SZENE VII
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Silla, Aufidio und Wachen.
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Rezitativ
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Aufidio
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Herr, auf dein Zeichen hin
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ist der Senat bereit. Schon bald
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hört er dich an.
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Mit einem Kranz erlesener Scharen
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hab ich indessen listig ihn umstellt.
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Silla
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Das Geheimnis verhehle dem Freund Cinna nicht.
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Zum Werk ist seine Unterstützung nötig.
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Ach, dass ich mich
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in mir nicht wiederfinde! Wohin ich mich auch wende,
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haben immer die Gedanken
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lieblich das Bild der Grausamen vor sich.
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Ihr lieber Name klingt mir immer auf den Lippen,
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und das Herz spricht nur von ihr.
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Aufidio
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Auf dem Höhepunkt des Glücks
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sehe ich dich schon. Benütze deine Macht,
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die der Himmel dir gegeben hat. Rom und der Senat
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und jede stolze Seele
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sollen nun vor deiner Macht die Stirn zu deinen Füßen beugen.
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(Ab.)
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Silla
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Ja, mit Bürgerblut
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werde ich die Straßen überschwemmen, wenn sich Rom in Hochmut
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heute gegen Sillas Wünsche stellt.
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Das Recht dazu hab ich im Herzen und im Arm.
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Giunia?… Welcher Anblick! Ein so schönes Angesicht entschuldigt
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meine Schwäche… Doch die Beleidigungen?…
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||
Ach Götter, sehe ich sie,
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dann bin ich nicht mehr der gekränkte Herrscher,
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vergesse die Missachtung und verzeihe sie.
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SZENE VIII
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Giunia, Silla und Wachen.
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Rezitativ
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Giunia
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(Silla? Der verhasste Anblick
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ist mir eine Qual. Ich fliehe.)
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Silla
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||
Verweile doch.
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Hab Mitleid, höre mich. Du machst aus mir
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den Unglücklichsten der Sterblichen,
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||
wenn du als Feindin vor mir fliehst…
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||
Giunia
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||
Was forderst du?
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||
Geh, Verräter! (Ich zittere und habe Angst
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um meinen Liebsten.)
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||
Silla
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||
Ach nein, ich bin nicht so tyrannisch,
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||
wie du glaubst! Sillas Seele ist
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der Tugend fähig. Ich kann dein schönes Auge
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nicht so ernst ertragen…
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||
Giunia
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||
(Im Abgehen.)
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||
Der Tugend fähig? Lügner.
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||
Silla
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||
Höre mich…
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||
Giunia
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||
Ich höre dich nicht an.
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||
Silla
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||
Willst du…
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||
Giunia
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||
Ja, ich will
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||
verachten dich und sterben.
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||
Silla
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||
Sterben?
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Giunia
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||
Ein Römerherz
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fürchtet keinen Tod.
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||
Silla
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||
Und du könntest?…
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||
Giunia
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||
Ja, ich kann,
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||
eher als dich lieben, sterben. Geh!
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||
Silla
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||
Sterben wirst du, Stolze, aber nicht allein.
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||
Nr. 13 Arie
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Silla
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||
Jedes Mitleid leg ich ab,
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||
kühnes, freches Weib.
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||
Wenn es dir gefällt zu sterben,
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||
werde ich den starren Stolz
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||
bald zittern sehen.
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||
(Doch schlägt mein Herz…
|
||
Verlieren, die ich liebe?…
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||
Durchbohren als Barbar
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||
das teure Wesen?…)
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||
Was sage ich?
|
||
Ist meine Seele
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||
feig in solchem Maße?
|
||
Zorn und Raserei erfassen mich.
|
||
Zu sterben sehnst du dich?
|
||
Grausam nennst du mich?
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||
Zittre davor, o Falsche,
|
||
ich werde grausam sein.
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||
(Sulla geht mit den Wachen ab.)
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||
SZENE IX
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Giunia, dann Cecilio.
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||
Rezitativ
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Giunia
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||
Was habe ich vernommen, ewige Götter? Welch dunkles,
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||
schreckliches Geheimnis
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||
war in seinen Worten? Allein soll ich nicht sterben?
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||
Barbar, was willst du damit sagen?… Ach, was sehe ich?…
|
||
Mein Bräutigam?… Was ist geschehen?…
|
||
Ach, Unbesonnener, wo willst du hin?
|
||
Du weißt wohl, dass in diesen Mauern
|
||
dein Leben niemals sicher ist. Hast du nicht Angst,
|
||
dieselbe Luft zu atmen
|
||
wie die Feinde? In diesem Augenblick
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||
ist der Tyrann gegangen. Ich zittere… So fliehe doch…
|
||
Ach, wenn die Blicke des Tyrannen…
|
||
Cecilio
|
||
Die Gefahr für dich, o Giunia, ist meine größte Angst.
|
||
Giunia
|
||
Um Himmels willen, kehre um,
|
||
wenn du mich liebst, mein Teurer. Kehre zurück
|
||
an deinen finsteren Zufluchtsort.
