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Der Leopoldl ist gesund! Salzb
ς dς 24
tς Nov:
1785
Herrliche Geschichte! am Sontage, wie geschriebς habe, war
wieder die
opera vom
Gräz. weil selbe, nebst andς Fehlern,
zu lang war, so hat, vermutlich, h
ς: Peyerl eine Abkür=
zung, ohne wissς des
gräz vorgeno
mς. Unter dς
opera
fand er also, da er umwendς wollte, die Blätter, was
ausblieb, zusa
mgenäht
p:
p: im Zohrn, warf er die
Spart,
weis nicht nach was für einem
Act, aufs Theater hin, nahm
seinς Hut, und gieng davon. den andς Tag stellte dς h
ς: Statt=
Syndicus beÿm
P. Rector die Klage; h
ς: Gratz musste auf
24 Stund in die Koiche; und nun geht er gar nicht
mehr zur Musik ins theater. die
Comoediantς machtς eine Ab=
kürzung ohne dem
Graz etwas zu sagς, die
Spart ist sein,
und er hats ohne bezahlung aufführς lassς und hat viele wochς
täglich mit allen
repetiert und sie gelehrt ohne
Interesse, also
wars vom Prinzipal
u allς übrigς
undankarer Eselstreich.
Graz lief in dς erstς Zornhitze aus dem Theater, und be=
dachte nicht, daß er gegς den
Respect, den er dem Publikς
schuldig ist, handelte, und daß er von den
Comoediantς Ge=
nugthuung zu verlangς hat, daran das
ganze volle Theater
keine Schuld hat. das war also ein
unüberlegter Eselstreich.
h
ς: Statt
Syndicus hätte überlegς sollen, was h
ς: Gratz den
Comoediantς Nutzς geschaft, da das Hauß beÿde mahl er=
staunlich angefüllt war; er hätte seine Bemühung in be=
tracht nehmς
p: und denkς sollς, daß der
Motus
primo primς im Zorn auch so gar einς todschläger
von der Todesstraf rettet. das war also ein
gewöhnlicher
hitziger und hochmütiger Eselstreich. –
Übrigens scheint es, daß es diesem Grätz eben so gehς wird, wie
dem
keiner, und dem
Scheicher p: Leute die ohne flügl schon fliegς
wollς. – hab de
n nicht ich ihm schon die wahrheit gesagt? – –
DOM=
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U.
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und hat er nicht
opern vom
gasman,
Paesiello,
Gretri,
Sarti p:
i
mer in handς gehabt, und beständig
accompagniert, die
Entführung
aus dem Serail beÿm Schmid zu Hauß gehabt, und da
n den Schmid
angesprochς, daß er ihm das Buch
die Adelheid v Veltheim gebς
möchte, er wolle es probierς in die Musik zu setzς, weil er öfters dabeÿ
war und hörte, daß h
ς: Schmid mich quälte deinς Brudς zu beredς,
daß er es machς möchte, er wollte ihm, so ein armer Teufel, als
er wäre,
24 duggattς gebς. – Grätz hat es auch, noch da Schmid hier
war fertig gemacht. allein h
ς: Schmid kannte, was es war, und
entschuldigte sich,
es wäre zum Einstudierς zu späth.
4
Fratres beÿ den August
ς: wartetς schon 5 Jahre auf Erlaubniss,
Profess zu machς. Am Dienstag kam ohnverhoft die Erlaubniss, und
einer davon, der Organist Langmaÿr 37 Jahr alt, fiel in seiner
Zelle gähen Todes hin. – wars aus freude? – – so wollς einige
sagς: – da
n gehört er unter die heiligς Augustiner.
Man sagt die
Amand Anto
nerl seÿe verreist: die Bucklichte
Gesellschafterin wird ihr wohl neidig seÿn, de
n beÿdς suchtς wie ein
paar spurhunde die Ma
nsbildς auf.
Die Freÿl:
Louise v Robini ist in schlechtς Umständς, einς Tag etwas
besser, den andς aber um viel grad wiedς schli
mer. –
Ma
n will sagς, der Process mit dem Capitl
p: werde nach
u nach ein=
schlaffς, weil die jungς Domh
ς: widς fernere Unköstς Protestierς,
wodurch die
Canonicat Gefälle i
mer mehr abnehmς, und sie folglich
auf unzehlbare Jahre darunter leidς
p. – –
Aufs neue Jahr soll h
ς: Pfleger zu Werffς das
general Ei
nehmer=
Amt
p: übernehmς und
B: Rheling Ka
merdirecktor werdς: so sagt
man.
den 25tς
Danke für das Äntl. – das blat beÿ dς Seiden hab
gesucht, und gefundς. die Schrift war hineingebogς, drum sah ichs nicht.
das Hauptsächlichste, was zu schreibς habe, ist, daß ich verflossenς
Montag dem
Orgelmacher Schmid das
Decret, mit allem
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wie es der seel: Egedacher hatte, wirkl: zugeschickt habe, so zwar, daß,
we
n er bis auf die erste woche des Je
ners ko
mς ka
n, sein Gehalt
pr 19 f monatl: mit dem neuς Jahr anfängt.
