Kritische Edition des deutschen Libretto-Drucks Augsburg [1780]       Diplomatische Übertragung des deutschen Libretto-Drucks Augsburg [1780] 
DRITTER AUFZUG
 
F
Dritter Aufzug.
Saal.
 
Erster Auftritt
 
Erster Auftritt.
 
Saal.
Serpetta, Nardo.
 
Serpetta, Naedo.
Serpetta
 
Serp.
Höre, Nardo! itzt will ich einmal aufrichtig mit dir reden. Die Wahrheit zu sagen! gefallen hast du mir niemals, aber wer weiß –
 
Höre Nardo! jtzt will ich einmal aufrichtig
mit dir reden. Die Wahrheit zu sagen! gefallen hast
du mir niemals, aber wer weiß –
Nardo
 
Nardo.
Nu, mein Kind! bleibt mir einige Hoffnung?
 
Nu mein Kind! bleibt mir einige Hoffnung?
Serpetta
 
Serp.
Ja ja! hoffe nur! Nützt's nichts, so schadt's nichts!
 
Ja ja! hoffe nur! nützt's nichts, so schadts
nichts!
Nardo
 
Nardo.
Verflucht! dies gleichgültige Wesen bringt mich noch um meinen Verstand. Hast du denn kein einzigen süßen Blick, kein einzig süßes Wörtchen für mich?
 
Verflucht! dieß gleichgültige Weesen,
bringt mich noch um meinen Verstand. Hast du
denn kein einzigen süßen Blick, kein einzig süßes Wört=
chen für mich?
Serpetta
 
Serp.
Dermalen weder süß noch sauer: Tröste dich nur mit der Hoffnung.
 
Dermalen weder süß noch sauer tröste dich
nur mit der Hoffnung. (geht ab)
(geht ab)
 
Zweiter Auftritt
 
Zweyter Auftritt.
Nardo, Belfiore, hernach Sandrina.
 
Nardo, Belfiore, hernach Sandrina.
Nardo
 
Nardo.
(sieht ihr nach)
 
(sieht ihr nach)
Die stolze Bachstelze! Ich werde noch vor lauter Galle die Gelbsucht kriegen.
 
Die stolze Bachstelze
ich werde noch vor lauter Galle die Gelbsucht kriegen.
(will fort)
 
(Will fort)
Belfiore
 
Belf.
(ihm begegnend)
 
(Ihm begegnend)
He he! Wohin, wohin?
 
He he! wohin, wohin?
Nardo
 
Nardo.
Mit wem haben Sie es denn?
 
Mit wem haben sie es denn?
Belfiore
 
Belf.
 
Mit dir, mein Abgott! mein anders Ich!
 
Mit dir mein Abgott! mein anders Ich!
Nardo
 
Nardo.
(Der ist noch närrisch!)
 
Der ist noch närrisch!
Belfiore
 
Belf.
Liebstes Leben –
 
Liebstes Leben –
Nardo
 
Nardo.
 
Stille, stille!
 
Stille, stille!
Belfiore
 
Belf.
 
Holde Venus! hier ist dein getreuer Merkurius, gestiefelt und geflügelt.
 
Holde Venus! hier ist dein getreuer Merku=
rius, gestiefelt und geflügelt.
Nardo
 
FNardo.
(Verdammter Streich! Könnte ich doch nur entwischen.)
 
Verdammter Streich! könnte ich doch nur
entwischen.
Belfiore
 
Belf.
Ihr Götter!
 
Ihr Götter!
Nardo
 
Nardo.
Was gibt es?
 
Was giebt es?
Belfiore
 
Belf.
Ich habe meinen Stab im Himmel zurückgelassen.
 
Ich habe meinen Stab im Himmel zurückge=
lassen.
Nardo
 
Nardo.
Warten Sie, ich will ihn holen.
 
Warten sie ich will ihn holen.
Belfiore
 
Belf.
Bleib! ich muss selbst gehen. Du findest ihn nicht.
 
Bleib! ich muß selbst gehen. Du findest ihn
nicht. (Er geht eiligst ab, kömmt aber
gleich wieder.)
(Er geht eiligst ab, kömmt aber gleich wieder.)
 
Nardo
 
Nardo.
Wie froh bin ich, dass ich den Narren vom Hals habe.
 
Wie froh bin ich, daß ich den Narren
vom Hals habe. (Er will abgehen, ihm be=
gegnet Sandrina.)
(Er will abgehen, ihm begegnet Sandrina.)
 
