Kritische Edition des vertonten Textes (Partiturtext)   Kritische Edition des Librettos Prag 1773 (Libretto)  
Erster Auftritt
Erster Auftritt
Sais allein.
Sais allein.
(kommt aus dem Hause der Sonnenjungfrau; sieht sich um, ob sie alleine ist)
(aus dem Hause der Sonnenjungfrauen; sieht sich um, ob sie allein ist)
 
 
Niemand ist da. Des Tempels Türen sind geschlossen. Nichts hindert den Vorsatz.In der autographen Partitur steht von der Hand Leopold Mozarts der Zusatz "//Nichts hindert ihren Vorsatz//".
Niemand ist da. Des Tempels Türen sind geschlossen. Nichts hindert den Vorsatz.
(gerät in Zweifel) Aber darf ich ihn vollziehen? Gehört Sais sich selbst zu? – O Menes, ist wahr, dass dein Blut in diesen Adern strömt, so wirf jetzt von den Wohnungen der Unsterblichen einen Blick auf deine Tochter herab! Zerteile die Dunkelheit, die sie umgibt! Zeig ihr, was Ägyptens Wohl von ihr fordert! – Ja! schon hörst du mich! Schon belebt sich mein Vorsatz aufs Neue. Du selbst; ja du flößtest mir ihn ein. –
(nachdenkend) Aber darf ich ihn vollziehen? Gehört Sais sich selbst zu? – O Menes! ist's wahr, dass dein Blut in diesen Adern strömt, so wirf jetzt von den Wohnungen der Unsterblichen einen Blick auf deine Tochter herab! Zerteile die Dunkelheit, die sie umgibt! Zeig ihr, was Ägyptens Wohl von ihr fordert! – Ja! schon hörst du mich! Schon belebt sich mein Vorsatz aufs Neue. Du selbst; ja du flößtest mir ihn ein. –
Ich! das Werkzeug treuloser Verräter? Durch mich dem besten Fürsten der Szepter entrissen? – Nein, er bleibe in seinen Händen!
Ich! das Werkzeug treuloser Verräter? Durch mich dem besten Fürsten der Szepter entrissen? – Nein, er bleibe in seinen Händen!
Kann nicht mit ihm die Tochter des Menes auf dem Throne sitzen, so soll kein anderer sie darauf erheben.
Kann nicht mit ihm die Tochter des Menes auf dem Throne sitzen, so soll kein anderer sie darauf erheben.
(schnell gegen das Sonnenbild gerichtet, niederknieend) Ja, es sei! Ich lege das feierliche Gelübde ab! Ägyptens Gottheit! nimm es auf!
(schnell gegen das Sonnenbild gerichtet, niederknieend) Ja, es sei! Ich lege das feierliche Gelübde ab! Ägyptens Gottheit! nimm es auf!
(mit ausgestreckten Händen und lauter Stimme) Sonne! ich weihe mich zu deiner Priesterin.
(mit ausgestreckten Händen und lauter Stimme) Sonne! ich weihe mich zu deiner Priesterin.
(Thamos tritt in dem Augenblicke, als Sais das Gelübde ablegt, von der Seite der königlichen Burg herein. Verwunderung und Erstaunen lassen ihn nicht gleich reden.)
(Thamos tritt in dem Augenblicke, als Sais das Gelübde ablegt, von der Seite der königlichen Burg herein. Verwunderung und Erstaunen lassen ihn nicht gleich reden.)
Zweiter Auftritt
Zweiter Auftritt
Sais. Thamos.
Sais. Thamos.
Thamos
Thamos
(auf sie zueilend)
(auf sie zueilend)
Sais! Sais! was hast du getan?
Sais! Sais! was hast du getan?
Sais
Sais
(über die Erscheinung des Thamos und dass er ein Zeuge ihres Gelübdes war ebenfalls äußerst betroffen; steht auf)
(über die Erscheinung des Thamos und dass er ein Zeuge ihres Gelübdes war ebenfalls äußerst betroffen; steht auf)
Herr! –
Herr! –
Thamos
Thamos
(lässt sie nicht vollenden)
(lässt sie nicht vollenden)
Das große, das unwiderrufliche Gelübde! Eher, als dem Thamos deine Hand!
Das große, das unwiderrufliche Gelübde! Eher, als dem Thamos deine Hand!
Sais
Sais
(erstaunend)
(erstaunend)
Dir meine Hand!
Dir meine Hand!
Thamos
Thamos
(unterbricht sie wieder)
(unterbricht sie wieder)
Fürchtetest du von ihm Gewalt? – Zog schon dein Herz einen andern vor, verdiente er darum so wenig Zutrauen?
Fürchtetest du von ihm Gewalt? – Zog schon dein Herz einen andern vor, verdiente er darum so wenig Zutrauen?
Sais
Sais
Ich erstaune –
Ich erstaune –
Thamos
Thamos
Er, der eine verworfene Neigung aufzuopfern schon bereit war?
Er, der eine verworfene Neigung aufzuopfern schon bereit war?
(Diese vier Reden des Thamos folgen schnell aufeinander, mit dem Ausdruck einer starken Empfindung.)
(Diese vier Reden des Thamos folgen schnell aufeinander, mit dem Ausdruck einer starken Empfindung.)
 
 
Sais
Sais
Ihr Götter!
Ihr Götter!
Thamos
Thamos
Hat nicht Mirza mit dir gesprochen?
Hat nicht Mirza mit dir gesprochen?
Sais
Sais
Ja! Sie sagte mir – Herr! lass mich schweigen.
Ja! sie sagte mir – Herr! lass mich schweigen.
Thamos
Thamos
Nein! rede!
Nein! rede!
Sais
Sais
Dass du die Myris gewählt hättest, dass du mich dem Pheron geben würdest.
Dass du die Myris gewählt hättest, dass du mich dem Pheron geben würdest.
