CPY:Kritische Edition des vertonten Textes der Wiener Fassung       Diplomatische Übertragung des Autographs 
Erster Auftritt
 
Die Schaubühne ist ein Dorf mit der Aussicht ins Feld.
 
Bastienne allein.
 
No. 1 Aria
 
FAria. 1ma
Bastienne
 
Bastienne
    Mein liebster Freund hat mich verlassen,
 
mein liebster freund hat mich verlassen,
mit ihm ist Schlaf und Ruh dahin;Variante in den Textwiederholungen:
mit ihm ist Schlaf und Ruh dahin.
 
mit ihm ist schlaf und ruh dahin;
ich weiß vor Leid mich nicht zu fassen,
 
ich weis vor leid mich nicht zu fassen;
der Kummer schwächt mir Aug und Sinn.
 
der kummer schwächt mir aug und sinn.
Vor Gram und Schmerz
 
vor gram und schmerz
erstarrt das Herz
 
erstarrt daß herz,
und diese Not
 
und diese noht
bringt mir den Tod.
 
bringt mir den tod.
 
FAuftrit I:
 
bastienne allein:Die Seite mit dem Rezitativ trägt oben mittig einen Vermerk "Auftrit I:" von Mozarts Hand.
Recitativo
 
Du fliehest von mir, Bastien? Du verlässest deine Geliebte? Oh, das ist keine Art. Deine Treue gehöret mir. Ich habe dein Wort; und du vergisst dein Versprechen? Mein Bastien verlässt mich? Ich rufe ihn ohne Unterlass, aber vergebens. So oft ich an ihn denke, muss ich weinen; und ich denke an nichts als an ihn. Der Treulose! Um eines hübschern Gesichtes willen kehrt er mir den Rücken? O Schmerz! Arme Liebe … gute Nacht!
 
bastien du fliehst von mir
 
verlässest die geliebte?
 
war Je ein tÿgerthier
 
daß solchen greül verübte?
 
gehört nicht deine treü, und du,
 
nach so viel theüeren schwüren
 
nur bastienen zu?
 
kann dich mein leid nicht rühren?
 
Ò weh! ich ruff und schreÿ
 
beständig, doch vergebens,
 
bastien bleibt ungetreü,
 
mir droht daß Ende meines lebens
 
So oft ich an ihn denck, weint ihm mein auge thränen,
 
und stets denk ich an ihn,
 
und der treülose, giebt itzt einer fremden schönen,
 
die etwa schöner ist, statt mir sein herze hin.
 
ò schmerz! für meine zarten triebe,
 
auf Ewig gute nacht ò meine arme liebe.
No. 2 Aria
 
FAria 2da
Bastienne
 
Bastienne
    Ich gehe itzt auf die Weide,
 
ich gehe izt auf die weide
betaubt und ganz gedankenleer,
 
betaubt und ganz gedanken leer,
denn ich seh dort zur Freude
 
denn ich seh dort, zur freüdeich seh zu meiner freüde
nichts als mein Lämmerheer.
 
nichts, als mein lämmerheer,
Ach! ganz allein
 
ach! ganz allein
voller Pein
 
voller pein
stets zu sein,
 
stäts zu seÿn,
ist kein Spaß
 
ist kein spasbringt dem herz
im grünen Gras.
 
in grünen gras.nur qual und schmerzDer ursprüngliche Text der Wiener Fassung ist hier ungestrichen stehen geblieben.
Zweiter Auftritt
 
 
F
Bastienne, Colas.
 
(Colas kömmt von einem Hügel und spielet auf dem Dudelsacke.)
 
No. 4 Aria
 
F
Colas
 
Colas
    Befraget mich ein zartes Kind
 
befraget mich ein zartes kind
um das zukünft'ge Glücke,
 
um das zukünftgesein zukünftigs glücke,
les ich das Schicksal ihm geschwind
 
les ich das schicksal ihm geschwind
aus dem verliebten Blicke.
 
aus dem verliebten blicke
Ich seh, dass bloß des Liebsten Gunst
 
ich sehdase blos ders liebsten gunst
kann zum Vergnügen taugen;
 
kann zum vergnügen taugen;
und so steckt meine Zauberkunst
 
und so stegt meinewie leicht wird mir die zauberkunst
in zwei entflammten Augen.
 
inbeÿAn dieser Stelle enthält die Partitur 6 von Mozart selbst gestrichene Takte. Innerhalb dieser Takte steht der Text "in zweÿ entflamten augen." (korrigiert durch Streichung aus "in zweÿ entflamten augen") und "in zweÿ entflamten augen" (korrigiert durch Streichung aus "in zweÿ entflamten"). zweÿ entflammtenverliebten augen.
    Lisett schaut Petern seufzend an
 
und klagt, dass ihr was fehlet;
 
er lacht und schweigt, der Tumrian,
 
errät nicht, was sie quälet.
 
Ich sag ihm gleich: „Du kannst als Mann
 
vom Seufzen sie befreien."
 
Sie dankt; der Handel ist getan
 
ohn alle Hexereien.
 
Recitativo
 
F
Bastienne
 
bast:
Guten Morgen, Herr Colas! Wolltest du mir wohl einen Gefallen erweisen?
 
willkommen herr colas!
 
dürft' ich dich nicht waß bitten?
Colas
 
Col:
Ja, mit Freuden, mein Herzchen. Lass hören, was verlangst du von mir?
 
von herzen gern, nur sprich mein kind um waß?
Bastienne
 
Ich wünsche ein Mittel wider den Verdruss, der mich naget. Du als ein Zauberer kannst mir dasselbe ohnfehlbar erteilen.
 
