Kritische Edition des Librettos Prag 1773       Diplomatische Übertragung des Librettos Prag 1773 
Zweiter Auftritt
 
FZweyter Auftritt.
(Alle Vorigen, außer der Mirza, dem Pheron und dem Hammon.)
 
(Alle Vorigen, außer der Mirza, dem Phe=
ron, und dem Hammon.)
Thamos
 
Thamos.
Verzeih ihm, Herr! Er wird in sich gehen. Myris werde ihm alsdann noch zuteil.
 
Verzeih ihm, Herr! Er wird in
sich gehen. Myris werde ihm alsdann noch zu
Theil.
Myris
 
Myris.
Nein! eher den Tod, als einem Betrüger, als einem Verräter!
 
Nein! eher den Todt, als einem
Betrüger, als einem Verräther!
Tharsis
 
Tharsis.
(wieder des Menes Hand ergreifend)
 
(wieder des Menes Hand ergreifend)
O mein Vater! lass mich von Neuem die Hand küssen, von der ich oft, aber noch nie als Tochter Segen empfing.
 
O mein Vater! Laß mich von neuem die Hand
küssen, von der ich oft, aber noch nie als Toch=
ter, Segen empfieng.
Menes
 
Menes.
(umarmt sie)
 
(umarmt sie)
Teures Ebenbild meiner Nikoris! mit welcher Regung drückt dich Menes an seine Brust! – O meine Tochter! o meine Tharsis! – so schließen noch einst deine Hände diese erlöschenden Augen! So sterbe ich noch in deinen Armen!
 
Theures Ebenbild mei=
ner Nikoris! Mit welcher Regung drückt dich
Menes an seine Brust! – O meine Tochter!
O meine Tharsis! – so schliessen noch einst dei=
ne Hände diese erlöschenden Augen! so sterbe
ich noch in deinen Armen!
Tharsis
 
Tharsis.
Ach erst nach der längsten Reihe von Jahren! Ach! Tharsis vor dir!
 
Ach erst nach der längsten Reihe
von Jahren! Ach! Tharsis vor dir!
Thamos
 
Thamos.
Auch Thamos!
 
Auch Thamos!
Menes
 
Menes.
Wollt ihr mir Unglück wünschen? Euer Wunsch kann nicht in Erfüllung gehen. Doch noch lange ihr Götter! wenn es euch gefällt, noch lange lasst mich das Glück meiner Kinder sehen.
 
Wollt ihr mir Unglück wünschen?
Euer Wunsch kann nicht in Erfüllung gehen.
FDoch noch lange ihr Götter! wenn es euch ge=
fällt, noch lange laßt mich das Glück meiner Kin=
der sehen.
Thamos
 
Thamos.
Ach Menes! du gabst uns Hoffnung, dass das traurige Gelübde –
 
Ach Menes! Du gabst uns Hoff=
nung, daß das traurige Gelübde –
Menes
 
Menes.
Beruhiget euch! Es ist ungültig. Kann die Tochter ohne Einwilligung ihres Vaters, ihres Königs, sich verbinden?
 
Beruhiget euch! Es ist ungültig.
Kann die Tochter ohne Einwilligung ihres Va=
ters, ihres Königs, sich verbinden?
Thamos
 
Thamos.
O mein Vater! dieser Ausspruch! – Ich bin der glücklichste der Sterblichen. (Er ergreift der Tharsis Hand.) Endlich, endlich erhören die Götter unsere Wünsche.
 
O mein Vater! Dieser Aus=
spruch! – Ich bin der glücklichste der Sterb=
lichen. (er ergreift der Tharsis Hand) Endlich,
endlich erhören die Götter unsere Wünsche.
 
 
 
 
 
 
Menes
 
Menes.
(umfasst beide)
 
(umfaßt beyde)
Ja, meine Kinder! sie vereinigen das würdigste Paar. Ihr Segen komme auf euch, und durch euch auf Ägypten herab! Herrschet zusammen über ein Reich, das euch anbeten wird. Menes beschließt seine Tage in dem Dienste der Gottheit, um ihr täglich für euch, für Ägypten Opfer zu bringen.
 