Thamos
Thamos
Entsetzlich! – Das Mirza! der ich meine Absicht offenbart, ihr aufgetragen hatte, deine Gesinnungen zu erforschen! Ach, Sais! unbedachtsame Sais! und du glaubtest dem Betrug?
Entsetzlich! – Das Mirza! der ich meine Absicht offenbart, ihr aufgetragen hatte, deine Gesinnungen zu erforschen! Ach, Sais! unbedachtsame Sais! und du glaubtest dem Betrug?
Sais
Sais
(seufzend)
(seufzend)
Hätten wir ihn nie entdeckt!
Hätten wir ihn nie entdeckt!
Thamos
Thamos
Gaben dir nicht vom ersten Tage an meine Blicke, mein ganzes Betragen den Eindruck zu erkennen, den du auf meine Seele gemacht hattest? Glaubte ich nicht in den deinigen Gegenneigung zu lesen?
Gaben dir nicht vom ersten Tage an meine Blicke, mein ganzes Betragen den Eindruck zu erkennen, den du auf meine Seele gemacht hattest? Glaubte ich nicht in den deinigen Gegenneigung zu lesen?
Sais
Sais
Ach, Thamos! bedaure die unglückliche Sais!
Ach, Thamos! bedaure die unglückliche Sais!
Thamos
Thamos
O ihr Götter! Zur einzigen Versüßung der Sorgen, die den Thron umgeben, zum Lohn der Bemühungen für das Wohl meiner Völker erbat ich mir von euch eine Gattin wie Sais: und ihr versagt sie mir!
O ihr Götter! Zur einzigen Versüßung der Sorgen, die den Thron umgeben, zum Lohn der Bemühungen für das Wohl meiner Völker erbat ich mir von euch eine Gattin wie Sais: und ihr versagt sie mir!
Sais
Sais
Sie werden dir eine andere geben, die deiner auch würdig ist.
Sie werden dir eine andere geben, die deiner auch würdig ist.
Thamos
Thamos
Wo ist sie? Und ist sie Sais?
Wo ist sie? Und ist sie Sais?
Sais
Sais
Thamos! es ist geschehen, es war der Wille der Götter. Kann Sais nicht die Deinige sein, so widmet sie ihre Gelübde für dein Wohl. (schnell gegen das Sonnenbildnis niederknieend, mit größter Empfindung) Mächtige Gottheit, der ich jetzt angehöre! O schütze ihn, schütze den besten der Fürsten! Zernichte die Anschläge der Boshaften. Heischt dein Zorn von Ägypten ein Opfer, Sais sei es!
Thamos! es ist geschehen, es war der Wille der Götter. Kann Sais nicht die Deinige sein, so widmet sie ihre Gelübde für dein Wohl. (schnell gegen das Sonnenbildnis niederknieend, mit größter Empfindung) Mächtige Gottheit, der ich jetzt angehöre! O schütze ihn, schütze den besten der Fürsten! Zernichte die Anschläge der Boshaften. Heischt dein Zorn von Ägypten ein Opfer, Sais sei es!
Thamos
Thamos
(richtet sie auf; äußerst gerührt)
(richtet sie auf; äußerst gerührt)
O Sais! du durchbohrst mein Herz! Du! ein Opfer für den Thamos! – Götter! grausame Götter! warum stelltet ihr meinen Augen die Vollkommenste der Sterblichen dar, wenn ihr mir sie entreißen wolltet! – Doch was macht dich so unruhig, Sais? Warum flehest du Ägyptens Gottheit mit solcher Inbrunst für meine Erhaltung an? – Schreckt dich die Kühnheit der Aufrührer? – Fürchte nichts. Man hat ihr Dämme entgegengesetzt, woran sie scheitern wird.
O Sais! du durchbohrst mein Herz! Du! ein Opfer für den Thamos! – Götter! grausame Götter! warum stelltet ihr meinen Augen die Vollkommenste der Sterblichen dar, wenn ihr mir sie entreißen wolltet! – Doch was macht dich so unruhig, Sais? Warum flehest du Ägyptens Gottheit mit solcher Inbrunst für meine Erhaltung an? – Schreckt dich die Kühnheit der Aufrührer? – Fürchte nichts. Man hat ihr Dämme entgegengesetzt, woran sie scheitern wird.
Sais
Sais
Ach, Thamos! die Gefahr ist größer, als du glaubst. – Traue keinem! oh, keinem!
Ach, Thamos! die Gefahr ist größer, als du glaubst. – Traue keinem! oh, keinem!
Thamos
Thamos
Wie, Sais, weißt du noch mehr?
Wie, Sais, weißt du noch mehr?
Sais
Sais
Bände nicht ein Eid meine Zunge!
Bände nicht ein Eid meine Zunge!
Thamos
Thamos
(betroffen)
(betroffen)
Ein Eid! Wer forderte ihn von dir? – Ihr Götter! welches schreckliche Licht! welcher schwarze Verdacht! – Pheron! Mirza! – Der Betrug, durch den ihr uns unglücklich machtet! – Doch was konnte euern herrschsüchtigen Absichten unsere Verbindung schaden? Würde Sais mich auf dem Throne geschützet haben? Kann sie einem andern den Weg dahin bahnen?
Ein Eid! Wer forderte ihn von dir? – Ihr Götter! welches schreckliche Licht! welcher schwarze Verdacht! – Pheron! Mirza! – Der Betrug, durch den ihr uns unglücklich machtet! – Doch was konnte euern herrschsüchtigen Absichten unsere Verbindung schaden? Würde Sais mich auf dem Throne geschützet haben? Kann sie einem andern den Weg dahin bahnen?
Sais
Sais
Ach, Thamos! wie bald würde sich dir alles aufklären! – Nicht ein arglistig entlockter Eid hält mich zurück. Aber die Wunden, die schon jetzt dein Herz zerreißen! – Soll ich dir noch tiefere schlagen? – Nein, Thamos! verlange nichts von mir zu wissen. Der Grund, auf den die Treulosen ihr Gebäude aufgeführt hatten, ist untergraben. Beschämt werden sie es in Trümmern zerfallen sehen. – Nur gegen offenbare Gewalt stehe auf deiner Hut.