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||
Welche Marter ist es doch für mich, dich hier zu sehen!
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||
Cecilio
|
||
Deine Angst, o Liebste,
|
||
soll meine Freude
|
||
nicht verbittern.
|
||
Giunia
|
||
Eine Freude, die düster ist,
|
||
da sie meinem Herzen einen eisigen Schrecken
|
||
einjagt und über dein weiteres Leben
|
||
entscheiden kann. Verstecke dich! Ach, seit ich lebe,
|
||
nein… welch ähnliche Bedrängnis…
|
||
Cecilio
|
||
Du willst, dass ich dem Feigling dich allein zum Raube lasse?
|
||
Dass der gottlose Tyrann dich
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||
mit Gewalt und widerrechtlich
|
||
zum Traualtare schleppen will vor dem Senat, ist mir bekannt. Und ich, der ich die liebe,
|
||
könnte fern von deiner Seite sein
|
||
und nicht vor Kummer sterben? Wenn man vergebens einen Arm
|
||
sucht, einen Stahl,
|
||
der das Blut des Grausamen vergießt, den ich hasse und verachte,
|
||
hier ist der Stahl und hier der Arm!
|
||
Giunia
|
||
Ach! Woran denkst du?… Aussetzen dich?…
|
||
Allein der äußersten Gefahr entgegengehen?…
|
||
Cecilio
|
||
Du hast Angst vor allem, ich fürchte mich vor nichts.
|
||
Bezähme deine Angst, du meine Hoffnung, und erinnere dich daran,
|
||
dass man übermäßige Furcht in einem Römerherzen
|
||
Feigheit nennen kann.
|
||
Giunia
|
||
Allzu große Kühnheit
|
||
nennt man Verwegenheit. Ach, verbirg dich,
|
||
o Geliebter! Diesen Augen gib in der Gefahr
|
||
nicht zum Weinen neuen Grund.
|
||
Cecilio
|
||
Ewige Götter! Dich verlassen?
|
||
Fliehen? Dich
|
||
der verruchten Hinterlist, dem Zorne
|
||
des Verräters überlassen, der sich mit dir vermählen will?
|
||
Giunia
|
||
Was kannst du fürchten, wenn
|
||
Beständigkeit und Liebe bei mir bleiben? Lauf doch,
|
||
lauf dorthin, von wo du flohst!
|
||
Befreie das Herz, das dich verehrt,
|
||
von seinem Schmerz und seiner Angst.
|
||
Genügt das nicht, so muss ich es befehlen!
|
||
Cecilio
|
||
An diesem Schreckenstag, o Giunia,
|
||
wenn ich vor dem Tyrannen mich verberge,
|
||
wer wacht, dich zu verteidigen?
|
||
Giunia
|
||
Der Himmel.
|
||
Cecilio
|
||
Ach, nur dass die Götter manches Mal…
|
||
Giunia
|
||
Wozu bringt dich
|
||
blinde Wut? Trotz
|
||
meiner Ängste bleibst du noch an meiner Seite.
|
||
Willst nicht gehen? Undankbarer! Sterben werd' ich noch!
|
||
Cecilio
|
||
Bleibe… Höre mich… O Götter!
|
||
So willst du mich verlassen? Ist das dein Wunsch?…
|
||
Giunia
|
||
Meinen Schritten
|
||
hüte dich zu folgen.
|
||
Cecilio
|
||
Zu sterben werd ich wissen,
|
||
nicht aber, dich zu lassen.
|
||
Giunia
|
||
(O Himmel!
|
||
Ich verliere ihn! Was tu ich nur?)
|
||
Cecilio
|
||
Du weinst, o Liebste…
|
||
Ach, dass deine Tränen…
|
||
Giunia
|
||
Ach, um dieser Tränen willen,
|
||
dieser Augen, ohne Hoffnung,
|
||
geh von mir! Verbirg dich! Lebe!
|
||
Cecilio
|
||
Wozu zwingst du mich!
|
||
Giunia
|
||
Nun,
|
||
kann ich also dieses Zeichen deuten
|
||
als Beweis für deine zärtliche Liebe?
|
||
Was sagst du mir, mein Leben?
|
||
Cecilio
|
||
Ja, ich verspreche es.
