Achter Auftritt
 
 
Graf Belfior, der Amtshauptmann, hernach Serpetta.
 
 
Amtshauptmann
 
 
Nun, Herr Graf, was halten Sie von meiner Nichte?
 
 
Belfiore
 
 
Ihr Feuer reißt mich hin! Welch Glück für mich, ein Frauenzimmer wie sie gefunden zu haben! Doch, was sage ich? sie ist eine Göttin, die an Witz, Verstand, Schönheit und Reiz von keiner Sterblichen übertroffen wird. Kurz, sie ist das achte Weltwunder.
 
 
Amtshauptmann
 
 
Ich sollte es zwar nicht sagen, weil ich ihr Oheim bin, doch hat sie in der Tat ganz was außerordentliches. Es ist eine Freude, sie zu hören. Ihre Reden sind Sentenzen und Machtsprüche! Sie ist ein zweiter Cicero.
 
 
Belfiore
 
 
Ja, das ist die Wahrheit! Und damit Sie es nur wissen: Ich verliebte mich schon in ihren Verstand, ehe ich sie kannte. Glauben Sie gewiss: Ich habe mehr als hundert der schönsten Mädchen wegen ihr den Korb gegeben.
 
 
Amtshauptmann
 
 
Haud minimum dubito.
 
 
Belfiore
 
 
Seien Sie versichert: An allen Orten, wo ich immer war, sind mir die Frauenzimmer in Menge nachgeloffen, um die Schönheit und Majestät meines Gesichts zu bewundern. Denn Sie müssen wissen, ich bin wirklich ein schöner Mann.
 
 
Amtshauptmann
 
 
Certissime! Ich bewundere Sie ordentlich, Herr Graf. Ein zweiter Narzissus! profecto!
 
 
Belfiore
 
 
Ich bin ein Kavalier von großem Geist, reich und vornehm. Mein Blut fließt aus den Adern der ältesten Geschlechter griechisch- und römischer Helden. Ich bin mit den größten Monarchen der Welt versippschaftet. Hier, hier sehen Sie den unumstößlichen Beweis! meinen Stammbaum.
 
 
(Er zieht einen ziemlich großen Stammbaum hervor.)
 
 
Amtshauptmann
 
 
Mit Dero gütigster Erlaubnis – Heus obstupesco! – dürfte ich wohl meiner Nichte die unbeschreibliche Freude machen, ihr solchen sogleich ad inspiciendum zu übersenden?
 
 
Belfiore
 
 
Ich will ihr die Gnad erweisen.
 
 
Amtshauptmann
 
 
He, Serpetta! Serpetta!
 
 
Serpetta
 
 
 
 
(Immer muss man laufen.) Was befehlen Sie?
 
 
Amtshauptmann
 
 
Hier, bringe meiner Nichte das glorreiche testimonium ihres zukünftigen großen Glückes, das preiswürdige Stammenregister ihres hochadelichen Herrn Bräutigams – (Serpetta will damit fort.) Doch warte! ich will dir die Sache erst ein bisschen erklären, damit du die wichtige Wichtigkeit dieser Legation einsiehst, mit der man dich als eine respektive Abgeordnete honoriert. (Er eröffnet den Stammbaum und haltet ihr denselben vor.) Verbeuge dich und neige dich. – Erige aures, Pamphile! – Öffne deine Augen, spitze die Ohren und erstaune.
 
     
 
    Hier von Osten bis zu Westen,
 
 
dort von Süden bis zu Norden
 
 
ist schon längst bekannt geworden
 
 
sein hochadeliches Haus.
 
     
 
    Er hat Güter, Lehenträger,
 
 
Städte, Dörfer, große Schwäger,
 
 
Fürsten, Grafen, Generalen,
 
 
Kaiser, König, Admiralen.
 
 
Diktatoren, Bürgermeister,
 
 
Helden Roms und große Geister
 
 
zählt sein Stamme ohne Zahl.
 