Mein herz wird stets von lieb und gram bestritten
 
ach schaff als zauberer
 
für den verdruß,
 
der mich sonst tödten muß,
 
Ein sichres mittel her
 
du weist doch wohl ein solches mittel?
Colas
 
Ja, ganz gewiss. Du hättest dich an keinen Bessern wenden können. O potz Stern! Ich besitze wunderbare Geheimnisse, zwei schönen Augen gutes Glück zu prophezeien.
 
Ja ganz gewis mein Kindt
 
da gehst du gar nicht Fblind:
 
ich trage nicht umsonst als zauberer meinen tittel.
 
potz blitz! wen du erst weist
 
waß mein geheimnisvoller zaubergeist
 
für seltne wunder kann erwecken,
 
ich brauch so vielle mühe nicht,
 
verliebten blos aus dem gesicht
 
ihr ganzes glück, und unglück zu entdecken.
Bastienne
 
bast:
Aber, Herr Colas, ich habe kein Geld. Du musst dich schon mit diesen Ohrbuckeln befriedigen, die ich dir schenke. Sie sind von klarem Golde.
 
allein mein lieber hl: colas
 
es fehlt mir noch etwaß
 
ich hab kein geld dich zu belohnen:
 
drum nimm gleichwohl, für dein bemühn,
 
mein einziges geschmuck, die ohrenbuckeln hin.
Colas
 
col:
Geh, meine Tochter, mit deinen Ohrbuckeln.
 
mein herzchen! nein! damit must du mich schonen,
 
so geizig war ich nie
Bastienne
 
colBast:
Wie? du willst sie verschmähen?
 
wie, du verschmähest sie?
Colas
 
Bei einem so hübschen Kinde, wie du bist, nehme ich mit ein paar Busserln fürlieb.
 
ich mag dich nicht berauben,
 
nur ein paar mäülchen = = =
(Er will sie umarmen.)
 
Bastienne
 
bastien:
Nicht, nicht, Herr Colas! Alle meine Busserl sind für den Bastien aufgehoben. Sei so gut und erlaube, dass ich von meiner Heurat mit dir rede. Was ratest du mir? Soll ich sterben?
 
nein daß kann ich nicht erlauben
 
sie sind für bastien.
 
ach komm, laß uns vielmehr zur sache gehen
 
von meiner heÿraht Fsprechen
 
soll Eifer und verdrus,
 
den ich ertragen muß,
 
noch gar mein mattes herze brechen?
 
soll ich den sterben
Colas
 
Col:
Sterben, so jung? Ei beileibe nicht; das wäre ewig schade.
 
nein mein liebes kind,
 
so JaJung, und schön, daß wäre Ewig sünd.
Bastienne
 
bast:
Aber alle Leute sagen, dass mich Bastien verlassen hat.
 
doch saget Jederman
 
bastien hat mich verlassen
Colas
 
Col:
Ei, mach dir deswegen keinen Kummer.
 
eÿ, kehr dich nichts daran:
 
Er wird dich niemals hassen.
Bastienne
 
Bast:
Sollte es möglich sein? O Glück! So hält er mich noch für schön?
 
sols möglich seÿn, kömmt er zurück?
 
hält er mich noch für schön? ò glück!
Colas
 
Col:
Er liebt dich vom Grunde der Seele.
 
er liebet dich von grund der seele
Bastienne
 
bast:
Und doch ist er mir ungetreu?
 
doch ist er ungetreü und weis wie ich mich quäle.
Colas
 
Col:
Dein Bastien ist nur ein wenig flatterhaft. Sei ohne Sorgen, mein liebes Kind! Deine Schönheit hält ihn fest.
 
nicht ungetreü, nur etwaß flaterhaft.
 
Verlass dich, ohne gram, auf deiner schönheit Fkraft.
Bastienne
 
bast:
Aber wenn er einmal mein Mann werden sollte? Oh, zum Geier, so will ich mit keiner andern teilen, weißt du das?
 
Doch, wen uns einst die ehe verbindet
 
zum geÿer wen er mir die haut von kopfe schindet
 
ich leid ihm keine andre mehr
Colas
 
Col:
Sei ruhig! Dein geliebter Gegenstand ist gar nicht ungetreu. Er liebt nur den Aufputz.
 
seÿ ruhig eifre nicht so sehr
 
er wird dich treülich lieben
 
den aufputz liebt er halt
 
drum ward er durch gewalt
 
von schänckungen zum flatern angetrieben.
Bastienne
 
bast
Den Aufputz? Hat ihn wohl jemand besser ausstaffieret als ich?
 
Den aufputz hab ich ihn nicht selbst genug aus stafffieret
 
wer wars, der ihm zu hut, und staab
 
die golddurchwirkten bänder gab?
 
wer hat ihn, so wie ich,
 
daß ihm kein andrer schäffer glich,
 
mit blumen ausgezieret?Von Leopold Mozarts Hand folgt hier ein Vermerk "Seque l'aria.".
No. 5 Aria
 
FAria
Bastienne
 
Bastienne
    Wenn mein Bastien im Scherze
 
wen mein bastien im scherze;
mir ein Blümchen sonst entwand,
 
mir ein blümchen sonst entwandt,
drang mir selbst die Lust durchs Herze,
 
drang mir selbst die lust durchs herze,
die er bei dem Raub empfand.
 
die er beÿ dem raub empfand.
Warum wird er von Geschenken
 
warum wird er von geschenken
einer andern itzt geblendt?
 
einer andern izt geblendt?
Alles, was nur zu erdenken,
 
alles, was nur zu erdenken
ward ihm ja von mir gegönnt.
 
ward ihm Ja von mir gegönnt
MeiereienHier "Landgüter". Der Meier war der oberste Verwalter einer Gutswirtschaft. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 12, Leipzig 1885, Sp. 1904f. (Art. "MEIEREI")., Feld und Herden
 
maÿereÿen, feld, und heerden
bot ich ihm mit Freuden an;
 
both ich ihm mit freüden an;
itzt soll ich verachtet werden,Variante in den Textwiederholungen:
soll ich nun verachtet werden,
 
izt soll ich verachtet werden,
da ich ihm so viel getan?
 
da ich ihm so viell gethan
    Hat jemals am Kirchweihfeste
 
jemand so wie er gestutzt?
 
