Kritische Edition des Librettos Prag 1773       Diplomatische Übertragung des Librettos Prag 1773 
Fünfter Auftritt
 
Fünfter Auftritt.
Sethos. Pheron. Mirza.
 
Sethos. Pheron. Mirza.
Mirza
 
Mirza.
(hat ein zusammengerolltes Pergament, Briefe und ein Halskleinod in den Händen)
 
(hat ein zusammengerolltes Pergament,
Briefe und ein Halskleinod in den Händen)
Hier sind die Beweise, von denen du gehört hast! das goldene Bildnis der Göttin Isis, das Tharsis bei ihrer Rettung am Halse trug! die Aussage des Soldaten, der das Kind von der sterbenden Wärterin empfing, durch einen Geheimschreiber des Ramesses aufgezeichnet und von dem Ramesses selbst bekräftiget! Befehle des Ramesses, an mich erlassen.
 
Hier
sind die Beweise, von denen Du gehört hast!
das goldene Bildniß der Göttin Isis, das Thar=
sis bey ihrer Rettung am Halse trug! die Aus=
sage des Soldaten, der das Kind von der ster=
benden Wärterin empfieng, durch einen Ge=
heimschreiber des Ramesses aufgezeichnet, und
von dem Ramesses selbst bekräftiget! Befehle
des Ramesses, an mich erlassen.
Sethos
 
Sethos.
(greift begierig nach dem Kleinod und küsst es)
 
(greift begierig nach dem Kleinod und
küßt es)
Ja! ich kenne das Kleinod, die heiligen Zeichen, die Nikoris, (seufzend) der Königinnen frömmste! darauf stechen ließ. (Er entrollt das Pergament, hernach einige der Briefe.) Auch das Übrige so, wie du sagst. – Kein Zweifel! Sais ist die Prinzessin. Ich selbst will es vor dem Volke bestätigen.
 
Ja! Ich kenne das Kleinod, die heili=
gen Zeichen, die Nikoris, (seufzend) der Köni=
ginnen frömmste! darauf stechen ließ. (er entrollt
Fdas Pergament, hernach einige der Briefe)
Auch
das Uebrige so, wie Du sagst. – Kein Zweifel!
Sais ist die Prinzeßinn. Ich selbst will es vor
dem Volke bestätigen.
Mirza
 
Mirza.
Dürfen wir dem Freunde des Thamos trauen?
 
Dürfen wir dem Freunde des Tha=
mos trauen?
Sethos
 
Sethos.
Weicht nicht Thamos selbst der Tochter des Menes, so ist er meiner Freundschaft unwürdig.
 
Weicht nicht Thamos selbst der
Tochter des Menes, so ist er meiner Freund=
schaft unwürdig.
Pheron
 
Pheron.
Aber meine Absichten!
 
Aber meine Absichten!
Sethos
 
Sethos.
Ägyptens Gesetze binden die Wahl der Königinnen an einen der Fürsten ihres Stamms. Du bist ein Sprosse unsrer Könige. Reicht Tharsis dir die Hand, so beugt sich alles zu deinen Füßen.
 
Egyptens Gesetze binden die Wahl
der Königinnen an einen der Fürsten ihres
Stamms. Du bist ein Sprosse unsrer Köni=
ge. Reicht Tharsis dir die Hand, so beugt sich
alles zu deinen Füssen.
Pheron
 
Pheron.
Wer mir widersteht, der zittere! Das Kriegsheer ist auf meiner Seite. Keine Gegend Ägyptens, wo nicht meine Anhänger sich bereit halten. Die Hauptstadt gibt das Zeichen, und alles greift zu den Waffen.
 
Wer mir widersteht, der zittere!
Das Kriegsheer ist auf meiner Seite. Kei=
ne Gegend Egyptens, wo nicht meine Anhän=
ger sich bereit halten. Die Hauptstadt giebt das
Zeichen, und alles greift zu den Waffen.
Sethos
 
Sethos.
Die Tochter des Menes bedarf ihrer nicht. Ich gehe jetzt, um die Vertrautesten meiner Priester zu der großen Begebenheit vorzubereiten.
 