|
||
Giunia
|
||
Fliehe denn, mein Teurer. Du ängstigst dich vergebens,
|
||
wenn um mich du bangst. Denk,
|
||
dass der Himmel die Gerechten schützt und dass ich
|
||
zu den anderen nie gehören werde. Hier meine Hand zum Pfand
|
||
für das Versprechen
|
||
und die beständige Liebe,
|
||
die den nichtswürdigen Verräter auf den Tod verachtet.
|
||
Accompagnato
|
||
Cecilio
|
||
Wer weiß, ob dieses nicht
|
||
das letzte Mal ist, dass, o Gott, ich
|
||
meiner Liebsten teure Hand
|
||
zum Beweis der wahren Treue an den Busen drücke…
|
||
Giunia
|
||
Nein, fürchte nicht.
|
||
Liebe mich.
|
||
Flieh und hoffe.
|
||
Nr. 14 Arie
|
||
Cecilio
|
||
Ach, wenn das grausame Geschick
|
||
mich zum Sterben ruft,
|
||
folg ich dir als treuer Schatten,
|
||
werde immer bei dir sein.
|
||
Standhaft möchte ich mich zeigen,
|
||
sag ich dir Lebewohl, Geliebte,
|
||
doch fühl ich, wie der Fuß mir zittert,
|
||
o Gott, wenn ich dich lassen muss.
|
||
(Ab.)
|
||
SZENE X
|
||
Giunia, dann Celia.
|
||
Rezitativ
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||
Giunia
|
||
Warum schlägst du im Busen,
|
||
mein kummervolles Herz?
|
||
Warum rinnen Tränen über mein Gesicht,
|
||
nun, wo ich den Bräutigam nicht mehr an meiner Seite sehe?
|
||
Celia
|
||
O Himmel! So in Tränen,
|
||
so leidend treff ich dich? Die starrsinnige Seele
|
||
schicke sich doch endlich in ihr Los.
|
||
Und Rom soll dich als Frau des Herrschers sehen.
|
||
Giunia
|
||
Lass mich in Ruhe, bitte.
|
||
Celia
|
||
Wenn in der Härte der Verbannung
|
||
Cecilio von uns geschieden ist, warum hegst du für ihn
|
||
unnützeTreue noch?
|
||
Giunia
|
||
(Ach, dieser Name
|
||
lässt mein Herz erstarren.)
|
||
Celia
|
||
Du blickst nicht auf,
|
||
und unter Schluchzen, Seufzen schweigst du mit bleichen Lippen?
|
||
Folge meinem Rat.
|
||
Giunia
|
||
Lass mich in Frieden.
|
||
Celia
|
||
Ich wünsche mir, dich froh zu sehen. Mein Bruder
|
||
wird auch mich heut glücklich
|
||
machen: Cinnas Hand
|
||
versprach er mir. Du weißt,
|
||
wie ich ihn treu verehre. Des Leidens und des Kummers
|
||
gedenke ich nicht mehr,
|
||
wenn mein Schicksal unter andern Sternen steht.
|
||
Nr. 15 Arie
|
||
Celia
|
||
Wenn auf die dürren Felder
|
||
der Sommerregen fällt,
|
||
beleben Blätter sich und Blumen,
|
||
verschönern Wald
|
||
und Wiesen sich
|
||
und grünen wieder neu.
|
||
So fängt auch diese Seele
|
||
in süßer Hoffnung und in Liebe
|
||
neu zu atmen an
|
||
nach langer Pein.
|
||
(Ab.)
|
||
SZENE XI
|
||
Giunia allein.
|
||
Accompagnato
|
||
Giunia
|
||
Oh, wie ist die Angst gewachsen
|
||
in einem Augenblick!
|
||
Ist es meines Unglücks
|
||
düstere Ahnung? Der Bräutigam ist, unbedacht,
|
||
dem Blick des niederträchtigen Tyrannen
|
||
vielleicht nicht mehr verborgen.
|
||
Zum Tod
|
||
hat er ihn schon verurteilt. Was soll ich tun in meiner Angst,
|
||
in meinem Schmerz?
|
||
Was denke ich?… Ich Elende! Ich zittere.
|
||
Ach nein, kein Zögern mehr.
|
||
Ich will vor den Senat. Zu seinen Füßen
|
||
will ich für den Liebsten
|
||
um Gnade und um Mitleid flehen. Verweigert er sie,
|
||
dann muss man den Himmel anrufen. Wenn der Himmel heute
|
||
das Ende des Geliebten vorgezeichnet hat,
|
||
so soll, wer ihn durchbohrt, auch mich durchbohren.