Friderici schrieb nur:
ein paar Instrumente, – weis also nicht was für
p:
wegen den Glas=instrument hats eine ganz andςe Bewa
ntniss;
es schlagς die Ha
mer nicht ans Glas, – es soll eine
Harmonica
gebς, so wie
Miss Devis und
Dr Messmer mit den Fingern am Glaß
spieltς: und dieses mit Tasten zu wegς zu bringς, wird vergebliche
Mühe seÿn.
We
n das
Fortepiano wiedς nicht recht abfallς will, so muß sich halt
wieder kälte und Feuchtigkeit hineinziehς:
folglich muß mans näher
zur wärme rücken.
We
ns dir sonst gut ist, hats nichts zu sagς, – vielleicht bleib die
Ordinari=
Post gar aus. Joseph
Barisani |: dς sich empfehlt :| sagte mir
du sollst zu Zeitς, einς recht
zusam gesottenς Gerstenschleim trinkς,
we
n du so eine Trokne im Hals empfindest.
Unter
eurer Seefart bin ich beÿm schönstς warmς Wind
u Wetter
von halbe 2 uhr bis halbe 6 uhr spazierς gegangς. und zwar von
unserm Thörl, um die ganze Schanz bis zum Lintzerthor, – von da
in die Gnigel in die Kirche: da
n zurück bis zum Strasserhof,
wo ich in den Fürstenweg hinein gieng, und bis zum Dietrichstein=
Hof, von dort zuruk in Weiserhof spazierte; da
n zum
Uhrmacher häusel, und von da über beyde Feldweege bis
zum Lintzer Thor, da
n bis zum Mirabellthor und herüber
zu unserm LödereiThörl. – So bald ich nach St: Gilgen
ko
me, werde auch eine Seefart veranstaltς. warum hat
man mich nicht beÿ dς Hochzeit an so etwas eri
nert! –
Den 16
tς schrieb mir dein Brudς abermahl und bath um Verzeihung,
daß mir zum Namenstag nicht geschriebς hatte. warum dachte er aber
itzt darauf? – – weil ich ihm schrieb, er möchte mit dem nächstς Post=
wagen doch die
Quartettς schickς,
u die
Sparten der neuς 2
Clav: Concert
mit schickς, so mir das angenehmste Present zu meinem Namenstag
seÿn würde. also versprach er, daß
seine Frau es |: nach meinem
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Vorschlag NB :| beÿ nächstem Postwagς besorgς werde.
Alles anverlangte werde mit dς Glastragerin schicken.
schreibe
dς 26tς morgens, wo ebς den Leopoldl besucht habe, der
Gott lob, im bestς Humor ist, euch küssen lässt, mit Händς und
Füssς auf dem Arm arbeitet, Gesichter macht, die Augς aufreisst,
und den Kopf, wie ein Harlequin hin
u her wirft.
Ich küsse den h
ς: Sohn
u dich von Herzς, grüsse die Kinder und
bin ewig dς alte redliche Vatter
Mozart
mp
Die Na
nerl lasse besonders grüssen, und ihr sagς, sie möchte
ein wenig nachdenken, ob sie glaubς ka
n, daß ein Frauen=
zi
mer beÿ dieser Zeit gefallς ka
n, die sich nur allein
den dienstmägden gleich zu bildς trachtet, und sich nicht
durch noblere Art zu unterscheidς bemühet ist.
alle junge Leute, die dermahl, so wohl beÿ uns, als
in Östereich angestellt sind, unterscheidς sich ganz
ausnehmend, in Sittς, Anstand, Betragς und Witz, von
den vorigς Zeitς
u Gewohnheitς: solche Leute ko
mς zu
Ämtern, und suchς sich auch eine artige Frau, –
eine Frau, die ausser dς Wirtschaft, Anstand, und
edles Betragς hat. die Zeitς habς sich geändςt, das
ist eine Thatsache, die ohnwiedersprechlich vor Augς liegt.
Mit etlich 1000 f und einem Küchenfetzς um den Leib,
das He
nenfutter in dς Hand hipsch herum geschmiert, mag
sie freÿlich wohl einς altvätterischς 70 jährigς Man beko
mς,
der, wie ein Bär mit offner lachendς fürchterlich=
freundlichς Goschen mit ihr den Brautdanz macht.
Hat sie aber andere
einer Freule anständige Eigenschaftς
auch dabeÿ; da
n ka
n sie sich Hofnung zu einem
artigς jungς, edlen Ma
n macht; sonst gewis nicht!
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