Die Tochter des Menes bedarf ih=
rer nicht. Ich gehe jetzt, um die Vertrautesten
meiner Priester zu der großen Begebenheit vor=
zubereiten.
Mirza
 
Mirza.
Wir verlassen uns auf dich, Sethos! Bleibst du getreu, so fordere alle Belohnungen, die du willst.
 
Wir verlassen uns auf dich, Sethos!
Bleibst Du getreu, so fordere alle Belohnun=
gen, die Du willst.
Pheron
 
FPheron.
Wirst du zum Verräter, so zittere für dich und für deine Freunde!
 
Wirst Du zum Verräther, so zit=
tere für dich und für deine Freunde!
Sethos
 
Sethos.
Sethos fürchtet keine Drohungen. Er erfüllt aber, was er verspricht.
 
Sethos fürchtet keine Drohungen.
Er erfüllt aber, was er verspricht.
Sechster Auftritt
 
Sechster Auftritt.
Pheron. Mirza.
 
Pheron. Mirza.
Mirza
 
Mirza.
Wir können ihm trauen. Der eifrigste Anhänger des Menes! Zwar auch des Thamos und des Phanes Freund. Doch um sie nicht in Gefahr zu setzen, wird er schweigen.
 
Wir können ihm trauen. Der eifrig=
ste Anhänger des Menes! Zwar auch des Tha=
mos und des Phanes Freund. Doch, um sie
nicht in Gefahr zu setzen, wird er schweigen.
Pheron
 
Pheron.
Vergebliche Vorsicht! Beide, er selbst, werden Opfer meiner Sicherheit.
 
Vergebliche Vorsicht! Beyde, er
selbst, werden Opfer meiner Sicherheit.
Mirza
 
Mirza.
Des Sethos schone! Das Volk verehret ihn. Es glaubt, die Götter reden durch seinen Mund. Aber Phanes und Thamos müssen aus dem Wege. – Thamos ist dein Nebenbuhler.
 
Des Sethos schone! Das Volk ver=
ehret ihn. Es glaubt, die Götter reden durch
seinen Mund. Aber Phanes und Thamos müs=
sen aus dem Wege. – Thamos ist dein Ne=
benbuhler.
Pheron
 
Pheron.
Er, welcher glaubt, mich liebe Sais?
 
Er, welcher glaubt, mich liebe Sais?
Mirza
 
Mirza.
Dieser Wahn ist eine Wirkung meiner List. Zwar geradezu sagte ich es ihm nicht. Nur als eine Vermutung brachte ich die Sache vor. Er trug mir auf, der Sais Gesinnungen zu erforschen.
 
Dieser Wahn ist eine Wirkung mei=
ner List. Zwar geradezu sagte ich es ihm nicht.
Nur als eine Vermuthung brachte ich die Sa=
che vor. Er trug mir auf, der Sais Gesinnun=
gen zu erforschen.
Pheron
 
Pheron.
Kennst du sie?
 
Kennst Du sie?
Mirza
 
FMirza.
Sais liebt den Thamos.
 
Sais liebt den Thamos.
Pheron
 
Pheron.
Entsetzlicher Streich!
 
Entsetzlicher Streich!
Mirza
 
Mirza.
Beruhige dich. Sais empfand bloß Gegenneigung, weil sie den Thamos für ihren Anbeter hielte. Vielleicht blendete sie auch der Schimmer des Diadems! – Jetzt, da man sie beredet hat, des Thamos Wahl sei auf eine andere, auf ihre Freundin Myris, gefallen, wird sich ihre Liebe bald in Hass verwandeln, die Abneigung, die ich ihr gegen des Ramesses Haus einflößte, wieder erwachen.
 