|
||
Nr. 16 Arie
|
||
Giunia
|
||
Ich gehe, ich eile;
|
||
doch bricht mein Herz dabei, die Seele schwindet hin.
|
||
Nah fühl ich den Tod und kann nicht sterben;
|
||
ich tobe und erstarre, weine und quäle mich.
|
||
Ach, wenn ich doch
|
||
in solcher Qual nur sterben könnte!
|
||
Doch mein tiefer Schmerz,
|
||
der um den Liebsten mich bedrückt,
|
||
macht an einem solchen Tag
|
||
barmherzig selbst den Tod.
|
||
(Ab.)
|
||
Kapitol. |
||
SZENE XII
|
||
Silla und Aufidio treten auf, gefolgt von Senatoren, Volk und Bewaffneten unter dem freudigen Singen des nun folgenden Chores.
|
||
Nr. 17 Chor
|
||
Chor
|
||
Wie Ruhm dein Haupt umkränzt,
|
||
tausend Heeren gegenüber,
|
||
so kröne jetzt die Liebe
|
||
deine Stirn, die Furcht gebietet.
|
||
Teil des Chors
|
||
Der unbesiegte Arm umfange
|
||
sie, die du verehrst.
|
||
Der ganze Chor
|
||
Und Myrthe sei geflochten
|
||
in den Lorbeerkranz des Kriegers.
|
||
Giunia tritt auf zwischen den Senatoren.
|
||
Rezitativ
|
||
Silla
|
||
Patrizier und Senatoren! Ich, der sich für Rom geschlagen hat,
|
||
ich, der für Rom gesiegt,
|
||
ich, der des Bürgerzwistes Fackel
|
||
durch seinen Ruhm erstickte, ich, der durch sein Verdienst den Frieden
|
||
nun regieren sieht am Tiber,
|
||
verlange einen Preis für meine Mühen.
|
||
Giunia
|
||
(Ewige Götter, steht mir bei!)
|
||
Silla
|
||
Nicht vergessen ist
|
||
der alte, unheilvolle Hass
|
||
zwischen Marius und Silla. An diesem Tage
|
||
streiche ich ihn ganz aus der Erinnerung. Ein heiliges Band
|
||
vereine mich mit seiner Tochter. Das süße Band
|
||
besänftige des Vaters Schatten. Ein Herrscher
|
||
und ein Bürger sucht keinen andern Preis für seine Mühen,
|
||
trotz des Lorbeers und des Ruhms.
|
||
Giunia
|
||
(Der Senat, er schweigt und stimmt mit seinem Schweigen
|
||
dem Willen des Tyrannen zu.)
|
||
Silla
|
||
Senatoren,
|
||
das allgemeine Einverständnis
|
||
sehe ich schon in den Gesichtern ausgedrückt.
|
||
Die frohen Rufe, die ich ringsum schallen höre,
|
||
sind ein sicheres Zeichen für die öffentliche Meinung.
|
||
Folge mir nun zum Traualtar…
|
||
Giunia
|
||
Nichtswürdiger! Hinweg!
|
||
Zu solcher Feigheit lässt sich
|
||
Rom und der Senat herbei? Törichte, beleidigende
|
||
Angst zwingt ihn, der schändlichen Gewalt
|
||
des Frevlers zu willfahren? Dass hier
|
||
auch nicht einer ist, dessen Brust
|
||
ein Römerherz umschließt…
|
||
Silla
|
||
Schweig. Sei klüger, reich mir deine Hand.
|
||
Aufidio
|
||
Durch meinen Mund
|
||
verlangt es so das ganze Volk von dir.
|
||
Silla
|
||
Also folge mir…
|
||
Giunia
|
||
(Sie will sich erdolchen.)
|
||
Komm mir nicht zu nahe!
|
||
Sonst stoße ich mir dieses Eisen in die Brust.
|
||
Silla
|
||
Der Stolzen
|
||
nehme man den Stahl. Und meinem Willen soll sie folgen.
|
||
SZENE XIII
|
||
Cecilio, mit bloßem Schwert, und die Vorigen.
|
||
Rezitativ
|
||
Cecilio
|
||
Liebste, fürchte nichts.
|
||
Silla
|
||
(Wen sehe ich?)
|
||
Giunia
|
||
(O Gott!)
|
||
Aufidio
|
||
(Cecilio?)
|
||
Silla
|
||
Auf diese Weise
|
||
wurde ich von euch betrogen? Gegen mein Verbot
|
||
und dem Gesetz zum Trotz
|
||
kehrt Cecilio zurück und wagt es nun, mit Giunia vereint,
|
||
zu trachten nach dem Leben des Diktators?