Ja, meine Kinder!
sie vereinigen das würdigste Paar. Ihr Se=
gen komme auf euch, und durch euch auf Egy=
pten herab! Herrschet zusammen über ein Reich,
das euch anbeten wird. Menes beschließt sei=
ne Tage in dem Dienste der Gottheit, um ihr
täglich für euch, für Egypten, Opfer zu brin=
gen.
Tharsis
 
Tharsis.
O mein Vater! warum sollen wir nicht unter deinem Schutze leben?
 
O mein Vater! warum sollen wir
nicht unter deinem Schutze leben?
Thamos
 
Thamos.
Warum soll ich nicht von dir die schwere Kunst, Völker zu regieren, lernen?
 
Warum soll ich nicht von dir die
schwere Kunst, Völker zu regieren, lernen.
Menes
 
FMenes.
Die Götter werden sie dich lehren, wenn du sie anrufst. Mein Rat wird dir beistehen. – Heute hat der blutige Auftritt die Feier gestört. Der morgende Tag sei dazu bestimmet, euch durch meine Hand das alte Diadem der Könige zu umwinden. (Man sieht blitzen und hört hinter der Szene einen heftigen Donnerstreich.) Welcher schreckliche Donner! Die Götter reden. Ist es ein Zeichen ihrer Einstimmung oder ihres Zorns? – Ach, Pheron! Ich fürchte – –
 
Die Götter werden sie dich lehren,
wenn Du sie anrufst. Mein Rath wird dir bey=
stehen. – Heute hat der blutige Auftritt die
Feyer gestört. Der morgende Tag sey dazu
bestimmet, euch durch meine Hand das alte Dia=
dem der Könige zu umwinden.
(Man sieht blitzen, und hört hinter der Scene
einen heftigen Donnerstreich.)

Welcher schreckliche Donner! Die Götter re=
den. Ist es ein Zeichen ihrer Einstimmung,
oder ihres Zorns? – Ach, Pheron! ich
fürchte – –
Dritter Auftritt
 
Dritter Auftritt.
Die Vorigen. Hammon.
 
Die Vorigen. Hammon.
Hammon
 
Hammon.
(eilt erschrocken herein)
 
(eilt erschrocken herein)
Herr! ich zittere noch. Pheron, der unglückliche Pheron!
 
Herr! ich
zittere noch. Pheron, der unglückliche Phe=
ron!
Thamos
 
Thamos.
Was ist geschehen?
 
Was ist geschehen!
Hammon
 
Hammon.
Wir führen ihn in den kleinen Hof der königlichen Burg. Schwarzes Gewölke bedeckt den Himmel; es blitzt. Der Elende bricht in neue Lästerungen aus. Er bietet den Göttern Trotz. Ein Donnerstrahl, wie ich noch keinen sah, trifft ihn, indem er redet, indem er seine Hand emporhebt!
 
Wir führen ihn in den kleinen
Hof der Königlichen Burg. Schwarzes Ge=
wölke bedeckt den Himmel; es blitzt. Der
Elende bricht in neue Lästerungen aus. Er
Fbiethet den Göttern Trotz. Ein Donnerstrahl,
wie ich noch keinen sah, trift ihn, indem er re=
det, indem er seine Hand empor hebt!
(Alle geben Zeichen des Erstaunens.)
 
(alle geben Zeichen des Erstaunens.)
Menes
 
Menes.
So strafen die Götter, wenn man sich gegen sie empört. Merkt es, Sterbliche! und reizet nicht ihren Zorn!
 
So strafen die Götter, wenn man
sich gegen sie empört. Merkt es, Sterbliche!
und reizet nicht ihren Zorn!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Vorhang fällt zu.
 
(der Vorhang fällt zu.)
Ende der ganzen Handlung
 
Ende der ganzen Handlung.