Beruhige dich. Sais empfand
blos Gegenneigung, weil sie den Thamos für
ihren Anbeter hielte. Vielleicht blendete sie
auch der Schimmer des Diadems! – Jetzt,
da man sie beredet hat, des Thamos Wahl sey
auf eine andere, auf ihre Freundin Myris, ge=
fallen, wird sich ihre Liebe bald in Haß verwan=
deln, die Abneigung, die ich ihr gegen des Ra=
messes Haus einflößte, wieder erwachen.
Pheron
 
Pheron.
Bestärke sie darinne, ich beschwöre dich. Entdecke ihr ihre Geburt, kein Augenblick werde versäumt!
 
Bestärke sie darinne, ich beschwöre
dich. Entdecke ihr ihre Geburt, kein Augen=
blick werde versäumt!
Mirza
 
Mirza.
Sie erwartet meiner an der innern Türe. Ich rufe sie hieher. Verbirg dich. (Pheron tut es und Mirza ruft der Sais.) Sais!
 
Sie erwartet meiner an der innern
Thüre. Ich rufe sie hieher. Verbirg dich.
(Pheron thut es, und Mirza ruft der Sais.)
Sais!
 
 
Siebenter Auftritt
 
Siebenter Auftritt.
Mirza. Sais.
 
Mirza. Sais.
Sais
 
Sais.
Was befiehlt Mirza?
 
Was befiehlt Mirza?
Mirza
 
Mirza.
Ich habe mit dir von großen Dingen zu sprechen. Der heutige Tag entscheidet dein und unser aller Schicksal. Du weißt, Sais! dass ich dir stets geneigt war und dass ich dich allen deinen Gespielinnen vorzog. Jetzt wirst du die Ursache vernehmen.
 
Ich habe mit dir von großen Din=
gen zu sprechen. Der heutige Tag entscheidet
dein und unser aller Schicksal. Du weißt,
FSais! daß ich dir stets geneigt war, und daß
ich dich allen deinen Gespielinnen vorzog. Jetzt
wirst Du die Ursache vernehmen.
Sais
 
Sais.
Welche es immer sei, deine Gesinnungen wurden von mir durch gleiche vergolten.
 
Welche es immer sey, deine Gesin=
nungen wurden von mir durch gleiche vergolten.
Mirza
 
Mirza.
(betrachtet sie)
 
(betrachtet sie)
Wie kann Thamos Vorzüge verkennen, die beim ersten Anblicke dich zum Throne bestimmen!
 
Wie kann Thamos
Vorzüge verkennen, die beym ersten Anblicke
dich zum Throne bestimmen!
Sais
 
Sais.
(sucht ihre Verwirrung zu verbergen)
 
(sucht ihre Verwirrung zu verbergen)
Sais, wenn sie auch alle die Vorzüge besäße, womit deine Freundschaft ihr schmeichelt, würde nie ihre Augen so hoch erheben.
 
Sais, wenn sie auch alle die Vorzüge besäße,
womit deine Freundschaft ihr schmeichelt, würde
nie ihre Augen so hoch erheben.
Mirza
 
Mirza.
Lange Zeit hat er mich betrogen. Seine Aufmerksamkeit schien ganz auf dich gerichtet, sein Herz von dir gefesselt zu sein. Du selbst, ist es nicht wahr? urteiltest ebenso. – Und jetzt wählt er die Myris!
 
Lange Zeit hat er mich betrogen. Sei=
ne Aufmerksamkeit schien ganz auf dich gerichtet,
sein Herz von dir gefesselt zu seyn. Du selbst,
ist es nicht wahr? urtheiltest eben so. – Und
jetzt wählt er die Myris!
Sais
 
Sais.
Meine Freundin ist des Thrones würdig.
 
Meine Freundin ist des Thrones
würdig.
Mirza
 
Mirza.
Auch für dich hat Thamos gewählt.
 
Auch für dich hat Thamos gewählt.
Sais
 
Sais.
Für mich?
 
Für mich?
Mirza
 
Mirza.
Er will dich dem Pheron geben.
 
Er will dich dem Pheron geben.
Sais
 
Sais.
(schnell)
 
(schnell)
Sag ihm, ich begehre von ihm nichts anders, als dass er mir meine Freiheit lasse.
 
