SZENE II
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Silla und Wachen, dann Celia.
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Rezitativ
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Silla
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Ach, ich hätte nie geglaubt,
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dass einen Mann von Ruhm und Größe
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Niedertracht so hart ankäme.
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Celia
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Alles habe ich versucht bisher. Es ist vergeblich,
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Giunias Herz durch Bitten und Versprechungen,
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durch Schreck und Drohung zu bestürmen. Ach, mein Bruder,
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du kannst dir nicht denken,
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wie ich für dich…
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Silla
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Ich weiß, was du mir sagen willst.
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Silla ist nicht weniger dankbar dem,
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der sich vergeblich für ihn mühte.
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Da jeglicher Erfolg vom Zufall abhängt, wird wahres Verdienst
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nicht durch Widrigkeiten
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geschmälert. Giunia wird noch heute
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meine Frau.
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Celia
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Giunia deine Frau?
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Silla
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Verlange nicht zu wissen, wie.
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Dass ich zufrieden bin,
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genüge dir.
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Celia
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Warum verbirgst du ein Geheimnis?
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Weshalb erklärst du
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deine dunklen Worte nicht?
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Silla
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(Weil ein Geheimnis wenig sicher ist bei einer Frau.)
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Mein Schweigen wird dir nun nicht mehr missfallen. Hör zu!
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Ich wünsche dich heute noch
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als Cinnas Frau zu sehen.
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||
Celia
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(Ich Glückliche!)
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Lass, ach lass mich Cinna, deinem
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treuen Freund,
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diese frohe Botschaft bringen. Endlich können meine Lippen
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ihm enthüllen, dass er mein Liebster ist.
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Und dass ich immer, so wie jetzt, ihn verehren werde.
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(Ab.)
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||
Silla
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Auf zum Kapitol,
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den wohldurchdachten Plan voranzutreiben.
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Ränkekunst sei angewandt, dass meine Feindin
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zum Traualtar mir folgt. Ich weiß,
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dass ich um jeden Preis
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ihre Hand besitzen muss.
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Gewissensbisse, ihr erwacht vergeblich wieder.
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(Er geht mit den Wachen ab.)
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||
SZENE III
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Cecilio, ohne Helm und Mantel, mit bloßem Schwert, will Silla verfolgen. Cinna hält ihn zurück.
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Cinna
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Welche Raserei bringt dich hierher?
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||
Cecilio
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(Im Abgehen.)
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Halte meinen Arm
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nicht auf! Den Schritten
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des Tyrannen folge ich. Der blanke Stahl
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soll seine Brust durchbohren…
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Cinna
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Halt ein!
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Und woher rührt
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dein jäher Zorn?
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Cecilio
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(Wie oben.)
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Es genüge dir zu wissen,
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dass ich nicht einen Augenblick
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die Tat verschieben kann…
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Cinna
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Und die Gefahr für dich?
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Cecilio
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||
Die fürcht ich nicht und brauche keinen Rat.
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||
Cinna
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Um Himmels willen, höre mich…
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||
Enthülle mir… Sag mir… O Himmel! Welch ein Stammeln…
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||
und welch wutentbrannter Blick…
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||
die Verzweiflung, diese Raserei… die Mühe,
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||
dich mir zu entwinden… diesem unheilvollen Wagnis
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||
mutig dich zu stellen… Tausendfältiger Verdacht
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||
erwacht in meiner Brust. Gib Antwort. Sprich…
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||
Cecilio
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||
(Wie oben.)
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||
Alles sollst du wissen…
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||
Cinna
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||
Niemals
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||
lasse ich dich fort.
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||
Cecilio
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||
Warum hältst du
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||
des Volkes Rache auf?
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||
Cinna
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||
Weil ich wünsche,
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||
dass sie sicher sei.
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||
Cecilio
|
||
(Wie oben.)
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||
Ungewiss wird sie nicht sein…
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||
Cinna
|
||
Durch unzeitiges Wagnis,
|
||
das vergeblich ist,
|
||
willst du den Faden meines wohldurchdachten Plans
|
||
durchtrennen? Giunia wirst du wiedersehen, und nun,
|
||
wo du um ihretwillen dein Leben mehr noch lieben solltest,
|
||
stürzt du dich in ein derart kühnes Unterfangen, unbedacht?
|
||
Brich nun dein Schweigen, offenbare mir,
|
||
was dich in solchem Maße wütend machte.
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||
Cecilio
|
||
Die schaurige Erinnerung entfacht im Busen
|
||
neuen Zorn. Hör zu und staune.
|
||
Als die bedrückte Seele
|
||
an der Seite meiner Braut
|
||
süße Stärkung fand in ihrer Pein
|
||
und Giunia kaum ihren Schritt
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||
vom düsteren Ort
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||
entfernte, umfing die Augen
|
||
leichter Schlummer. O Himmel!
