SZENE VII
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Cecilio allein.
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Accompagnato
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Cecilio
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Tod, unheilvoller Tod. Die Taten deiner Hand
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liegen hier in diesen
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eisigen Grüften. Helden, Fürsten, Herrscher,
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die Länder einst verwüstet haben,
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bedeckt der enge Marmor, schließt sie ein.
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Im Widerhall von aberhundert Kehlen
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setzten ihre Taten einst die Welt in Staunen.
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Nun umhüllt sie schweigend tiefer Schauer.
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Götter!… Doch wer naht sich hier?
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Giunia?… Die liebe Braut?… Doch nicht allein;
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ich werde mich verstecken… aber wo? O Himmel!
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Welch ein Pochen in der Brust!… O welche Freude!…
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Was soll ich tun?
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Gehen… oder bleiben?… Himmel!
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Hinter dieser Urne versteck ich mich und schöpfe Atem.
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(Er versteckt sich hinter der Urne des Marius.)
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SZENE VIII
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Zum folgenden Trauergesang naht Giunia, gefolgt von Mädchen und Edelleuten.
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Nr. 6 Chor
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Chor
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Aus diesen düsteren Urnen
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tretet nun hervor, ehrwürdige Seelen,
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und rächt voll Zorn
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die Freiheit Roms.
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Giunia
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Bist du um mich,
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o teurer Schatten meines Vaters,
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dann sollen meine Seufzer, meine Tränen
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dich zu Mitleid rühren.
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Chor
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Der Stolze, der am Kapitol
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die Zügel Roms an sich gerissen hat,
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sei heute noch vom Thron gestürzt,
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als Beispiel allen Zeiten.
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Accompagnato
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Giunia
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Da dem verruchten Silla
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stets dein Hass gegolten hat, als du noch lebtest, Vater,
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und Giunia deine Tochter ist,
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da Römerblut in ihren Adern fließt,
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kommt sie zu deinem Grab und fleht.
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Auch du, verehrter Schatten
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des verlorenen Geliebten, komm,
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um deiner treuen Braut zu helfen. Fern von dir,
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hasst sie die trübe Luft
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des bitteren Lebens…
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SZENE IX
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Cecilio und die Vorige.
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Cecilio
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Hier bin ich, o Geliebte.
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Giunia
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Himmel!… Ich zittere!… Was sehe ich?
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Du?… Phantasiere ich vielleicht?…
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Ein Schatten vielleicht, oder doch du selber?… O Götter!
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Täuschst du mich, mein Augenlicht?…
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Ach, noch weiß ich nicht, ob ich mich dieser süßen
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Illusion hingeben kann!…
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Also… bist du es?…
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Cecilio
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Dein Treuer bin ich.
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Nr. 7 Duett
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Giunia
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Im Elysium erwarte mich,
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Schatten des Geliebten,
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dass, o Gott, der Himmel mich bald
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mit dir vereine.
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Cecilio
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Innig geliebte, treue Braut,
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in deinem lieben Antlitz nur
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findet diese treue Seele
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das süße Elysium wieder.
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Giunia
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Mein Bräutigam… O Götter! Und du atmest noch?
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Cecilio
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Ganz in Treue, ganz in Liebe.
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Giunia, Cecilio
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Glücklich meine Seufzer,
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glücklich meine Leiden.
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(Sie fassen sich an den Händen.)
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Giunia
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Meine Hoffnung!
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Cecilio
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Meine Liebste!
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Giunia, Cecilio
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Nun, an deinem Herzen,
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Liebster|Liebste,
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lehrt mich das Nass
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in meinen Augen,
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dass auch die Freude
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ihre Tränen hat.
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(Sie gehen ab.)
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Ende des ersten Aktes.
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