Sag ihm, ich begehre von
ihm nichts anders, als daß er mir meine Freyheit
lasse.
Mirza
 
Mirza.
So gering wird Pheron von dir geschätzt?
 
So gering wird Pheron von dir ge=
schätzt?
Sais
 
FSais.
Nein! ich verehre den Neffen der Mirza.
 
Nein! ich verehre den Neffen der
Mirza.
Mirza
 
Mirza.
Höre mich, Sais! Vernimm ein Geheimnis, an dessen Bewahrung Ägyptens Wohl hängt und das nur ich, Pheron und Sethos wissen. Zwar diesen Abend wird alles kund werden: aber bis dahin verschließe es in deiner Brust. Dich selbst geht die Sache an. Schwöre bei der Sonne, dass du es nicht entdecken willst.
 
Höre mich, Sais! Vernimm ein
Geheimniß, an dessen Bewahrung Egyptens
Wohl hängt, und das nur ich, Pheron und Se=
thos wissen. Zwar diesen Abend wird alles
kund werden: aber bis dahin verschliesse es in
deiner Brust. Dich selbst geht die Sache an.
Schwöre bey der Sonne, daß Du es nicht ent=
decken willst.
Sais
 
Sais.
(die Hand ausstreckend)
 
(die Hand ausstreckend)
Für Ägyptens Wohl schwöre ich.
 
Für Egyptens
Wohl schwöre ich.
Mirza
 
Mirza.
Gut, Sais! Bald wirst du von mir einen andern Namen empfangen. – Das Andenken unsers großen Menes war dir allzeit wert?
 
Gut, Sais! bald wirst Du von mir
einen andern Namen empfangen. – Das Anden=
ken unsers großen Menes war dir allzeit werth?
Sais
 
Sais.
(mit Empfindung)
 
(mit Empfindung)
Teuer, verehrungswürdig, gleich der Erinnerung an eine wohltätige Gottheit! Hätte ich auch nicht das Lob des besten Königs jeden Tag aus deinem Munde gehört, so würde ganz Ägypten mir es entgegengetönt haben. Nie erscholl in meinen Ohren der Name Menes, wo er mir nicht in die Seele drang, wo ich nicht Regungen empfand, deren Ursache ich selbst nicht begreife.
 
Theuer, vereh=
rungswürdig, gleich der Erinnerung an eine
wohlthätige Gottheit! Hätte ich auch nicht das
Lob des besten Königs jeden Tag aus deinem
Munde gehört, so würde ganz Egypten mir es
entgegengetönt haben. Nie erscholl in meinen
Ohren der Name Menes, wo er mir nicht in
die Seele drang, wo ich nicht Regungen em=
pfand, deren Ursache ich selbst nicht begreife.
Mirza
 
Mirza.
Jetzt wird sie sich dir aufklären. Du weißt, dass auch Tharsis, des Menes Tochter, für tot gehalten wird.
 
Jetzt wird sie sich dir aufklären. Du
weißt, daß auch Tharsis, des Menes Tochter,
für todt gehalten wird.
Sais
 
FSais.
Sie kam in den Flammen um.
 
Sie kam in den Flammen um.
Mirza
 
Mirza.
Nein, die Götter haben sie erhalten. Tharsis, Ägyptens rechtmäßige Königin, lebt noch.
 
Nein, die Götter haben sie erhalten.
Tharsis, Egyptens rechtmäßige Königin, lebt
noch.
Sais
 
Sais.
(lebhaft)
 
(lebhaft)
Was sagst du? Wo ist sie?
 
Was sagst Du? Wo ist sie?
Mirza
 
Mirza.
Hier vor meinen Augen; du!
 
Hier vor meinen Augen; Du!
Sais
 
Sais.
(äußerst erstaunt)
 
(äußerst erstaunt)
Ich! – die Tochter des Menes!
 
Ich! – Die Toch=
ter des Menes!
Mirza
 
Mirza.
Ja, du bist es! Noch heute wird dich Ägypten dafür erkennen.
 
