Fünfter Auftritt
 
 
Arminda, Ramiro.
 
 
Arminda
 
 
Ramiro! was warten Sie? Was können Sie von einem Frauenzimmer hoffen, dass Sie nicht liebt, dass Sie verachtet?
 
 
Ramiro
 
 
Erinnern Sie sich doch meiner aufrichtigen Treue – Ihres Versprechens.
 
 
Arminda
 
 
Die Zeiten sind vorbei; mein Herz kann Sie nicht mehr lieben. Folgen Sie meinem Rat: entfernen Sie sich und lernen Sie mich vergessen.
 
 
(Sie geht ab.)
 
 
 
 
Ramiro
 
 
Nun wohl, Grausame! ich will mich bemühen, deinen Willen zu tun. Ich will dich vergessen. Deine Undankbarkeit verdient Verachtung. Unwillen, Verdruss und Wut bestürmen mein Herz.
 
 
(geht ab)
 
 


Garten.
 
 
Sechster Auftritt
 
 
Sandrina und Belfiore, auf verschiednen Seiten schlafend, erwachen.
 
 
Sandrina
 
 
 
 
Wo bin ich wohl?
 
 
Belfiore
 
 
Wo mag ich wohl sein?
 
 
Sandrina
 
 
Es ist mir, als hätt ich hier geruhet.
 
 
Belfiore
 
 
Mir scheint, ich hab geschlafen.
 
 
Sandrina
 
 
Wie komm ich doch in diesen schönen angenehmen Garten?
 
 
Wie ist das möglich?
 
 
Belfiore
 
 
Welch angenehme Gegend!
 
 
Wer hat mich doch hieher gesetzt in diesen schönen Hain?
Träum ich oder wach ich?
 
 
Sandrina
 
 
Ich bin ganz betäubt! Welch seltsame Täuschung!
 
 
 
 
Belfiore
 
 
Doch was erblick ich?
 
 
Sandrina
 
 
Was seh ich?
 
 
Belfiore
 
 
 
 
O meine beste, meine Liebste!
 
 
Sandrina
 
 
 
 
Zurücke!
 
 
Belfiore
 
 
O weh!
 
 
 
 
Sandrina
 
 
Wen suchst du?
 
 
Belfiore
 
 
 
 
(Ach was sagt sie?)
 
 
Bist denn du nicht Violante?
 
 
Sandrina
 
 
Ja! ich bin Violante, doch
 
 
suchst du deine Schöne,
 
 
deine reizende Braut! Ich bin dieselbe nicht.
 
 
Belfiore
 
 
Ich beteure, beschwöre dich –
 
 
Sandrina
 
 
O es sei ferne, dass ich es wagte,
 
 
mit dieser würdigen Dame
 
 
um so ein treues Herz zu streiten. In kurzer Zeit, bin ich des Amtmanns Frau.
 
 
Gehab dich wohl!
 
 
(will fort)
 
 
Belfiore
 
 
Höre mich! wo willst du hin?
 
 
Soll ich in dem süßen Augenblicke,
 
 
in der seligen Stunde, da ich dich finde,
 
 
dich schon wieder verlieren? Nein, das geb ich nicht zu,
 
 
du sollst mich nicht verlassen,
 
 
sonst muss ich vor Schmerz und Verzweiflung erblassen.
 
     
 
    Du mich fliehen?
 
 
 
 
(Hartes Geschicke!)
 
 
Du, der Abgott meiner Liebe,
 
 
kennst du nicht die zarten Triebe?
 
 
Dieses Herz schlägt nur für dich.
 
 
Sandrina
 
     
 
    Ja, ich fliehe deine Blicke!
 
 
Du verdienst nicht meine Liebe,
 
 
denn dein Herz nährt fremde Triebe,
 
 
ich muss ewig fliehen dich.
 
 
Belfiore
 
     
 
    Also geh ich.
 
 
Sandrina
 
 
Und ich eben.
 
 
Beide
 
 
Doch was hemmet meine Schritt,
 
 
warum wanket jeder Tritt?
 
 
Belfiore
 
     
 
    Die Ehrfurcht zu beweisen,
 
 
lass mich das Glück genießen,
 
 
die schöne Hand zu küssen.
 
 
Sandrina
 
 
Ach! gehen Sie, Sie verschwenden
 
 
umsonst die Komplimenten.
 
 
Nichts will ich weiter wissen.
 
 
Belfiore
 
     
 
    Geduld! doch wer weiß,
 
 
ob wir uns wiedersehen.
 
 
Sandrina
 
 
Denken Sie nicht daran!
 
 
Dieses kann noch geschehen.
 
 
Beide
 
 
Nur herzhaft, nur entschlossen!
 
 
Nur fort! nur fort von hier!
 
 
(Sie gehen beide zu verschiednen Seiten bis an die Szene, dann bleiben sie stehen.)
 
 
Belfiore
 
 
(kömmt zurück)
 
     
 
    Wie, du rufst mich?
 
 
Sandrina
 
 
Nein, mein Herr!
 
