fort, fort! da kommt Konstanze.
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|
(Osmin geht unwillig ab.)
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Zweiter Auftritt
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Blonde, Konstanze.
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Blonde
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Wie traurig das gute Mädchen daherkommt! Freilich tut's weh, den Geliebten zu verlieren und Sklavin zu sein. Es geht mir wohl auch nicht viel besser; aber ich habe doch noch das Vergnügen, meinen Pedrillo manchmal zu sehen, ob's gleich auch mager und verstohlen genug geschehen muss. Doch wer kann wider den Strom schwimmen? –
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||
|
Konstanze tritt, ohne Blonden zu bemerken, mit folgender Arie auf:
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|
Traurigkeit ward mir zum Lose,
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weil ich dir entrissen bin.
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Gleich der wurmzernagten Rose,
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gleich dem Gras im Wintermoose
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|
welkt mein banges Leben hin.
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|
Selbst der Luft darf ich nicht sagen
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meiner Seele bittern Schmerz:
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|
Denn unwillig ihn zu tragen,
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haucht sie alle meine Klagen
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wieder in mein armes Herz.
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|
Blonde
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||
|
Ach mein bestes Fräulein! noch immer so traurig?
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Konstanze
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||
|
Kannst du fragen, da du meinen Kummer weißt? – Wieder ein Abend und noch keine Nachricht, noch keine Hoffnung! – Und morgen – ach Gott! ich darf nicht daran denken.
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||
|
Blonde
|
||
|
Heitern Sie sich wenigstens ein bisschen auf. Sehn Sie, wie schön der Abend ist, wie blühend uns alles entgegenlacht, wie freudig uns die Vögel zu ihrem Gesang einladen! Verbannen Sie die Grillen, und fassen Sie Mut! – – Kommen Sie, lassen Sie uns unsern Rundgesang anstimmen; vielleicht ist die Hülfe nicht mehr weit.
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||
|
Konstanze
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||
|
Wie glücklich bist du, Mädchen, bei deinem Schicksale so gelassen zu sein! O dass ich es auch könnte!
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||
|
Blonde
|
||
|
Hoffen wir es wenigstens! Aber, bestes Fräulein, das Rondo! Sie wissen ja, mit welchem Zauber die Musik aufs Herz wirkt; und es ist ja Ihr Lieblingsstück, so schmelzend, so zärtlich! O ich fange an!
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||
|
Rondeau
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|
Konstanze, Blonde
|
||
|
(zugleich)
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|
Hoffnung, Trösterin im Leiden!
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|
du versüßest allen Schmerz;
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||
|
lächelst uns nach langem Scheiden
|
||
|
Freuden ins gebeugte Herz.
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||
|
Konstanze
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||
|
Oft im öden Hain verlassen,
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|
schreckt uns Finsternis und Grab,
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||
|
und der Wangen Rosen blassen
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||
|
von des Kummers Zähren ab.
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|
Blonde
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||
|
Doch wie schwinden alle Sorgen,
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||
|
jede Träne wird verscheucht,
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||
|
wenn sich der gewünschte Morgen
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||
|
nur in ferner Dämmrung zeigt.
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||
|
Konstanze, Blonde
|
||
|
(zugleich)
|
||
|
Hoffnung, Trösterin im Leiden!
|
||
|
du versüßest allen Schmerz;
|
||
|
lächelst uns nach langem Scheiden
|
||
|
Freuden ins gebeugte Herz.
|
||
|
Konstanze
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||
|
Wenn von Sturm und Nacht umgeben,
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||
|
sinkend sich der Nachen beugt,
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||
|
Angst und Zagen uns umschweben
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||
|
und der grimme Tod sich zeigt:
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|
Blonde
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||
|
Schleudert uns im Todesschlummer
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|
eine Well auf weiches Moos;
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||
|
und wir ruhen frei vom Kummer,
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||
|
süße Hoffnung, dir im Schoß.
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|
Konstanze, Blonde
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||
|
(zugleich)
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||
|
Hoffnung, Trösterin im Leiden!
|
||
|
du versüßest allen Schmerz;
|
||
|
lächelst uns nach langem Scheiden
|
||
|
Freuden ins gebeugte Herz.
|
||
|
Blonde
|
||
|
Nicht wahr, es ist Ihnen nicht mehr so eng ums Herz? – Ach! dort seh ich den Bassa; vermutlich hat er Ihnen was zu sagen –
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||
|
Konstanze
|
||
|
Den Bassa? – Ach ich muss seinen Anblick vermeiden! – Einsame Schatten! seid ihr meine Tröster!