|
||
Man binde den Verwegenen!
|
||
Giunia
|
||
(Unbesonnener!)
|
||
Herr…
|
||
Silla
|
||
Schweig! Nichtswürdige!
|
||
Ich fühle nur noch meinen Zorn.
|
||
(Zu Cecilio.)
|
||
Mit der neuen Sonne,
|
||
o Verräter, wirst du sterben.
|
||
SZENE XIV
|
||
Cinna, mit bloßem Schwert, und die Vorigen.
|
||
Rezitativ
|
||
Silla
|
||
Wie? Bewaffnet mit dem Schwert,
|
||
verwirrt und unentschlossen,
|
||
Cinna, du?…
|
||
Cinna
|
||
(O Himmel! Alles ist verloren.
|
||
Irgendeinen Ausweg muss ich suchen
|
||
aus der verhängnisvollen Lage.) Zu meiner Überraschung
|
||
habe ich gesehen, wie Cecilio, mit bloßem Schwerte,
|
||
durch die Scharen
|
||
einen Weg sich bahnte. Die drohenden
|
||
und stolzen Augen, seine Wut
|
||
ließen mich Verrat befürchten.
|
||
Dich vor dieser Mörderhand zu schützen und zu retten,
|
||
kam ich her.
|
||
Silla
|
||
Ach geh, mein Freund, um aufzudecken,
|
||
ob auch noch andere Verräter…
|
||
Cinna
|
||
Verlass dich nur auf meine Treue,
|
||
Herr, und fürchte nichts.
|
||
(Fast habe ich die Fassung bei dem Aufeinanderprall verloren.)
|
||
(Ab.)
|
||
Silla
|
||
Den Verräter hier
|
||
entwaffne man, Aufidio!
|
||
Giunia
|
||
Haltet ein, o Gott!
|
||
Cecilio
|
||
Solang der Stahl mir bleibt,
|
||
weiß ich, wie ich dich zittern lassen kann.
|
||
Silla
|
||
So weit reicht
|
||
dein Übermut?
|
||
Giunia
|
||
(O Götter!)
|
||
Silla
|
||
Übergib die Waffe,
|
||
oder ich…
|
||
Cecilio
|
||
Vergeblich hoffst du das.
|
||
Giunia
|
||
Übergib sie, Teurer.
|
||
Cecilio
|
||
Feig zu sein lehrt mich
|
||
meine Braut?
|
||
Giunia
|
||
Widersetze dich doch nicht!
|
||
Cecilio
|
||
Und das willst du?…
|
||
Giunia
|
||
Die Beweise für dein zartes Fühlen
|
||
will ich.
|
||
Cecilio
|
||
Muss ich?…
|
||
Giunia
|
||
Du musst dich
|
||
meiner Treue und der Gunst des Himmels
|
||
anvertrauen und hoffen. Wenn du Zweifel zeigst, mein Liebster,
|
||
beleidigst du die Braut
|
||
und die gerechten Götter.
|
||
Cecilio
|
||
(Ich zittere vor Wut.)
|
||
(Zu Giunia.)
|
||
Du sollst zufrieden sein.
|
||
(Er wirft das Schwert weg.)
|
||
Nimm! − Barbar!
|
||
Silla
|
||
In das finsterste Gefängnis
|
||
werfe man den Schuldigen.
|
||
Ein wenig noch
|
||
werde ich die verbotene Luft
|
||
dich atmen lassen.
|
||
In Fesseln
|
||
wirst auch du, lügnerische Frau,
|
||
den Betrug bereuen.
|
||
Nr. 18 Terzett
|
||
Silla
|
||
Demütigen kann ich heute
|
||
diesen wilden Stolz.
|
||
Cecilio
|
||
Hoffe das nicht, Nichtswürdiger!
|
||
Ich werde stets derselbe sein.
|
||
Giunia
|
||
Hier, mein Bräutigam, ein Pfand,
|
||
dass ich an deiner Seite sterben werde.
|
||
Silla
|
||
Eure frevlerische Hand
|
||
verdient nur Ketten.
|
||
Giunia, Cecilio
|
||
Wenn mich der|die Geliebte liebt,
|
||
geh ich froh ans Sterben.
|
||
|
||
Silla
|
||
Diese unerschrockene Beständigkeit,
|
||
diese treue Liebe
|
||
zerreißen und verbrennen
|
||
mir das Herz.
|
||
Giunia, Cecilio,
|
||
Meine unerschrockene Beständigkeit,
|
||
meine treue Liebe
|
||
trösten süß das Herz,
|
||
lassen mich nichts fürchten.
|
||
|
||
Ende des zweiten Aktes.
|