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||
Ich erstarre noch vor Schauder! Da schien
|
||
das kalte Grab ich aufgetan zu sehen,
|
||
in dem des Marius bleiche Glieder
|
||
ruhen. Das hohle Auge
|
||
richtet er auch mich
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||
und schüttelt dreimal
|
||
zornig, wild das Haupt.
|
||
Ich hör, wie er mit heiserer Stimme ruft:
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||
"Wozu hältst du dich
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||
auf an meinem Grab, Cecilio? Geh hin und treibe an
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||
zur allgemeinen Rache,
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||
zum ersehnten Augenblick. An deiner Seite
|
||
hänge müßig nicht das Schwert. Ach, wenn du
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||
dieses Werk, das des Marius ungerächter Schatten
|
||
dir heute auferlegt und rät, zu vollbringen säumst,
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||
dann wirst du die Braut verlieren, und ich die Tochter."
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||
Accompagnato
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||
Cecilio
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||
Der stolze Klang der Drohungsworte
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||
erschütterte die Seele.
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||
Vom bestürzten Auge
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||
wich der Schlaf. Raserei entflammt mich
|
||
jäh. Und da erfasste ich den Stahl.
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||
Ich hielt den Fuß nicht ängstlich mehr zurück.
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||
Den schuldbeladenen Tyrannen hinzustrecken, kam ich her.
|
||
Ach, halte mich nicht mehr zurück…
|
||
Cinna
|
||
Bleib
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||
und zügle nur ein wenig das wilde Toben
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||
deines Zorns. Wenn Silla kommt,
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||
bist du verloren…
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||
Cecilio
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||
Des Tyrannen Blicke
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||
soll ich fürchten? Töten soll ihn
|
||
eine andere Hand? Niemals! Ich fühle
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||
stets den bleichen
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||
Schatten des Marius, der Rache sucht, um mich.
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||
Der Widerhall der stolzen Worte
|
||
klingt, auch jetzt an deiner Seite,
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||
immer mir im Ohr.
|
||
Lass mich…
|
||
Cinna
|
||
Ach, wenn die eigene Gefahr
|
||
du schon so sehr missachtest, dann denke wenigstens daran,
|
||
wie das Leben deiner Braut
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||
von dem deinen abhängt. O Himmel! Und wie
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||
für ihre teuren Tage…
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||
Cecilio
|
||
O Giunia!… O Name!…
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||
Freund, nur der Gedanke,
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||
dass ich sie verlieren könnte,
|
||
entwaffnet meinen ungestümen Zorn.
|
||
Ach, lauf für mich und fliege,
|
||
vergieße du an meiner Stelle des Tyrannen Blut… O Götter!
|
||
An der Seite meines Feindes
|
||
bleibt die Braut inzwischen… Ach!… Und wer verteidigt sie?…
|
||
Doch, wenn er kommt?… O Gott! Welch ein Widerstreit,
|
||
ihr ewigen Götter, welche Qual! Angst und Kummer,
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||
Zorn und Hoffnung, Raserei fühle ich in meinem Herzen.
|
||
Was siegen wird, weiß ich noch nicht. Was soll ich denken?
|
||
Bin ich noch nicht entschlossen?
|
||
Giunia will ich retten oder sterben, ihr zur Seite.
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||
Nr. 9 Arie
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||
Cecilio
|
||
Dieses Beben,
|
||
das meine Brust so jäh erfasst,
|
||
ich weiß nicht, ob es Hoffnung ist,
|
||
ich weiß nicht, ob es Raserei ist.
|
||
Der Seele Aufruhr,
|
||
wildes Toben,
|
||
sei es Hoffnung oder Wut,
|
||
fürchten soll es der Verräter.
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||
(Ab.)
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||
SZENE IV
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||
Cinna, dann Celia.
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||
Rezitativ
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||
Cinna
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||
Ach ja, nun rasch zur Tat! Wenn der Himmel
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||
weiterhin die Strafe für den Frevler aufschiebt, soll man dann warten,
|
||
bis sich die Übeltaten
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||
der Tarquinier
|
||
in unseren Zeiten wiederholen?
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||
Celia
|
||
Welcher Kummer, welche Sorgen
|
||
umwölken deine Stirn?
|
||
Cinna
|
||
Celia, anderswo
|
||
sollte ich schon sein.
|
||
Halte mich nicht auf…
|
||
Celia
|
||
Immer fliehst du mich?
|
||
Cinna
|
||
(Im Abgehen.)
|
||
Leb wohl!
|
||
Celia
|
||
Für einen Augenblick nur
|
||
hör mich an. Dann geh.
|
||
Cinna
|
||
Was begehrst du?
|
||
Celia
|
||
(O Götter,
|
||
reden möchte ich und kann es nicht.)
|
||
Wissen sollst du, dass mein Bruder…
|
||
Cinna
|
||
Sprich!
|
||
Celia
|
||
…wünscht…
|
||
(Ach, ich bin verwirrt und fürchte,
|
||
dass mich der Grausame nicht liebt.) Ja, wissen sollst du… (Himmel!
|
||
Wieso bin ich vor ihm, den ich verehre,
|
||
so verwirrt? Heute noch wird er mein Mann.
