CLEMENTIA CROESI

TRAGÖDIE

INSZENIERT VON DEN SYNTAXISTEN AN DER SALZBURGER UNIVERSITÄT

AM 13. MAI 1767

SALZBURG

Gedruckt bei Johann Joseph Mair, Hof- und akademischen Buchdruckers und Buchhändlers sel. Erbin.

 
 

INHALT

Dass Milde eine besondere Zierde der Könige sei, hat Croesus, der König Lydiens, durch sein Beispiel bestätigt. Als Adrast, der Sohn des Phrygerkönigs Midas, ob der unabsichtlichen Tötung seines Bruders aus seinem Vaterlande vertreieben worden war, hatte Croesus den aller Dinge Entblößten gastfreundlich aufgenommen und unter seinen Lieblingen gehalten. Da ereignete es sich, dass die Einwohner Mysiens von Croesus seinen Sohn Atys begehrten, damit dieser einen wilden Eber vernichte, der ihr Land verwüstete. Lange Zeit widerstand Croesus, dem im Schlafe geweissagt worden war, dass Atys durch eine Lanze sterben werde, diesen Bitten. Endlich gab er aber dem dringenden Verlangen nach und gewährte die Hilfe seines Sohnes, gab ihm aber Adrast als Gefährten mit, der ihn heil und unversehrt zurückbringen sollte. Dieser durchbohrte aber mit einem unglückselig geschleuderten Wurfspieß nicht die Bestie, sondern Atys. Croesus jedoch nahm, wenngleich dadurch von tiefstem Schmerze erfüllt, den zurückkehrenden Adrast, der über der Leiche des Atys Strafe für seinen unglückseligen Irrtum verlangte, wieder in Gnaden auf.

     Nach Herodot, Historien, Buch I.


    
Die Handlung spielt in der Stadt Sardis.