Fünfter Auftritt
 
 
Osmin und ein schwarzer Stummer öffnen die Türe von Osmins Hause, wo Pedrillo hineingestiegen ist. Osmin noch halb schlaftrunken hat eine Laterne. Der Stumme gibt Osmin durch Zeichen zu verstehen, dass es nicht richtig sei, dass er Leute gehört habe usw.
 
 
Osmin
 
 
Lärmen hörtest du? Was kann's denn geben? Vielleicht Schwärmer? Geh, spioniere, bringe mir Antwort.
 
 
(Der Stumme lauscht ein wenig herum; endlich wird er die Leiter an Osmins Fenster gewahr, erschrickt und zeigt sie Osmin, der wie im Taumel mit der Laterne in der Hand an seine Haustüre gelehnt steht und nickt.)
 
 
Osmin
 
 
Gift und Dolch! Was ist das? Wer kann ins Haus steigen? Das sind Diebe oder Mörder.
 
 
(Er tummelt sich herum; weil er aber noch halb schlaftrunken ist, stößt er sich hier und da etc.)
 
 
Hurtig, hole die Wache! Ich will unterdessen lauren.
 
 
(Der Stumme ab; Osmin setzt sich auf die Leiter mit der Laterne in der Hand und nickt ein. Pedrillo kömmt rückwärts wieder zum Fenster herausgestiegen und will die Leiter wieder herunter. Blonde oben am Fenster wird Osmin gewahr und ruft Pedrillo zu.)
 
 
Blonde
 
 
O Himmel, Pedrillo! wir sind verloren.
 
 
Pedrillo
 
 
(sieht sich um, und so wie er Osmin gewahr wird, stutzt er, besieht ihn und steigt wieder zum Fenster hinein)
 
 
Ah! welcher Teufel hat sich wider uns verschworen.
 
 
Osmin
 
 
(auf der Leiter dem Pedrillo nach, ruft)
 
 
Blondchen! Blondchen!
 
 
Pedrillo
 
 
(im Hineinsteigen zu BlondchenBlonde)
 
 
Zurück, nur zurück!
 
 
Osmin
 
 
(steigt wieder zurück)
 
 
Wart, Spitzbube, du sollst mir nicht entkommen. Hilfe! Hilfe! Wache, hurtig, hier gibt's Räuber! Herbei, herbei!
 
 
(Pedrillo kommt mit Blonden unten zur Haustüre heraus, sieht schüchtern nach der Leiter und schleicht sich dann mit Blonden darunter weg.)
 
 
Blonde, Pedrillo
 
 
(im Abgehen)
 
 
O Himmel steh uns bei! sonst sind wir verloren.
 
 
Osmin
 
 
Zu Hilfe! zu Hilfe! geschwind!
 
 
(Er will nach.)
 
 
Wache
 
 
(mit Fackeln, halten Osmin auf)
 
 
Halt, halt! Wohin?
 
 
Osmin
 
 
Dorthin, dorthin.
 
 
Wache
 
 
Wer bist du?
 
 
Osmin
 
 
Nur nicht lange gefragt, sonst entkommen die Spitzbuben. Seht ihr denn nicht? Hier ist noch die Leiter.
 
 
Wache
 
 
Das sehn wir. Kannst nicht du sie angelegt haben?
 
 
Osmin
 
 
Gift und Dolch! Kennt ihr mich denn nicht? Ich bin Oberaufseher der Gärten beim Bassa. Wenn ihr noch lange fragt, so hilft euer Kommen nichts.
 
 
(Ein Teil der Wache bringt Pedrillo und Blonden zurück.)
 
 
Osmin
 
 
Ah endlich! Gift und Dolch! Seh ich recht! Ihr beide? Warte, spitzbübischer Pedrillo, dein Kopf soll am längsten fest gestanden sein.
 
 
Pedrillo
 
 
Brüderchen, Brüderchen! wirst doch Spaß verstehen? Ich wollt dir dein Weibchen nur ein wenig spazieren führen, weil du heute dazu nicht aufgelegt bist. Du weißt schon, (heimlich zu Osmin) wegen des Zyperweins.
 
 
Osmin
 
 
Schurke, glaubst du, mich zu betäuben? Hier verstehe ich keinen Spaß; dein Kopf muss herunter, so wahr ich ein Muselmann bin.
 
 
Pedrillo
 
 
Und hast du einen Nutzen dabei? Wenn ich meinen Kopf verliere, sitzt deiner um so viel fester?
 
