Kritische Edition des deutschen Libretto-Drucks Augsburg [1780]       Diplomatische Übertragung des deutschen Libretto-Drucks Augsburg [1780] 
Sechster Auftritt
 
Sechster Auftritt.
 
Garten
Sandrina und Belfiore, auf verschiednen Seiten schlafend, erwachen.
 
Sandrina, und Belfiore, auf verschiednen
Seiten Schlafend, erwachen.
Sandrina
 
Sand.
 
Wo bin ich wohl?
 
Wo bin ich wohl?
Belfiore
 
Belf.
Wo mag ich wohl sein?
 
Wo mag ich wohl seyn?
Sandrina
 
Sand.
Es ist mir, als hätt ich hier geruhet.
 
Es ist mir als hätt ich hier geruhet.
Belfiore
 
Belf.
Mir scheint, ich hab geschlafen.
 
Mir scheint ich hab geschlaffen.
Sandrina
 
Sand.
Wie komm ich doch in diesen schönen angenehmen Garten?
 
Wie komm ich doch in diesen schönen ange=
nehmen Garten?
Wie ist das möglich?
 
Wie ist das möglich?
Belfiore
 
Belf.
Welch angenehme Gegend!
 
Welch angenehme Gegend!
Wer hat mich doch hieher gesetzt in diesen schönen Hain?
Träum ich oder wach ich?
 
Wer hat mich doch hieher gesetzt
In diesen schönen Hayn?
Träum ich oder wach ich?
Sandrina
 
Sand.
Ich bin ganz betäubt! Welch seltsame Täuschung!
 
Ich bin ganz betäubt! welch seltsame Täuschung!
 
Belfiore
 
FBelf.
Doch was erblick ich?
 
Doch was erblick ich?
Sandrina
 
Sand.
Was seh ich?
 
Was seh ich?
Belfiore
 
Belf.
 
O meine beste, meine Liebste!
 
O meine beste, meine Liebste!
Sandrina
 
Sand.
 
Zurücke!
 
Zurücke
Belfiore
 
Belf.
O weh!
 
O weh!
 
Sandrina
 
Sand.
Wen suchst du?
 
Wen suchst du?
Belfiore
 
Belf.
 
(Ach was sagt sie?)
 
Ach was sagt sie?
Bist denn du nicht Violante?
 
Bist denn du nicht Violante?
Sandrina
 
Sand.
Ja! ich bin Violante, doch
 
Ja! ich bin Violante, doch
suchst du deine Schöne,
 
sucht du deine Schöne
deine reizende Braut! Ich bin dieselbe nicht.
 
Deine reitzende Braut!
Ich bin dieselbe nicht.
Belfiore
 
Belf.
Ich beteure, beschwöre dich –
 
Ich betheure, beschwöre dich.
Sandrina
 
Sand.
O es sei ferne, dass ich es wagte,
 
O es sey ferne, daß ich es wagte
mit dieser würdigen Dame
 
Mit dieser würdigen Dame,
um so ein treues Herz zu streiten. In kurzer Zeit, bin ich des Amtmanns Frau.
 
Um so ein treues Herz zu streiten.
In kurzer Zeit, bin ich des Amtmans Frau.
Gehab dich wohl!
 
Gehab dich wohl!
(will fort)
 
(will fort)
Belfiore
 
Belf.
Höre mich! wo willst du hin?
 
Höre mich! wo willst du hin?
Soll ich in dem süßen Augenblicke,
 
Soll ich in dem süßen Augenblicke
in der seligen Stunde, da ich dich finde,
 
In der seligen Stunde, da ich dich
dich schon wieder verlieren? Nein, das geb ich nicht zu,
 
finde! dich schon wieder verlieren.
Nein das geb ich nicht zu,
du sollst mich nicht verlassen,
 
Du sollst mich nicht verlassen
sonst muss ich vor Schmerz und Verzweiflung erblassen.
 
Sonst muß ich vor Schmerz, und Verzweiflung
erblassen
    Du mich fliehen?
 
    Du mich fliehen,
 
(Hartes Geschicke!)
 
hartes Geschicke
Du, der Abgott meiner Liebe,
 
Du der Abgott meiner Liebe,
kennst du nicht die zarten Triebe?
 
Kennst du nicht die zarten Triebe?
Dieses Herz schlägt nur für dich.
 
Dieses Herz schlägt nur für dich.
Sandrina
 
Sand.
    Ja, ich fliehe deine Blicke!
 
Ja ich fliehe deine Blicke
Du verdienst nicht meine Liebe,
 
Du verdienst nicht meine Liebe
denn dein Herz nährt fremde Triebe,
 
Denn dein Herz nährt Fremde Trieb
ich muss ewig fliehen dich.
 
Ich muß ewig fliehen dich.
Belfiore
 
Belf.
    Also geh ich.
 
Also geh ich.
Sandrina
 
Sand.
Und ich eben.
 
Und ich eben.
Beide
 
FBeyde.
Doch was hemmet meine Schritt,
 
Doch was hemmet meine Schritt
warum wanket jeder Tritt?
 