     
 
    Doch zum Teufel! warum lachst du?
 
 
Welcher Zweifel? willst du sie sehen?
 
 
Hier ist Numma, dort ist Scipio,
 
 
Marc Aurel und Marc Agrippa,
 
 
Mutio Scaevola und der Cato.
 
 
Auch der große Alexander
 
 
ist sein nächster Anverwandter.
 
 
Mit der größten Ehrfurcht bücke dich!
 
 
Und neige dich!
 
 
Nur geschwind bald hin, bald her.
 
 
 
 
(Der Graf und der Amtshauptmann gehen ab.)
 
 
Neunter Auftritt
 
 
Serpetta, hernach NardoIm Libretto-Druck Augsburg 1780 wurde der Auftritt Nardos zunächst separat als zehnter Auftritt gezählt. Die nachfolgende Szene (nach dem Libretto eigentlich "eilfter Auftritt") wurde in Anlehnung an die italienische Vorlage Rom 1774 wiederum als "zehnter Auftritt" gezählt..
 
 
Serpetta
 
 
Wer zum Geier sollte nicht lachen? – Ha! es leben alle die Herrn Stukkatoren, Bürgermeister, Zipio und alle die großen Parucken des hochadelichen Stammenbaums! – Das ist ein wahrer Spaß mit solchen Narren. – – Bei allem dem ist es, wenn's so fortgeht, in diesem Haus nicht mehr auszuhalten. Seitdem diese Braut angekommen, ist weder Rast noch Ruhe. Alle Augenblicke ruft sie, schreit sie, klingelt, zanket, befiehlt! Wo bist du? warum kömmst du nicht? wo bleibst du? tu dies! mach das! geh fort! bleib hier! Alles in einem Atem. – Da müßt' ich meine Füße gestohlen haben und mich zu Tod laufen. Nein, das ist nicht für mich! Ha, hier kömmt Nardo. Der wird mir wohl seine Liebe wieder vorseufzen. Ich will tun, als wenn ich ihn nicht sähe, und zum Spaß ein Liedchen singen, daraus er merken kann, dass er von mir nichts zu hoffen hat.
 
 
 
     
 
    Das Vergnügen in dem Ehestand
 
 
möcht ich gerne bald erfahren!
 
 
Doch ein Mann, der schon bei Jahren,
 
 
taugt in Wahrheit nicht für mich.
 
 
 
 
Nardo
 
 
(der die ganze Arie ruckwärts mit angehört hat, für sich)
 
 
Schau! schau! sie stichelt mit ihrem Liedchen auf mich. Aber Geduld! ich will ihr durch ein anders auch meine Meinung sagen.
 
     
 
    Das Vergnügen in dem Ehestand
 
 
wünschest du bald zu erfahren?
 
 
Doch ein Mann, der jung von Jahren,
 
 
taugt in Wahrheit nicht für dich.
 
 
Serpetta
 
 
Vortrefflich, Herr Spaßmacher! Wer hat dir die Erlaubnis gegeben, mir so nahe zu kommen?
 
 
Nardo
 
 
Liebstes Serpettchen! nimm mir es nicht übel! Ich fand die Türe offen und da ging ich herein.
 
 
Serpetta
 
 
Wenn du den gnädigen Herrn suchst, so geh nur dort hinüber, dort wirst du ihn finden. Geh, geh fort!
 
 
Nardo
 
 
Jagst mich schon wieder fort, und bist mir doch so tief ins Herz gewachsen.
 
 
Serpetta
 
 
Ich habe dir schon oft gesagt, du bist nicht für mich. Soll ich es nochmal wiederholen?
 
 
Nardo
 
 
Nein, nein! ich verlang es nicht mehr zu hören. Serpettchen!
 
 
Serpetta
 
 
Nun?
 
 
Nardo
 
 
Sei doch nicht so grausam!
 
 
Serpetta
 
 
Und du nicht so überlästig! Ein für allemal! du bist kein Mann für mich.
 