Sein Hut ward von mir aufs Beste
 
mit viel Maschen aufgeputzt.
 
Nie wird mich die Mühe reuen,
 
denn ich bin noch jetzt ihm hold.
 
Seine Flöten und Schalmeien
 
zierten Bänder voller Gold.
 
Ja, den Falschen recht zu schmücken,
 
ward mein Mieder nicht geschont;
 
und jetzt darf er mich berücken,
 
da ich ihn so wohl belohnt?
 
Revitativo
 
F
Colas
 
Col:Das ganze Rezitativ (bis einschließlich "doch hab ich sie veracht") steht auf der Vorderseite eines in die autographe Partitur eingefügten Blattes. Die Rückseite ist unbeschrieben. Das Blatt ist innerhalb der Arie No. 6 "würd ich auch, wie manche buhlerinnen …" nach deren erster Seite, die den Text bis einschließlich "fremder schmeicheleÿen niemahls" wiedergibt, eingefügt.
Oh, die Edelfrau vom Schlosse weiß ihn noch besser zu verpflichten. Um ihn an sich zu ziehen, erwidert sie seine Höflichkeiten mit den köstlichsten Geschenken. Kann es uns wohl an Liebhabern fehlen, wenn man die Gewogenheiten bezahlt?
 
ò deine wohlthat ist zar groß,
 
allein die Edelfrau von schloos
 
weis ihn weit besser zu verbinden:
 
durch schmäucheleÿ und ränke
 
kan er beÿ ihr die köstichsten geschenke,
 
mit leichter mühe finden.
 
was wunder! wen sie dir den bastien verführt?
 
du weist Ja daß der daum die ganze welt regiert.
 
bast:
 
Eÿ pfui, der wanckelmuth
 
muß mich nicht wenig schmerzen
 
daß steht für wahr nicht gut
 
mir strebte geld, und pracht
 
auch oft nach meinen herzen
 
doch hab ich sie verachtVon Leopold Mozarts Hand folgt hier ein Vermerk "Seque l'aria".
No. 6 Aria
 
FAria
Bastienne
 
Bastienne
    Würd ich auch, wie manche Buhlerinnen,
 
würd ich auch, wie manche buhlerinnen
fremder Schmeicheleien niemals satt,
 
fremder schmeicheleÿen niemahlsAn dieser Stelle ist in der autographen Partitur das Blatt mit dem Rezitativ "ò deine wohlthat ist zar [recte: zwar] groß, …" eingefügt. satt,
wollt ich mir ganz leicht das Herz gewinnen
 
wollt ich mir ganz leicht das herz gewinnen
von den schönsten Herren aus der Stadt.
 
von den schönsten herren aus der stadt;
Doch nur Bastien reizt meine Triebe
 
doch, nur bastien reizt meine triebe,
und mit Liebe
 
und, mit liebe
wird ein andrer nie belohnt.
 
wird ein andrer nie belohnt;
„Geht! geht! geht!“, sag ich, „geht! und lernt von meiner Jugend,
 
geht! geht! geht! sag ich, geht! und lernt von meiner Jugend:
dass die Tugend
 
daß die tugend
auch in Schäferhütten wohnt.“
 
nochauch in schäferhütten wohnt.
    Gegen Abend, nächst, ging bei dem Holze
 
ein vornehmer Junker auf mich los
 
und verhieß, mit größtem PrachtNoch bis Ende des 18. Jhdts. finden sich Belege für maskulines "Pracht"; das feminine Genus war aber schon längst vorherrschend. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 13, Leipzig 1889, Sp. 2042f. (Art. "PRACHT"). und Stolze
 
mich sogleich zu führen in sein Schloss.
 
Er versprach mir Gold und viele Taler,
 
doch dem Prahler
 
ward sein Wünschen schlecht belohnt.
 
„Geht!“, sagt ich, „und lernt von meiner Jugend,
 
dass die Tugend
 
noch in Schäferhütten wohnt.“
 
    „Schönstes Kind, Ihr seid recht zum Charmieren!“,
 
schwur mir ein geschmückter Herzensdieb,
 
„Kommt mit mir! Ihr sollt mein Haus regieren,
 
ich hab Euch mehr als mich selbstens lieb.“
 
Aber ich erkannte gleich den Schmeichler
 
und dem Heuchler
 
ward sein Hoffen nicht belohnt.
 
„Geht!“, sagt ich, „und lernt von meiner Jugend,
 
dass die Tugend
 
noch in Schäferhütten wohnt.“
 
Recitativo
 
F
Colas
 
Col:
Gib dich zufrieden! Ich bin Bürge für deinen Wetterhahn. Er wird zurückekehren, ich stehe dir dafür. Aber du musst dir eine andre Art angewöhnen. Du musst ein wenig arglistig, spaßhaft und leichtsinnig werden. Ein Liebhaber wird zur Beständigkeit nicht leichter als durch Scherz und Fopperei gebracht.
 
