Auftritt II
 
 
Gomatz lässt langsam von der Arbeit ab, tritt hervor, ringet die Hände.
 
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No 2 Melologo
 
 
Gomatz
 
 
Unerforschliche Fügung!

 
 
Du vermengest mich unter diese heillose Verbrecher, – –

 
 
unter sie,

 
 
die durch verübte Missetaten sich selbst ihre verdiente Fessel geschmiedet haben. – – –

 
 
Mich Schuldlosen unter sie! – –

 
 
Ach! –

 
 
Warum gibst du mir wenigst nicht auch ein Herz wie das ihrige, –

 
 
hart wie der Stein, den sie mühesam zersplittern? – –

 
 
Entsetzlich! –

 
 
Fühllos bei der strengsten Arbeit jauchzen sie noch laut ihren Unsinn. – –

 
 
Das erwartete Zeichen zur Erhohlungsstunde machet sie so munter, als wenn sie kein zweites zu fürchten hätten, das ihnen bald wieder das Gegenteil verkündigen wird. – –

 
 
Und mich, – – –

 
 
mich Armseligen, –

 
 
mich fliehet alle Heiterkeit, –

 
 
vom Morgen bis zum Abend, –

 
 
vom Abend bis zum Morgen. – –

 
 
Jeder Balsam ist unwirksam für die Wunden meiner Seele. –

 
 
Ich erschröcke vielmehr vor diesem Zeichen: –

 
 
Der Stillstand der geschäftigen Anstrengung meiner Glieder verursachet mir erst die schröcklichste Aufruhr in diesem gekränkten Busen. Eben das ist die furchtbare Stunde, wo mein armer Verstand von der kurzen Betäubung zurückkömmt, mit welcher ihn die ungewohnte Bürde mechanischer Arbeit unterdrücket hat, – seine Geister erwachen, – und mit ihnen die grenzenlose Qual meiner Seele: – – erneuerte Erkenntnis meines vergangenen und künftigen Jammers! –

 
 
O wehe! wie entkräftet fühle ich mich am ganzen Körper, – – – wie entkräftet am ganzen Gemüte! – –
 
 
(setzet sich)

 
 
O möchte mir doch nur ein kurzer Schlummer gelingen! – –

 
 
Nur ein kurzer, milde Schickung! – der Preis für alle meine Leiden. – –

 
 
Ich will es versuchen.
 
 
(legt sich nieder)

 
 
Umsonst! Er kömmt nicht, der seltsame Gast der Unglücklichen, er kömmt nicht, der sanfte Schlaf. –

 
 
Jeden Odemzug begleitet ein schwer dringender Seufzer, so wie im empörten Ozean der brausende Sturm jede Welle begleitet.

 
 
Und dennoch weiß ich keinanders Labsal für meine Qualen, wenn ich nicht vermögend bin, sie durch einen kurzen Schlummer auf einige Augenblicke zu zernichten.

 
 
Ich will es nochmal versuchen. –

 
 
O komm, du Tröster der Müden, naher Anverwandter des stillen Todes. –

 
 
Komm, verdecke mir nur auf eine Stunde mit deinen wohltätigen Flügeln mein immer wachendes Elend. – – –

 
 
Wie wird mir? –

 
 
So gähling verlässt mich alle Lebhaftigkeit. – –

 
 
Ist das Schlummer oder anwandelnde Ohnmacht? –

 
 
Immer einerlei,

 
 
Ohnmacht oder Schlummer,

 
 
beide – willkommen. –
 
 
(sinkt und schläft)
 
 
Auftritt III
 
 

[…] indessen zu erleichtern versuchen.
 
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No 3 Aria
 
 
Zaide
 
     
 
    Ruhe sanft, mein holdes Leben, –
 
 
schlafe, bis dein Glück erwacht.Variante in den Wiederholungen:
schlafe –
 
 
Da, mein Bild will ich dir geben,
 
 
schau, wie freundlich es dir lacht.
 
     
 
    Ihr süßen Träume wiegt ihn ein
 
 
und lasset seinem Wunsch am Ende
 
 
die wollustreichen Gegenstände
 
 
zu reifer Wirklichkeit gedeihn.
 
 
(Gomatz wird im Schlafe beunruhiget.)
 
 

[…] alles kommende Unheil.
 
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No 4 Aria
 
 
Gomatz
 
     
 
    Rase Schicksal, wüte immer,Variante in den Wiederholungen:
Wüte, rase, rase, Schicksal, wüte immer,
 
 
dieser Schild trotzt deiner Wut;
 
 
deine Schläge fürcht’ ich nimmer,Varianten in den Wiederholungen:
nein, fürcht’ ich nimmer,
deine schläge fürcht’ ich nimmer, nein!
deine schläge fürcht ich nimmer, nein, nein!
 
 
dieses Bild macht alles gut.
 
