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Glückseeliges Neues Jahr! Am unschuldigς KindlsTag abends,
28 Dec. 1774.
de
n morgς Mittags geht die Post.
74
Dec. 79
Eben den Tag als ihr beÿ S:
r E: gr
Sauerau waret, war morgens um 10 uhr
die erste Prob von des Wolfg
ς: opera, die so sehr gefallς, daß sie bis auf den 5
tς Je
ner
1775 verschobς wordς, damit die sänger solche besser lernς, und we
n sie die Musik
recht im Kopf habς, sicherer
agierς kö
nς, damit die
opera nicht verdorbς wird,
welches bis den 29
Decembς: eine übereilte sache gewesen wäre. Kurz! die
Composition dς Musik gefällt erstaunlich, und wird also den 5
tς Je
ner aufge=
führt werdς. Nun ko
mt es nur auf die
production im Theater an, die wie
hoffe gut gehς soll, weil die
acteurs uns nicht abgeneigt sind. Die Gelegenheit
hat sich also recht gut gegebς S:
Eς: gr. Sauerau von dς Reise Nachricht zu gebς. das
ist mir Lieb. daß alles höflich ist, glaube gern, das ist ihre Politik, und
sie argwöhnς allerhand sachen. Du oder die Na
nerl muß zu h
ς: Hagenauer
gehς, und ihn ersuchς, daß er ihr einς
Credit=brief für mich an einς seinigς
Correspondentς mit giebt. da
n we
n ma
n gleich ein
Regal erhält, so
wird es oft verschobς, daß ma
ns nicht abwartς ka
n, ja manchmahl
erst nachgeschickt, und ich will mich auf nichts verlassς, de
n hier ist
alles langsa
m und oft verwirrt. du darfst es nur nebst meiner Empf
ς:
dem h
ς: Joseph meldς lassς. Ich habe in einer blechenς dosen einς spa
nischς
Toback. Die Na
nerl ka
n eine kleine Tabattier damit anfüllς und
mit nehmς, da
n mein spa
nischer Toback geht mir aus. in des Wolfg
ς: schubladς
liegt eine
ovale tombackene dose, die wird recht seÿn. Ich
recomandiere der
Na
nerl noch ein mahl einς gutς Ma
nsbelz, und das Heu zu den füssς.
der Wolfg
ς: hat müssς 6 täg mit geschwolnem gesicht das Haus hüttς. die wangς
warς von i
ne und außς geschwollς, und das rechte aug, er konnte 2 täge nur
Suppen brühe essς. Man muß also das Gesicht und die ohrς wohl ver=
wahrς, de
n in einer offenς halb
chaise schneidet der Luft beständig ins
Gesicht, weil man gegς die Luft fährt. und sitzt man in die
chaise, daß
die füsse nicht recht warm sind, so kann mans den ganzς tag nicht mehr er=
wärmς. sie wird wohl beÿ h
ς: Gschwendner einsitzς. Es müssς also die belz=
stifl dort den tag vorhero hingebracht und zum ofen gehenkt werdς,
damit sie durch und durch warm sind, und da
n
erst angezogς werdς, we
n man einsitzς will.
Die Na
nerl wird wohl, zur Noth, geld in Sack
mit nehmς. soll mir noch etwas beyfallς,
so wirst du es am Montage vor der Abreise
hörς, sonst weis nichts, Lebts wohl, wir kissς euch
beÿde, und bin nebst meiner Empfehlung an alle dein alter Mozart
mp
Meine liebste schwester.
ich bitte dich vergesse nicht vor deiner abreise dein versprechen zu halten, daß ist,
den bewusten besuch abzustatten – – – – dan ich habe meine ursachen. ich bitte dich, dort
meine Empfehlung auszurichten – – aber auf daß nach drüklichste – – – und zärtlichste – – – und – –
oh – ich darf mich ja nicht so bekümern, ich kene ja meine schwester, die zärtlichkeit ist ihr
ja eigen; ich weis gewis daß sie ihr mögliches thun wird, um mir ein vergnügen zu erweisen,
und aus interesse – – – ein wenig boshaft – – – wir wollen uns in München darüber zancken.
lebe wohl.
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881
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Nun muß die Nanerl auch wissen wohin sie fahren muß. dieses was
itzt komt muß sie ihr auf einen Zettl heraus schreibς, und dem
hς: Gschwendner gebς, oder beÿ sich habς.
Wen man durch das Thal heraufgefahren durch den Bogen auf den
grossen Platz komt, so bleibt man Linker Hand an den Bögen,
und wen man beÿ dem Durchgässl vorbeÿ ist, wo man auf den
Rindermarkt hineinsieht; so ist es das 5te Haus, von dem gassl=
an gezehlt. an dem Haus, welches weis ist, ist in der Mitte ein rundes
kleines Gemählde, der heil: Franciscus Xaverius, und zu höchst oben im
4tς Stock die Statue unser lieben Frau. im drittς Stock wohnt die Fr:
von Durst. wir werden nach 2 gegς halbe 3 schon dort seÿn.
NB Es ist das 5te Haus wen man das gässl, wo man zur St: Peters=
kirche auf den Rindermark hineinsieht, vorbeÿ ist, und heist
das spazenreitterische Haus auf dem Platz. Nun glaube ich ist es
deutlich genug erkläret.
À Madame
Madame Marie Anne
Mozart
à
Franco Salzbourg
DOM=
MUSICK=VEREIN
U.
MOZARTEUM
INTERNATIONALE
STIFTUNG:
„MOZARTEUM”
1881