Nun gieb dich nur zufrieden;
 
Er kehret schon zurück zu dir:
 
ich steh dir gut dafür,
 
er ist gewis zum Manne dir beschieden.
 
doch brauch ein wenig list,
 
du must zum spaß leichtsinnig dich geberden,
 
und wie ers eben ist,
 
zum schein ihm untreu werden:
 
Denn scherz und schein betrug
 
wird dir am besten dienen,
 
den liebsten wieder zu gewinnen
Bastienne
 
bast:
Das wird schwer halten. Wenn ich ihn sehe, verliere ich gleich Sprache und Stimme. Ich schau nur, ob meine Ärmel weiß sind, ob das Krösel recht in die Falten gelegt und das Mieder gerad eingeschnüret ist, ob mein Rock sich wohl ausbreitet und ob Schuh und Strümpfe sauber sind.
 
ach! herr colas, ich bin Ja nicht verschmitzt genug:
 
ich seh ihn kaum; muß ich
 
für angst die sprach verlieren,
 
ich denk nur, wie ich mich
 
ihm reizend gnug kann zieren;
 
ich schau nur ob die ärmerl weit,schön,
 
und ob das krösel recht in falten lieget,
 
ob sich daß mieder gut zum schlanken leibe füget,
 
ob strümpf und schue recht sauber Fstehn,
 
und ob der nette rock sich hübsch um mich verbreitet.
Colas
 
Das taugt nichts, mein Kind. Einen Unbeständigen zurechte zu bringen, muss man selbst ein wenig flatterhaft scheinen. Man muss sich stellen, vor dem Liebsten zu fliehen, wenn man sich gleich herzlich nach ihm sehnt. Schau, das ist die rechte Art; so machen es die Damen in der Stadt.
 
Mein kind! dies nützet nicht,
 
hiedurch wird er zu seiner Pflicht,
 
und vorger treüe nicht geleitet.
 
Nein! stelle dich vielmehr,
 
als ob er dir zuwieder wär.
 
kurz flaterhaft must du ihm scheinen,
 
dann wird er sich gar bald mit dir vereinen;
 
Je mehr du ihn wirst fliehn;
 
wirst du ihn zu dir ziehn
 
Nimm drum nur witz und list zusammen,
 
und machs, wie in der stadt die damenVon Leopold Mozarts Hand folgt hier ein Vermerk "Seque l'aria".
No. 7 Duetto
 
FDuetto
(Bastienne und Colas)
 
bastiene und Colas.
Colas
 
Colas
    Auf den Rat, den ich gegeben,
 
auf den rath, den ich gegeben,
sei, mein Kind, mit Fleiß bedacht.
 
seÿ mein kind mit fleiß bedacht.
Bastienne
 
bastienne
Ja, ich werde mich bestreben,
 
Ja, ich werde mich bestreben,
dass man ihn zu Nutzen macht.
 
daß man ihn zu nuzen macht.Ja mein herr beÿ tag und nacht
Colas
 
Colas:
Wirst du mir auch dankbar leben?
 
wirst du mir auch dankbar leben?
Bastienne
 
Bastienne
Ja, mein Herr, bei Tag und Nacht.
 
Ja, mein herr, beÿ tag und nacht
Colas
 
Colas
O die Unschuld! Dir zum Glücke
 
o die unschuld! dir zum glücke,
meide itzt die finstern Blicke!
 
meide iezt die finstern blicke!
Nimm ein muntres Wesen an!Variante in den Textwiederholungen:
Nimm ein muntres Wesen an.
 
nimm ein muntres wesen an!
Bastienne
 
bast
Gut, ich tu, so viel ich kann.
 
gut, ich thu so viel ich kann.Ja mein herr so gut ich kanAn dieser Stelle stehen in der autographer Partitur 26 von Mozart gestrichene Takte. Sie enthalten folgende Textteile:
colas:
nimm ein muntres wesen an.
(Variante in den Textwiederholungen:
nimm ein muntres wesen an)
bastienne:
gut, ich thu, so viel ich kann
(Varianten in den Textwiederholungen:
gut, ich thu so viell ich kann.
gut, ich thu so viel ich kann
gut ich thu so viell ich kann)
Dritter Auftritt
 
Colas (allein).
 
Dialog
 
Dieses Liebhaber-Paar ist wahrlich ein rechtes Wunderwerk. Dergleichen Unschuld wird man schwerlich anderswo als auf dem Lande finden. In der Stadt ist man schon im WeisbändelBand, an dem Kinder geführt wurden. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 28, Leipzig 1955, Sp. 1011 (Art. "WEISBAND"). witziger und die Tochter weiß oft mehr als die Mutter. Doch da kömmt unser Liebhaber, dieser angenehme Gegenstand, welchen man den Junkern vorziehet. Ihr eingebildeten Herzensbezwinger! Ihr gespreizten Jungfernknechte! das ist eine treffliche Lektion für euch. Eure Schönen laufen den Bauern nach, da man euch, gnädige Herren, kaum über die Achsel anschauet.
 
Vierter Auftritt
 
Colas, Bastien.
 