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||
|
(geht ab)
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|
Dritter Auftritt
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||
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Blonde, hernach Pedrillo.
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|
Blonde
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Die gute Donna! sie dauert mich herzlich! – Aber ist das nicht Pedrillo, der mir so geheimnisvoll winkt? – Was muss der mir zu sagen haben?
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||
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Pedrillo
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||
|
Bst, bst! Blondchen, Blondchen! Ist der Weg rein?
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||
|
Blonde
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||
|
Komm nur, komm! Der Bassa ist wieder zurück. Ich habe eben meinem Alten den Kopf ein bisschen gewaschen. Was hast du denn?
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|
Pedrillo
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||
|
O Neuigkeiten, Neuigkeiten, die dich entzücken werden.
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|
Blonde
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||
|
Nun? hurtig heraus damit!
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Pedrillo
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||
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Erst, liebes Herzensblondchen, lass dir vor allen Dingen einen recht herzlichen Kuss geben: Du weißt ja, wie gestohlnes Gut schmeckt.
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Blonde
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||
|
Pfui, pfui! Wenn das deine Neuigkeiten alle sind –
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||
|
Pedrillo
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||
|
Närrchen, mach darum keinen Lärm; der alte spitzbübische Osmin lauert uns sicher auf den Dienst.
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|
Blonde
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||
|
Nun? und die Neuigkeiten? –
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Pedrillo
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||
|
sind, dass das Ende unsrer Sklaverei vor der Türe ist. – (Er sieht sich sorgfältig um.) Belmonte, Konstanzens Geliebter, ist angekommen; und ich hab ihn unter dem Namen eines Baumeisters hier im Palast eingeführt.
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||
|
Blonde
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||
|
Ah, was sagst du? Belmonte da?
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|
Pedrillo
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||
|
Mit Leib und Seele!
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|
Blonde
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||
|
Ha! das muss Konstanze wissen!
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|
(will fort)
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|
Pedrillo
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||
|
Hör nur, Blondchen, hör nur erst: Er hat ein Schiff hier in der Nähe in Bereitschaft, und wir haben beschlossen, euch diese Nacht zu entführen.
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||
|
Blonde
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||
|
O allerliebst, allerliebst! Herzens-Pedrillo! Das verdient einen Kuss. Geschwind, geschwind zu Konstanzen!
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||
|
(will wieder fort)
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||
|
Pedrillo
|
||
|
Halt nur, halt, und lass erst mit dir reden. Um Mitternacht kommt Belmonte mit einer Leiter zu Konstanzens Fenster und ich zu dem deinigen; und dann geht's heidi davon!
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||
|
Blonde
|
||
|
O vortrefflich! Aber Osmin?
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||
|
Pedrillo
|
||
|
Hier ist ein Schlaftrunk für den alten Schlaukopf, den misch ihm fein manierlich ins Getränke, verstehst du? Ich habe dort auch schon ein Fläschchen angefüllt. Geht's hier nicht, wird's dort wohl gehen.
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||
|
Blonde
|
||
|
Sorg nicht für mich! – Aber kann Konstanze ihren Geliebten nicht sprechen?
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||
|
Pedrillo
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||
|
Sobald es vollends finster ist, kommt er hier in Garten. Nun geh und bereite Konstanzen vor; ich will hier Belmonten erwarten. Leb wohl, Herzchen, leb wohl!
|
||
|
Blonde
|
||
|
Leb wohl, guter Pedrillo! Ach, was werd ich für Freude anrichten!
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||
|
(Blonde ab)
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|
Vierter Auftritt
|
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|
Pedrillo allein.
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||
|
Ah, dass es schon vorbei wäre! dass wir schon auf offner See wären, unsre Mädels im Arm und dies verwünschte Land im Rücken hätten! Doch sei's gewagt; entweder itzt oder niemals. Wer zagt, verliert!
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||
|
Frisch zum Kampfe!
|
||
|
Frisch zum Streite!
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||
|
Nur ein feiger Tropf verzagt.
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||
|
Sollt ich zittern?