Sandrina
 
Sand.
Wohin, Geliebter meines Herzens? Sieh deine getreue Erminia.
 
Wohin Geliebter meines Herzens? Sieh
deine getreue Erminia.
Nardo
 
Nardo.
(Zum Teufel! jetzt kömmt die auch.)
 
zum Teufel! jetzt kömmt die auch.
Sandrina
 
Sand.
Komm, lege dein Haupt sanft auf diesen Wasen.
 
Komm lege dein Haupt sanft auf diesen
Wasen.
Nardo
 
Nardo.
Gnädige Frau, besinnen Sie sich doch! Sehen Sie doch, mit wem Sie sprechen.
 
Gnädige Frau besinnen sie sich doch! sehen
sie doch mit wem sie sprechen.
Sandrina
 
Sand.
O ja, Geliebter! Ich kenne dich sehr gut! Du bist Céladon, mein getreuer Schäfer –
 
O ja Geliebter! ich kenne dich sehr gut!
du bist Celadon, mein getreuer Schäfer –
Nardo
 
Nardo.
Warum nicht gar Spitz, Ihr Pummerl!Hunderassen
 
Warum nicht gar Spiz, ihr Pummerl!
Sandrina
 
Sand.
Reiche mir deine Hand –
 
Reiche mir deine Hand –
Nardo
 
Nardo.
Hier ist sie –
 
Hier ist sie –
Sandrina
 
Sand.
Pfui, du hast dich nicht gewaschen.
 
Pfuy, du hast dich nicht gewaschen.
 
 
Nardo
 
Nardo.
(Zuletzt machen sie mich auch mit zum Narren. Ich muss sehen, dass ich mit guter Art loskomme.) (zu Belfiore) He! Herr Merkurius – (zu Sandrina) Madam Erminia! sehen Sie doch – da – dort – welche Wunderdinge – Sehen Sie nicht den Mond in seinem Harnisch daherziehen? – Jetzt greift er die Sonne an. Sehen Sie nicht, wie sie miteinander raufen – wie das Feuer davonfliegt, wie die Sternen zu Hülf' kommen, wie – wie – wie – Itzt zieh ich aus.
 
Zuletzt machen sie mich auch mit zum Nar=
ren. Ich muß sehen, daß ich mit guter Art loskomme.
He! Herr Merkurius – Madam Erminia! sehen sie
doch – da – dort – welche wunderdinge – sehen
sie nicht den Mond in seinem Harnisch daherziehen? –
jetzt greift er die Sonne an. sehen sie nicht, wie sie
mit einander raufen – wie das Feuer davon fliegt,
wie die Sternen zu hülf kommen, wie – wie – wie
itzt zieh ich aus
 
 
 
(Er läuft ab.)
 
(er läuft ab)
Sandrina
 
FSand.
(den Belfiore betrachtend)
 
(den Belf betrachtend)
Bist du Merkur?
 
bist du
Merkur?
Belfiore
 
Belf
Der bin ich! Und du Erminia?
 
Der bin ich! und du Erminia?
Sandrina
 
Sand.
Die bin ich.
 
Die bin ich
Belfiore
 
Belf.
So komme, lass uns in Himmel eilen – die Götter zu bitten, dass sie Sonn und Mond wieder miteinander aussöhnen.
 
So komme, laß uns in Himmel eilen – die
Götter zu bitten, daß sie Sonn und Mond wieder
miteinander aussöhnen.
Sandrina
 
Sand.
Mit Freuden! Dir folge ich überall.
 
Mit Freuden! dir folge ich überall.
Belfiore
 
Belf.
Nun so lass uns die Flügel ausspannen.
 
Nun so laß uns die Flügel ausspannen
(Sie laufen schnell, als ob sie flögen, ab.)
 
(Sie laufen schnell, als ob sie flögen, ab)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Dritter Auftritt
 
Dritter Auftritt
Der Amtshauptmann, hernach Serpetta.
 
Der Amtshauptmann hernach Serpetta.
Amtshauptmann
 
Amts
Ich habe die Sache in reifliche Erwägung gezogen. Ein Mann von Vernunft, ein Beschützer der Gesetze, ein iuris utriusque doctor kann nicht anders. Ich will all den Unfug, all den Lärmen mir vom Hals schaffen; der verrückte Graf kann mit seiner Narrheit hingehen, wo er hergekommen ist: Meine Nichte kann den Ritter Ramiro nehmen oder sich das Heiraten vergehen lassen! Und ich werde Sandrinen meine Hand reichen.
 