No. 8 Aria
 
FAria
Bastien
 
Bastien
    Großen Dank dir abzustatten,
 
grossen dank dir abzustatten,
Herr Colas, ist meine Pflicht;
 
herr Colas, ist meine pflicht
du zerteilst des Zweifels Schatten
 
du zertheilst des zweifels schatten
durch den weisen Unterricht.
 
durch den weisen unterricht;
Ja, ich wähle die zum Gatten,
 
Ja, ich wähle die zum gatten,
die des Lebens Glück verspricht.
 
die des lebens glück verspricht.
In den angebotnen Schätzen
 
in den angebothnen schäzen
ist für mich kein wahr Ergötzen;
 
ist für mich kein wahr ergözen,
Bastiennes Lieblichkeit
 
bastienes lieblichkeit
macht mich mehr als Gold erfreut.
 
macht mich mehr, als gold, erfreüt.
Dialog
 
Colas
 
Es freuet mich, dass du endlich zu dir selber kommst; dass du der leeren Schmeicheleien satt bist und mein Zureden einmal stattfinden lässest"stattfinden lassen" bedeutet hier "erhören". Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 17, Leipzig 1919, Sp. 986 (Art. "STATT").. Doch du folgest meinem Rate zu spät; das Weinlesen ist schon vorbei.
 
Bastien
 
Wie? das Weinlesen ist vorbei? Was will das sagen?
 
Colas
 
Man hat dir den Abschied gegeben.
 
Bastien
 
Geh! du hast Lust, mich zu foppen. Meine Bastienne sollte mir ihr kleines liebes Herz entziehen? Nein, dazu ist sie zu zärtlich. Sie gibt es gewiss keinem andern.
 
Colas
 
Wenn sie es nicht gibt, so lässt sie sich's doch nehmen.
 
No. 9 Aria
 
FAria
Bastien
 
Bastien
    Geh! du sagst mir ein Fabel;
 
geh! du sagst mir eine fabel;
Bastienne trieget nicht.
 
bastienne trieget nicht.
Nein, sie ist kein falscher Schnabel,
 
nein, sie ist kein falscher schnabel,
welcher anders denkt als spricht.
 
welcher anders denkt, als spricht.
Wenn mein Mund sie herzig nennet,
 
wen mein mund sie herzig nennet,
hält sie mich gewiss für schön,
 
hält sie mich gewiß für schön,
und wenn sie vor Liebe brennet,
 
und wen sie vor liebe brennet,
muss die Glut von mir entstehn.
 
muß die glut von mir entstehn.
Dialog
 
Colas
 
Das kann sein; aber genug, dass deine Geliebte einen andern Anbeter hat. Er ist höflich, artig, reich und liebenswürdig.
 
Bastien
 
Ei der Henker! Wie sollte das zugegangen sein? Und woher weißt du das?
 
Colas
 
Aus meiner Kunst.
 
Bastien
 
Aus deiner Kunst?
 
Colas
 
Freilich.
 
Bastien
 
Soll ich es glauben? Ist das wahr?
 
Colas
 
Leider! es ist nur allzu wahr. Armer Nachbar! du wirst es schon erfahren.
 
Bastien
 
O potztausend! wie bin ich so unglücklich!
 
Colas
 
Da siehest du, dass es nicht allezeit gut ist, ein schöner Knabe zu sein. Man will Liebsten und Reichtümer, alles im Überflusse haben; und ein einziger guter Tag ziehet oft hundert böse nach sich.
 
Bastien
 
[502.Der Zufall ist schrecklich für mich. Ich bin CU533darüber aus mir selbst – – Liebster Herr Colas! weißt du kein Geheimnis, meine geliebte Bastienne wiederzubekommen?
 
Colas
 
Arme Kinder! ihr dauert mich. Ich sehe nichts lieber, als wenn die Leute gut miteinander verstanden sind. Warte einen Augenblick! Ich will mich in meinem Zauberbuche nach deinem Schicksale erkundigen.
 
(Er ziehet aus seinem Schnappsacke ein Buch hervor und machet im währenden Lesen allerhand Gaukeleien, worüber Bastien in Furcht gerät.)
 
No. 10 Aria
 
F
Colas
 
colas
    Diggi, daggi,
 
täzeldiggi, bräzeldaggi,
schuri, muri,
 
schoberschurrÿ, koberMurrÿ,
horum, harum,
 
indighorum, windigharum,
lirum, larum,
 
kufferlirum, pufferlarum,
Raudi, Maudi,
 
firfarRaudi, kirkarMaudi
giri! gari! pohito
 
hosper hiper ho hi to!giri! gari! posito
besti! basti! Saronfroh
 
mirlar bistan, li, la, lobesti! basti! Saronfroh
Fatto matto quid pro quo.
 
darlar buslanFatto Matto quid pro quo.
Dialog
 
Bastien
 
(furchtsam)
 
Ist die Hexerei zu Ende?
 
Colas
 
Ja, tritt nur näher! Tröste dich! Du wirst deine Schäferin wiedersehen.
 
Bastien
 
Aber darf ich sie auch anrühren?
 
Colas
 
Ohne Zweifel, wenn du kein Hackstock bist. Geh! und nimm dein wahres Glück besser in Acht als bisher.
 
Fünfter Auftritt
 
Bastien (allein).
 
No. 11 Aria
 
F
Bastien
 
    Meiner Liebste schöne Wangen
 
meiner liebste schöne wangen
will ich froh aufs Neue sehn:
 
will ich froh aufs neüe sehn:
Bloß ihr Reiz stillt mein Verlangen,
 
blos ihr reiz stillt mein verlangen,
Gold kann ich um sie verschmähn.
 
gold kan ich um sie verschmähn.
Weg mit Hoheit! weg mit Schätzen!
 
weg mit hoheit! weg mit schäzen!
Eure Pracht wirkt nicht bei mir;
 
eüre pracht wirckt nicht beÿ mir;
nur mein Mädchen kann ergötzen,
 
nur mein mädchen kann ergözen
hundertmal noch mehr als ihr.
 
hundertmal noch mehr als ihgihrHier, am Ende der Nummer, steht eine Dal-segno-Angabe von Leopold Mozarts Hand ("Da Capo dal Segno"), die auf Takt 9, in dem Bastiens Gesang einsetzt, zurückverweist.
Sechster Auftritt
 
Bastien, Bastienne.
 
