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                                                       Salzbς: dς 29 Septς:
                                                                          1785

Heute Mittags kam hς: Vetter Pertl da ebς beÿm Essen war,
und überbrachte mir den Schmuk. Nachdem ich dir geschriebς, daß
auch ein starker Anfall vom Zähneinschiessς dazu kam, so wars kein
Wundς, daß auch eine Frays dazu kam. Gott Lob! Das ist ein
grössers Wundς, daß das Kind wieder so gut ist, daß es niemand
glaubς würde, der ihn nicht damals gesehς, daß dieses kind 8 Täge
hintereinandς alle Täge |: einς Tag ausgenomς :| 8, 10, und 12 mahl
und den 26 von 12 uhr mittags bis abends um halbe 7 uhr
ohne aussetzen die Freys gehabt hätte. hätten wir nicht
glücklicher Weise durch den Rath des Dr Prex ein Mittel er=
griffς, welches augenblicklich uns gezeigt, daß es vor=
träglich ist, so wäre es imer so fortgegangς, durch
den Mund war nichts beyzubringς, da es nichts hinunter
ließ, am Ende wäre das Maulgesperr erfolgt und
dan, addio! allein um 7 uhr konnte man ihm schon etwas
eingebς, – er konnte Trinken, – die Hitzς verlorς sich in
der Nacht gänzlich, den 27 verlorς sich auch nach und nach
alle Zeichς der Freys und das schnelle Aufzuken im Schlafe.

                                                           dς 30 Septς:
Kurz und Gut, der Leopoldl ist seit demselbς augenblick
imer besser gewordς, und heute frühe hat er das erste mahl
wieder ein Koch bekomς, da ihm seit dem 26 nichts
als banadl gebς ließ, nachdem ich mir durch den Doctor
Prex
die Ursache dς Freys erklärς lassς, und einsahe, daß das
milchkoch schädlich ist so lang so viel Säure in gedärmς ist,
daß solche, durch das Reibς unter sich, die Nerven in Bewegung
setzt und die Freÿs verursacht: die Säure kam von dς Materie
des Mehlhunds, – und das Milchkoch wird durch diese
schon im Leib liegende Materia putrida augenblicklich
corrumpiert, und vermehrt folglich das Übl. Hier hast
du die ganze Erklärung; und es ist gewiß, daß es beÿ
kindern kein Mittlding giebt. Versieht mans, und findet
die Ursach der Krankheit, folglich auch die Mittl
solche zu hebς nicht, so könς sie geschwind weg seÿn:

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kan man ihnς helfen, so erhohlς sie sich geschwind wiedς. übrigens
muß man sich gefasst machς, daß den Kindς alle Augenblick
etwas fehlt. Genug! der Leopoldl ist, Gott seÿs Gedankt!
itzt wiedς gut.
Hier sende den Thee, zur Nachkindlbett musste er in einigς
Stücken verändert werdς, dς Dr. Prex hat ihn anderst verschriebς.
dan folgt. Schwarz und Margrafς ♁. – 2 bürstel,
so gut ichs habς konnte. – ich hoffe du wirst das Fuss=
wasser öfter genomς habς. – ich bin sehr besorgt, und
wusste doch kein Mittl die Sachς geschwindς hinaus zu bringς,
als durch den Bothς, odς dς hς. Pertl. Die Uhr will nicht
schicken, weil sie wiedς stehς gebliebς, bis sie nicht vollkomς in
Ordnung ist. der Verwalter Sepperl war gestern nicht da,
und kan ich heut nicht hinaus schickς, so muß die Mandl=
kleibς mit einer andς Gelegenheit nächstens schickς.
gestern versprach die Huebernanerl zu komς um die Haubς zu machς,
sie kam aber wedς gestern noch Heute; folglich wird sie wohl bis nächstς
Bothentag erst zu schicken seÿn: das Maas hab ihr behändiget.
Dem hς. Sohn empfehle mich; und danke für die Fische. Sollte das
Geschmuk um die 1200 f nicht anbringς, so werde es gut in Verwahr
nehmς. am Montag ist die grosse Licitation der Perlen auf
dem Rathaussaale: sie werdens nicht über 15000 bringς; es sind
Wiener auch desswegς hier, – auch 2 ansehnliche Frauς von Wien.
Im Ursuliner=kloster sind die Figurς von einigς klosterfrauς,
und den 3 Strasserjungfern zertrennt, – abgewogς – und an
Schüren odς seidς gefasst, und, was nach dem gewicht geht, mit
grosser Mühe Loth=weis angefasst wordς, damit die Liebhaber
viel odς wenig nehmς könς. 6 wochς wurde ohnablässig daran schon
gearbeitet. – Morgς wird die Köchin mit dem Bothς hinaus=
komς. Ich gieb hier alles dem Bothς, die Köchin hab nicht

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                      den 1 october in dς Frühe.
nicht mehr gesehς, wenigst komts sicher hinaus.
um die Erbsen, linsς u fisohlς hinauszuschickς muß ein
Sack herein geschickt werdς, wie will es schon hinausbringς.
alle diese sachς, und überhaupts alles Grüns ist erstaunlich
theuer. Zum schuster hab imer geschickt, u noch die
Schüchl nicht bekomς könς: weil im Markt viel
Arbeit ist. – Die Köchin, die vorige, war
gestern beÿ mir und sagte, daß du nun die Nachkindlbeth
recht hättest. das war mir lieb zu hörς, hoffe daß du
gesund bist p: – Nun küsse den hς. Sohn, dich
und die Kindς von Herzς u bin euer redlicher Vatter
                                                    Mozart mp

Dς Leopoldl hat gut geschlaffς, und ist wohl.
die Nandl, Monica u Tresel empfehlς sich.

Der neuς köchin, wird es wohl sehr spanisch vorkomς, als einer
6 jahr gewestς klosterfrau, itzt nebς einem 13 bis 14
jährigς Knabς zu schlaffς, da sie vor ihrem Bette nicht ein=
mahl einς Vorhang hat um mit sicherheit ein Hemd
ändern zu könς. Ihr werdet sagς, die jungς Leute schlaffς
gut! ja, glaubt nur das nicht. itzt sind die jahre des
Vorwitzes. – Man stellt sich als schlief man, um etwas
neues und der menschl: Begierde Angemessenes zu sehς.
das ist eine gewissenssache, – wenigst solltς beÿ der
Magd ihrem Bethe ein paar Leistς angenagelt seÿn
um einς Vorhang vorzuhängς. der Wolfgang wird

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im Somer die schönste Gelegenheit gehabt habς, euere vorige
beÿ der Hitze und vom Trinckς noch mehr erhitzte köchin
halb nackend liegς zu sehς, wen er beÿ dς Nacht odς gegς
Tag, da es im Somer frühe hell ist, etwa aufs nacht=
geschirr gehς musste, odς, wie es geschieht, gar aufgestandς
und, um zu trinkς, in die Küche gegangς. der Vorwitz
junger Leute ist in solchem Falle unbeschreiblich gross.
der Wolfgς: ist einmahl schon zu alt, um mit einer
Magd im Zimer zu schlaffς. – Ich wasche meine
Hände! bitte um Vergebung! Rede wie ich's
als ein guter Christ denke!

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