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||
|
Sollt ich zagen?
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|
Nicht mein Leben
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||
|
mutig wagen?
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|
Nein, ach nein, es sei gewagt!
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||
|
Frisch zum Kampfe!
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||
|
Frisch zum Streite!
|
||
|
Nur ein feiger Tropf verzagt.
|
||
|
Fünfter Auftritt
|
||
|
Pedrillo, Osmin.
|
||
|
Osmin
|
||
|
Ha! Geht's hier so lustig zu? Es muss dir verteufelt wohl gehen.
|
||
|
Pedrillo
|
||
|
Ei, wer wird so ein Kopfhänger sein; es kommt beim Henker da nichts bei heraus: Das haben die Pedrillos von jeher in ihrer Familie gehabt. Fröhlichkeit und Wein versüßt die härteste Sklaverei. Freilich könnt ihr armen Schlucker das nicht begreifen, dass es so ein herrlich Ding um ein Gläschen guten, alten Lustigmacher ist. Wahrhaftig, da hat euer Vater Mahomet einen verzweifelten Bock geschossen, dass er euch den Wein verboten hat. Wenn das verwünschte Gesetz nicht wäre, du müsstest ein Gläschen mit mir trinken, du möchtest wollen oder nicht. (für sich) Vielleicht beißt er an: Er trinkt ihn gar zu gerne.
|
||
|
Osmin
|
||
|
Wein mit dir? Ja Gift –
|
||
|
Pedrillo
|
||
|
Immer Gift und Dolch und Dolch und Gift! Lass doch den alten Groll einmal fahren und sei vernünftig. Sieh einmal, ein Paar Flaschen Zyperwein! – Ah – (Er zeigt ihm zwei Flaschen, wovon die eine größer als die andere ist.) die sollen mir trefflich schmecken!
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||
|
Osmin
|
||
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(für sich)
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||
|
Wenn ich trauen dürfte?
|
||
|
Pedrillo
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||
|
Das ist ein Wein! das ist ein Wein!
|
||
|
(Er setzt sich nach türkischer Art auf die Erde und trinkt aus der kleinen Flasche.)
|
||
|
Osmin
|
||
|
Kost einmal die große Flasche auch.
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||
|
Pedrillo
|
||
|
Denkst wohl gar, ich habe Gift hineingetan? Ha! lass dir keine graue Haare wachsen. Es verlohnte sich der Mühe, dass ich deinetwegen zum Teufel führe. Da sieh, ob ich trinke. (Er trinkt aus der großen Flasche ein wenig.) Nun, hast du noch Bedenken? Traust mir noch nicht? Pfui, Osmin! sollt'st dich schämen – Da nimm! (Er gibt ihm die große Flasche.) Oder willst du die kleine?
|
||
|
Osmin
|
||
|
Nein, lass nur, lass nur! Aber wenn du mich verrätst –
|
||
|
(sieht sich sorgfältig um)
|
||
|
Pedrillo
|
||
|
Als wenn wir einander nicht weiter brauchten. Immer frisch! Mahomet liegt längst auf'm Ohr und hat nötiger zu tun, als sich um deine Flasche Wein zu bekümmern.
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||
|
Duett
|
||
|
Pedrillo
|
||
|
Vivat Bacchus!
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||
|
Bacchus lebe!
|
||
|
Bacchus war ein braver Mann!
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||
|
Osmin
|
||
|
Ob ich's wage?
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||
|
Ob ich trinke?
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||
|
Ob's wohl Allah sehen kann?
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||
|
Pedrillo
|
||
|
Was hilft das Zaudern?
|
||
|
Hinunter, hinunter!
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||
|
Nicht lange, nicht lange gefragt!
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||
|
Osmin
|
||
|
Nun war's geschehen,
|
||
|
nun war's hinunter;
|
||
|
das heiß ich, das heiß ich gewagt!
|
||
|
Beide
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||
|
Es leben die Mädchen,
|
||
|
die Blonden, die Braunen,
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|
sie leben hoch!
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||
|
Pedrillo
|
||
|
Das schmeckt trefflich!
|
||
|
Osmin
|
||
|
Das schmeckt herrlich!
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||
|
Beide
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||
|
Ah! das heiß ich Göttertrank!
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||
|
Vivat Bacchus,
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||
|
Bacchus lebe,
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||
|
Bacchus, der den Wein erfand!