Ach, Thamos! wie bald würde sich dir alles aufklären! – Nicht ein arglistig entlockter Eid hält mich zurück. Aber die Wunden, die schon jetzt dein Herz zerreißen! – Soll ich dir noch tiefere schlagen? – Nein, Thamos! verlange nichts von mir zu wissen. Der Grund, auf den die Treulosen ihr Gebäude aufgeführt hatten, ist untergraben. Beschämt werden sie es in Trümmern zerfallen sehen. – Nur gegen offenbare Gewalt stehe auf deiner Hut.
Thamos
Thamos
Schweige nicht! Was schonest du meiner? Kann Thamos nach den Worten, die du aussprachst, als er hereintrat, noch schrecklichere aus deinem Munde hören?
Schweige nicht! Was schonest du meiner? Kann Thamos nach den Worten, die du aussprachst, als er hereintrat, noch schrecklichere aus deinem Munde hören?
Dritter Auftritt
Dritter Auftritt
Die Vorigen. Sethos.
Die Vorigen. Sethos.
Sethos
Sethos
(aus den Wohnungen der Priester kommend; hat die letzte Rede des Thamos gehört)
(aus den Wohnungen der Priester kommend; hat die letzte Rede des Thamos gehört)
Herr! was soll dir Sais noch sagen? Was hat sie dir entdeckt?
Herr! was soll dir Sais noch sagen? Was hat sie dir entdeckt?
Thamos
Thamos
O Sethos! für mich ist keine Sais mehr. Du weißt, dass sie Ägyptens Königin werden sollte. Dir hatte ich meine Absicht vertrauet. Du priesest die Wahl. Und nun – raubt sie mir ein unwiderrufliches Gelübde. – Die Grausame! Ich kam dazu, als sie es ablegte. Zu spät! Es war schon vollendet.
O Sethos! für mich ist keine Sais mehr. Du weißt, dass sie Ägyptens Königin werden sollte. Dir hatte ich meine Absicht vertrauet. Du priesest die Wahl. Und nun – raubt sie mir ein unwiderrufliches Gelübde. – Die Grausame! Ich kam dazu, als sie es ablegte. Zu spät! Es war schon vollendet.
Sethos
Sethos
(der sich den ganzen Auftritt hindurch Gewalt antut, um den Ausbruch seiner Zärtlichkeit gegen die wiedergefundene Tochter zurückzuhalten)
(der sich den ganzen Auftritt hindurch Gewalt antut, um den Ausbruch seiner Zärtlichkeit gegen die wiedergefundene Tochter zurückzuhalten)
Sais! liebste Sais! warum übereiltest du dich? Warum zogst du nicht deinen Vater zu Rate? – Du gabst mir ja stets diesen Namen!
Sais! liebste Sais! warum übereiltest du dich? Warum zogst du nicht deinen Vater zu Rate? – Du gabst mir ja stets diesen Namen!
Sais
Sais
Mit welcher Inbrunst tat es mein Herz! Deine Lehren waren für mich Aussprüche der Götter. – Oh! hätte man mir Zeit gelassen! Wäre nicht schon der heutige Abend! – Du kennst mich, Sethos! Du weißt alles. – Ich die Gespielin des schändlichen Verrats! – Was blieb mir übrig?
Mit welcher Inbrunst tat es mein Herz! Deine Lehren waren für mich Aussprüche der Götter. – Oh! hätte man mir Zeit gelassen! Wäre nicht schon der heutige Abend! – Du kennst mich, Sethos! Du weißt alles. – Ich die Gespielin des schändlichen Verrats! – Was blieb mir übrig?
Thamos
Thamos
(zu dem Sethos)
(zu dem Sethos)
Dir ist das Geheimnis bekannt? Bindet auch dich ein Eid?
Dir ist das Geheimnis bekannt? Bindet auch dich ein Eid?
Sethos
Sethos
(zu der Sais)
(zu der Sais)
Man nötigte dir Schwüre ab? – Sie haben keine Kraft.
Man nötigte dir Schwüre ab? – Sie haben keine Kraft.
Thamos
Thamos
(zu der Sais)
(zu der Sais)
Hält dich noch etwas zurück?
Hält dich noch etwas zurück?
Sethos
Sethos
(zu der Sais)
(zu der Sais)
Er muss dich kennen. Ägyptens Wohl hängt daran. (zu dem Thamos) Sais ist nicht die Tochter eines Kriegsobristen.
Er muss dich kennen. Ägyptens Wohl hängt daran. (zu dem Thamos) Sais ist nicht die Tochter eines Kriegsobristen.
 
 
Thamos
Thamos
(lebhaft)
(lebhaft)
Wer ist sie? Ich brenne vor Ungeduld.
Wer ist sie? Ich brenne vor Ungeduld.
Sethos
Sethos
Tharsis, die tot geglaubte Tochter des Menes.
Tharsis, die tot geglaubte Tochter des Menes.
Thamos
Thamos
(mit größter Empfindung)
(mit größter Empfindung)
Götter! die, die ich anbete, Tharsis? (wirft sich der Sais zu Füßen) O Tharsis! Ägyptens und meine Königin! Thamos ist der erste, der dir huldiget. Empfange aus seinen Händen das Szepter des Menes zurück. Dein gehört es. Ohne Schuld maßte er sich dessen an, weil er dich für tot hielte. Verzeih ihm und hasse den Sohn des Ramesses nicht!
Götter! die, die ich anbete, Tharsis? (wirft sich der Sais zu Füßen) O Tharsis! Ägyptens und meine Königin! Thamos ist der erste, der dir huldiget. Empfange aus seinen Händen das Szepter des Menes zurück. Dein gehört es. Ohne Schuld maßte er sich dessen an, weil er dich für tot hielte. Verzeih ihm und hasse den Sohn des Ramesses nicht!