|
||
Und es ihm zu enthüllen, wag' ich nicht?…)
|
||
Cinna
|
||
Dein Stammeln
|
||
kann ich nicht verstehen.
|
||
Celia
|
||
(Angeblich, Undankbarer!)
|
||
Jetzt, wo ich in Zweifeln schweige,
|
||
spricht nicht mein Herz
|
||
zu dir, für mich? Was kann ich noch sagen?
|
||
Meine Blicke schmachten leider schon zu sehr,
|
||
und mein Schweigen sagt dir schon genug.
|
||
Nr. 10 Arie [Cavatina]
|
||
Celia
|
||
Wenn diese Lippen, allzu schüchtern,
|
||
die Flammen im Verborgenen
|
||
nicht aufzudecken wagen,
|
||
sollen diese Augen
|
||
für sie sprechen,
|
||
enthüllen sollen sie
|
||
mein ganzes Herz.
|
||
(Ab.)
|
||
SZENE V
|
||
Cinna, dann Giunia.
|
||
Rezitativ
|
||
Cinna
|
||
Aus Liebe einer Schwäche nachzugeben,
|
||
fähig war Cinnas Seele
|
||
bisher nicht. Sollte sie sich jemals
|
||
so erniedrigen, dann habe nicht
|
||
die Schwester eines niederträchtigen Usurpators
|
||
dieses Herzens ersten Preis.
|
||
Giunia nähert sich. Ach, sie allein nur kann
|
||
das große Werk vollbringen, das ich im Sinne habe.
|
||
Erregt scheint sie, in Schmerz versunken
|
||
und in düsteren Gedanken.
|
||
Giunia
|
||
Silla will von mir,
|
||
dass ich dem Volk und dem Senat mich zeige.
|
||
Was will der Niederträchtige damit? Ist seine Absicht dir bekannt?
|
||
Cinna
|
||
Näher als du vielleicht denkst
|
||
ist heute Sillas Tod,
|
||
als Rache für die Freiheit Roms.
|
||
Giunia
|
||
So erhoffen wir denn alles
|
||
von der Barmherzigkeit des Himmels. Inzwischen
|
||
überlass ich deiner Sorge
|
||
den geliebten Bräutigam.
|
||
Als ich ihn tot geglaubt,
|
||
verdankte ich die Freude, ihn zu sehen, dir.
|
||
Nun wache über ihn, bemühe dich, ihn
|
||
vor den Blicken des Tyrannen zu verbergen.
|
||
Cinna
|
||
Vertraue mir
|
||
und fürchte nicht um seine Lebenstage. Hör zu.
|
||
Weißt du, was Silla vorhat, angesichts der Senatoren und des Volks von Rom?
|
||
Deine Hand will er,
|
||
und als Rechtfertigung für die Gewalt will er ihre Zustimmung.
|
||
O Giunia, den ganzen Plan
|
||
sehe ich voraus.
|
||
Giunia
|
||
Über mich
|
||
bestimme ich allein. Der feigen Angst
|
||
ergeben mag sich der Senat, nicht aber dieses Herz.
|
||
Cinna
|
||
Von dir, o Giunia, hängt, wenn du es willst,
|
||
ein Anschlag ab.
|
||
Giunia
|
||
Was kann ich tun?
|
||
Cinna
|
||
Ins Bett,
|
||
in welches er dich führt, folge dem Tyrannen.
|
||
Dort aber lasse er durch deine Hand sein Leben.
|
||
Giunia
|
||
O Himmel! Was sagst du?
|
||
Durch feige Täuschung sollte Giunia?…
|
||
Cinna
|
||
Unsinnige Angst!
|
||
Erinnere dich doch nur, dass immer schon,
|
||
das Blut von Frevlern zu vergießen,
|
||
den höchsten Göttern ein willkommenes Schauspiel war.
|
||
Giunia
|
||
Wenn ein Plebejerleben uns schon heilig ist,
|
||
wie sollte dann
|
||
nicht kalter Schauder aufsteigen in der Brust,
|
||
wenn ich den Diktator selbst durchbohren soll?
|
||
Ist er tyrannisch auch und ungerecht,
|
||
hat er doch den Vorsitz über Rom und den Senat.
|
||
Vergeblich nimmst du an,
|
||
dass ich mich seines Todes schuldig machen könnte.
|
||
Opfer sei er, aber von der Hand der Götter.
|
||
Cinna
|
||
Hätte Brutus sich an jenem Tag gefürchtet,
|
||
die Götter zu beleidigen,
|
||
verdankte Rom ihm seine Freiheit nicht.
|
||
Giunia
|
||
Doch Brutus brach
|
||
die Knechtesketten
|
||
der Freiheit Roms auf freiem Feld,
|
||
und nicht in Feigheit. Mein Name sei niemals
|
||
in künftigen Zeiten
|
||
befleckt
|
||
durch niedrigen Betrug. Bewahre mir, o Freund,
|
||
bewahre mir den Liebsten! Denke doch
|
||
an seine Rettung nur. Die Rache
|
||
überlass dem Himmel.