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||
|
Pedrillo
|
||
|
Wahrhaftig, das muss ich gestehen, es geht doch nichts über den Wein! Wein ist mir lieber als Geld und Mädchen. Bin ich verdrüßlich, mürrisch, launisch: Hurtig nehm ich meine Zuflucht zur Flasche; und kaum seh ich den ersten Boden, weg ist all mein Verdruss! – Meine Flasche macht mir kein schiefes Gesicht wie mein Mädchen, wenn ihr der Kopf nicht auf dem rechten Flecke steht. Und schwatzt mir von Süßigkeit der Liebe und des Ehestands, was ihr wollt: Wein auf der Zunge geht über alles!
|
||
|
(Osmin fängt bereits an, die Wirkung des Weins und des Schlaftrunks zu spüren, und wird bis zu Ende des Auftritts immer schläfriger und träger; doch darf's der Schauspieler nicht übertreiben und muss nur immer halb träumend und schlaftrunken bleiben.)
|
||
|
Osmin
|
||
|
Das ist wahr – Wein – Wein – ist ein schönes Getränke; und unser großer – Prophet mag mir's nicht übel nehmen – – Gift und Dolch! es ist doch eine hübsche Sache um den Wein! – Nicht – – Bruder Pedrillo?
|
||
|
Pedrillo
|
||
|
Richtig, Bruder Osmin, richtig!
|
||
|
Osmin
|
||
|
Man wird gleich so – munter (Er nickt zuweilen.) so vergnügt – so aufgeräumt – – Hast du nichts mehr, Bruder?
|
||
|
(Er langt auf eine lächerliche Art nach einer zwoten Flasche, die Pedrillo ihm reicht.)
|
||
|
Pedrillo
|
||
|
Hör du, Alter: Trink mir nicht zu viel; es kommt einem im Kopf.
|
||
|
Osmin
|
||
|
Trag doch keine – Sorge, ich bin ja – so – nüchtern wie möglich – Aber das ist wahr – (Er fängt an, auf die Erde hin und her zu wanken.) es schmeckt – – vortrefflich! –
|
||
|
Pedrillo
|
||
|
(für sich)
|
||
|
Es wirkt, Alter; es wirkt!
|
||
|
Osmin
|
||
|
Aber verraten musst du mich nicht – Brüderchen – verraten – denn – wenn's Mahomet – – nein, nein – der Bassa wüsste – – denn siehst du – – – liebes Blondchen – – ja oder nein! – –
|
||
|
Pedrillo
|
||
|
(für sich)
|
||
|
Nun wird's Zeit, ihn fortzuschaffen! (laut) Nun komm, Alter, komm, wir wollen schlafen gehn!
|
||
|
(Er hebt ihn auf.)
|
||
|
Osmin
|
||
|
Schlafen? – Schämst du dich nicht? – – Gift und Dolch! Wer wird denn so schläfrig sein – es ist ja kaum Morgen –
|
||
|
Pedrillo
|
||
|
Hoho, die Sonne ist schon hinunter! – Komm, komm, dass uns der Bassa nicht überrascht!
|
||
|
Osmin
|
||
|
(im Abführen)
|
||
|
Ja, ja – – eine Flasche – guter – Bassa – geht über – – alles! – Gute Nacht – – Brüderchen – gute Nacht. –
|
||
|
(Pedrillo führt ihn hinein, kommt aber gleich wieder zurück.)
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||
|
Sechster Auftritt
|
||
|
Pedrillo, hernach Belmonte, Konstanze, Blonde.
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||
|
Pedrillo
|
||
|
(macht's Osmin nach)
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||
|
Gute Nacht – Brüderchen – gute Nacht! Hahahaha, alter Eisenfresser! erwischt man dich so? Gift und Dolch! – Du hast deine Ladung! Nur fürcht ich, ist's noch zu zeitig am Tage; bis Mitternacht sind noch drei Stunden, und da könnt er leicht wieder ausgeschlafen haben. – – Ach! kommen Sie, kommen Sie, liebster Herr! Unser Argus ist blind; ich hab ihn tüchtig zugedeckt.
|
||
|
Belmonte
|
||
|
O dass wir glücklich wären! – Aber sag: Ist Konstanze noch nicht hier?
|
||
|
Pedrillo
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||
|
Eben kommt sie da den Gang herauf. Reden Sie alles mit ihr ab; aber fassen Sie sich kurz, denn der Verräter schläft nicht immer.
|
||
|
(Während der Unterredung des Belmonte mit Konstanzen unterhält sich Pedrillo mit Blonden, der er durch Pantomime den ganzen Auftritt mit dem Osmin vormacht und jenen nachahmt; zuletzt unterrichtet er sie ebenfalls, dass er um Mitternacht mit einer Leiter unter ihr Fenster kommen wolle, um sie zu entführen.)