 
Sais
Sais
(richtet ihn auf)
(richtet ihn auf)
O Thamos! du weißt, ob ich dich hasse! Würde ich sonst getan haben, was ich tat? – Ägyptens Szepter bleibe in deinen Händen. Du allein bist würdig, es zu führen. (seufzend) Zwar hätte Thamos an meiner Hand den Thron besteigen können. – Nichts mehr davon! Der Rat der Götter hat es anders beschlossen. Auch die Tochter des Menes sollte unglücklich sein.
O Thamos! du weißt, ob ich dich hasse! Würde ich sonst getan haben, was ich tat? – Ägyptens Szepter bleibe in deinen Händen. Du allein bist würdig, es zu führen. (seufzend) Zwar hätte Thamos an meiner Hand den Thron besteigen können. – Nichts mehr davon! Der Rat der Götter hat es anders beschlossen. Auch die Tochter des Menes sollte unglücklich sein.
 
Thamos
Thamos
(schnell)
(schnell)
Nein, Tharsis! Du bist und bleibst Königin. Dein Gelübde ist kraftlos: das Reich hat auf dich ältere Rechte.
Nein, Tharsis! Du bist und bleibst Königin. Dein Gelübde ist kraftlos: das Reich hat auf dich ältere Rechte.
Sethos
Sethos
Du irrest, Thamos! Nur dem letzten Zweige des königlichen Stamms, wenn auch kein Seitensprosse mehr übrig ist, verwehren die Gesetze, sich durch Gelübde zu binden.
Du irrest, Thamos! Nur dem letzten Zweige des königlichen Stamms, wenn auch kein Seitensprosse mehr übrig ist, verwehren die Gesetze, sich durch Gelübde zu binden.
Thamos
Thamos
(mit großer Empfindung)
(mit großer Empfindung)
Ha! so verschwindet die letzte Hoffnung! – Gut! konnte Tharsis dem Throne entsagen, so kann es auch Thamos. Ohne sie hat das Diadem für ihn keinen Glanz. Es schmücke die Stirne des darnach strebenden Pherons.
Ha! so verschwindet die letzte Hoffnung! – Gut! konnte Tharsis dem Throne entsagen, so kann es auch Thamos. Ohne sie hat das Diadem für ihn keinen Glanz. Es schmücke die Stirne des darnach strebenden Pherons.
Sethos
Sethos
Wie, Thamos! weil die Götter dir deinen Wunsch nicht gewähren, soll das Vaterland dafür büßen? – Tharsis tritt ihre Rechte einem würdigen Nachfolger ab; du – dem unwürdigsten, einem Herrschsüchtigen, einem Tyrannen, dessen Opfer wir alle, Tharsis selbst, vielleicht noch heute sein würden.
Wie, Thamos! weil die Götter dir deinen Wunsch nicht gewähren, soll das Vaterland dafür büßen? – Tharsis tritt ihre Rechte einem würdigen Nachfolger ab; du – dem unwürdigsten, einem Herrschsüchtigen, einem Tyrannen, dessen Opfer wir alle, Tharsis selbst, vielleicht noch heute sein würden.
Thamos
Thamos
Auch Tharsis? Auch Du? – Wäre es Thamos allein! Nun, so bleibt er darum noch auf dem Throne, um euch zu schützen. Die Götter werden ihn bald von seiner Qual befreien. Keine andere Belohnung erbittet er jetzt von ihnen. – Aber Tharsis! Grausame Tharsis! du kanntest deine Geburt; Sethos kannte sie auch, und beide entdecktet ihr mir sie nicht früher!
Auch Tharsis? Auch Du? – Wäre es Thamos allein! Nun, so bleibt er darum noch auf dem Throne, um euch zu schützen. Die Götter werden ihn bald von seiner Qual befreien. Keine andere Belohnung erbittet er jetzt von ihnen. – Aber Tharsis! Grausame Tharsis! du kanntest deine Geburt; Sethos kannte sie auch, und beide entdecktet ihr mir sie nicht früher!
Sais
Sais
Konnte ich entdecken, was mir selbst vor wenig Stunden noch ein Geheimnis war?
Konnte ich entdecken, was mir selbst vor wenig Stunden noch ein Geheimnis war?
Sethos
Sethos
Auch dem Sethos. – Hätten Mirza und Pheron meines Beistandes entbehren zu können geglaubt, noch jetzt würden sie mir ihre Absichten verborgen halten. – Sie wollen dem Volke die Beweise der Geburt der Tharsis vorlegen. Mein Zeugnis soll alles bekräftigen. Ich versprach es und ich werde es tun! Denn ich bekräftige die Wahrheit. Doch wie sehr wird der Erfolg ihre Hoffnung täuschen! – Dein Gelübde, Tharsis! bleibe für sie noch ein Geheimnis.
Auch dem Sethos. – Hätten Mirza und Pheron meines Beistandes entbehren zu können geglaubt, noch jetzt würden sie mir ihre Absichten verborgen halten. – Sie wollen dem Volke die Beweise der Geburt der Tharsis vorlegen. Mein Zeugnis soll alles bekräftigen. Ich versprach es und ich werde es tun! Denn ich bekräftige die Wahrheit. Doch wie sehr wird der Erfolg ihre Hoffnung täuschen! – Dein Gelübde, Tharsis! bleibe für sie noch ein Geheimnis.
Thamos
Thamos
(zu der Tharsis)
(zu der Tharsis)
Wenn man dich wahrgenommen hätte, als du in den Tempel gingest!
Wenn man dich wahrgenommen hätte, als du in den Tempel gingest!
Sais
Sais
Es hat mich niemand gesehen.
Es hat mich niemand gesehen.
Sethos
Sethos
Du wagtest viel.
Du wagtest viel.
Sais
Sais
Nichts erschreckte mich bei der Gefahr, die dem Thamos drohte. In der Mirza Gegenwart, vor allem Volke, hätte ich, wenn es nicht anders sein konnte, den feierlichen Schwur getan.