Ich habe die Sache in reifliche Erwegung
gezogen. Ein Mann von Vernunft, ein Beschützer der
Gesetze, ein Juris utriusque Doctor kann nicht anderst
Ich will all den Unfug, all den Lärmen mir vom Hals schaf=
fen; der Verrückte Graf kann mit seiner Narrheit hinge=
hen, wo er hergekommen ist: meine Nichte kann den
Ritter Ramiro nehmen, oder sich das Heyrathen verge=
hen lassen! und ich werde Sandrinen meine Hand reichen.
Serpetta
 
Serp.
(die ihn behorcht hat)
 
(die ihn behorcht hat)
O Sie haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
 
O sie haben die
Rechnung ohne den Wirth gemacht.
Amtshauptmann
 
Amts.
Ich mache die Rechnung, wie ich will. Aber Unverschämte, wer gibt dir das Recht, mich zu behorchen?
 
Ich mache die Rechnung wie ich will.
Aber Unverschämte wer giebt dir das Recht mich zu be=
horchen?
Serpetta
 
Serp.
Zörnen Sie, schelten Sie, so viel Sie wollen! Prüglen Sie mich sogar, wenn es Ihnen beliebt. Aber halten Sie Ihr Wort und erinnern Sie sich, dass Sie mir versprochen, mein Glück zu machen.
 
Zörnen sie, schelten sie, so viel sie wollen!
prüglen sie mich sogar, wenn es ihnen beliebt. Aber
halten sie ihr Wort und erinnern sie sich, daß sie mir
versprochen, mein Glück zu machen.
Amtshauptmann
 
Amts.
Tempora mutantur, et nos mutamur in illis.
 
Tempora mutantur, & nos mutamur in
illis.
Serpetta
 
Serp.
Brauchen Sie Ihre lateinische Brocken in der Gerichtsstube, mit mir reden Sie teutsch.
 
Brauchen sie ihre lateinische Brocken in der
Gerichtsstube mit mir reden sie teutsch.
Amtshauptmann
 
FAmts.
Ich habe schon ausgeredet.
 
Ich habe schon ausgeredet.
Serpetta
 
Serp.
Haben Sie mir nicht Liebe zugeschworen?
 
Haben sie mir nicht Liebe zu geschworen?
Amtshauptmann
 
Amts
Tempora mutantur!
 
Tempora mutantur!
Serpetta
 
Serp.
Haben Sie mir nicht die Ehe versprochen?
 
Haben sie mir nicht die Ehe versprochen?
Amtshauptmann
 
Amts.
Tempora mutantur!
 
Tempora mutantur!
Serpetta
 
Serp.
Hat mir nicht ein elendes Gärtnermädchen Ihr Herz geraubt?
 
Hat mir nicht ein elendes Gärtnermädchen
ihr Herz geraubt?
Amtshauptmann
 
Amts
Tempora mutantur!
 
Tempora mutantur!
Serpetta
 
Serp.
Verdammt sei Ihr Tempora mutantur! Antworten Sie mir deutsch! Haben Sie oder haben Sie nicht?
 
Verdamt sei ihr Tempora mutantur! ant=
worten sie mir deutsch! haben sie, oder haben sie nicht?
Amtshauptmann
 
Amts.
Habeo! Allein schämst du dich nicht, dich bei mir anzubettlen, mir deine Liebe aufzudringen? Pfui! ein junges Mädchen muss hübsch ehrbar sein und nicht so heißhungerig tun.
 
Habeo! allein schämst du dich nicht, dich
bey mir anzubettlen, mir deine Liebe aufzudringen?
pfuy! ein junges Mädchen muß hübsch ehrbar seyn,
und nicht so heishungerig thun.
Serpetta
 
Serp.
O wahrhaftig! das machen Sie gut! Warum soll ich nicht verliebt sein? Bin ich es denn allein? Ist es nicht Sandrina? Ist es nicht Ihre Nichte? Und sind es nicht viele hundert andere Mädchen auch? Aber ich sehe schon: Sie haben ein wankelmütiges Herz, und ich darf auf Ihre Treue nicht mehr zählen. Gut, es sei! Will mich der Peter nicht, so nimmt mich der Paul. Überbleiben werd ich doch gewiss nicht.
 