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||
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Konstanze, Belmonte (einander im Arm).
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|
||
|
Konstanze
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O mein Belmonte!
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Belmonte
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||
|
O Konstanze!
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||
|
Konstanze
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||
|
Ist's möglich? – Nach so viel Tagen der Angst, nach so viel ausgestandenen Leiden dich wieder in meinen Armen –
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||
|
Belmonte
|
||
|
Oh, dieser Augenblick versüßt allen Kummer, macht mich all meinen Schmerz vergessen –
|
||
|
Konstanze
|
||
|
Hier will ich an deinem Busen liegen und weinen! – Ach, jetzt fühl ich's: Die Freude hat auch ihre Tränen!
|
||
|
Belmonte
|
||
|
Lass mich sie hinwegküssen, diese Tränen; o dass es die letzten wären! – Aber, Konstanze, ist's wahr? Du bist die Geliebte des Bassa? –
|
||
|
Konstanze
|
||
|
Wie, Belmonte? Konntest du glauben, dass deine Konstanze jemals untreu werden könnte? Traust du einem Mädchen nicht mehr Treue und Standhaftigkeit zu? – Wie viel Nächte hab ich schlaflos auf meinem Lager durchwacht, wie viel Seufzer für dich zum Himmel geschickt – Ha! rief ich aus: Gütiger Himmel! erhalte nur meinen Belmonte; und ich will gern alles erdulden, ihm dies Herz so treu wiederzubringen, als es bei unserer Trennung war.
|
||
|
Belmonte
|
||
|
O verzeih, Konstanze, verzeih dem misstrauischen Liebhaber. Du weißt ja: Unglück macht misstrauisch. Mit diesem Kuss empfange meine Gelübde aufs Neue, ewig, ewig der Deinige zu sein! – – Und nun zu unserm Vorhaben: Ich hab hier ein Schiff in Bereitschaft; um Mitternacht, wenn alles schläft, komm ich an dein Fenster; und dann sei die Liebe unser Schutzengel!
|
||
|
Konstanze
|
||
|
Mit tausend Freuden! Was wollt ich nicht mit dir wagen? Ich erwarte dich –
|
||
|
Pedrillo
|
||
|
Also, liebes Blondchen, pass ja hübsch auf, hörst du's?
|
||
|
Blonde
|
||
|
Sorge für mich nicht. Das wär das erste Abenteuer, das ein Mädchen verschlafen hätte.
|
||
|
Pedrillo
|
||
|
Du wirst's schon merken, wenn du so was Gesungenes hörst, wie's so meine Art des Abends immer ist; dann pass auf, und dann mit einem Sprung ins Schiff! – Nur hübsch Mut gefasst und nicht verzagt: Wer alles zu verlieren hat, muss alles wagen!
|
||
|
Mit Pauken und Trompeten
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||
|
und Tapferkeit und Stärke
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||
|
gehn Helden rasch zu Werke
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||
|
und tragen Sieg davon.
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||
|
Blonde
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||
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Auch schwacher Mädchen Herzen
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||
|
kann Heldenmut beleben;
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||
|
trotz Zagen, Angst und Beben
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||
|
ist endlich Sieg ihr Lohn.
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||
|
Belmonte
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||
|
Für dich, mein teures Leben,
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sollt ich nicht alles wagen?
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Selbst Fesseln für dich tragen,
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wär schon ein süßer Lohn.
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||
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Konstanze
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Was acht ich die Gefahren!
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In dir nur find ich Freuden.
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||
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Den Tod für dich zu leiden,
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wär für mich süßer Lohn.
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||
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Alle zugleich
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Wie bebt das Herz vor Freuden!
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Ha! mit der Liebe Flügeln
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eil ich durch Meer und Fluten,
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Geliebte|Geliebter schon davon.
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