 
Sie gehn zurücke?
 
 
Belfiore
 
 
(bleibt stehen)
 
 
Ich glaube nein!
 
 
Sandrina
 
 
(kömmt zurück)
 
 
Er wird es schon näher geben.
 
 
Belfiore
 
 
Sie kann nicht mehr wiederstreben.
 
 
Beide
 
 
Kaum ich mich noch halten kann.
 
 
 
 
Belfiore
 
     
 
    Geh ich näher?
 
 
Sandrina
 
 
Ist es Anstand?
 
 
Belfiore
 
 
Soll ich es wagen?
 
 
Sandrina
 
 
Doch der Wohlstand –
 
 
Belfiore
 
 
Geh ich?
 
 
Sandrina
 
 
Bleib ich?
 
 
Beide
 
 
Was soll ich tun?
 
     
 
    O nicht wahr, ihr holde Seelen!
 
 
wer der Liebe Macht empfunden,
 
 
kann ihr nicht mehr wiederstehen.
 
     
 
    Welche Freude, welch Entzücken!
 
 
Deine Hand wird mich beglücken,
 
 
alle Qualen sind verschwunden,
 
 
stets soll man mich fröhlich sehn.
 
 
(gehen ab)
 
 
Siebenter Auftritt
 
 
Der Amtshauptmann, Arminda, Ramiro, hernach Nardo, Serpetta, und bald darauf Sandrina und Belfiore.
 
 
Amtshauptmann
 
 
Liebste Nichte! plagen Sie mich nicht länger. Was wollen Sie denn, dass ich bei solchen Umständen anfange?
 
 
Arminda
 
 
Sie sollen mir Gerechtigkeit verschaffen.
 
 
Amtshauptmann
 
 
Aber wollen Sie denn einen Narren zum Manne nehmen?
 
 
Arminda
 
 
Narr oder gescheid, wenn er nur mein Mann wird.
 
 
Nardo
 
 
O Glücke über Glücke! unsere Närrchen sind wieder zu Verstand kommen und haben sich aufs Neue miteinander verlobt.
 
 
Amtshauptmann
 
 
Was sagst du?
 
 
Arminda
 
 
Der Verräter!
 
 
Serpetta
 
 
Nun ist mir ein Stein vom Herzen.
 
 
Ramiro
 
 
Und mir scheint wieder ein Strahl von Hoffnung –
 
 
Belfiore
 
 
Hier sehen Sie allerseits meine Braut! die Gräfin Violante Onesti –
 
 
Amtshauptmann
 
 
So sind Sie es wirklich?
 
 
Sandrina
 
 
Ganz gewiss! Sowohl der Graf als mein Diener hier, mit dem ich Namen und Stand verändert hatte, werden es bezeugen. Ich hätte mich schon eher entdeckt, aber ich wollte mich an einem vermeintlichen Treulosen ein wenig rächen.
 
 
Arminda
 
 
Gräfin! vergeben Sie mir, ich strebte nach Ihrem Leben.
 
 
Sandrina
 
 
Schenken Sie mir Ihre Freundschaft! und empfangen Sie mit diesem Kuss die Versicherung meiner Liebe.
 
 
Arminda
 
 
Herr Oheim! wenn es Ihnen gefällig wäre, so wollte ich nun Ihrem Rat folgen und meinen getreuen Ramiro –
 
 
Serpetta
 
 
Auch ich, Herr Amtshauptmann, will den mich so sehr liebenden Nardo – den ich bishero nur auf die Probe gestellt –
 
 
Amtshauptmann
 
 
Gut, gut! ich verstehe euch. (zu Arminda) Heiraten Sie, Ritter, (zu Serpetta) und du nimm deinen getreuen Waffenträger – ich aber will dermalen, bis auf weitere Verordnung des Herrn Cupido, in statu quo verbleiben.
 
 
Belfiore
 
 
So ist es recht!
 
 
Ramiro
 
 
(dem Arminda die Hand reicht)
 
 
Nun bin ich zufrieden, und alle meine Wünsche sind erfüllt.
 
 
Nardo
 
 
Trumpf aus! jetzt ist's gewonnen.
 
 
Amtshauptmann
 
 
Genießet nun alle des Glückes, das euch die Liebe gewährt. Seid treu, beständig und einig. Wenn ich einst wieder einmal eine Sandrina finde, so werde auch ich mich dem Joche des Ehestandes gern unterwerfen.
 
 
Sandrina
 
 
Sandrina wird Sie stets schätzen und verehren! und auch als Gräfin Onesti Ihrer Wohltaten und Ihres guten Herzens stets ingedenkt sein! so wie sie bittet, die aus Liebe verstellte Gärtnerin nicht zu vergessen.
 
 
Chor
 
 
Alle
 
     
 
    Lieb und Treue hat gesieget.
 
 
Lasst uns nun in Wonne leben!
 
 
Wir sind glücklich und vergnüget,
 
 
lasst uns alle fröhlich sein.
 
 
Ende des Singspiels.