 
(Ein anderer Teil der Wache, auch mit Fackeln, bringen Belmonte und Konstanze.)
 
 
Belmonte
 
 
(widersetzt sich noch)
 
 
Schändliche, lasst mich los!
 
 
Wache
 
 
Sachte, junger Herr! sachte! Uns entkömmt man nicht so geschwinde.
 
 
Osmin
 
 
Sieh da! die Gesellschaft wird immer stärker. Hat der Herr Baumeister auch wollen spazieren gehen? O ihr Spitzbuben! Hatte ich heute nicht recht, (zu Belmonte) dass ich dich nicht ins Haus lassen wollte? Nun wird der Bassa sehen, was für sauberes Gelichter er um sich hat.
 
 
Belmonte
 
 
Das beiseite! Lass hören, ob mit euch ein vernünftig Wort zu sprechen ist? Hier ist ein Beutel mit Zechinen, er ist euer, und noch zweimal so viel; lasst mich los.
 
 
Konstanze
 
 
Lasst euch bewegen!
 
 
Osmin
 
 
Ich glaube, ihr seid besessen? Euer Geld brauchen wir nicht, das bekommen wir ohnehin: Eure Köpfe wollen wir. (zur Wache) Schleppt sie fort zum Bassa!
 
 
Konstanze, Belmonte
 
 
Habt doch Erbarmen! Lasst euch bewegen!
 
 
Osmin
 
 
Um nichts in der Welt! Ich habe mir längst so einen Augenblick gewünschet. Fort, fort!
 
 
(Die Wache führt Belmont und Konstanzen fort samt Pedrillo und Blonden.)
 
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N° 19 Aria
 
 
Osmin allein.
 
 
Osmin
 
     
 
    Oh, wie will ich triumphieren!
 
 
wenn sie euch zum Richtplatz führen
 
 
und die Hälse schnüren zu;
 
 
hüpfen will ich, lachen, springen
 
 
und ein Freudenliedchen singen,
 
 
denn nun hab ich vor euch Ruh.
 
     
 
    Schleicht nur säuberlich und leise,
 
 
ihr verdammten Haramsmäuse„Haram“ ist das persische Äquivalent zum türkischen „Harem“ im Sinne von „Serail“. Vgl. u. a. Karl Steuerwald, Türkisch-Deutsches Wörterbuch, Wiesbaden 2010, S. 365 und 367; Heinrich F. J. Junker und Buzurg Alawi, Persisch-Deutsch: Wörterbuch, Wiesbaden 2002, S. 246; Hans Wehr, Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart, 5 Aufl., Wiesbaden 1999, S. 155.

Das Wort „Haram“ ist im Sinne von „Serail“ auch in deutschsprachigen Quellen der Zeit mit Bezug auf Persien belegt. Vgl. u.a. Thomas Salomon und Matthias van Goch, Die heutige Historie und Geographie; oder der gegenwärtige Staat vom Königreich Persien, Flensburg und Altona 1739; Wilhelm Friedrich Hezel und Hermann Friedrich Koechel, Biblisches Real-Lexicon über biblische und die Bibel erläuternde alte Geschichte, Erdbeschreibung, Zeitrechnung, Altertümer und morgenländische Gebräuche, Naturlehre, Naturgeschichte, Religionsgeschichte, Isagogik, Onomatologie der in der Bibel vorkommenden interessantesten Personen etc., Bd. 2, Leipzig 1784, S. 94 (Art. „Frauenzimmer“); Barthélemy d'Herbelot de Molainville, Orientalische Bibliothek oder Universalwörterbuch, welches alles enthält, was zur Kenntnis des Orients nothwendig ist, Bd. 4, Halle: Gebauer 1790, S. 570.
,
 
 
unser Ohr entdeckt euch schon;
 
 
und eh ihr uns könnt entspringen,
 
 
seht ihr euch in unsern Schlingen
 
 
und erhaschet euren Lohn.
 
 
(geht ab)
 
 


Zimmer des Bassa.
 
 
Sechster Auftritt
 
 
Selim mit Gefolge, hernach Osmin, Belmonte, Konstanze und Wache.
 
 
Selim
 
 
(zu einem Offiziere)
 
 
Geht, unterrichtet euch, was der Lärm im Palast bedeutet; er hat uns im Schlaf aufgeschreckt, und lasst mir Osmin kommen.
 