O wahrhaftig! das machen sie gut! warum
soll ich nicht verliebt seyn? bin ich es denn allein? ist
es nicht Sandrina? ist es nicht ihre Nichte? und sind
es nicht viele hundert andere Mädchen auch? aber ich
sehe schon: Sie haben ein wanckelmüthiges Herz, und
ich darf auf ihre Treue nicht mehr zehlen. Gut, es
sey! will mich der Peter nicht, so nimmt mich der Paul.
Ueberbleiben werd ich doch gewiß nicht.
(geht ab)
 
Vierter Auftritt
 
Vierter Auftritt
Der Amtshauptmann, hernach Arminda und Ramiro von verschiedenen Seiten.
 
Der Amtshauptmann, hernach Arminda,
und Ramiro von verschiedenen Seiten.
Amtshauptmann
 
Amts.
Seht mir doch einmal die unverschämte Plaudertasche! Wie weislich spricht Seneca in seinem Traktat von – – –
 
Seht mir doch einmal die Unverschämte
Plaudertasche! wie weislich spricht Seneca in seinem
Tracktat von – – –
Arminda
 
Arm.
Herr Oheim! ich warte nun nicht länger, ich muss heute noch mit dem Grafen verheuratet werden.
 
Herr Oheim! ich warte nun nicht länger,
ich muß heute noch mit dem Grafen verheurathet werden.
Amtshauptmann
 
Amts.
Gut, gut!
 
Gut gut!
Ramiro
 
Ram.
Herr Amtshauptmann! ich verlange, dass Sie mir heute noch Ihre Nichte zur Gemahlin geben.
 
Herr Amtshauptmann! ich verlange, daß
sie mir heute noch ihre Nichte zur Gemahlinn geben.
Amtshauptmann
 
FAmts.
Noch besser.
 
Noch besser.
Arminda
 
Arm.
Sehen Sie doch den Kummer Ihrer Nichte an.
 
Sehen sie doch den Kummer ihrer Nichte an.
Ramiro
 
Ram.
Achten Sie doch auf den Schmerz eines Freundes.
 
Achten sie doch auf den Schmertz eines
Freundes.
Amtshauptmann
 
Amts.
Nur gemach, gemach!
 
Nur gemach, gemach!
Arminda
 
Arm.
Der Ehekontrakt ist ja schon aufgesetzt.
 
Der Ehekontrackt ist ja schon aufgesetzt.
Ramiro
 
Ram.
Sie gaben mir ja Ihr Wort.
 
Sie gaben mir ja ihr Wort.
Amtshauptmann
 
Amts.
Nun das wird gut werden.
 
Nun das wird gut werden.
Arminda
 
Arm.
Glauben Sie gewiss! Der Graf – –
 
Glauben sie gewiß! der Graf – –
Ramiro
 
Ram.
Sein Sie sicher, Ihre Nichte –
 
Seyn sie sicher ihre Nichte –
Amtshauptmann
 
Amts.
O zum Teufel! gebt Euch doch zufrieden.
 
O zum Teufel! gebt euch doch zu frieden.
Arminda
 
Arm.
Sie müssen den Grafen zu seiner Pflicht weisen.
 
Sie müßen den Grafen zu seiner Pflicht
weißen.
Ramiro
 
Ram.
Sie müssen Ihre Nichte zwingen –
 
Sie müssen ihre Nichte zwingen –
Arminda
 
Arm.
Hören Sie nicht?
 
Hören sie nicht?
Ramiro
 
Ram.
Lassen Sie doch mit sich reden!
 
Lassen sie doch mit sich reden!
Arminda
 
Arm.
Hurtig!
 
Hurtig!
Ramiro
 
Ram.
Eine Antwort!
 
Eine Antwort;
Amtshauptmann
 
Amts.
(Das kann ich nicht aushalten.)
 
Das kann ich nicht aushalten.
(zu Ramiro)
 
    Nun, mein Herr, ich wollte sagen
 
    Nun mein Herr ich wollte sagen
dass die Sache – Geduld, nur sachte!
 
Daß die Sache, – Gedult nur sachte!
(zu Arminda)
 
Sie, mein Fräulein, ich kann nicht glauben –
 
Sie mein Fräulein ich kann nicht glauben
O so hören Sie mich an.
 
O so hören sie mich an.
(zu Ramiro)
 
    Meine Nichte wollt ich fragen –
 
Meine Nichte wollt ich fragen;
(zu Arminda)
 
Wenn der Graf nun Umständ machte,
 
Wenn der Graf nun Umständ machte?
wollten Sie mir doch erlauben –
 
Wollten sie mir doch erlauben;
Was zu tun in solchem Fall?
 