     
 
    Diese holden Augenlider,
 
 
dieses Mundes Purpurrot
 
 
bringt mir alles zehnfach wieder,
 
 
würgt mich auch dein Unsinn tot.
 
 

[…] zu glücklicher Gomatz!
 
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No 5 Duetto
 
 
Zaide
 
     
 
    Meine Seele hüpft vor Freuden,
 
 
kaum mehr weiß ich, wo ich bin.
 
 
Gomatz
 
 
Aller Unstern, alles Leiden
 
 
ist bei mir auf einmal hin.
 
 
Zaide
 
     
 
    Trost – und Wonne, Ruh und Friede
 
 
tränkt wie Balsam meine Brust.
 
 
Gomatz
 
 
O Zaide, o Zaide!
 
 
welch ein Labsal, welche Lust!
 
 
Zaide, Gomatz
 
     
 
    Möchte nun das Glücksrad stehen
 
 
und sich nimmer weiterdrehen.
 
 
Gomatz
 
 
O Zaide! welche Feud!Variante in den Wiederholungen:
O welche Freud!
 
 
Zaide
 
 
Gomatz, welche Seligkeit!
 
 
Auftritt IV
 
 

[…] Ich will sie suchen und herführen.
 
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No 6 Aria
 
 
Gomatz
 
     
 
    Herr und Freund! wie dank ich dir,Variante in den Wiederholungen:
Herr und Freund, wie dank ich dir,
 
 
lass mich deine Knie umfassen,
 
 
doch ich muss dich schnell verlassen,
 
 
denn ich brenne vor Begier.
 
     
 
    Lass dich küssen, lass dich drücken,
 
 
ach! im Taumel von EntzückenVariante in den Wiederholungen:
ach im Taumel von Entzücken
 
 
weiß ich selbst nicht, was ich tu,
 
 
denn die Triebe meiner Liebe
 
 
rauben mir der Sinnen Ruh.
 
 
(geht ab)
 
 
(kommt hervor)
 
     
 
    Herr und Freund! wie dank ich dir.
 
 
Auftritt V
 
 

[…] will ich ihnen heute noch selber folgen.
 
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No 7 Aria
 
 
Alazim
 
     
 
    Nur mutig, mein Herze,
 
 
versuche dein Glück,
 
 
verschaffe dir selber
 
 
ein bessers Geschick!
 
     
 
    Man muss nicht verzagen,
 
 
durch tapferes Wagen
 
 
schlägt oftmals der Schwache
 
 
den Stärkern zurück.
 
 
Auftritt VI
 
 

[…] wie können wir uns genug dankbar erzeigen!
 
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No 8 Terzetto
 
 
Zaide
 
     
 
    O selige Wonne,
 
 
die glänzende Sonne
 
 
steigt lieblich empor.
 
 
Gomatz
 
 
O Himmel, o Glücke!
 
 
das Trauergeschicke
 
 
verliert seinen Flor.
 
 
Alazim
 
     
 
    Sehet dort in sanften Wogen,
 
 
wie der bunte Regenbogen
 
 
euch als Friedensbote lacht.
 
 
Zaide
 
 
Aber seht dort in der FerneUrsprüngliche gestrichene Fassung der folgenden vier Verse:

ZAIDE
[Aber] ach! ich seh noch Schwärze,
draus es donnert, blitzt und kracht.
GOMATZ
O befriedige dein Herze,
das dir leeren Kummer macht.

Vgl. dazu Friedrich-Heinrich Neumann, Kritischer Bericht (Neue Mozart-Ausgabe, Serie II: Bühnenwerke 5/10), Kassel 1963, S. 43–44.
 
 
blutige Kometensterne!
 
 
Hört ihr wie der Donner kracht?
 
 
Gomatz
 
 
Nur der Kummer macht dir Schrecken.
 
 
Gomatz, Alazim
 
     
 
    Gottes Schirm wird uns bedecken,
 
 
trau nur fest auf seine Macht.
 
 
Zaide, Alazim
 
 
O mein Gomatz!
 
 
Gomatz, Alazim
 
 
O Zaide!
 
 
Zaide, Gomatz
 
 
Möchten doch einst Ruh und Friede
 
 
nach so vieler Qual und Pein
 
 
unsrer Treue Preise sein.
 
 
Alazim
 
     
 
    Wonne, Ruh und steter Friede
 
 
werden Euch nach Qual und PeinVariante in den Wiederholungen:
werden Euch nach Qual
 
 
einst der Preis der Treue sein.