 
(Der Offizier will abgehen, indem kommt Osmin zwar hastig, doch noch ein wenig schläfrig.)
 
 
Osmin
 
 
Herr! – Verzeih, dass ich es so früh wage – deine Ruhe zu stören.
 
 
Selim
 
 
Was gibt's, Osmin, was gibt's? Was bedeutet der Aufruhr?
 
 
Osmin
 
 
Herr, es ist die schändlichste Verräterei in deinem Palast –
 
 
Selim
 
 
Verräterei?
 
 
Osmin
 
 
Die niederträchtigen Christensklaven entführen uns – die Weiber. Der große Baumeister, den du gestern auf Zureden des Verräters Pedrillo aufnahmst, hat deine – schöne Konstanze entführt.
 
 
Selim
 
 
Konstanze? entführt? Ah, setzt ihnen nach!
 
 
Osmin
 
 
O 's ist schon dafür gesorgt! Meiner Wachsamkeit – hast du es zu danken, dass ich sie wieder beim Schopfe gekriegt habe. Auch mir selbst hatte der – spitzbübische Pedrillo eine gleiche Ehre zugedacht, und er hatte mein Blondchen schon beim Kopfe, um mit ihr – in alle Welt zu reisen. – Aber, Gift und Dolch! er soll mir's entgelten! – Sieh, da bringen sie sie!
 
 
(Belmonte und Konstanze werden von der Wache hereingeführt.)
 
 
Selim
 
 
Ah, Verräter! ist's möglich? – Ha, du heuchlerische Sirene! War das der Aufschub, den du begehrtest? Missbrauchtest du so die Nachsicht, die ich dir gab, um mich zu hintergehen?
 
 
Konstanze
 
 
Ich bin strafbar in deinen Augen, Herr, es ist wahr. Aber es ist mein Geliebter, mein einziger Geliebter, dem lang schon dieses Herz gehört. O nur für ihn, nur um seinetwillen fleht ich Aufschub. – O lass mich sterben! Gern, gern will ich den Tod erdulden: Aber schone nur sein Leben –
 
 
Selim
 
 
Und du wagst's, Unverschämte, für ihn zu bitten?
 
 
Konstanze
 
 
Noch mehr: für ihn zu sterben!
 
 
Belmonte
 
 
Ha, Bassa! Noch nie erniedrigte ich mich zu bitten, noch nie hat dieses Knie sich vor einem Menschen gebeugt: Aber sieh, hier lieg ich zu deinen Füßen und flehe dein Mitleid an. Ich bin von einer großen spanischen Familie, man wird alles für mich zahlen. Lass dich bewegen, bestimme ein Lösegeld für mich und Konstanze so hoch du willst. Mein Name ist Lostados.
 
 
Selim
 
 
(staunend)
 
 
Was hör ich! Der Kommendant von Oran, ist dir der bekannt?
 
 
Belmonte
 
 
Das ist mein Vater.
 
 
Selim
 
 
Dein Vater? Welcher glückliche Tag! den Sohn meines ärgsten Feindes in meiner Macht zu haben! Kann was Angenehmers sein! Wisse, Elender! dein Vater, dieser Barbar, ist schuld, dass ich mein Vaterland verlassen musste. Sein unbiegsamer Geiz entriss mir eine Geliebte, die ich höher als mein Leben schätzte. Er brachte mich um Ehrenstellen, Vermögen, um alles. Kurz, er zernichtete mein ganzes Glück. Und dieses Mannes einzigen Sohn habe ich nun in meiner Gewalt! Sage er: An meiner Stelle, was würde er tun?
 
 
Belmonte
 
 
(ganz niedergedrückt)
 
 
Mein Schicksal würde zu beklagen sein.
 
 
Selim
 
 
Das soll es auch sein. Wie er mit mir verfahren ist, will ich mit dir verfahren. Folge mir, Osmin, ich will dir Befehle zu ihren Martern geben. (zu der Wache) Bewacht sie hier.
 
 
Siebenter Auftritt
 
 
Belmonte und Konstanze.
 
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N° 20 Recitativo e Duetto
 
 
Recitativo
 
 
Belmonte
 
 
Welch ein Geschick! o Qual der Seele!
 
 
Hat sich denn alles wider mich verschworen!
 
 
Ach! Konstanze! durch mich bist du verloren!
 
 
Welch eine Pein!
 
