[S. 1]
St: germain ce 27
aoust
Mon trés cher Pére! 50
1778
In gröster Eile schreibe ich ihnen – sie sehen daß ich nicht in
Paris bin –
M:r Bach von
london ist schon 14 täge hier, er wird eine französische
opera schreiben – er ist nur hier die sänger zu hören, da
n geht er nach
London, schreibt sie, und ko
mt, sie in
scena zu setzen; – seine freüde,
und meine freüde als wir uns wieder sahen, kö
nen sie sich leicht
vorstellen – vielleicht ist seine freüde nicht so wahrhaft – doch muß
man ihm dieses lassen, daß er ein Ehrlicher Ma
n ist, und den leüten
gerechtigkeit wiederfahren läst; ich liebe ihn | wie sie wohl wissen | von ganzem
herzen – und habe hochachtung für ihn, und er – das ist ein mahl gewis,
daß er mich so wohl zu mir selbst, als beÿ andern leüten – nicht über=
trieben wie einige, sondern Ernsthaft – wahrhaft, gelobt hat –
Tenduci ist auch hier – der ist der herzensfreünd von
Bach – der hat die
gröste freüde gehabt mich wieder zu sehen – Nun will ich sagen wie ich
nach
st: germain geko
men; hier ist, wie sie vielleicht schon wissen, | de
n
ma
n sagt, ich seÿe vor 15 jahren auch
hier gewesen, ich weis aber nichts
davon | der
Marechal de noaile – da ist
tenduci sehr beliebt – und
weil er mich
sehr liebt, so hat er mir wollen diese bekandtschaft zu=
wegen bringen – gewi
nen werde ich nichts hier – vielleicht – ein kleines
Present – verlieren thue ich aber nichts, da
n es kost mich nichts – und
we
n ich auch nichts beko
me – so habe ich doch eine sehr nützliche
bekandtschaft – Eilen muß ich – weill ich für
tenduci eine
scene
schreiben auf
Sontag – auf
piano-
forte, oboa, Horn und
fagott,
lauter leüte von
Marechal, teütsche die sehr gut spiellen –
ich hätte ihnen schon längst gerne geschrieben, allein der brief war
angefangen, | liegt noch zu
Paris, | da führ ich aber nach
st: germain,
in der Meÿnung den nemlichen tag wieder zurück zu ko
men – heüte
ist aber 8 täge daß ich hier bin, – Nun werde aber so bald möglich,
nach
Paris – obwohl ich nicht viell zu verlieren habe – de
n ich habe nur
eine
scolarin, die andern sind in der
Campagne;
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
[S. 2]
von hier aus habe ich ihnen nicht schreiben kö
nen, weill man mit schmerzen
auf eine gelegenheit warten muß, einen brief nach
Paris zu schicken –
ich bin gott lob und danck gesund – ich hoffe sie werden es beÿde auch
seÿn – haben sie gedult – es geht alles sehr langsam – man muß
sich freünde machen – franckreich ist auch wie Teütschland – man speist die
leüte mit lobs=erhebungen ab – allein – es ist doch hofnung daß man
mir Logement
dadurch sein glück machen ka
n – das beste ist daß
afr Esglalnt
und Kost nichts kostet. diesen schreiben, wo ich bin,
hnd ksot nfcuts ksot – we
n sie
dfloln ocurlfbln ws fcu bfn
bedanken Sie nicht zu demüthig. hat seine
so
bldmnckln ofl ofcu nfcut zh dlmh"tufg – es
hmt olfnl
Ursachen, die ich ein ander Mal schreiben werde.
hromculn, dfl fcu lfn mndlroamue ocurlfbln wlrdl –
die kranckheits=geschichte wird nächstens folgen – sie wollen
aufrichtig das
Portrait von Rothfischer haben? – Er ist ein auf=
mercksamer, fleissiger
Director – hat nicht viell geist – ich bin aber
sehr mit ihm zufrieden gewesen – und was das beste ist, ist –, daß er
der beste Ma
n ist – mit dem man alles machen ka
n, doch mit gute
Manier versteht sich – zu
Dirigiren ist er besser als
Brunetti – aber
Solo zu spiellen – nicht; er hat mehr
Execution – spiellt auch auf seine
art, | ein wenig noch auf die alte,
tardinische art | gut – aber der
gusto von
Brunetti ist angenehmer – seine
Concert, die er sich selbst
schreibt, sind hüpsch – da
n und wa
n zu spiellen – kan man ihn i
mer
gern hören – und wer weis, ob er nicht gefällt? – er spiellt ja
doch 10000000 mahl besser als pintzger; und wie ich sage, zum
Diri=
girn ist er sehr gut; und fleissig in seinem dienst – ich
recomandiere
ihn von ganzem herzen, de
n er ist der beste Ma
n –
Adieu
nächstens werde ich ihnen mehr schreiben – 1000
Complimenten von
M:r Tenduci:;
apropos; M:r Volar und seine frau, eine gebohrne Münchnerin ist hier;
er war zu München französischer gesandte – dort haben sie uns gekandt;
sie hat, als sie meinen Namen gehöret, mich gleich gekandt, ich kan mich
aber nicht mehr errinern;
Adieu, leben sie wohl, ich küsse ihnen 1000mahl
die hände und meine liebe schwester umarme ich von ganzem herzen,
und bin dero gehorsamster Sohn
Mein
Compliment an
M:r Bullinger und
alle gute freünde und freündinen.
wolfgang Mozart mp
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881