|
||
Geh, eile…
|
||
Der Liebste könnte, fern von dir,
|
||
durch übermäßigen Wagemut… Die ungestüme
|
||
Seele kennst du ja! Hab Mitleid,
|
||
hilf, dass er vor jedem Blick verborgen bleibe.
|
||
Sag du ihm, dass er, wenn er mich liebt
|
||
und mir ergeben ist,
|
||
seine und auch meine Lebenstage hüten soll.
|
||
Dir vertraue ich ihn an.
|
||
Nr. 11 Arie
|
||
Giunia
|
||
Wenn ich die schrecklichen Gefahren
|
||
meines Liebsten mir in Erinnerung rufe,
|
||
lässt alles mich erschaudern,
|
||
lässt alles mich erstarren.
|
||
Wenn über seinem teuren Leben
|
||
nicht die Freundschaft wacht,
|
||
von wem ist Hilfe zu erhoffen,
|
||
von wem Barmherzigkeit?
|
||
(Ab.)
|
||
SZENE VI
|
||
Cinna allein.
|
||
Accompagnato
|
||
Cinna
|
||
Ach, das unwürdige Joch
|
||
sei nun abgeschüttelt. Lang genug
|
||
war Rom der Knechtschaft unterworfen.
|
||
Wenn Giunia es ablehnt,
|
||
das Blut der Frevlers zu vergießen, wird ein Arm
|
||
nicht fehlen, der den mörderischen Stahl
|
||
ihm, nicht so ängstlich, in den Busen taucht.
|
||
Nr. 12 Arie
|
||
Cinna
|
||
Im Augenblick des Glücks,
|
||
den er herbeibeschwört in seinen Wünschen,
|
||
soll er sein Leben lassen, mir zu Füßen
|
||
und zur Rache aller.
|
||
Schon holt die stolze Rechte
|
||
glücklich aus zum Schlag,
|
||
und diese Rächerhand
|
||
ist ihm nicht mehr fern.
|
||
(Ab.)
|
||
Hängende Gärten. |
||
SZENE VII
|
||
Silla, Aufidio und Wachen.
|
||
Rezitativ
|
||
Aufidio
|
||
Herr, auf dein Zeichen hin
|
||
ist der Senat bereit. Schon bald
|
||
hört er dich an.
|
||
Mit einem Kranz erlesener Scharen
|
||
hab ich indessen listig ihn umstellt.
|
||
Silla
|
||
Das Geheimnis verhehle dem Freund Cinna nicht.
|
||
Zum Werk ist seine Unterstützung nötig.
|
||
Ach, dass ich mich
|
||
in mir nicht wiederfinde! Wohin ich mich auch wende,
|
||
haben immer die Gedanken
|
||
lieblich das Bild der Grausamen vor sich.
|
||
Ihr lieber Name klingt mir immer auf den Lippen,
|
||
und das Herz spricht nur von ihr.
|
||
Aufidio
|
||
Auf dem Höhepunkt des Glücks
|
||
sehe ich dich schon. Benütze deine Macht,
|
||
die der Himmel dir gegeben hat. Rom und der Senat
|
||
und jede stolze Seele
|
||
sollen nun vor deiner Macht die Stirn zu deinen Füßen beugen.
|
||
(Ab.)
|
||
Silla
|
||
Ja, mit Bürgerblut
|
||
werde ich die Straßen überschwemmen, wenn sich Rom in Hochmut
|
||
heute gegen Sillas Wünsche stellt.
|
||
Das Recht dazu hab ich im Herzen und im Arm.
|
||
Giunia?… Welcher Anblick! Ein so schönes Angesicht entschuldigt
|
||
meine Schwäche… Doch die Beleidigungen?…
|
||
Ach Götter, sehe ich sie,
|
||
dann bin ich nicht mehr der gekränkte Herrscher,
|
||
vergesse die Missachtung und verzeihe sie.
|
||
SZENE VIII
|
||
Giunia, Silla und Wachen.
|
||
Rezitativ
|
||
Giunia
|
||
(Silla? Der verhasste Anblick
|
||
ist mir eine Qual. Ich fliehe.)
|
||
Silla
|
||
Verweile doch.
|
||
Hab Mitleid, höre mich. Du machst aus mir
|
||
den Unglücklichsten der Sterblichen,
|
||
wenn du als Feindin vor mir fliehst…
|
||
Giunia
|
||
Was forderst du?
|
||
Geh, Verräter! (Ich zittere und habe Angst
|
||
um meinen Liebsten.)
|
||
Silla
|
||
Ach nein, ich bin nicht so tyrannisch,
|
||
wie du glaubst! Sillas Seele ist
|
||
der Tugend fähig. Ich kann dein schönes Auge
|
||
nicht so ernst ertragen…
|
||
Giunia
|
||
(Im Abgehen.)
|
||
Der Tugend fähig? Lügner.