 
Konstanze
 
 
Lass, ach Geliebter! lass dich das nicht quälen!
 
 
Was ist der Tod? – Ein Übergang zur Ruh!
 
 
Und dann, an deiner Seite,
 
 
ist er Vorgeschmack der Seligkeit!
 
 
Belmonte
 
 
Engelsseele,
 
 
welch holde Güte!
 
 
Du flößest Trost in mein erschüttert Herz.
 
 
Du linderst mir den Todesschmerz.
 
 
Und ach! ich reiße dich ins Grab!
 
 
Duetto
 
 
Belmonte
 
     
 
    Meinetwegen sollst du sterben!
 
 
Ach Konstanze! kann ich's wagen,
 
 
noch die Augen aufzuschlagen?
 
 
Ich bereite dir den Tod!
 
 
Konstanze
 
     
 
    Belmont! du stirbst meinetwegen!
 
 
Ich nur zog dich ins Verderben,
 
 
und ich soll nicht mit dir sterben!Schreibvariante in den Textwiederholungen:
und ich soll nicht mit dir sterben?
 
 
Wonne ist mir dies Gebot!
 
 
Beide
 
     
 
    Edle Seele! dir zu leben,
 
 
war mein Wunsch und all mein Streben!
 
 
Ohne dich ist mir's nur Pein,
 
 
länger auf der Welt zu sein.
 
 
Belmonte
 
     
 
    Ich will alles gerne leiden,
 
 
Konstanze
 
 
Ruhig sterb ich und mit Freuden,
 
 
Beide
 
 
weil ich dir zur Seite bin.
 
 
Belmonte
 
 
Um dich, Geliebte,
 
 
Konstanze
 
 
Um dich, Geliebter,
 
 
Beide
 
 
geb ich gern mein Leben hin.
 
 
Beide
 
     
 
    O welche Seligkeit!
 
 
Mit dem|der Geliebten sterben,
 
 
ist seliges Entzücken!
 
 
Mit wonnevollen Blicken
 
 
verlässt man da die Welt.
 
 
Achter Auftritt
 
 
Pedrillo und Blonde werden von einem andern Teil der Wache hereingeführt, und die Vorigen.
 
 
Pedrillo
 
 
Ach Herr! wir sind hin! An Rettung ist nicht mehr zu denken. Man macht schon alle Zubereitungen, um uns aus der Welt zu schaffen. Es ist erschrecklich, was sie mit uns anfangen wollen! Ich, wie ich im Vorbeigehen gehört habe, soll in Öl gesotten und dann gespießt werden. Das ist ein sauber Traktament! Ach! Blondchen! Blondchen! was werden sie wohl mit dir anfangen?
 
 
Blonde
 
 
Das gilt mir nun ganz gleich. Da es einmal gestorben sein muss, ist mir alles recht.
 
 
Pedrillo
 
 
Welche Standhaftigkeit! Ich bin doch von gutem altchristlichen Geschlecht aus Spanien, aber so gleichgültig kann ich beim Tode nicht sein! – – Weiß der Teufel… Gott sei bei mir! Wie kann mir auch itzt der Teufel auf die Zunge kommen?
 
 
Letzter Auftritt
 
 
Die Vorigen, Bassa Selim, Osmin (voll Freuden) und Gefolge.
 
 
Selim
 
 
Nun, Sklave! elender Sklave! zitterst du? Erwartest du dein Urteil?
 
 
Belmonte
 
 
Ja, Bassa, mit so vieler Kaltblütigkeit als Hitze du es aussprechen kannst. Kühle deine Rache an mir, tilge das Unrecht, so mein Vater dir angetan; – – ich erwarte alles und tadle dich nicht.
 
 
Selim
 
 
Es muss also wohl deinem Geschlechte ganz eigen sein, Ungerechtigkeiten zu begehen, weil du das für so ausgemacht annimmst? Du betrügst dich. Ich habe deinen Vater viel zu sehr verabscheut, als dass ich je in seine Fußtapfen treten könnte. Nimm deine Freiheit, nimm Konstanzen, segle in dein Vaterland, sage deinem Vater, dass du in meiner Gewalt warst, dass ich dich freigelassen, um ihm sagen zu können, es wäre ein weit größer Vergnügen, eine erlittene Ungerechtigkeit durch Wohltaten zu vergelten, als Laster mit Lastern tilgen.
 