Was zu thun in solchem Fall?
Ach ich berste noch vor Gall!
 
Ach ich berste noch vor Gall!
(zu Ramiro und Arminda)
 
    Nehmen Sie nur, wie Sie schaffen,
 
Nehmen sie nur wie sie schaffen,
 
Sie die Nichte, Sie den Grafen,
 
Sie die Nichte, sie den Grafen.
nur lass man mich ungequält.
 
Nur laß mann mich ungequält
Solche Grobheit! pfui der Schande!
 
Solche Grobheit! pfuy der Schande!
Schickt sich die für Leut vom Stande?
 
Schickt sich die für Leut vom Stande
Lassen Sie nur mich in Ruh.
 
Lassen sie nur mich in Ruh.
(geht ab)
 
Fünfter Auftritt
 
F
Fünfter Auftritt.
Arminda, Ramiro.
 
Arminda Ramiro.
Arminda
 
Arm.
Ramiro! was warten Sie? Was können Sie von einem Frauenzimmer hoffen, dass Sie nicht liebt, dass Sie verachtet?
 
Ramiro! was warten sie? was können sie
von einem Frauenzimmer hoffen, daß sie nicht liebt,
daß sie verachtet
Ramiro
 
Ram.
Erinnern Sie sich doch meiner aufrichtigen Treue – Ihres Versprechens.
 
Erinnern sie sich doch meiner aufrichtigen
Treue, – ihres versprechens.
Arminda
 
Arm.
Die Zeiten sind vorbei; mein Herz kann Sie nicht mehr lieben. Folgen Sie meinem Rat: entfernen Sie sich und lernen Sie mich vergessen.
 
Die Zeiten sind vorbey; mein Herz kann sie
nicht mehr lieben. Folgen sie meinem Rath, entfernen
sie sich, und lernen sie mich vergessen. (sie geht ab)
(Sie geht ab.)
 
 
Ramiro
 
Ram.
Nun wohl, Grausame! ich will mich bemühen, deinen Willen zu tun. Ich will dich vergessen. Deine Undankbarkeit verdient Verachtung. Unwillen, Verdruss und Wut bestürmen mein Herz.
 
Nun wohl Grausame! ich will mich be=
mühen deinen Willen zu thun. Ich will dich verges=
sen Deine Undankbarkeit verdient Verachtung. Unwil=
len, Verdruß, und Wuth bestürmen mein Herz.
(geht ab)
 


Garten.
 
Sechster Auftritt
 
Sechster Auftritt.
 
Garten
Sandrina und Belfiore, auf verschiednen Seiten schlafend, erwachen.
 
Sandrina, und Belfiore, auf verschiednen
Seiten Schlafend, erwachen.
Sandrina
 
Sand.
 
Wo bin ich wohl?
 
Wo bin ich wohl?
Belfiore
 
Belf.
Wo mag ich wohl sein?
 
Wo mag ich wohl seyn?
Sandrina
 
Sand.
Es ist mir, als hätt ich hier geruhet.
 
Es ist mir als hätt ich hier geruhet.
Belfiore
 
Belf.
Mir scheint, ich hab geschlafen.
 
Mir scheint ich hab geschlaffen.
Sandrina
 
Sand.
Wie komm ich doch in diesen schönen angenehmen Garten?
 
Wie komm ich doch in diesen schönen ange=
nehmen Garten?
Wie ist das möglich?
 
Wie ist das möglich?
Belfiore
 
Belf.
Welch angenehme Gegend!
 
Welch angenehme Gegend!
Wer hat mich doch hieher gesetzt in diesen schönen Hain?
Träum ich oder wach ich?
 
Wer hat mich doch hieher gesetzt
In diesen schönen Hayn?
Träum ich oder wach ich?
Sandrina
 
Sand.
Ich bin ganz betäubt! Welch seltsame Täuschung!
 
Ich bin ganz betäubt! welch seltsame Täuschung!
 
Belfiore
 
FBelf.
Doch was erblick ich?
 
Doch was erblick ich?
Sandrina
 
Sand.
Was seh ich?
 
Was seh ich?
Belfiore
 
Belf.
 
O meine beste, meine Liebste!
 
O meine beste, meine Liebste!
Sandrina
 
Sand.
 
Zurücke!
 