|
||
Silla
|
||
Höre mich…
|
||
Giunia
|
||
Ich höre dich nicht an.
|
||
Silla
|
||
Willst du…
|
||
Giunia
|
||
Ja, ich will
|
||
verachten dich und sterben.
|
||
Silla
|
||
Sterben?
|
||
Giunia
|
||
Ein Römerherz
|
||
fürchtet keinen Tod.
|
||
Silla
|
||
Und du könntest?…
|
||
Giunia
|
||
Ja, ich kann,
|
||
eher als dich lieben, sterben. Geh!
|
||
Silla
|
||
Sterben wirst du, Stolze, aber nicht allein.
|
||
Nr. 13 Arie
|
||
Silla
|
||
Jedes Mitleid leg ich ab,
|
||
kühnes, freches Weib.
|
||
Wenn es dir gefällt zu sterben,
|
||
werde ich den starren Stolz
|
||
bald zittern sehen.
|
||
(Doch schlägt mein Herz…
|
||
Verlieren, die ich liebe?…
|
||
Durchbohren als Barbar
|
||
das teure Wesen?…)
|
||
Was sage ich?
|
||
Ist meine Seele
|
||
feig in solchem Maße?
|
||
Zorn und Raserei erfassen mich.
|
||
Zu sterben sehnst du dich?
|
||
Grausam nennst du mich?
|
||
Zittre davor, o Falsche,
|
||
ich werde grausam sein.
|
||
(Sulla geht mit den Wachen ab.)
|
||
SZENE IX
|
||
Giunia, dann Cecilio.
|
||
Rezitativ
|
||
Giunia
|
||
Was habe ich vernommen, ewige Götter? Welch dunkles,
|
||
schreckliches Geheimnis
|
||
war in seinen Worten? Allein soll ich nicht sterben?
|
||
Barbar, was willst du damit sagen?… Ach, was sehe ich?…
|
||
Mein Bräutigam?… Was ist geschehen?…
|
||
Ach, Unbesonnener, wo willst du hin?
|
||
Du weißt wohl, dass in diesen Mauern
|
||
dein Leben niemals sicher ist. Hast du nicht Angst,
|
||
dieselbe Luft zu atmen
|
||
wie die Feinde? In diesem Augenblick
|
||
ist der Tyrann gegangen. Ich zittere… So fliehe doch…
|
||
Ach, wenn die Blicke des Tyrannen…
|
||
Cecilio
|
||
Die Gefahr für dich, o Giunia, ist meine größte Angst.
|
||
Giunia
|
||
Um Himmels willen, kehre um,
|
||
wenn du mich liebst, mein Teurer. Kehre zurück
|
||
an deinen finsteren Zufluchtsort.
|
||
Welche Marter ist es doch für mich, dich hier zu sehen!
|
||
Cecilio
|
||
Deine Angst, o Liebste,
|
||
soll meine Freude
|
||
nicht verbittern.
|
||
Giunia
|
||
Eine Freude, die düster ist,
|
||
da sie meinem Herzen einen eisigen Schrecken
|
||
einjagt und über dein weiteres Leben
|
||
entscheiden kann. Verstecke dich! Ach, seit ich lebe,
|
||
nein… welch ähnliche Bedrängnis…
|
||
Cecilio
|
||
Du willst, dass ich dem Feigling dich allein zum Raube lasse?
|
||
Dass der gottlose Tyrann dich
|
||
mit Gewalt und widerrechtlich
|
||
zum Traualtare schleppen will vor dem Senat, ist mir bekannt. Und ich, der ich die liebe,
|
||
könnte fern von deiner Seite sein
|
||
und nicht vor Kummer sterben? Wenn man vergebens einen Arm
|
||
sucht, einen Stahl,
|
||
der das Blut des Grausamen vergießt, den ich hasse und verachte,
|
||
hier ist der Stahl und hier der Arm!
|
||
Giunia
|
||
Ach! Woran denkst du?… Aussetzen dich?…
|
||
Allein der äußersten Gefahr entgegengehen?…
|
||
Cecilio
|
||
Du hast Angst vor allem, ich fürchte mich vor nichts.
|
||
Bezähme deine Angst, du meine Hoffnung, und erinnere dich daran,
|
||
dass man übermäßige Furcht in einem Römerherzen
|
||
Feigheit nennen kann.
|
||
Giunia
|
||
Allzu große Kühnheit
|
||
nennt man Verwegenheit. Ach, verbirg dich,
|
||
o Geliebter! Diesen Augen gib in der Gefahr
|
||
nicht zum Weinen neuen Grund.
|
||
Cecilio
|
||
Ewige Götter! Dich verlassen?
|
||
Fliehen? Dich
|
||
der verruchten Hinterlist, dem Zorne
|
||
des Verräters überlassen, der sich mit dir vermählen will?
|
||
Giunia
|
||
Was kannst du fürchten, wenn
|
||
Beständigkeit und Liebe bei mir bleiben? Lauf doch,
|
||
lauf dorthin, von wo du flohst!
|
||
Befreie das Herz, das dich verehrt,
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von seinem Schmerz und seiner Angst.