Ja, Du bist es! Noch heute wird
dich Egypten dafür erkennen.
Sais
 
Sais.
Unglaublich, unmöglich! – Wo sind die Beweise meiner Geburt, meiner Erhaltung?
 
Unglaublich, unmöglich! – Wo
sind die Beweise meiner Geburt, meiner Er=
haltung?
Mirza
 
Mirza.
Man wird sie diesen Abend den Fürsten und dem Volke vorlegen. Sethos, der Oberpriester, wird alles bekräftigen.
 
Man wird sie diesen Abend den Für=
sten und dem Volke vorlegen. Sethos, der
Oberpriester, wird alles bekräftigen.
Sais
 
Sais.
Auch er kannte mich! – Ich bin außer mir. – O Menes! göttlicher Menes! den ich den Unsterblichen gleich verehrte, du mein Vater!
 
Auch er kannte mich! – Ich bin
außer mir. – O Menes! göttlicher Menes!
den ich den Unsterblichen gleich verehrte, Du
mein Vater!
Mirza
 
Mirza.
Zweifle nicht. Du wirst seinen Thron besteigen, Pheron erhebt dich darauf.
 
Zweifle nicht. Du wirst seinen
Thron besteigen, Pheron erhebt dich darauf.
(Pheron tritt hervor.)
 
(Pheron tritt hervor.)
Achter Auftritt
 
FAchter Auftritt.
Die Vorigen. Pheron.
 
Die Vorigen. Pheron.
Pheron
 
Pheron.
Ja, Sais! Pheron tut es. Er wagte viel, er wagte sein Leben. Doch jetzt hat er nichts mehr zu fürchten. Thamos ist in seiner Gewalt, sobald er will.
 
Ja, Sais! Pheron thut es. Er
wagte viel, er wagte sein Leben. Doch jetzt hat
er nichts mehr zu fürchten. Thamos ist in sei=
ner Gewalt, so bald er will.
 
 
 
 
Sais
 
Sais.
Unglücklicher Thamos!
 
Unglücklicher Thamos!
Mirza
 
Mirza.
Du bedauerst den Feind deines Hauses?
 
Du bedauerst den Feind deines Hau=
ses?
Sais
 
Sais.
Sein Vater war es, er nie.
 
Sein Vater war es, er nie.
Mirza
 
Mirza.
Könntest du wohl gar ihm deine Hand reichen? Noch heute wird das Volk von dir einen Gemahl fordern.
 
Könntest Du wohl gar ihm deine
Hand reichen? Noch heute wird das Volk von
dir einen Gemahl fordern.
Sais
 
Sais.
Nein, Mirza! Wer die Sais nicht als Sais wählte, den wählt auch sie als Tharsis nicht.
 
Nein, Mirza! Wer die Sais nicht
als Sais wählte, den wählt auch sie als Thar=
sis nicht.
Pheron
 
Pheron.
Darf also Pheron hoffen?
 
Darf also Pheron hoffen?
Mirza
 
Mirza.
Ja, er darf. – Ich antworte für die Tochter des Menes. Dem, der alles für sie tut, sollte sie einen andern vorziehen?
 
Ja, er darf. – Ich antworte für
die Tochter des Menes. Dem, der alles für
sie thut, sollte sie einen andern vorziehen.
Sais
 
Sais.
Ich erkenne, Pheron! was ich dir schuldig bin. Doch du siehst meine Verwirrung. Vor einigen Augenblicken noch Sais; jetzt Tharsis, die Erbin des Reichs! Lass mich zu mir selbst kommen!
 
Ich erkenne, Pheron! was ich dir
schuldig bin. Doch Du siehst meine Verwir=
rung. Vor einigen Augenblicken noch Sais;
jetzt Tharsis, die Erbin des Reichs! Laß mich
zu mir selbst kommen!
Mirza
 
FMirza.
Deine Wahl ist auf einen unsrer Fürsten beschränkt. Auf wen sonst kann sie fallen?
 
Deine Wahl ist auf einen unsrer
Fürsten beschränkt. Auf wen sonst kann sie
fallen?
Pheron
 
Pheron.
Was hält dich noch zurück?
 