 
Nardo
 
 
Aber bin ich denn nicht ebensowohl eine Mannsperson wie ein anderer?
 
 
Serpetta
 
 
Du gefällst mir nicht.
 
 
Nardo
 
 
Ruh, nur Geduld! du wirst noch einmal froh sein, mich zu kriegen.
 
 
Serpetta
 
 
 
 
Ha! ha! ha!
 
 
Nardo
 
 
Du lachst?
 
 
Serpetta
 
 
Ja, ich muss lachen, weil der Narr glaubt, dass man auf ihn anstehen wird. Dummkopf! Männer kann ich genug haben: Ich darf nur die Hand ausstrecken, so laufen sie zu ganzen Haufen, nur um sie zu küssen.
 
     
 
    Sobald sie mich sehen,
so sind sie gefangen,
 
 
sie rennen und flehen,
mein Herz zu erlangen.
 
 
Von Liebe erhitzet,
der schnaubet und schwitzet.
 
 
Es ruft einer da und ein anderer dort:
 
     
 
    Bewundert die Augen des englischen Kindes,
 
 
wie artig, wie lebhaft,
ihr Anstand und Farbe;
 
 
mich rühret die Schöne, wenn ich sie betracht.
 
     
 
    Ich schlage die Lider
der Augen dann nieder
 
 
und schweige ganz züchtig mit allem Bedacht.
 
 
(gehen ab)
 
 


Garten.
 
 
Zehnter Auftritt
 
 
Sandrina, hernach Arminda.
 
 
Sandrina
 
     
 
    Seufzend beklagt das Täubchen,
 
 
ferne von seinem Männchen,
 
 
sein trauriges Verhängnis
 
 
und sucht nach seiner Sprache
 
 
Mitleid in seinem Schmerz.
 
 
Arminda
 
 
(Das wird wohl das Gärtnermädchen sein, von der man so viel Wesens macht.) He! Mädchen, geh her!
 
 
Sandrina
 
 
Was befehlen Sie?
 
 
Arminda
 
 
Sage mir! was fehlt dir, dass ich dich so traurig sehe?
 
 
Sandrina
 
 
Mein unglückliches Schicksal –
 
 
Arminda
 
 
Ha! ich verstehe dich; du bist verliebt, und deine Seufzer gehen nach dem Amtshauptmann – –
 
 
Sandrina
 
 
O ich bitte! verschonen Sie mich – ich bin ein ehrbares Mädchen und weiß den Unterschied.
 
 
Arminda
 
 
Halts Maul, du Zofe! Bedenke, dass du mit Fräulein Arminda sprichst, die – –
 
 
Sandrina
 
 
Ihro Gnaden verzeihen! Ich wusste nicht – –
 
 
Arminda
 
 
Nun gut, so wisse es jetzt, dass ich die Nichte vom Hause und die Braut des Grafen Belfiore bin –
 
 
Sandrina
 
 
 
 
(Weh mir!) Was sagen Sie? Belfiore Ihr Bräutigam?
 
 
Arminda
 
 
Ja, ja! Belfiore mein Bräutigam, und noch heute wird unsere Vermählung vollzogen.
 
 
Sandrina
 
 
 
 
(O Himmel, ich vergehe! Ich – fühle – den – Tod.)
 
 
Arminda
 
 
Was ist dir? Du entfärbst dich?
 
 
Sandrina
 
 
Ich weiß nicht. Ein heftiger Schmerz überfällt mich auf einmal – Er drückt mir das Herz ab – Ich werde – schwach – Der Angstschweiß – Ach ich bin – des – Todes! –
 
 
(Sie wird ohnmächtig.)
 
 
Arminda
 
 
Das arme Mädchen! He! zu Hülfe! Ist niemand da?
 
 
Eilfter Auftritt
 
 
Belfiore, Vorige.
 
 
Belfiore
 
 
Was gibt's? Hier bin ich.
 