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Genügt das nicht, so muss ich es befehlen!
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Cecilio
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An diesem Schreckenstag, o Giunia,
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wenn ich vor dem Tyrannen mich verberge,
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wer wacht, dich zu verteidigen?
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Giunia
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Der Himmel.
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Cecilio
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Ach, nur dass die Götter manches Mal…
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Giunia
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Wozu bringt dich
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blinde Wut? Trotz
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meiner Ängste bleibst du noch an meiner Seite.
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Willst nicht gehen? Undankbarer! Sterben werd' ich noch!
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Cecilio
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Bleibe… Höre mich… O Götter!
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So willst du mich verlassen? Ist das dein Wunsch?…
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Giunia
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Meinen Schritten
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hüte dich zu folgen.
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Cecilio
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Zu sterben werd ich wissen,
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nicht aber, dich zu lassen.
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Giunia
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(O Himmel!
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Ich verliere ihn! Was tu ich nur?)
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Cecilio
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||
Du weinst, o Liebste…
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||
Ach, dass deine Tränen…
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||
Giunia
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||
Ach, um dieser Tränen willen,
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dieser Augen, ohne Hoffnung,
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geh von mir! Verbirg dich! Lebe!
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Cecilio
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||
Wozu zwingst du mich!
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Giunia
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||
Nun,
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kann ich also dieses Zeichen deuten
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als Beweis für deine zärtliche Liebe?
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Was sagst du mir, mein Leben?
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||
Cecilio
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||
Ja, ich verspreche es.
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Giunia
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||
Fliehe denn, mein Teurer. Du ängstigst dich vergebens,
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wenn um mich du bangst. Denk,
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dass der Himmel die Gerechten schützt und dass ich
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zu den anderen nie gehören werde. Hier meine Hand zum Pfand
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für das Versprechen
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und die beständige Liebe,
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die den nichtswürdigen Verräter auf den Tod verachtet.
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Accompagnato
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Cecilio
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||
Wer weiß, ob dieses nicht
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das letzte Mal ist, dass, o Gott, ich
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meiner Liebsten teure Hand
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zum Beweis der wahren Treue an den Busen drücke…
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Giunia
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||
Nein, fürchte nicht.
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||
Liebe mich.
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||
Flieh und hoffe.
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Nr. 14 Arie
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Cecilio
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||
Ach, wenn das grausame Geschick
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mich zum Sterben ruft,
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folg ich dir als treuer Schatten,
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||
werde immer bei dir sein.
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||
Standhaft möchte ich mich zeigen,
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||
sag ich dir Lebewohl, Geliebte,
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||
doch fühl ich, wie der Fuß mir zittert,
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||
o Gott, wenn ich dich lassen muss.
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(Ab.)
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SZENE X
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||
Giunia, dann Celia.
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Rezitativ
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Giunia
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||
Warum schlägst du im Busen,
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mein kummervolles Herz?
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||
Warum rinnen Tränen über mein Gesicht,
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||
nun, wo ich den Bräutigam nicht mehr an meiner Seite sehe?
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||
Celia
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O Himmel! So in Tränen,
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||
so leidend treff ich dich? Die starrsinnige Seele
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||
schicke sich doch endlich in ihr Los.
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||
Und Rom soll dich als Frau des Herrschers sehen.
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||
Giunia
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||
Lass mich in Ruhe, bitte.
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||
Celia
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||
Wenn in der Härte der Verbannung
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||
Cecilio von uns geschieden ist, warum hegst du für ihn
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||
unnützeTreue noch?
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||
Giunia
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||
(Ach, dieser Name
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||
lässt mein Herz erstarren.)
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||
Celia
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||
Du blickst nicht auf,
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und unter Schluchzen, Seufzen schweigst du mit bleichen Lippen?
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||
Folge meinem Rat.
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||
Giunia
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||
Lass mich in Frieden.
|
||
Celia
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||
Ich wünsche mir, dich froh zu sehen. Mein Bruder
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||
wird auch mich heut glücklich
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||
machen: Cinnas Hand
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||
versprach er mir. Du weißt,
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||
wie ich ihn treu verehre. Des Leidens und des Kummers
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||
gedenke ich nicht mehr,
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||
wenn mein Schicksal unter andern Sternen steht.
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||
Nr. 15 Arie
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||
Celia
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Wenn auf die dürren Felder
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der Sommerregen fällt,
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beleben Blätter sich und Blumen,
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||
verschönern Wald
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und Wiesen sich
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||
und grünen wieder neu.
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||
So fängt auch diese Seele
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in süßer Hoffnung und in Liebe
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||
neu zu atmen an
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||
nach langer Pein.
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||
(Ab.)
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||
SZENE XI
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||
Giunia allein.
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||
Accompagnato
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||
Giunia
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||
Oh, wie ist die Angst gewachsen
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||
in einem Augenblick!