Warum wanket jeder Tritt
Belfiore
 
Belf.
    Die Ehrfurcht zu beweisen,
 
Die Ehrfurcht zu beweißen
lass mich das Glück genießen,
 
Laß mich das Glück genießen
die schöne Hand zu küssen.
 
Die schöne Hand zu küssen.
Sandrina
 
Sand.
Ach! gehen Sie, Sie verschwenden
 
Ach! gehen sie, sie verschwenden
umsonst die Komplimenten.
 
Umsonst die Komplimenten.
Nichts will ich weiter wissen.
 
Nichts will ich weiter wissen.
Belfiore
 
Belf.
    Geduld! doch wer weiß,
 
Gedult! doch wer weiß,
ob wir uns wiedersehen.
 
ob wir uns wieder
sehen
Sandrina
 
Sand.
Denken Sie nicht daran!
 
Denken sie nicht daran
Dieses kann noch geschehen.
 
dieses kann noch geschehen
Beide
 
Beyde.
Nur herzhaft, nur entschlossen!
 
Nur herzhaft nur entschlossen!
Nur fort! nur fort von hier!
 
Nur fort! nur fort von hier!
(Sie gehen beide zu verschiednen Seiten bis an die Szene, dann bleiben sie stehen.)
 
(Sie gehen beyde zu verschiednen Seiten
bis an die Scene, dann bleiben sie stehen)
Belfiore
 
Belf.
(kömmt zurück)
 
    Wie, du rufst mich?
 
Wie du rufst mich? (kömmt zurück)
Sandrina
 
Sand.
Nein, mein Herr!
 
Nein mein Herr!
Sie gehn zurücke?
 
Sie gehn zurücke?
Belfiore
 
Belf.
(bleibt stehen)
 
(bleibt stehen)
Ich glaube nein!
 
Ich glaube nein!
Sandrina
 
Sand.
(kömmt zurück)
 
(kömmt zurück)
Er wird es schon näher geben.
 
Er wird es schon näher geben.
Belfiore
 
Belf.
Sie kann nicht mehr wiederstreben.
 
Sie kann nicht mehr wiederstreben.
Beide
 
Beyde.
Kaum ich mich noch halten kann.
 
Kaum ich mich noch halten kann:
 
Belfiore
 
Belf.
    Geh ich näher?
 
Geh ich näher?
Sandrina
 
Sand.
Ist es Anstand?
 
Ist es Anstand?
Belfiore
 
Belf.
Soll ich es wagen?
 
Soll ich es wagen?
Sandrina
 
Sand.
Doch der Wohlstand –
 
Doch der Wohlstand!
Belfiore
 
Belf.
Geh ich?
 
Geh ich?
Sandrina
 
Sand.
Bleib ich?
 
Bleib ich?
Beide
 
Beyde.
Was soll ich tun?
 
Was soll ich thun?
    O nicht wahr, ihr holde Seelen!
 
    O nicht wahr ihr holde Seelen.
wer der Liebe Macht empfunden,
 
Wer der Liebe macht Empfunden
kann ihr nicht mehr wiederstehen.
 
Kann ihr nicht mehr wiederstehen.
    Welche Freude, welch Entzücken!
 
Welche Freude welch Entzücken!
Deine Hand wird mich beglücken,
 
Deine Hand wird mich beglücken
alle Qualen sind verschwunden,
 
FAlle Quaalen sind verschwunden,
stets soll man mich fröhlich sehn.
 
Stets soll man mich frölich sehn.
(gehen ab)
 
Siebenter Auftritt
 
Siebenter Auftritt.
Der Amtshauptmann, Arminda, Ramiro, hernach Nardo, Serpetta, und bald darauf Sandrina und Belfiore.
 
Der Amtshauptmann, Arminda, Ramiro
hernach Nardo, Serpetta, und bald
darauf Sandrina und Belfiore.
Amtshauptmann
 
Amt.
Liebste Nichte! plagen Sie mich nicht länger. Was wollen Sie denn, dass ich bei solchen Umständen anfange?
 
Liebste Nichte! plagen sie mich nicht länger.
Was wollen sie denn, daß ich bey solchen Umständen
anfange?
Arminda
 
Arm
Sie sollen mir Gerechtigkeit verschaffen.
 
Sie sollen mir Gerechtigkeit verschaffen.
Amtshauptmann
 
Amts.
Aber wollen Sie denn einen Narren zum Manne nehmen?
 
Aber wollen sie denn einen Narren zum
Manne nehmen?
Arminda
 
Arm.
Narr oder gescheid, wenn er nur mein Mann wird.
 
Narr oder gescheid, wenn er nur mein
Mann wird.
Nardo
 
Nardo.
O Glücke über Glücke! unsere Närrchen sind wieder zu Verstand kommen und haben sich aufs Neue miteinander verlobt.
 
O Glücke über Glücke! unsere Närrchen
sind wieder zu Verstand kommen, und haben sich auf's
neue mit einander verlobt.
Amtshauptmann
 
Amts.
Was sagst du?
 
Was sagst du?
Arminda
 
Arm.
Der Verräter!
 