 
Belmonte
 
 
Herr!… du setzest mich in Erstaunen…
 
 
Selim
 
 
(ihn verächtlich ansehend)
 
 
Das glaub ich. Zieh damit hin und werde du wenigstens menschlicher als dein Vater, so ist meine Handlung belohnt.
 
 
Konstanze
 
 
Herr! vergib! Ich schätzte bisher deine edle Seele, aber nun bewundre ich…
 
 
Selim
 
 
Still! Ich wünsche für die Falschheit, so Sie an mir begangen, dass Sie es nie bereuen möchten, mein Herz ausgeschlagen zu haben.
 
 
(im Begriff abzugehen)
 
 
Pedrillo
 
 
(tritt ihm in Weg und fällt ihm zu Füßen)
 
 
Herr! dürfen wir beide Unglückliche es auch wagen, um Gnade zu flehen? – – Ich war von Jugend auf ein treuer Diener meines Herrn…
 
 
Osmin
 
 
Herr! beim Allah! lass dich ja nicht von dem verwünschten Schmarotzer hintergehn! Keine Gnade! Er hat schon hundertmal den Tod verdient.
 
 
Selim
 
 
Er mag ihn also in seinem Vaterlande suchen. (zur Wache) Man begleite alle viere an das Schiff. (gibt Belmonte ein Papier) Hier ist Euer Passport.
 
 
Osmin
 
 
Wie! meine Blonde soll er auch mitnehmen?
 
 
Selim
 
 
(scherzhaft)
 
 
Alter! sind dir deine Augen nicht lieb? – Ich sorge besser für dich, als du denkst.
 
 
Osmin
 
 
Gift und Dolch! Ich möchte bersten!
 
 
Selim
 
 
Beruhige dich. Wen man durch Wohltun nicht für sich gewinnen kann, den muss man sich vom Halse schaffen.
 
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N° 21a Vaudeville
 
 
Belmonte
 
     
 
    Nie werd ich deine Huld verkennen,
 
 
mein Dank bleibt ewig dir geweiht;
 
 
an jedem Ort, zu jeder Zeit
 
 
werd ich dich groß und edel nennen.
 
 
Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo, Osmin
 
     
 
    Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Konstanze
 
     
 
    Nie werd ich im Genuss der Liebe
 
 
vergessen, was der Dank gebeut;
 
 
mein Herz, der Liebe nun geweiht,
 
 
hegt auch dem Dank geweihte Triebe.
 
 
Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo, Osmin
 
     
 
    Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Pedrillo
 
     
 
    Wenn ich es je vergessen könnte,
 
 
wie nah ich am Erdrosseln war
 
 
und all der anderen Gefahr;
 
 
ich lief', als ob der Kopf mir brennte.
 
 
Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo, Osmin
 
     
 
    Wer so viel Huld vergessen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
 
Blonde
 
     
 
    Herr Bassa, ich sag recht mit Freuden
 
 
viel Dank für Kost und Lagerstroh.
 
 
Doch bin ich recht von Herzen froh,
 
 
dass er mich lässt von hinnen scheiden.
 
 
(auf Osmin zeigend)
 
 
Denn seh er nur das Tier dort an,
 
 
ob man so was ertragen kann.
 
 
Osmin
 
     
 
    Verbrennen sollte man die Hunde,
 
 
die uns so schändlich hintergehn;
 
 
es ist nicht länger auszustehn,
 
 
mir starrt die
 
 
Zunge fast im Munde,
 
 
um ihren Lohn zu ordnen an:
 
     
 
    Erst geköpft,
 
 
dann gehangen,
 
 
dann gespießt
 
 
auf heiße Stangen,
 
 
dann verbrannt,
 
 
dann gebunden
 
 
und getaucht,
 
 
zuletzt geschunden.
 
 
(lauft wütend ab)
 
 
Konstanze, Blonde, Belmonte, Pedrillo
 
     
 
    Nichts ist so hässlich als die Rache;
 
 
hingegen menschlich gütig sein
 
 
und ohne Eigennutz verzeihn,
 
 
ist nur der großen Seelen Sache.
 
 
Wer dieses nicht erkennen kann,
 
 
den seh man mit Verachtung an.
 
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N° 21b Chor der Janitscharen
 
 
Chor
 
     
 
    Bassa Selim lebe lange!
 
 
Ehre sei sein Eigentum!
 
 
Seine holde Scheitel prange
 
 
voll vom Jubel, voll von Ruhm.
 
 
Ende des Singspiels.