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||
Ist es meines Unglücks
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||
düstere Ahnung? Der Bräutigam ist, unbedacht,
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||
dem Blick des niederträchtigen Tyrannen
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||
vielleicht nicht mehr verborgen.
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||
Zum Tod
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||
hat er ihn schon verurteilt. Was soll ich tun in meiner Angst,
|
||
in meinem Schmerz?
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||
Was denke ich?… Ich Elende! Ich zittere.
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||
Ach nein, kein Zögern mehr.
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||
Ich will vor den Senat. Zu seinen Füßen
|
||
will ich für den Liebsten
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||
um Gnade und um Mitleid flehen. Verweigert er sie,
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||
dann muss man den Himmel anrufen. Wenn der Himmel heute
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||
das Ende des Geliebten vorgezeichnet hat,
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||
so soll, wer ihn durchbohrt, auch mich durchbohren.
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||
Nr. 16 Arie
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||
Giunia
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||
Ich gehe, ich eile;
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||
doch bricht mein Herz dabei, die Seele schwindet hin.
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||
Nah fühl ich den Tod und kann nicht sterben;
|
||
ich tobe und erstarre, weine und quäle mich.
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||
Ach, wenn ich doch
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||
in solcher Qual nur sterben könnte!
|
||
Doch mein tiefer Schmerz,
|
||
der um den Liebsten mich bedrückt,
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||
macht an einem solchen Tag
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||
barmherzig selbst den Tod.
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||
(Ab.)
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||
Kapitol. |
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SZENE XII
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||
Silla und Aufidio treten auf, gefolgt von Senatoren, Volk und Bewaffneten unter dem freudigen Singen des nun folgenden Chores.
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||
Nr. 17 Chor
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||
Chor
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||
Wie Ruhm dein Haupt umkränzt,
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||
tausend Heeren gegenüber,
|
||
so kröne jetzt die Liebe
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||
deine Stirn, die Furcht gebietet.
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||
Teil des Chors
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||
Der unbesiegte Arm umfange
|
||
sie, die du verehrst.
|
||
Der ganze Chor
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||
Und Myrthe sei geflochten
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in den Lorbeerkranz des Kriegers.
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||
Giunia tritt auf zwischen den Senatoren.
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||
Rezitativ
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||
Silla
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||
Patrizier und Senatoren! Ich, der sich für Rom geschlagen hat,
|
||
ich, der für Rom gesiegt,
|
||
ich, der des Bürgerzwistes Fackel
|
||
durch seinen Ruhm erstickte, ich, der durch sein Verdienst den Frieden
|
||
nun regieren sieht am Tiber,
|
||
verlange einen Preis für meine Mühen.
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||
Giunia
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||
(Ewige Götter, steht mir bei!)
|
||
Silla
|
||
Nicht vergessen ist
|
||
der alte, unheilvolle Hass
|
||
zwischen Marius und Silla. An diesem Tage
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||
streiche ich ihn ganz aus der Erinnerung. Ein heiliges Band
|
||
vereine mich mit seiner Tochter. Das süße Band
|
||
besänftige des Vaters Schatten. Ein Herrscher
|
||
und ein Bürger sucht keinen andern Preis für seine Mühen,
|
||
trotz des Lorbeers und des Ruhms.
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||
Giunia
|
||
(Der Senat, er schweigt und stimmt mit seinem Schweigen
|
||
dem Willen des Tyrannen zu.)
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||
Silla
|
||
Senatoren,
|
||
das allgemeine Einverständnis
|
||
sehe ich schon in den Gesichtern ausgedrückt.
|
||
Die frohen Rufe, die ich ringsum schallen höre,
|
||
sind ein sicheres Zeichen für die öffentliche Meinung.
|
||
Folge mir nun zum Traualtar…
|
||
Giunia
|
||
Nichtswürdiger! Hinweg!
|
||
Zu solcher Feigheit lässt sich
|
||
Rom und der Senat herbei? Törichte, beleidigende
|
||
Angst zwingt ihn, der schändlichen Gewalt
|
||
des Frevlers zu willfahren? Dass hier
|
||
auch nicht einer ist, dessen Brust
|
||
ein Römerherz umschließt…
|
||
Silla
|
||
Schweig. Sei klüger, reich mir deine Hand.
|
||
Aufidio
|
||
Durch meinen Mund
|
||
verlangt es so das ganze Volk von dir.
|
||
Silla
|
||
Also folge mir…
|
||
Giunia
|
||
(Sie will sich erdolchen.)
|
||
Komm mir nicht zu nahe!
|
||
Sonst stoße ich mir dieses Eisen in die Brust.
|
||
Silla
|
||
Der Stolzen
|
||
nehme man den Stahl. Und meinem Willen soll sie folgen.
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||
SZENE XIII
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||
Cecilio, mit bloßem Schwert, und die Vorigen.