Der Verräther!
Serpetta
 
Serp.
Nun ist mir ein Stein vom Herzen.
 
Nun ist mir ein Stein vom Herzen.
Ramiro
 
Ram.
Und mir scheint wieder ein Strahl von Hoffnung –
 
Und mir scheint wieder ein Strahl von
Hoffnung –
Belfiore
 
Belf.
Hier sehen Sie allerseits meine Braut! die Gräfin Violante Onesti –
 
Hier sehen sie allerseits meine Braut! die
Gräfinn Violante Onesti –
Amtshauptmann
 
Amts.
So sind Sie es wirklich?
 
So sind sie es wirklich?
Sandrina
 
Sand.
Ganz gewiss! Sowohl der Graf als mein Diener hier, mit dem ich Namen und Stand verändert hatte, werden es bezeugen. Ich hätte mich schon eher entdeckt, aber ich wollte mich an einem vermeintlichen Treulosen ein wenig rächen.
 
Ganz gewiß! so wohl der Graf, als mein
Diener hier, mit dem ich Namen und Stand verändert
Fhatte, werden es bezeugen. ich hätte mich schon eher
entdeckt, aber ich wollte mich an einem vermeintlichen
Treulosen ein wenig rächen.
 
Arminda
 
Arm.
Gräfin! vergeben Sie mir, ich strebte nach Ihrem Leben.
 
Gräfinn! vergeben sie mir ich strebte nach
ihrem Leben.
Sandrina
 
Sand
Schenken Sie mir Ihre Freundschaft! und empfangen Sie mit diesem Kuss die Versicherung meiner Liebe.
 
Schenken sie mir ihre Freundschaft! und
empfangen sie mit diesem Kuß die Versicherung meiner
Liebe.
Arminda
 
Arm.
Herr Oheim! wenn es Ihnen gefällig wäre, so wollte ich nun Ihrem Rat folgen und meinen getreuen Ramiro –
 
Herr Oheim! wenn es ihnen gefällig wäre
so wollte ich nun ihrem Rath folgen, und meinen getreuen
Ramiro –
Serpetta
 
Serp.
Auch ich, Herr Amtshauptmann, will den mich so sehr liebenden Nardo – den ich bishero nur auf die Probe gestellt –
 
Auch ich Herr Amtshauptmann, will den
mich so sehr liebenden Nardo, – den ich bishero nur
auf die Probe gestellt –
Amtshauptmann
 
Amts.
Gut, gut! ich verstehe euch. (zu Arminda) Heiraten Sie, Ritter, (zu Serpetta) und du nimm deinen getreuen Waffenträger – ich aber will dermalen, bis auf weitere Verordnung des Herrn Cupido, in statu quo verbleiben.
 
Gut gut! ich verstehe euch. Heyrathen sie
Ritter, und du nimm deinen getreuen Waffenträ=
ger – ich aber will dermalen, bis auf weitere Ver=
ordnung des Herrn Kupido, in statu quo verbleiben
 
 
Belfiore
 
Belf.
So ist es recht!
 
So ist es recht!
Ramiro
 
Ram.
(dem Arminda die Hand reicht)
 
(dem Arm die Hand reicht)
Nun bin ich zufrieden, und alle meine Wünsche sind erfüllt.
 
Nun
bin ich zu frieden, und alle meine Wünsche sind erfüllt.
Nardo
 
Nardo.
Trumpf aus! jetzt ist's gewonnen.
 
Trumpf aus! jetzt ist's gewonnen.
Amtshauptmann
 
Amt.
Genießet nun alle des Glückes, das euch die Liebe gewährt. Seid treu, beständig und einig. Wenn ich einst wieder einmal eine Sandrina finde, so werde auch ich mich dem Joche des Ehestandes gern unterwerfen.
 
Genießet nun alle des Glückes, daß euch die
Liebe gewährt. Seyd treu, beständig, und einig.
Wenn ich einst wieder einmal eine Sandrina finde, So
werde auch ich mich dem Joche des Ehestandes gern
unterwerffen.
Sandrina
 
Sand.
Sandrina wird Sie stets schätzen und verehren! und auch als Gräfin Onesti Ihrer Wohltaten und Ihres guten Herzens stets ingedenkt sein! so wie sie bittet, die aus Liebe verstellte Gärtnerin nicht zu vergessen.
 
Sandrina wird sie stets schätzen, und vereh=
ren! und auch als Gräfinn Onesti ihrer Wohlthaten, und
ihres guten Herzens stets ingedenkt seyn! so wie sie bittet
die aus Liebe verstellte Gärtnerinn nicht zu vergessen.
Chor
 
F
Chor
Alle
 
Alle
    Lieb und Treue hat gesieget.
 
    Lieb und Treue hat gesieget.
Lasst uns nun in Wonne leben!
 
Laßt uns nun in Wonne leben!
Wir sind glücklich und vergnüget,
 
Wir sind glücklich, und vergnüget,
lasst uns alle fröhlich sein.
 
Laßt uns alle frölich seyn.
Ende des Singspiels.
 
ENDE
Des Singspiels.