Nichts erschreckte mich bei der Gefahr, die dem Thamos drohte. In der Mirza Gegenwart, vor allem Volke, hätte ich, wenn es nicht anders sein konnte, den feierlichen Schwur getan.
Thamos
Thamos
Ach, Tharsis! und das zu jener Zeit, als du verschmäht zu sein glaubtest? Du, des Menes Tochter, meine Königin? – (zu dem Sethos) O Sethos! kann denn nichts das schröckliche Gelübde entkräften? Ist Tharsis für den Thamos auf ewig verloren? – Rührt dich nicht der Schmerz, der unsere Herzen zerreißt?
Ach, Tharsis! und das zu jener Zeit, als du verschmäht zu sein glaubtest? Du, des Menes Tochter, meine Königin? – (zu dem Sethos) O Sethos! kann denn nichts das schröckliche Gelübde entkräften? Ist Tharsis für den Thamos auf ewig verloren? – Rührt dich nicht der Schmerz, der unsere Herzen zerreißt?
 
Sethos
Sethos
(sehr gerührt)
(sehr gerührt)
Mehr, als ihr glaubt. Du schweigst, Tharsis! aber Sethos liest in deiner Seele. Sein Herz fühlt deine Pein, es leidet mit dir. – Fasset Mut! Vielleicht schicken die Götter eine Hülfe, die ihr nicht erwartet.
Mehr, als ihr glaubt. Du schweigst, Tharsis! aber Sethos liest in deiner Seele. Sein Herz fühlt deine Pein, es leidet mit dir. – Fasset Mut! Vielleicht schicken die Götter eine Hülfe, die ihr nicht erwartet.
Sais
Sais
(kniet vor dem Sethos nieder und ergreift seine Hand)
(kniet vor dem Sethos nieder und ergreift seine Hand)
O mein Vater! erbitte du sie uns.
O mein Vater! erbitte du sie uns.
Thamos
Thamos
(eben dasselbe)
(eben dasselbe)
Ja, Sethos! tue es! Tue es, wenn Thamos, wenn Ägypten dir wert sind!
Ja, Sethos! tue es! Tue es, wenn Thamos, wenn Ägypten dir wert sind!
Sethos
Sethos
Beide zu meinen Füßen! – O meine Kinder, wie rührt ihr mich! – Wüsstet ihr – (Er hebt sie auf.) Steht auf! Hofft alles von den Göttern! Für die Tugend wirken sie Wunder. – Du, Thamos! versäume zu den Gegenanstalten keine Zeit. Schon neigt sich der Tag. Die große Stunde rückt heran. – Und du, Tharsis! kehre in deine Wohnungen zurück. Man könnte dich suchen.
Beide zu meinen Füßen! – O meine Kinder, wie rührt ihr mich! – Wüsstet ihr – (Er hebt sie auf.) Steht auf! Hofft alles von den Göttern! Für die Tugend wirken sie Wunder. – Du, Thamos! versäume zu den Gegenanstalten keine Zeit. Schon neigt sich der Tag. Die große Stunde rückt heran. – Und du, Tharsis! kehre in deine Wohnungen zurück. Man könnte dich suchen.
 
Sais
Sais
Ach, Sethos! wie zittert das Herz! – Wenn Pheron seine Anschläge zerstört sieht, wohin wird ihn die Wut, die Verzweiflung bringen. Schon stellt sich mir der grässliche Anblick dar. Schon sehe ich den Boshaften und seine Anhänger die Spitzen ihrer Schwerter gegen euch kehren; schon höre ich wildes Geschrei; schon fließen Ströme Bluts!
Ach, Sethos! wie zittert das Herz! – Wenn Pheron seine Anschläge zerstört sieht, wohin wird ihn die Wut, die Verzweiflung bringen. Schon stellt sich mir der grässliche Anblick dar. Schon sehe ich den Boshaften und seine Anhänger die Spitzen ihrer Schwerter gegen euch kehren; schon höre ich wildes Geschrei; schon fließen Ströme Bluts!
 
 
Thamos
Thamos
Fürchte nichts, Tharsis! Macht die Aufrührer ihre Wut schreckbar, uns für sie tausendmal mehr das Recht und der Beistand der Götter. Wird alles den Thamos, die Priester, die Tochter des Menes verlassen? Nein, Tharsis! Getreue Ägyptier in größerer Anzahl als die Rebellen, ich an ihrer Spitze, werden dich, werden unsern Vater hier umgeben. Durch diese Mauern dringt keiner.
Fürchte nichts, Tharsis! Macht die Aufrührer ihre Wut schreckbar, uns für sie tausendmal mehr das Recht und der Beistand der Götter. Wird alles den Thamos, die Priester, die Tochter des Menes verlassen? Nein, Tharsis! Getreue Ägyptier in größerer Anzahl als die Rebellen, ich an ihrer Spitze, werden dich, werden unsern Vater hier umgeben. Durch diese Mauern dringt keiner.
Sais
Sais
(mit größter Empfindung)
(mit größter Empfindung)
Nur sie, nur sie beide erhaltet, ihr Götter! Oder Tharsis sterbe mit ihnen!
Nur sie, nur sie beide erhaltet, ihr Götter! Oder Tharsis sterbe mit ihnen!
(geht in das Haus der Sonnenjungfrauen zurück)
(geht in das Haus der Sonnenjungfrauen zurück)
Vierter Auftritt
Vierter Auftritt
Thamos. Sethos.
Thamos. Sethos.
Thamos
Thamos
O Sethos! wenn ihre Ahndung einträfe! Wenn der Tag, der der glücklichste meines Lebens sein sollte, ein Tag des Mordens und der Verheerung würde!
O Sethos! wenn ihre Ahndung einträfe! Wenn der Tag, der der glücklichste meines Lebens sein sollte, ein Tag des Mordens und der Verheerung würde!