Dialog
 
Bastien
 
Da ist sie … Soll ich ihre Blicke fliehen? … Nein, wenn ich davonlaufe, verliere ich sie ganz und gar.
 
Bastienne
 
Der Undankbare! Er hat mich gesehen. Ach! wie klopft mir das Herz.
 
Bastien
 
Potztausend! ich weiß nicht, was ich tun oder lassen soll.
 
Bastienne
 
O weh! ohne dran zu denken, komme ich ihm auf den Hals."auf den Hals kommen" bedeutet hier "jemandem begegnen und den Angetroffenen(!) dabei negativ überaschen". Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 10, Leipzig 1877, Sp. 251 (Art. "HALS").
 
Bastien
 
Es sei gewagt. Ich will frei mit ihr reden … Sieh da, bist du zugegen? Schau, ich bin auch da … Aber wie? Warum so beduft? Was fehlt dir? Was machst du für Gesichter?
 
Bastienne
 
Wer bist du? Geh! ich kenne dich nicht.
 
Bastien
 
Was sagst du! Ach, Bastienne, betrachte mich doch! Kennest du denn deinen Bastien nicht mehr?
 
Bastienne
 
Du wärest mein Bastien? O nein, der bist du nimmer.
 
No. 12 Aria
 
FAria
Bastienne
 
Bastienne
    Er war mir sonst treu und ergeben,
 
er war mir sonst treü und ergeben
mich liebte Bastien allein;
 
mich liebte bastièn allein,
mein Herze nur war sein Bestreben,
 
mein herze nur war seinnur war sein bestreben,
nur ich, sonst niemand, nahm ihn ein.
 
nur ich, sonst nahm ihn niemand einniemand nahm ihn Ein
Das schönste Bild gefiel ihm nicht,
 
daß schönste bild entzücktgefiel, ihnm nicht,
auf mich nur ward sein Blick gericht;
 
sein blick war blos auf mich gerichtauf mich nur ward sein blick gericht,
ich konnt vor andern allenVariante in den Textwiederholungen:
ich könnt vor andern allen
 
ich konnt vor andern allen
ihn reizen, ihm gefallen.
 
ihn reizen, ihm gefallen.
Auch Damen wurden nicht geschätzt,
 
auch Damen wurden nicht geschäzt,
die oft sein Blick in Glut gesetzt;
 
die oft sein blick in glut gesezt,
wenn sie Geschenke gaben,
 
wenn sie geschenke gaben,
musst ich dieselben haben.
 
so must ich solche habenmust ich die selben haben.
Mich liebte er, nur mich allein,
 
mich liebte bastien alleiner nur mich allein
doch nun will er sich andern weihn.
 
doch nun will er sich andern weihn.
Vergebens ist itzt meine Liebe;
 
vergebens ist izt meine liebe;
mein Liebster, der sich mir entreißt,
 
mein liebster, der sich mir entreist,
verbittert die sonst süßen Triebe
 
verbittert die sonst süssen triebe,
und wird ein Flattergeist.
 
und wird ein flattergeist.
Dialog
 
Bastien
 
Oh, ich sehe schon, was dich verdrießt. Du glaubest, ich habe mich verändert; allein du irrest. Es war ein kleiner Hexenschuss von einem gewissen Poltergeiste; aber der wackere Colas hat ihn schon vertrieben.
 
Bastienne
 
Leere Entschuldigung! Wenn du verhext warest, so bin ich verzaubert; und bei mir ist alle Kunst des guten Colas vergebens. Ja, Bastien, für ein Übel wie das meinige ist gar kein Mittel.
 
Bastien
 
Heurate! Der Ehestand heilet alle Zaubereien. Das beste Mittel ist ein Mann.
 
Bastienne
 
Ein trefflicher Rat! Der Ehestand für sich selbst macht schon lauter Sorgen. Kömmt vollends ein treuloser Mann dazu, so werden Not und Kummer unerträglich. Und das sollte ein Heilungsmittel sein? O pfui!
 
Bastien
 
Gut; weil du so eigensinnig bist, so tue, was du willst.
 
No. 13 Aria
 
FAriaAm unteren Rand des Blattes mit dem Beginn der Arie hat Leopold Mozart folgenden Vermerk eingetragen: "Diese aria hat zween Theile; ieder theil wird wiederhohlt. anfangs aber singt BastienN: 1.geh hin! etc. / beÿ der wiederhohlung aber singt BastienneN: 2Ich will etc." [Diese Arie hat zwei Teile; jeder Teil wird wiederholt. Anfangs aber singt Bastien No. 1 Geh hin! etc.. Bei der Wiederholung aber singt Bastienne No. 2 Ich will etc.].
1a
 
N: 1
Bastien
 
Bastien
    Geh hin!
 
geh hin!
geh hin! Dein Trotz soll mich nicht schrecken;
 
geh hin! dein troz soll mich nicht schrecken;
ich lauf aufs Schloss, das schwör ich dir,
 
ich lauf aufs schloss, daß schwör ich dir,
und will der Edelfrau entdecken,
 
und will der edelfrau entdecken:
mein Herz gehöre gänz'glich ihr.Variante in den Textwiederholungen:
mein Herz gehöre gänzlich ihr.
 