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||
Rezitativ
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||
Cecilio
|
||
Liebste, fürchte nichts.
|
||
Silla
|
||
(Wen sehe ich?)
|
||
Giunia
|
||
(O Gott!)
|
||
Aufidio
|
||
(Cecilio?)
|
||
Silla
|
||
Auf diese Weise
|
||
wurde ich von euch betrogen? Gegen mein Verbot
|
||
und dem Gesetz zum Trotz
|
||
kehrt Cecilio zurück und wagt es nun, mit Giunia vereint,
|
||
zu trachten nach dem Leben des Diktators?
|
||
Man binde den Verwegenen!
|
||
Giunia
|
||
(Unbesonnener!)
|
||
Herr…
|
||
Silla
|
||
Schweig! Nichtswürdige!
|
||
Ich fühle nur noch meinen Zorn.
|
||
(Zu Cecilio.)
|
||
Mit der neuen Sonne,
|
||
o Verräter, wirst du sterben.
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||
SZENE XIV
|
||
Cinna, mit bloßem Schwert, und die Vorigen.
|
||
Rezitativ
|
||
Silla
|
||
Wie? Bewaffnet mit dem Schwert,
|
||
verwirrt und unentschlossen,
|
||
Cinna, du?…
|
||
Cinna
|
||
(O Himmel! Alles ist verloren.
|
||
Irgendeinen Ausweg muss ich suchen
|
||
aus der verhängnisvollen Lage.) Zu meiner Überraschung
|
||
habe ich gesehen, wie Cecilio, mit bloßem Schwerte,
|
||
durch die Scharen
|
||
einen Weg sich bahnte. Die drohenden
|
||
und stolzen Augen, seine Wut
|
||
ließen mich Verrat befürchten.
|
||
Dich vor dieser Mörderhand zu schützen und zu retten,
|
||
kam ich her.
|
||
Silla
|
||
Ach geh, mein Freund, um aufzudecken,
|
||
ob auch noch andere Verräter…
|
||
Cinna
|
||
Verlass dich nur auf meine Treue,
|
||
Herr, und fürchte nichts.
|
||
(Fast habe ich die Fassung bei dem Aufeinanderprall verloren.)
|
||
(Ab.)
|
||
Silla
|
||
Den Verräter hier
|
||
entwaffne man, Aufidio!
|
||
Giunia
|
||
Haltet ein, o Gott!
|
||
Cecilio
|
||
Solang der Stahl mir bleibt,
|
||
weiß ich, wie ich dich zittern lassen kann.
|
||
Silla
|
||
So weit reicht
|
||
dein Übermut?
|
||
Giunia
|
||
(O Götter!)
|
||
Silla
|
||
Übergib die Waffe,
|
||
oder ich…
|
||
Cecilio
|
||
Vergeblich hoffst du das.
|
||
Giunia
|
||
Übergib sie, Teurer.
|
||
Cecilio
|
||
Feig zu sein lehrt mich
|
||
meine Braut?
|
||
Giunia
|
||
Widersetze dich doch nicht!
|
||
Cecilio
|
||
Und das willst du?…
|
||
Giunia
|
||
Die Beweise für dein zartes Fühlen
|
||
will ich.
|
||
Cecilio
|
||
Muss ich?…
|
||
Giunia
|
||
Du musst dich
|
||
meiner Treue und der Gunst des Himmels
|
||
anvertrauen und hoffen. Wenn du Zweifel zeigst, mein Liebster,
|
||
beleidigst du die Braut
|
||
und die gerechten Götter.
|
||
Cecilio
|
||
(Ich zittere vor Wut.)
|
||
(Zu Giunia.)
|
||
Du sollst zufrieden sein.
|
||
(Er wirft das Schwert weg.)
|
||
Nimm! − Barbar!
|
||
Silla
|
||
In das finsterste Gefängnis
|
||
werfe man den Schuldigen.
|
||
Ein wenig noch
|
||
werde ich die verbotene Luft
|
||
dich atmen lassen.
|
||
In Fesseln
|
||
wirst auch du, lügnerische Frau,
|
||
den Betrug bereuen.
|
||
Nr. 18 Terzett
|
||
Silla
|
||
Demütigen kann ich heute
|
||
diesen wilden Stolz.
|
||
Cecilio
|
||
Hoffe das nicht, Nichtswürdiger!
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||
Ich werde stets derselbe sein.
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||
Giunia
|
||
Hier, mein Bräutigam, ein Pfand,
|
||
dass ich an deiner Seite sterben werde.
|
||
Silla
|
||
Eure frevlerische Hand
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||
verdient nur Ketten.
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||
Giunia, Cecilio
|
||
Wenn mich der|die Geliebte liebt,
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||
geh ich froh ans Sterben.
|
||
|
||
Silla
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||
Diese unerschrockene Beständigkeit,
|
||
diese treue Liebe
|
||
zerreißen und verbrennen
|
||
mir das Herz.
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||
Giunia, Cecilio,
|
||
Meine unerschrockene Beständigkeit,
|
||
meine treue Liebe
|
||
trösten süß das Herz,
|
||
lassen mich nichts fürchten.
|
||
|
||
Ende des zweiten Aktes.
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