Sethos
Sethos
Ich habe bessere Hoffnungen. Sie werden mich nicht trügen. Doch Vorsicht fordern die Götter von uns.
Ich habe bessere Hoffnungen. Sie werden mich nicht trügen. Doch Vorsicht fordern die Götter von uns.
Thamos
Thamos
Treuloser Pheron! deinem Freunde den Dolch in die Brust zu stoßen! selbst der Götter zu spotten! – Hier, Sethos! hier an der heiligen Stätte beschwur der Boshafte Ägyptens Gottheit, ihre Blitze auf sein Haupt zu schleudern, wenn er an mir zum Verräter würde.
Treuloser Pheron! deinem Freunde den Dolch in die Brust zu stoßen! selbst der Götter zu spotten! – Hier, Sethos! hier an der heiligen Stätte beschwur der Boshafte Ägyptens Gottheit, ihre Blitze auf sein Haupt zu schleudern, wenn er an mir zum Verräter würde.
Sethos
Sethos
Sie werden ihn treffen. Fehltritte, Verbrechen der Sterblichen, verzeihen die Götter: Aber des Rasenden, der seine Hand gegen den Himmel aufhebt, schonet ihr Grimm nicht.
Sie werden ihn treffen. Fehltritte, Verbrechen der Sterblichen, verzeihen die Götter: Aber des Rasenden, der seine Hand gegen den Himmel aufhebt, schonet ihr Grimm nicht.
Thamos
Thamos
Weiß Phanes, der Feldherr, dass Tharsis lebt?
Weiß Phanes, der Feldherr, dass Tharsis lebt?
Sethos
Sethos
Hammon hat ihm von allem Nachricht gegeben. Bald wird er hier sein.
Hammon hat ihm von allem Nachricht gegeben. Bald wird er hier sein.
Thamos
Thamos
Pheron darf die Gewalt, die ich ihm über die Stadt, über die Besatzung einräumte, keinen Augenblick länger behalten.
Pheron darf die Gewalt, die ich ihm über die Stadt, über die Besatzung einräumte, keinen Augenblick länger behalten.
Sethos
Sethos
Lass sie ihm, Thamos! Ändere nichts! Er glaube, sicher zu sein, die Tochter des Menes und Ägyptens Diadem schon in Händen zu haben. Nur ein Wink, eine Vermutung, dass er entdeckt ist, so ergreift er die äußersten Mittel. Eher begräbt er sich mit uns allen unter blutenden Leichenhaufen und unter rauchenden Ruinen, als dass er seinen herrschsüchtigen Absichten entsagte.
Lass sie ihm, Thamos! Ändere nichts! Er glaube, sicher zu sein, die Tochter des Menes und Ägyptens Diadem schon in Händen zu haben. Nur ein Wink, eine Vermutung, dass er entdeckt ist, so ergreift er die äußersten Mittel. Eher begräbt er sich mit uns allen unter blutenden Leichenhaufen und unter rauchenden Ruinen, als dass er seinen herrschsüchtigen Absichten entsagte.
Thamos
Thamos
Geheime Gegenanstalten – –
Geheime Gegenanstalten – –
(Thamos sieht den Phanes von hinten hervorkommen.)
(Thamos sieht den Phanes von hinten hervorkommen.)
Fünfter Auftritt
Fünfter Auftritt
Thamos. Sethos. Phanes.
Thamos. Sethos. Phanes.
Thamos
Thamos
Bringst du Nachrichten, Phanes?
Bringst du Nachrichten, Phanes?
Phanes
Phanes
Ja, Herr! die dich in Erstaunen setzen werden. Nicht allein nach dem Throne, auch nach deinem Leben strebt der Verräter.
Ja, Herr! die dich in Erstaunen setzen werden. Nicht allein nach dem Throne, auch nach deinem Leben strebt der Verräter.
Sethos
Sethos
Sagte ich es nicht? Was ist der Herrschsucht heilig?
Sagte ich es nicht? Was ist der Herrschsucht heilig?
Phanes
Phanes
Arpas, einer der Freunde des Pheron, wie sie die Verräter haben, entdeckte es mir. Pheron traut den Gesinnungen der Sais nicht. Wenn sie, als Tharsis erkannt, nicht auf der Stelle ihm die Hand reicht, so wird sein Anhang diese Wahl mit Ungestüm fordern. Man wird zu den Waffen greifen und in dem Getümmel werden erkaufte Bösewichter dich niedermachen. Läuft aber auch im Tempel alles ruhig ab, so werden doch du und ich die Nacht nicht überleben. In unsern Wohnungen wird man uns überfallen. Dem Sethos ist Gift bestimmt.
Arpas, einer der Freunde des Pheron, wie sie die Verräter haben, entdeckte es mir. Pheron traut den Gesinnungen der Sais nicht. Wenn sie, als Tharsis erkannt, nicht auf der Stelle ihm die Hand reicht, so wird sein Anhang diese Wahl mit Ungestüm fordern. Man wird zu den Waffen greifen und in dem Getümmel werden erkaufte Bösewichter dich niedermachen. Läuft aber auch im Tempel alles ruhig ab, so werden doch du und ich die Nacht nicht überleben. In unsern Wohnungen wird man uns überfallen. Dem Sethos ist Gift bestimmt.
Thamos
Thamos
Ungeheuer! und Thamos verkannte dich so sehr? wählte dich zu seinem Freunde?
Ungeheuer! und Thamos verkannte dich so sehr? wählte dich zu seinem Freunde?
 
Sethos
Sethos
Verwundere dich nicht darüber. Des Rechtschaffenen Auge erblickt keine andern als Rechtschaffene. Nur der Götter ist das Vorrecht eigen, nicht betrogen werden zu können.
Verwundere dich nicht darüber. Des Rechtschaffenen Auge erblickt keine andern als Rechtschaffene. Nur der Götter ist das Vorrecht eigen, nicht betrogen werden zu können.