mein herz gehöre gänzglich ihr
Lässt sie wie sonst sich zärtlich finden,
 
läst sie, wie sonst, sich zärtlich finden sonst, sich zärtlich finden
will ich mich gleich mit ihr verbinden.
 
will ich mich gleich mit ihr verbinden.
2a
 
N: 2
Bastienne
 
Bastienne
    Ich will,
 
ich will
ich will mich in die Stadt begeben,
 
ich will mich in die statt begeben
Anbeter treff ich da leicht an;
 
anbether tref ich da leicht an
wie eine Dam will ich dort leben,
 
wie eine Dam will ich dort leben,
die hundert Herren fesslen kann.
 
die hundert herren fesslen kann
Und kann ich einen schönen finden,
 
und kann ich einen schonen finden
will ich mich gleich mit ihm verbinden.
 
will ich mich gleich mit ihm verbinden
1a
 
FN. 1.
Bastien
 
Bastienn
    Ich
 
ich
werd in Gold und Silber prahlen;
 
werd in gold und silber prahlen;
und eine Liebste voller Pracht
 
und eine liebste voller pracht,
wird die Gewogenheit bezahlen,
 
wird die gewogenheit bezahlen,
wodurch mein Blick sie glücklich macht.
 
wodurch mein blück sie glücklich macht.
Mir ihre Schätze zu verbinden,
 
mitmir ihre schäze zu verbinden
soll sie mich gar nicht spröde finden.
 
soll sie mich gar nicht spröde finden
2b
 
N: 2
Bastienne
 
Bastienne
    Den
 
den
Schönen sind die Kostbarkeiten
 
schönnen sind die kostbarkeiten
in Städten zu erwerben leicht;
 
in städten zu erwerben leicht;
es braucht, um selbe zu erbeuten,
 
es braucht, um selbe zu erbeüten,
nichts als dass man sich freundlich neigt.
 
die hundertnichts, als daß man sich freüdlich neigt.
Mir reiche Herren zu verbinden,
 
mir reiche herren zu verbinden,
soll man mich stets sehr höflich finden.
 
soll man mich stäts sehr höflich finden
Dialog
 
(Beide tun, als wollten sie fortgehen, kommen aber immer zurück.)
 
Bastienne
 
Siehe da! bist du noch hier? Ich dachte, du wärest schon über alle Berge.
 
Bastien
 
Ich bin eben im Begriffe, meinen Abmarsch zu nehmen.
 
Bastienne
 
Vermutlich kostet es dir wenig Mühe, mich zu fliehen, Treuloser!
 
Bastien
 
Vermutlich bist du sehr vergnügt, dass ich gefasst bin, fortzugehen?
 
Bastienne
 
Allerdings, mein Herr! sie können nach ihrem Belieben handeln.
 
Bastien
 
Ist das dein Ernst? … Geh! sag! Soll ich ich bleiben?
 
Bastienne
 
Ja … Nein, nein.
 
Dialog
 
FRecit:
Bastien
 
bastien
Dein Trotz vermehrt sich durch mein Leiden?
 
dein troz, vermehrt sich durch mein leiden?
Wohlan! den Augenblick
 
wohlan! den augenblick
hol ich, zu deinen Freuden,
 
hol ich, zu deinen freuden
mir Messer, Dolch und Strick …Variante in den Textwiederholungen:
ja, mir Messer, Dolch und Strick …
 
mir messer, dolch und strick…
Bastienne
 
bastienne
Viel Glück!
 
viel glück!
Bastien
 
bastien
Ich geh mich zu erhenken.
 
ich geh mich zu erhenken.
Viel Glück.
 
viel glück.
Ich lauf ohn alle Gnad,
 
ich lauf ohn alle gnad,
im Bach mich zu ertränken.
 
Im bach mich zu erträncken.
Bastienne
 
bastienne
Viel Glück, viel Glück zum kalten Bad!
 
viel glück, viel glück, zum kalten bad.
Dialog
 
Bastien
 
(für sich)
 
Und sollte ich wohl ein solcher Narr sein, mich ins Wasser zu sürzen?
 
Bastienne
 
Was ist's? Was hält dich denn auf?
 
Bastien
 
Nichts. Ich überlege nur, dass ich ein schlechter Schwimmer bin; und dann, dass ich vor meinem Ende noch mit dir reden muss.
 
Bastienne
 
Mit mir reden? Nein, ich höre dich nicht mehr.
 
No. 15 Duetto
 
FDuetto
Bastienne
 
bastienne
    Geh! geh! geh, Herz von FlandernHistorische Landschaft im äußersten Nordosten Frankreichs. Reimt wie hier häufig mit "andern" und verweist auf Treulosigkeit und Flatterhaftigkeit. Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 3, Leipzig 1962, Sp. 1722 (Art. "FLANDERN").!
 
geh! geh! geh, herz von flandern!
Such nur bei andern
 
such nur beÿ andern
zärtlich verliebt Gehör!
 
zärtlich verliebt gehör!
Denn dich lieb ich nicht mehr.
 
den dich lieb ich nicht mehr.
Bastien
 
bastièn.
Wohl, ich will sterben;
 
wohl ich will sterben;
denn zum Verderben
 
denn zum verderben
zeugt mir dein Hass die Spur:
 
zeügt mirzeugt mir dein haß die spur: zeügt mir dein haß die
Drum lass ich Dorf und Flur.
 