Zurücke
Belfiore
 
Belf.
O weh!
 
O weh!
 
Sandrina
 
Sand.
Wen suchst du?
 
Wen suchst du?
Belfiore
 
Belf.
 
(Ach was sagt sie?)
 
Ach was sagt sie?
Bist denn du nicht Violante?
 
Bist denn du nicht Violante?
Sandrina
 
Sand.
Ja! ich bin Violante, doch
 
Ja! ich bin Violante, doch
suchst du deine Schöne,
 
sucht du deine Schöne
deine reizende Braut! Ich bin dieselbe nicht.
 
Deine reitzende Braut!
Ich bin dieselbe nicht.
Belfiore
 
Belf.
Ich beteure, beschwöre dich –
 
Ich betheure, beschwöre dich.
Sandrina
 
Sand.
O es sei ferne, dass ich es wagte,
 
O es sey ferne, daß ich es wagte
mit dieser würdigen Dame
 
Mit dieser würdigen Dame,
um so ein treues Herz zu streiten. In kurzer Zeit, bin ich des Amtmanns Frau.
 
Um so ein treues Herz zu streiten.
In kurzer Zeit, bin ich des Amtmans Frau.
Gehab dich wohl!
 
Gehab dich wohl!
(will fort)
 
(will fort)
Belfiore
 
Belf.
Höre mich! wo willst du hin?
 
Höre mich! wo willst du hin?
Soll ich in dem süßen Augenblicke,
 
Soll ich in dem süßen Augenblicke
in der seligen Stunde, da ich dich finde,
 
In der seligen Stunde, da ich dich
dich schon wieder verlieren? Nein, das geb ich nicht zu,
 
finde! dich schon wieder verlieren.
Nein das geb ich nicht zu,
du sollst mich nicht verlassen,
 
Du sollst mich nicht verlassen
sonst muss ich vor Schmerz und Verzweiflung erblassen.
 
Sonst muß ich vor Schmerz, und Verzweiflung
erblassen
    Du mich fliehen?
 
    Du mich fliehen,
 
(Hartes Geschicke!)
 
hartes Geschicke
Du, der Abgott meiner Liebe,
 
Du der Abgott meiner Liebe,
kennst du nicht die zarten Triebe?
 
Kennst du nicht die zarten Triebe?
Dieses Herz schlägt nur für dich.
 
Dieses Herz schlägt nur für dich.
Sandrina
 
Sand.
    Ja, ich fliehe deine Blicke!
 
Ja ich fliehe deine Blicke
Du verdienst nicht meine Liebe,
 
Du verdienst nicht meine Liebe
denn dein Herz nährt fremde Triebe,
 
Denn dein Herz nährt Fremde Trieb
ich muss ewig fliehen dich.
 
Ich muß ewig fliehen dich.
Belfiore
 
Belf.
    Also geh ich.
 
Also geh ich.
Sandrina
 
Sand.
Und ich eben.
 
Und ich eben.
Beide
 
FBeyde.
Doch was hemmet meine Schritt,
 
Doch was hemmet meine Schritt
warum wanket jeder Tritt?
 
Warum wanket jeder Tritt
Belfiore
 
Belf.
    Die Ehrfurcht zu beweisen,
 
Die Ehrfurcht zu beweißen
lass mich das Glück genießen,
 
Laß mich das Glück genießen
die schöne Hand zu küssen.
 
Die schöne Hand zu küssen.
Sandrina
 
Sand.
Ach! gehen Sie, Sie verschwenden
 
Ach! gehen sie, sie verschwenden
umsonst die Komplimenten.
 
Umsonst die Komplimenten.
Nichts will ich weiter wissen.
 
Nichts will ich weiter wissen.
Belfiore
 
Belf.
    Geduld! doch wer weiß,
 
Gedult! doch wer weiß,
ob wir uns wiedersehen.
 
ob wir uns wieder
sehen
Sandrina
 
Sand.
Denken Sie nicht daran!
 
Denken sie nicht daran
Dieses kann noch geschehen.
 
dieses kann noch geschehen
Beide
 
Beyde.
Nur herzhaft, nur entschlossen!
 
Nur herzhaft nur entschlossen!
Nur fort! nur fort von hier!
 
Nur fort! nur fort von hier!
(Sie gehen beide zu verschiednen Seiten bis an die Szene, dann bleiben sie stehen.)
 