Phanes
Phanes
Herr! wirst du dem Boshaften nicht zuvorkommen? Ein Wort von dir und es finden sich tausend deiner Getreuen, die ihn aus dem Wege räumen. Verlieren die Aufrührer ihr Haupt, so ist die Ruhe befestigt.
Herr! wirst du dem Boshaften nicht zuvorkommen? Ein Wort von dir und es finden sich tausend deiner Getreuen, die ihn aus dem Wege räumen. Verlieren die Aufrührer ihr Haupt, so ist die Ruhe befestigt.
Thamos
Thamos
Aber des Thamos Name in den Tagebüchern Ägyptens geschändet. Ein Fürst des Reichs, ein Sprosse des Königsstamms, ungehört dem Tode überliefert!
Aber des Thamos Name in den Tagebüchern Ägyptens geschändet. Ein Fürst des Reichs, ein Sprosse des Königsstamms, ungehört dem Tode überliefert!
Phanes
Phanes
Braucht es einer Untersuchung? Hast du nicht Beweise genug? Man wird sie hernach kundmachen; sie werden die Tat rechtfertigen.
Braucht es einer Untersuchung? Hast du nicht Beweise genug? Man wird sie hernach kundmachen; sie werden die Tat rechtfertigen.
Thamos
Thamos
Phanes! wolltest du auf Beweise verurteilt sein, deren Gültigkeit man nach deinem Tode prüfet? – Entschuldigten auch die Umstände deinen Rat, wird jedermann diese Umstände ebenso genau, so in ihrem ganzen Umfange einsehen als wir? Der Fürsten Handlungen sind die Richtschnur ihrer Völker! Kein Schein der Ungerechtigkeit darf sie beflecken.
Phanes! wolltest du auf Beweise verurteilt sein, deren Gültigkeit man nach deinem Tode prüfet? – Entschuldigten auch die Umstände deinen Rat, wird jedermann diese Umstände ebenso genau, so in ihrem ganzen Umfange einsehen als wir? Der Fürsten Handlungen sind die Richtschnur ihrer Völker! Kein Schein der Ungerechtigkeit darf sie beflecken.
Sethos
Sethos
Ich bewundere dich. Glücklicher Staat! dessen Fürst durch solche Grundsätze geleitet wird!
Ich bewundere dich. Glücklicher Staat! dessen Fürst durch solche Grundsätze geleitet wird!
Thamos
Thamos
Sie sind die Frucht deiner Lehren! (zu dem Phanes) Erwäge auch, Phanes! dass Mirza die Beweise der Geburt der Sais in Händen hat. Aus Rache würden sie von ihr vertilget.
Sie sind die Frucht deiner Lehren! (zu dem Phanes) Erwäge auch, Phanes! dass Mirza die Beweise der Geburt der Sais in Händen hat. Aus Rache würden sie von ihr vertilget.
 
Phanes
Phanes
Ja, zu allem ist sie fähig. – Jetzt, da ich weiß, dass Ramesses ihr das Geheimnis wegen der Tochter des Menes anvertrauet hatte – Ohne Zweifel war sein plötzlicher Tod ihr Werk. – Er kömmt aus dem Sonnenhause krank zurück. In wenig Stunden ist er tot! – Du erinnerst dich, Sethos! dass unser Verdacht alsbald auf beigebrachtes Gift fiel; dass die Ärzte, die den Leichnam einbalsamierten, es bestätigten.
Ja, zu allem ist sie fähig. – Jetzt, da ich weiß, dass Ramesses ihr das Geheimnis wegen der Tochter des Menes anvertrauet hatte – Ohne Zweifel war sein plötzlicher Tod ihr Werk. – Er kömmt aus dem Sonnenhause krank zurück. In wenig Stunden ist er tot! – Du erinnerst dich, Sethos! dass unser Verdacht alsbald auf beigebrachtes Gift fiel; dass die Ärzte, die den Leichnam einbalsamierten, es bestätigten.
Sethos
Sethos
Doch nie hätten wir geglaubt, dass Ramesses da seinen Tod holen sollte, wo die Gottheit für das Heil der Könige angerufen wird. Heimlichen Missvergnügten gab man die Schuld. Denn leider, Thamos! ward dein Vater gehasset.
Doch nie hätten wir geglaubt, dass Ramesses da seinen Tod holen sollte, wo die Gottheit für das Heil der Könige angerufen wird. Heimlichen Missvergnügten gab man die Schuld. Denn leider, Thamos! ward dein Vater gehasset.
Thamos
Thamos
Unglücklicher Vater! hätte auch der ganze Erdkreis deinem Szepter gehorchet! – Freunde und die Liebe meines Volkes, ihr Götter! Oder Thamos herrsche nicht.
Unglücklicher Vater! hätte auch der ganze Erdkreis deinem Szepter gehorchet! – Freunde und die Liebe meines Volkes, ihr Götter! Oder Thamos herrsche nicht.
Sechster Auftritt
Sechster Auftritt
Die Vorigen. Hammon, eilig aus den Wohnungen der Priester.
Die Vorigen. Hammon, eilig aus den Wohnungen der Priester.
Hammon
Hammon
(zu dem Sethos)
(zu dem Sethos)
Pheron sucht dich in unsern Wohnungen. Wenn er dich nicht findet, kömmt er hieher.
Pheron sucht dich in unsern Wohnungen. Wenn er dich nicht findet, kömmt er hieher.
Sethos
Sethos
Er darf euch nicht antreffen. (zu dem Thamos) Deine Offenherzigkeit, Herr! (zu dem Phanes) und deine Hitze, Phanes! würden ihm alles verraten.
Er darf euch nicht antreffen. (zu dem Thamos) Deine Offenherzigkeit, Herr! (zu dem Phanes) und deine Hitze, Phanes! würden ihm alles verraten.
 
 
Thamos
Thamos
Folge mir, Phanes! Des Arpas Anzeige diene uns zu Gegenanstalten. Du, Sethos! rufe die Götter für die Tharsis und mit ihr – mit ihr – für mich an.
