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No 25
Wien am 1 Xber 1809
Ich bin Herzlich froh, daß die kiste einmahl in deinen Handen ist
weil ich überzeicht bin daß du lieber
Karl viele freuden dadurch
hast, und noch haben wirst. und nun zur beantwortung
deines Briefes. kein Brief den du auf die Post giebst wird
uns verlohren gehen, wen auch die
adresse des Hauses nicht
darauf ist; weil erstens dein Vater so wohl als auch ich
zubekant sind, und dein Vater selbst die Briefe aufgieb
und auch alle die komen selbst abholt und er sich von
jeh her niemals in diesem sticke auf Bedienten oder
auf gute Freunde verlaßen hat noch wird. Du kanst
also ruhig deswegen und versichert sein daß wir alle
so du
selbst auf die Post giebst, wir gewiß erhalten.
warum ich aber deiner Briefe wegen selden zufrieden
bin will ich dir sagen: Erstens weil du so selden aus=
führliche Briefe schreibst. so zum beyspiel sagst du
mir in deinem vorletzten schreiben daß du |: ich weiß nicht
wie lange :| in
Rom warst, sagst mir aber nicht warum
noch weswegen; zweytens:, Beantwortest du mir nie
die Haubt sache
meines Briefes. dies mag wohl daher
komen, daß du mein schreiben nicht zur hand nimst
wen du mir antwortest, dieses sind große Fehler
die dadurch, wie ich gesagt, entstehen wen man
den Brief nicht noch einmahl Bey der beantwortung
durch list; dadurch hast du auch vergeßen mir in
Betref des Portos der Kiste zu antworten, die mich 5 #
in gold kostete, und die ich dir bei ietzigen theüeren
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zeiten nebst den andern geschencken nicht schencken kan. –
und nun frage ich dich, ob du den Brief von
Presburg worin
ich dir die Beschreibung dieser stadt, und was wir dort alles
ausgestanden haben und einen zuvor, nicht erhalten hast.
Es solte mir sehr leid thuen, wen selbe solten verloren
gegangen seyn, den dies noch einmahl zu Beschreiben
würde mir unmöchlich seyn.
Es freud mich Herzlich daß du eine gute aussicht hast an
[=]gestellt zu werden, um so mehr daß du dadurch in den stand
gesetz wirst unbstbey Ruhig und ohne Sorgen die
Musique fort zu studiren. du fragst mich ob ich keine
aussicht habe einmahl nach
jdalien zu komen? Leider
Nein, ja wen mein sohn
Karl so reich wäre, mir diese
Reiße zu bezahlen |: wen auch nicht ganz :| so könnte
es wohl einmahl geschehen, daß ich mit umwege eh ich nach
Denemarck gehe diese reiße machte, mehr Vergnüchen
könnte ich in dieser Welt nicht mehr genußen, und es solte
mich wenig Mühe kosten deinen Vater dazu überreden
der ohne hin meinen wünschen überall sucht vorzukomen.
allein es ist ietz gar zu theüer zu reißen und ich habe da
her nicht den Muth ihm's vorzu schlagen.
Von deinem Bruder haben wir Nachricht. Es gehet ihm gut
und ist gesund. freulich will ich, daß er einmahl nach
jdalien gehe, und were es nach meinem willen gegangen
so were er schon dort, allein von was leben? dieser um
[=]stand machte mich Nachgeben. wo er ist, wird er nicht weiter
in der
Musique komen, allein üben, und ein kleines
capital
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wodurch er in den stand gesetz wird Reißen zu könen
kan er sich samlen, und da er noch so jung ist so komt
es auf ein paar jahre eben nicht an. wen er nur
fleißig
ist; – hat dir jageman viel von uns erzählt? hat er dir nichts
von der
Mascarade die auf
Nißens geburztage bey mir
statt hatte erzählt? so wurde
Nissen auch einmahl durch
den schauspiel
directer, deines vaters Mozart überrascht
wozu dein Bruder eine
puffa arie componirte die
wircklich ihren entzweck nicht verfehlte und die ich noch
für das Beste halte was er gemacht hat.
Melle Heser hat eine schöne stime, allein Bey ihrem hier
seyn war sie noch nicht genug gebildet. ich hoffe aber
daß sie einmahl als eine große sängerin wird
zuruck komen, wenn sie nur daß überflisige schreien
in
jdalien vergist.
Nissen und
Dr Lichenthal werden dir selbst antworten
und so glaube ich deinen Brief ausfuhrlich beant=
wortet zu haben.
Den 27 dieses hatten wir wiener einmahl wieder das
große Glück unseren vielgelieben Monarchen den
guten Kayser in unseren Maueren zu empfangen
Er wurde mit großen freuden empfangen und
3 tägiges iluminiren der stadt, samt vorstädten
und
viva rufen Empfangen. auch in
Presburg wurde er
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sehr schön empfangen wo man ihm zu Ehren die
Clem[=]
Menza di Tito gab und auch die ganze stadt beleichtet
war. gott gebe daß er doch auch einmahl glücklich
werde dies ist der wunsch deiner Mutter
Constance
Nissen.
Lebe wohl und schreibe Bald.
noch eins. jagemann hat
N: auch gemahl und man
sagt daß es sehr änlich ist, allein es ist nicht aus
gemahlt, und ich würde mich freuen von dir zu
hören daß er Bald zurück köme. hat er dir
nichts davon gesagt?
Mon cher Charles,
c'est avec une véritable satisfaction sensible que je reçois Votre lettre
du 15. du passé, dans laquelle Vous m'exprimez cordialement Vos sen-
timens à mon égard et la justice que Vous rendez aux miens pour Vous.
Conservez moi ces dispositions, et persuadez Vous, je Vous en prie, que
je ne cesserai jamais de Vous aimer et de Vous regarder comme si
Vous m'apparteniez encore plus directement que par Votre excellente
mère, entre les mains de la quelle j'ai confié tout le bonheur de ma
vie, et ne l'aurois pu faire plus dignement. Vos lettres nous font toujours
le plus vif plaisir: nous regrettons seulement, permettez moi de Vous le
dire, qu'elles ne sont pas plus détaillées. Nous savons trop peu de ce qui Vous
concerne, ce que Vous étiez allé faire à Rome, des personnes avec qui Vous vivez etc. Paissions nous bientôt apprendre
la confirmation de l'agréable nouvelle que Vous nous annonçâtes dans Votre avant-
dernière touchont la place que l'on Vous avait fait espérer! Je crois fermement
que nous recevons avec exactitude toutes Vos lettres; aucune ne porte la trace de
la
perte des autres si ce n'est le silence sur l'objet qui recemment Vous avait conduit
à Rome.
C'est avec Votre frère que la correspondance ne marche pas en ce moment. Vous promettant
de Vous
écrire davantage une autre fois, je me borne ici à Vous repeter mon amitié et les
voeux de mon coeur. Votre bon père.