SZENE XIV
 
 
Cinna, mit bloßem Schwert, und die Vorigen.
 
 
Rezitativ
 
 
Silla
 
 
Wie? Bewaffnet mit dem Schwert,
 
 
verwirrt und unentschlossen,
 
 
Cinna, du?…
 
 
Cinna
 
 
(O Himmel! Alles ist verloren.
 
 
Irgendeinen Ausweg muss ich suchen
 
 
aus der verhängnisvollen Lage.) Zu meiner Überraschung
 
 
habe ich gesehen, wie Cecilio, mit bloßem Schwerte,
 
 
durch die Scharen
 
 
einen Weg sich bahnte. Die drohenden
 
 
und stolzen Augen, seine Wut
 
 
ließen mich Verrat befürchten.
 
 
Dich vor dieser Mörderhand zu schützen und zu retten,
 
 
kam ich her.
 
 
Silla
 
 
Ach geh, mein Freund, um aufzudecken,
 
 
ob auch noch andere Verräter…
 
 
Cinna
 
 
Verlass dich nur auf meine Treue,
 
 
Herr, und fürchte nichts.
 
 
(Fast habe ich die Fassung bei dem Aufeinanderprall verloren.)
 
 
(Ab.)
 
 
Silla
 
 
Den Verräter hier
 
 
entwaffne man, Aufidio!
 
 
Giunia
 
 
Haltet ein, o Gott!
 
 
Cecilio
 
 
Solang der Stahl mir bleibt,
 
 
weiß ich, wie ich dich zittern lassen kann.
 
 
Silla
 
 
So weit reicht
 
 
dein Übermut?
 
 
Giunia
 
 
(O Götter!)
 
 
Silla
 
 
Übergib die Waffe,
 
 
oder ich…
 
 
Cecilio
 
 
Vergeblich hoffst du das.
 
 
Giunia
 
 
Übergib sie, Teurer.
 
 
Cecilio
 
 
Feig zu sein lehrt mich
 
 
meine Braut?
 
 
Giunia
 
 
Widersetze dich doch nicht!
 
 
Cecilio
 
 
Und das willst du?…
 
 
Giunia
 
 
Die Beweise für dein zartes Fühlen
 
 
will ich.
 
 
Cecilio
 
 
Muss ich?…
 
 
Giunia
 
 
Du musst dich
 
 
meiner Treue und der Gunst des Himmels
 
 
anvertrauen und hoffen. Wenn du Zweifel zeigst, mein Liebster,
 
 
beleidigst du die Braut
 
 
und die gerechten Götter.
 
 
Cecilio
 
 
(Ich zittere vor Wut.)
 
 
(Zu Giunia.)
 
 
Du sollst zufrieden sein.
 
 
(Er wirft das Schwert weg.)
 
 
Nimm! − Barbar!
 
 
Silla
 
 
In das finsterste Gefängnis
 
 
werfe man den Schuldigen.
 
 
Ein wenig noch
 
 
werde ich die verbotene Luft
 
 
dich atmen lassen.
 
 
In Fesseln
 
 
wirst auch du, lügnerische Frau,
 
 
den Betrug bereuen.
 
 
Nr. 18 Terzett
 
 
Silla
 
     
 
    Demütigen kann ich heute
 
 
diesen wilden Stolz.
 
 
Cecilio
 
     
 
    Hoffe das nicht, Nichtswürdiger!
 
 
Ich werde stets derselbe sein.
 
 
Giunia
 
     
 
    Hier, mein Bräutigam, ein Pfand,
 
 
dass ich an deiner Seite sterben werde.
 
 
Silla
 
     
 
    Eure frevlerische Hand
 
 
verdient nur Ketten.
 
 
Giunia, Cecilio
 
     
 
    Wenn mich der|die Geliebte liebt,
 
 
geh ich froh ans Sterben.
 
 
a tre
 
 
Silla
 
     
 
    Diese unerschrockene Beständigkeit,
 
 
diese treue Liebe
 
 
zerreißen und verbrennen
 
 
mir das Herz.
 
 
Giunia, Cecilio,
 
     
 
    Meine unerschrockene Beständigkeit,
 
 
meine treue Liebe
 
 
trösten süß das Herz,
 
 
lassen mich nichts fürchten.
 
 
 
 
Ende des zweiten Aktes.