 
Arminda
 
 
Hier, liebster Graf, stehen Sie diesem armen Mädchen bei! Ich laufe nach Lebensbalsam, um sie wieder zurecht zu bringen. Ich bin gleich wieder da.
 
 
(Sie läuft geschwind ab.)
 
 
Belfiore
 
 
 
     
 
    Himmel, welch seltsamer Zufall!
 
 
Violante! Sie lebt noch? Weh mir!
 
 
Zitternd schlägt mein Herz,
 
 
ich fühle Lust und Schmerz.
 
 
Sandrina
 
 
 
     
 
    Ach Undankbarer, komme,
 
 
sieh mich aus Liebe sterben.
 
 
Belfiore
 
 
 
 
Ihre Stimm und ihre Züge,
 
 
wenn ich mich nicht betrüge.
 
     
 
    Doch was soll diese Kleidung?
 
 
Ich könnte mich wohl irren,
 
 
ich muss sie näher sehen.
 
 
 
 
Sandrina
 
 
 
     
 
    Ach, dass über mich Arme
 
 
der Himmel sich erbarme!
 
 
Belfiore
 
 
Sie ist es wirklich,
 
 
mir sinket Herz und Mut.
 
 
Sandrina
 
 
 
 
Was seh ich? der Graf! o Himmel!
 
 
Zwölfter Auftritt
 
 
Arminda, Ramiro, Vorige.
 
 
 
 
Arminda
 
     
 
    Nehmet hier Balsam Sulphuris –
 
 
Belfiore
 
 
Herr Graf, mit Ihrer Erlaubnis –
 
 
Arminda, Ramiro
 
 
Ramiro!|Arminda! was soll ich tun?
 
 
Belfiore
 
 
(zu Sandrina)
 
 
Sag, wer bist du?
 
 
Sandrina
 
 
 
 
(Was sag ich?)
 
 
Ramiro
 
 
(zu Arminda)
 
 
Grausame!
 
 
Arminda
 
 
 
 
(Was soll ich tun?)
 
 
Alle vier
 
     
 
    O unerhörtes Schicksal,
 
 
dieser verdammte Zufall
 
 
quälet mich fast zu Tod.
 
 
Belfiore
 
 
(für sich)
 
     
 
    Steh ich, geh ich oder bleib ich,
 
 
schlaf ich, träum ich oder wach ich?
 
 
Mein Gehirn ist ganz verrückt.
 
 
Sandrina
 
 
(für sich)
 
     
 
    Ich empfind in meinem Herzen,
 
 
unermesslich bittren Schmerzen,
 
 
der mich weinen und seufzen macht.
 
 
Ramiro
 
 
(für sich)
 
     
 
    Meine Sinne sind verrücket,
 
 
von dem Zufall unterdrücket,
 
 
ich verliere den Verstand.
 
 
Arminda
 
 
(für sich)
 
     
 
    Ich weiß nicht, was vorgegangen,
 
 
noch was ich soll jetzt anfangen;
 
 
zitternd, bebend, steh ich da.
 
 
Alle vier
 
 
(für sich)
 
     
 
    Meine Seel ist ganz entkräftet!
 
 
Mir starrt jedes Wort im Mund.
 
 
Dreizehnter Auftritt
 
 
Der Amtshauptmann, Vorige.
 
 
Amtshauptmann
 
     
 
    Welche Stille, welche Mienen!
 
 
Macht ihr etwa hier Kalender?
 
 
Habt ihr etwa die Sprach verloren?
 
 
Ist der Mund euch zugefroren?
 
 
Nun so sprecht! was geht hier vor?
 
 
Sandrina
 
 
 
     
 
    (Kann ich es sagen?)
 
 
Belfiore
 
 
 
 
(Welche Plagen!)
 
 
Ramiro
 
 
 
 
(Welche Frage!)
 
 
Arminda
 
 
 
 
(Ich verzage.)
 