Was hält dich noch zurück?
Sais
 
Sais.
Lasset mir einige Zeit!
 
Lasset mir einige Zeit!
Mirza
 
Mirza.
Du musst dich jetzt erklären.
 
Du mußt dich jetzt erklären.
Sais
 
Sais.
Ihr dringt zu stark in mich.
 
Ihr dringt zu stark in mich.
Mirza
 
Mirza.
Wir müssen deinen Entschluss wissen.
 
Wir müssen deinen Entschluß wissen.
Sais
 
Sais.
(mit Würde)
 
(mit Würde)
Bin ich, wie ihr sagt, Tharsis, bin ich eure Königin, so erwartet ihn.
 
Bin ich, wie ihr sagt,
Tharsis, bin ich eure Königin, so erwartet ihn.
(geht zurück)
 
(geht zurück.)
Neunter Auftritt
 
Neunter Auftritt.
Pheron. Mirza.
 
Pheron. Mirza.
(beide betroffen, schweigen einige Augenblicke)
 
(Beyde betroffen, schweigen einige Augenblicke.)
Mirza
 
Mirza.
Schon gebeut sie!
 
Schon gebeut sie!
Pheron
 
Pheron.
Du warst zu heftig. Wenn sie jetzt den Thamos vorzöge!
 
Du warst zu heftig. Wenn sie
jetzt den Thamos vorzöge!
Mirza
 
Mirza.
Nein, das lässt ihr Stolz nicht zu. Ihn, der eine andere liebt?
 
Nein, das läßt ihr Stolz nicht zu.
Ihn, der eine andere liebt?
Pheron
 
Pheron.
Der Betrug kann entdeckt werden.
 
Der Betrug kann entdeckt werden.
Mirza
 
Mirza.
In so kurzer Zeit? Sei unbesorgt!
 
In so kurzer Zeit? Sey unbesorgt!
Pheron
 
Pheron.
Thamos trug dir auf, der Sais Gesinnungen zu erforschen. Er wird kommen, Nachricht einzuholen. Was wirst du ihm sagen?
 
Thamos trug dir auf, der Sais
Gesinnungen zu erforschen. Er wird kommen,
Nachricht einzuholen. Was wirst Du ihm sagen?
Mirza
 
FMirza.
Dass Sais für dich eingenommen ist.
 
Daß Sais für dich eingenommen
ist.
Pheron
 
Pheron.
Wenn er aber sie selbst befragt?
 
Wenn er aber sie selbst befragt?
Mirza
 
Mirza.
Er tut es nicht. Das Wort "Liebe" kömmt gegen sie nicht mehr aus seinem Mund.
 
Er thut es nicht. Das Wort:
Liebe kömmt gegen sie nicht mehr aus seinem
Mund.
Pheron
 
Pheron.
Sais kann ihm ihre Geburt entdecken.
 
Sais kann ihm ihre Geburt ent=
decken.
Mirza
 
Mirza.
Oh! sie fürchtet zu sehr die Götter. Sie bricht ihren Schwur nicht.
 
O! sie fürchtet zu sehr die Götter.
Sie bricht ihren Schwur nicht.
Pheron
 
Pheron.
Pheron ist auf alles bereit. Führen ihn nicht Hochzeitfackeln zum Throne, so soll ihm das Schwert den Weg bahnen.
 
Pheron ist auf alles bereit. Füh=
ren ihn nicht Hochzeitfackeln zum Throne, so soll
ihm das Schwerdt den Weg bahnen.
(Mirza gibt durch Reichung der Hand zu verstehen, dass sie ebenso denkt. Beide gehen ab: Mirza in das Haus der Sonnenjungfrauen, Pheron gegen die königliche Burg.)
 
(Mirza giebt durch Reichung der Hand zu ver=
stehen, daß sie eben so denkt. Beyde ge=
hen ab: Mirza in das Haus der Sonnen=
jungfrauen, Pheron gegen die Königliche Burg.)
Ende des dritten Aufzugs
 
Ende des dritten Aufzugs.