Folge mir, Phanes! Des Arpas Anzeige diene uns zu Gegenanstalten. Du, Sethos! rufe die Götter für die Tharsis und mit ihr – mit ihr – für mich an.
(Thamos und Phanes gehen in die königliche Burg ab.)
(Thamos und Phanes gehen in die königliche Burg ab.)
Siebenter Auftritt
Siebenter Auftritt
Sethos. Hammon.
Sethos. Hammon.
Sethos
Sethos
Du, Hammon! bringe zu dem Opfer das alte Diadem der Könige Ägyptens mit. Verbirg es in deinem Busen, bis ich es von dir fordere.
Du, Hammon! bringe zu dem Opfer das alte Diadem der Könige Ägyptens mit. Verbirg es in deinem Busen, bis ich es von dir fordere.
Hammon
Hammon
Ich gehorche. Die Zettel von deinem Leben sind auch schon ausgestreuet worden. – Hast du dich der Tharsis und dem Thamos entdeckt?
Ich gehorche. Die Zettel von deinem Leben sind auch schon ausgestreuet worden. – Hast du dich der Tharsis und dem Thamos entdeckt?
Sethos
Sethos
Nein! Ich durfte es nicht wagen. Sie hätten ihre Freude nicht verbergen können. Was für Gewalt musste mein Herz sich antun!
Nein! ich durfte es nicht wagen. Sie hätten ihre Freude nicht verbergen können. Was für Gewalt musste mein Herz sich antun!
(Pheron kömmt aus den Wohnungen der Priester, wohin Hammon abgeht.)
(Pheron kömmt aus den Wohnungen der Priester, wohin Hammon abgeht.)
Achter Auftritt
Achter Auftritt
Sethos. Pheron.
Sethos. Pheron.
Pheron
Pheron
Sethos! soll ich dir noch trauen oder bist du ein Verräter?
Sethos! soll ich dir noch trauen oder bist du ein Verräter?
Sethos
Sethos
Ich!
Ich!
Pheron
Pheron
Lies hier diese Zettel!
Lies hier diese Zettel!
(Er überreicht einige dem Sethos.)
(Er überreicht einige dem Sethos.)
Sethos
Sethos
(liest)
(liest)
„Nicht allein Tharsis, sondern auch Menes selbst lebt noch. Ägyptier! erwartet seinen Befehl!“
„Nicht allein Tharsis, sondern auch Menes selbst lebt noch. Ägyptier! erwartet seinen Befehl!“
Pheron
Pheron
Man hat sie auf den Plätzen und unter dem Kriegsvolke ausgestreuet, um meinen Absichten zu schaden, um die Wahl der Tharsis aufzuschieben.
Man hat sie auf den Plätzen und unter dem Kriegsvolke ausgestreuet, um meinen Absichten zu schaden, um die Wahl der Tharsis aufzuschieben.
Sethos
Sethos
Woher fällt dein Verdacht auf mich?
Woher fällt dein Verdacht auf mich?
Pheron
Pheron
Einer der Verwegenen, den man angehalten hat, sagt, die Nachricht komme aus dem Hause der Sonnenpriester.
Einer der Verwegenen, den man angehalten hat, sagt, die Nachricht komme aus dem Hause der Sonnenpriester.
Sethos
Sethos
Vielleicht, um den wahren Urheber zu verbergen.
Vielleicht, um den wahren Urheber zu verbergen.
Pheron
Pheron
Wer weiß besser als du, dass es eine Erdichtung ist? Kann dich aber nicht die Freundschaft für den Thamos blenden?
Wer weiß besser als du, dass es eine Erdichtung ist? Kann dich aber nicht die Freundschaft für den Thamos blenden?
Sethos
Sethos
Weder Freundschaft noch Furcht verleiten den Sethos zur Unterstützung eines Betrugs. Lebt aber Menes, so musst du, so muss Thamos, so muss ganz Ägypten ihm gehorchen.
Weder Freundschaft noch Furcht verleiten den Sethos zur Unterstützung eines Betrugs. Lebt aber Menes, so musst du, so muss Thamos, so muss ganz Ägypten ihm gehorchen.
Pheron
Pheron
Ich will dir glauben. Ich muss es jetzt tun. Doch warne ich dich, Sethos! Und du! warne deine Priester. Pheron hat seinen Fuß zu den Staffeln des Thrones erhoben. Die Tochter des Menes soll ihn darauf führen. Wer ihn zurückhält, wer ihm in den Weg tritt, es sei Thamos, es sei du, es sei Menes selbst, wenn er wieder erwachte, dessen schont er nicht: und fällt Pheron, so sollen mit ihm Tausende fallen.
Ich will dir glauben. Ich muss es jetzt tun. Doch warne ich dich, Sethos! Und du! warne deine Priester. Pheron hat seinen Fuß zu den Staffeln des Thrones erhoben. Die Tochter des Menes soll ihn darauf führen. Wer ihn zurückhält, wer ihm in den Weg tritt, es sei Thamos, es sei du, es sei Menes selbst, wenn er wieder erwachte, dessen schont er nicht: und fällt Pheron, so sollen mit ihm Tausende fallen.
(geht wütend gegen die königliche Burg ab)
(geht wütend gegen die königliche Burg ab)
Neunter Auftritt
Neunter Auftritt
Sethos allein.
Sethos allein.
 
Welche Wut! – In eurem Tempel, vor euren Augen, ihr Götter! – Doch ohnmächtig gegen euren Schutz!
Welche Wut! – In eurem Tempel, vor euren Augen, ihr Götter! – Doch ohnmächtig gegen euren Schutz!
(geht in die Wohnungen der Priester zurück)
(geht in die Wohnungen der Priester zurück)
Ende des vierten Aufzugs
Ende des vierten Aufzugs
Nr. 5Eintrag Leopold Mozarts in der autographen Partitur:
Der vierte Akt schließst mit der allgemeinen Verwirrung.