drum laß ich dorf und flur.
Bastienne
 
bastienne
Falscher! du fliehest?
 
falscher! du fliehest?
Bastien
 
bastièn.
Ja, wie du siehest.
 
ja wie du siehest.
Weil dich ein andrer nimmt,
 
weil dich ein andrer nimmt
ist schon mein Tod bestimmt.
 
ist schon mein tod bestimmt
Ich bin mir selbst zur Qual,
 
ich bin mir selbst zur quaal,
kein Knecht von dem Rival.
 
kein knecht von dem Rival.
Bastienne
 
bastienne
Bastien! Bastien!
 
bastien! bastien!
Bastien
 
bastièn.
Wie? du rufst mich?
 
wie? rufst dudu rufst mich?
Bastienne
 
bastienne
Du irrest dich.
 
du irrest dich
In deinem Blick
 
in deinem blick
wird nun mein Glück
 
wird nun mein glück
nicht mehr gefunden.
 
nicht mehr gefunden.
Bastien
 
bastièn.
Wo ist die süße Zeit,
 
wo ist die süsse zeit,
da dich mein Scherz erfreut?
 
da dich mein scherz erfreüt?
Beide
 
bastiennebastièn.
Sie ist anjetzt verschwunden.
 
sie ist anJeezt verschwunden.
Geh! geh! geh, falsche Seele!
 
geh! geh! geh falsche seele!
Fort! ich erwähle
 
fort! ich erwähle
für meine zarte Hand
 
für meine zarte hand
ein anders Eheband.
 
ein anders eheband.
Wechsel im Lieben
 
wechsel im lieben
tilgt das Betrüben
 
tilgt daß betrüben
und reizet, wie man sieht,
 
und reizet wie man sieht,
zur Lust den Appetit.
 
zur lust den appetit.
Bastien
 
bastièn.
Doch wenn du wolltest …
 
doch, wen du wolttest…
Bastienne
 
bastienne
Doch wenn du solltest …
 
doch wenn du solttest…
Bastien
 
bastièn.
Schatz mich noch nennen …
 
schaz mich noch nennen…
Bastienne
 
bastienne
dies Herz erkennen …
 
dieß herz erkennen…
Beide
 
bastiennebastièn.
wär meine Zärtlichkeit
 
wär meine zärtlichkeit
aufs Neue dir geweiht.
 
aufs neüe dir geweiht.
Bastien
 
bastièn.
Ich bliebe dein allein.
 
ich bliebe dein allein.
Bastienne
 
bastienne
Ich würde dein auf ewig sein.
 
ich würde dein auf ewig seÿn.
Bastien
 
bastièn.
Gib mir, zu meinem Glück,
 
gieb mir, zu meinem glück,
dein Herz zurück!
 
dein herz zurück
Umarme mich!
 
umarme mich
Nur dich lieb ich.
 
nur dich lieb ich
Bastienne
 
bastienne
O Lust, o Lust
 
o lust o lust
für die entflammte Brust!
 
für die entflamte brust
Beide
 
bastiennebastièn.
Komm! nimm aufs Neue
 
komm! nim aufs neüe
Neugung und Treue!
 
neügung und treüe!
Ich schwör dem Wechsel ab
 
ich schwör den wechsel ab.
und lieb dich bis ins Grab.
 
und lieb dich bis ins grab
Wir sind versöhnet.
 
wir sind versöhnet.
Die Liebe krönet
 
die liebe krö krönet
uns nach dem bangen Streit
 
uns nach dem bangen streit
durch treue Zärtlichkeit.Variante in den Textwiederholungen:
durch neue Zärtlichkeit.
 
durch treüe Zärtlichkeit.
Siebenter Auftritt
 
Colas, Bastienne, Bastien, Schäfer und Schäferinnen.
 
No. 16 Terzetto
 
F
Colas
 
Colas.
    Kinder! Kinder! seht, nach Sturm und Regen
 
kinder! kinder! seht nach sturm und regen.
wird ein schöner Tag gebracht;
 
wird ein schöner tag gebracht;
euer Glück soll nichts bewegen,
 
Eüer glück soll nichts bewegen,
dankt dies meiner Zaubermacht!
 
danckt dies meiner zaubermacht
Auf! auf! gebt euch die Hand!
 
auf! auf! gebt euch die hand!
Knüpft die Seelen und die Herzen!
 
knüpft die seelen und die herzen!
Nichts von Schmerzen
 
nichts von schmerzen
werd euch je bekannt.
 
werd eüch Je bekannt.
Bastienne, Bastien
 
Bastienne/Bastièn
    Lustig! lustig! preist die Zaubereien
 
lustig! lustig! preist die Zaubereÿen
von Colas, dem weisen Mann!
 
von colas, dem weisen mann!
Uns vom Kummer zu befreien,
 
uns vom kummer zu befreÿen.
hat er Wunder heut getan.
 
hat er wunder heüt gethan.
Auf! auf! stimmt sein Lob an!
 
auf! auf! stimmt sein lob an!
Er stift unsre Hochzeitfeier;
 
er stift unsre hochzeitfeÿer;
o zum Geier,
 
o zum geÿer,
welch trefflicher Mann.
 
welch trefflicher mann.
Bastienne, Bastien, Colas
 
Bastienne/BastiènColas.
Auf! auf! stimmt sein Lob an!
 
auf! auf! stimmt sein lob an.
Er stift diese Hochzeitfeier;
 
er stift diese hochzeitfeüer.
O zum Geier,
 
o zum geÿer
welch trefflicher Mann!
 
welch trefflicher mann