(Sie gehen beyde zu verschiednen Seiten
bis an die Scene, dann bleiben sie stehen)
Belfiore
 
Belf.
(kömmt zurück)
 
    Wie, du rufst mich?
 
Wie du rufst mich? (kömmt zurück)
Sandrina
 
Sand.
Nein, mein Herr!
 
Nein mein Herr!
Sie gehn zurücke?
 
Sie gehn zurücke?
Belfiore
 
Belf.
(bleibt stehen)
 
(bleibt stehen)
Ich glaube nein!
 
Ich glaube nein!
Sandrina
 
Sand.
(kömmt zurück)
 
(kömmt zurück)
Er wird es schon näher geben.
 
Er wird es schon näher geben.
Belfiore
 
Belf.
Sie kann nicht mehr wiederstreben.
 
Sie kann nicht mehr wiederstreben.
Beide
 
Beyde.
Kaum ich mich noch halten kann.
 
Kaum ich mich noch halten kann:
 
Belfiore
 
Belf.
    Geh ich näher?
 
Geh ich näher?
Sandrina
 
Sand.
Ist es Anstand?
 
Ist es Anstand?
Belfiore
 
Belf.
Soll ich es wagen?
 
Soll ich es wagen?
Sandrina
 
Sand.
Doch der Wohlstand –
 
Doch der Wohlstand!
Belfiore
 
Belf.
Geh ich?
 
Geh ich?
Sandrina
 
Sand.
Bleib ich?
 
Bleib ich?
Beide
 
Beyde.
Was soll ich tun?
 
Was soll ich thun?
    O nicht wahr, ihr holde Seelen!
 
    O nicht wahr ihr holde Seelen.
wer der Liebe Macht empfunden,
 
Wer der Liebe macht Empfunden
kann ihr nicht mehr wiederstehen.
 
Kann ihr nicht mehr wiederstehen.
    Welche Freude, welch Entzücken!
 
Welche Freude welch Entzücken!
Deine Hand wird mich beglücken,
 
Deine Hand wird mich beglücken
alle Qualen sind verschwunden,
 
FAlle Quaalen sind verschwunden,
stets soll man mich fröhlich sehn.
 
Stets soll man mich frölich sehn.
(gehen ab)
 
Siebenter Auftritt
 
Siebenter Auftritt.
Der Amtshauptmann, Arminda, Ramiro, hernach Nardo, Serpetta, und bald darauf Sandrina und Belfiore.
 
Der Amtshauptmann, Arminda, Ramiro
hernach Nardo, Serpetta, und bald
darauf Sandrina und Belfiore.
Amtshauptmann
 
Amt.
Liebste Nichte! plagen Sie mich nicht länger. Was wollen Sie denn, dass ich bei solchen Umständen anfange?
 
Liebste Nichte! plagen sie mich nicht länger.
Was wollen sie denn, daß ich bey solchen Umständen
anfange?
Arminda
 
Arm
Sie sollen mir Gerechtigkeit verschaffen.
 
Sie sollen mir Gerechtigkeit verschaffen.
Amtshauptmann
 
Amts.
Aber wollen Sie denn einen Narren zum Manne nehmen?
 
Aber wollen sie denn einen Narren zum
Manne nehmen?
Arminda
 
Arm.
Narr oder gescheid, wenn er nur mein Mann wird.
 
Narr oder gescheid, wenn er nur mein
Mann wird.
Nardo
 
Nardo.
O Glücke über Glücke! unsere Närrchen sind wieder zu Verstand kommen und haben sich aufs Neue miteinander verlobt.
 
O Glücke über Glücke! unsere Närrchen
sind wieder zu Verstand kommen, und haben sich auf's
neue mit einander verlobt.
Amtshauptmann
 
Amts.
Was sagst du?
 
Was sagst du?
Arminda
 
Arm.
Der Verräter!
 
Der Verräther!
Serpetta
 
Serp.
Nun ist mir ein Stein vom Herzen.
 
Nun ist mir ein Stein vom Herzen.
Ramiro
 
Ram.
Und mir scheint wieder ein Strahl von Hoffnung –
 
Und mir scheint wieder ein Strahl von
Hoffnung –
Belfiore
 
Belf.
Hier sehen Sie allerseits meine Braut! die Gräfin Violante Onesti –
 
Hier sehen sie allerseits meine Braut! die
Gräfinn Violante Onesti –
Amtshauptmann
 
Amts.
So sind Sie es wirklich?
 