 
Amtshauptmann
 
 
Alles ist mir unbegreiflich!
 
 
Hier ist etwas vorgegangen,
 
 
mit der Sprache nur heraus.
 
 
Belfiore
 
 
(zu Arminda)
 
     
 
    Bist du diese?
 
 
Ramiro
 
 
(zu Sandrina)
 
     
 
    Bist du diese?
 
 
Arminda
 
 
(zu Ramiro)
 
 
Bist du jener?
 
 
Sandrina
 
 
(zu Belfiore)
 
 
Bist du jener?
 
 
Alle fünf
 
 
Mein Gehirn ist in Verwirrung,
 
 
es hüpft drin bald hin und her.
 
 
(Ramiro, Belfiore, Sandrina, Arminda gehen verschiedentlich ab.)
 
 
Vierzehnter Auftritt
 
 
Der Amtshauptman, gleich hernach Serpetta und Nardo.
 
 
Amtshauptmann
 
     
 
    Wo ist die Ehrfurcht, die mir gebühret?
 
 
Mich, den Hochweisen, der alles regieret,
 
 
lässt man hier stehen wie einen Narren?
 
 
Gehet zum Teufel, macht mir nicht bange,
 
 
ich will nichts wissen von Eurem Range,
 
 
vom Nepotismus und Adelsstand.
 
 
 
 
Serpetta
 
     
 
    Lustig! ich bringe recht hübsche Nachricht.
 
 
Das Gärtnermädchen mit ihrem Grafen
 
 
küssen und drücken unten im Garten
 
 
mit aller Freiheit, ruhig und still.
 
 
Amtshauptmann
 
     
 
    Teufel und Hölle! das sollt ich leiden?
 
 
 
 
Nardo
 
 
Glaubt nicht den Lügen des losen Mädchens,
 
 
sie will Euch schicken in den April.
 
 
Serpetta
 
     
 
    Hier diese Augen, hier diese Ohren
 
 
mussten es sehen, konnten es hören.
 
 
Nardo
 
 
Schröckliche Lügen! Sie zu betören.
 
 
Amtshauptmann
 
 
Gleich überzeiget mich.
 
 
Nardo
 
 
 
 
Kommt nur mit mir.
 
 
Serpetta
 
 
(gegen Nardo)
 
     
 
    Er kann nur lügen.
 
 
Nardo
 
 
(gegen Serpetta.)
 
 
Und sie betrügen.
 
 
Amtshauptmann
 
 
Quäle mich tot, widriges Schicksal!
 
 
Sehet verspottet, seht hintergangen
 
 
jenen berühmten Mann, den Podestà!
 
 
Alle drei
 
     
 
    Wir wollen gehen und nun gleich sehen!
 
 
Die Wahrheit zeiget sich dort oder da.
 
 
(gehen ab)
 
 


Ein anderer Teil des Garten.
 
 
Fünfzehnter Auftritt
 
 
Sandrina, Belfior, gleich darauf der Amtshauptmann mit Serpetta und Nardo, hernach Arminda und letztlich Ramiro.
 
 
Sandrina
 
 
(zu Belfiore)
 
     
 
    Was ist denn Ihr Verlangen?
 
 
Ich bin genug gequälet,
 
 
Sie haben schon gewählet
 
 
Armindens schöne Hand.
 
 
Belfiore
 
 
(zu Sandrina)
 
     
 
    Ach meine Liebe kennet
 
 
die Sprache und die Miene:
 
 
Sie sind Violantine,
 
 
der ich mein Herz verpfand.
 
 
Serpetta
 
 
(zum Amtshauptmann, auf Sandrina und den Grafen deutend)
 
     
 
    Sie sehen, mit welcher Zärtlichkeit
 
 
die Buhlerin ihm schmeichlet.
 
 
Amtshauptmann
 
 
Ich seh es: dass sie krepiere!
 
 
Ich räche mich an ihr.
 