So sind sie es wirklich?
Sandrina
 
Sand.
Ganz gewiss! Sowohl der Graf als mein Diener hier, mit dem ich Namen und Stand verändert hatte, werden es bezeugen. Ich hätte mich schon eher entdeckt, aber ich wollte mich an einem vermeintlichen Treulosen ein wenig rächen.
 
Ganz gewiß! so wohl der Graf, als mein
Diener hier, mit dem ich Namen und Stand verändert
Fhatte, werden es bezeugen. ich hätte mich schon eher
entdeckt, aber ich wollte mich an einem vermeintlichen
Treulosen ein wenig rächen.
 
Arminda
 
Arm.
Gräfin! vergeben Sie mir, ich strebte nach Ihrem Leben.
 
Gräfinn! vergeben sie mir ich strebte nach
ihrem Leben.
Sandrina
 
Sand
Schenken Sie mir Ihre Freundschaft! und empfangen Sie mit diesem Kuss die Versicherung meiner Liebe.
 
Schenken sie mir ihre Freundschaft! und
empfangen sie mit diesem Kuß die Versicherung meiner
Liebe.
Arminda
 
Arm.
Herr Oheim! wenn es Ihnen gefällig wäre, so wollte ich nun Ihrem Rat folgen und meinen getreuen Ramiro –
 
Herr Oheim! wenn es ihnen gefällig wäre
so wollte ich nun ihrem Rath folgen, und meinen getreuen
Ramiro –
Serpetta
 
Serp.
Auch ich, Herr Amtshauptmann, will den mich so sehr liebenden Nardo – den ich bishero nur auf die Probe gestellt –
 
Auch ich Herr Amtshauptmann, will den
mich so sehr liebenden Nardo, – den ich bishero nur
auf die Probe gestellt –
Amtshauptmann
 
Amts.
Gut, gut! ich verstehe euch. (zu Arminda) Heiraten Sie, Ritter, (zu Serpetta) und du nimm deinen getreuen Waffenträger – ich aber will dermalen, bis auf weitere Verordnung des Herrn Cupido, in statu quo verbleiben.
 
Gut gut! ich verstehe euch. Heyrathen sie
Ritter, und du nimm deinen getreuen Waffenträ=
ger – ich aber will dermalen, bis auf weitere Ver=
ordnung des Herrn Kupido, in statu quo verbleiben
 
 
Belfiore
 
Belf.
So ist es recht!
 
So ist es recht!
Ramiro
 
Ram.
(dem Arminda die Hand reicht)
 
(dem Arm die Hand reicht)
Nun bin ich zufrieden, und alle meine Wünsche sind erfüllt.
 
Nun
bin ich zu frieden, und alle meine Wünsche sind erfüllt.
Nardo
 
Nardo.
Trumpf aus! jetzt ist's gewonnen.
 
Trumpf aus! jetzt ist's gewonnen.
Amtshauptmann
 
Amt.
Genießet nun alle des Glückes, das euch die Liebe gewährt. Seid treu, beständig und einig. Wenn ich einst wieder einmal eine Sandrina finde, so werde auch ich mich dem Joche des Ehestandes gern unterwerfen.
 
Genießet nun alle des Glückes, daß euch die
Liebe gewährt. Seyd treu, beständig, und einig.
Wenn ich einst wieder einmal eine Sandrina finde, So
werde auch ich mich dem Joche des Ehestandes gern
unterwerffen.
Sandrina
 
Sand.
Sandrina wird Sie stets schätzen und verehren! und auch als Gräfin Onesti Ihrer Wohltaten und Ihres guten Herzens stets ingedenkt sein! so wie sie bittet, die aus Liebe verstellte Gärtnerin nicht zu vergessen.
 
Sandrina wird sie stets schätzen, und vereh=
ren! und auch als Gräfinn Onesti ihrer Wohlthaten, und
ihres guten Herzens stets ingedenkt seyn! so wie sie bittet
die aus Liebe verstellte Gärtnerinn nicht zu vergessen.
Chor
 
F
Chor
Alle
 
Alle
    Lieb und Treue hat gesieget.
 
    Lieb und Treue hat gesieget.
Lasst uns nun in Wonne leben!
 
Laßt uns nun in Wonne leben!
Wir sind glücklich und vergnüget,
 
Wir sind glücklich, und vergnüget,
lasst uns alle fröhlich sein.
 
Laßt uns alle frölich seyn.
Ende des Singspiels.
 
ENDE
Des Singspiels.