 
Nardo
 
 
 
 
(Der Graf! ach welcher Zufall!
 
 
Wie helf ich ihr heraus?)
 
 
Sandrina
 
     
 
    Sie sind in großer Irrung.
 
 
Belfiore
 
 
 
 
(Himmel, welche Verwirrung!)
 
 
Arminda
 
 
Ihr Hinterlist und Meineid
 
 
hat ihren Stand entehrt.
 
 
Ramiro
 
 
(zu Arminda)
 
 
Das Herz, das sie belebet,
 
 
nur schwarze Falschheit nährt.
 
 
Sandrina
 
 
(entschlossen zu Belfiore)
 
     
 
    Grausamer, ohn Verschonen!
 
 
Kann man so schlecht belohnen
 
 
mein zärtlich treues Herz?
 
 
Nenne mir mein Verbrechen,
 
 
dann magst dich an mir rächen!
 
 
Fühlloser ohne Ehr!
 
 
Belfiore
 
 
 
     
 
    Sieh itzt nur meine Reue;
 
 
mein Engel, mir verzeihe,
 
 
o himmlische Violante!
 
 
Sandrina
 
 
Bedaure ihr hart Geschicke,
 
 
denn nun ist Violante,
 
 
das arme Kind, dahin.
 
 
O Himmel! sie ist tot.
 
 
 
 
Amtshauptmann
 
     
 
    Gebt mir Antwort!
 
 
Arminda
 
 
Sprecht nur weiter!
 
 
Ramiro
 
 
Graf, hübsch munter!
 
 
Serpetta
 
 
Nicht gezittert!
 
 
Nardo
 
 
 
 
(Wo will alles dies hinaus?)
 
 
Sandrina
 
 
 
     
 
    (Alles muss ich schweigend dulden.)
 
 
Belfiore
 
 
 
 
(Ach sie büßet mein Verschulden.)
 
 
Arminda, Ramiro, Amtshauptmann, Nardo, Serpetta
 
 
Alle schweigen, was geschieht?
 
 
Arminda
 
 
(zu Belfiore)
 
     
 
    Graf! die Lieb wird Sie verzehren!
 
 
Arminda
 
 
(zu Sandrina)
 
 
Solche Einfalt muss man ehren!
 
 
Ramiro
 
 
(zu Arminda)
 
 
Ich erfreue mich mit Ihnen!
 
 
Serpetta
 
 
(zu Sandrina)
 
 
Welche unschuldsvolle Mienen!
 
 
Arminda, Ramiro, Amtshauptmann, Serpetta, Nardo
 
     
 
    Lebt vergnügt, verliebte Seelen,
 
 
 
 
niemals soll ein Zwist euch quälen.
 
 
 
 
Steigt herab, ihr Liebesflammen,
 
 
und verbrennt zu Staub ihr Herz.
 
 
Sandrina, Belfiore
 
 
Über mich schlägt hier zusammen
 
 
alles Unglück und aller Schmerz.
 
 
Arminda
 
 
(zu Belfiore)
 
 
Unmensch! Verräter, könnt ich dein Herz in Stücke zerreißen.
 
 
Ramiro
 
 
(zu Arminda)
 
 
Den großen Eifer und diese Hitze begreif ich nicht.
 
 
Amtshauptmann
 
 
(zu Sandrina)
 
     
 
    Kannst du meine Güte
 
 
so wenig schätzen?
 
 
Serpetta
 
 
(zu Sandrina)
 
 
Könnt ich Sie aus dem Haus
 
 
mit Hunden hetzen!
 
 
Nardo
 
 
 
 
(Bei diesem Handel
 
 
gebricht mir die Sprach.)
 
 
Alle
 
     
 
    Welche Verwirrung! Ohn alle Rettung,
 
 
der Zorn zernagt mir das Herz im Leibe,
 
 
nichts dämpfet diese Glut, nichts hemmt die Wut.
 
 
Ende des ersten Aufzuges.